Pneumokokken-Impfung: Für wen sinnvoll?
Eine Pneumokokken-Impfung schützt vor schweren Infektionen mit Pneumokokken wie einer Lungenentzündung oder Hirnhautentzündung. Für wen eine Pneumokokken-Impfung sinnvoll ist, wie oft sie nötig ist und ab wann geimpft werden kann.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Pneumokokken-Impfung
Unter anderem können Pneumokokken Lungenentzündungen, Entzündungen der Nasennebenhöhlen, Mittelohrenentzündungen, Blutvergiftungen und Hirnhautentzündungen auslösen.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts empfiehlt die Pneumokokken-Impfung für alle Kinder bis zum 14. Lebensmonat. Impfen lassen sollten sich außerdem Menschen ab einem Lebensalter von 60 Jahren, Personen, deren Immunsystem durch angeborene oder erworbene Krankheiten geschwächt ist oder die beruflich Metallrauch ausgesetzt sind.
Säuglinge und Kleinkinder erhalten den Konjugatimpfstoff jeweils im Alter von zwei Monaten, vier Monaten und 11 bis 14 Monaten. Frühgeborene Kinder erhalten eine zusätzliche Impfung im Alter von drei Monaten.
Jugendliche, Erwachsene und ältere Kinder erhalten den Pneumokokken-Polysaccharid-Impfstoff (PPV), der nach ärztlicher Absprache im Abstand von mindestens sechs Jahren aufgefrischt wird.
Pneumokokken-Impfung: Vor welchen Krankheiten schützt sie?
Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae) sind Bakterien, die zur Gruppe der Streptokokken gehören. Besonders in Kindergärten oder anderen Einrichtungen, in denen Menschen auf engem Raum zusammentreffen, verbreiten sich Pneumokokken leicht.
Pneumokokken können verschiedene Krankheiten auslösen – insbesondere dann, wenn das Immunsystem geschwächt ist. Zu solchen Krankheiten gehören unter anderem:
- Lungenentzündung (Pneumonie)
- Entzündung der Nasennebenhöhlen (Sinusitis)
- Mittelohrentzündung (Otitis media)
- Blutvergiftung (Sepsis)
- Hirnhautentzündung (Meningitis)
Bei 4 bis 7 von 10 gesunden Menschen sind Pneumokokken in der Rachenschleimhaut vorhanden, führen jedoch nicht oder nur unter bestimmten Bedingungen zu einer Erkrankung.
Fachleute unterteilen die Bakterien in mehr als 90 Pneumokokken-Typen – die Pneumokokken-Impfung schützt gegen eine bestimmte Auswahl dieser Typen, die am häufigsten vorkommt.
Wer sollte sich gegen Pneumokokken impfen lassen?
Bei gesunden und jungen Menschen wehrt das Immunsystem eindringende Pneumokokken in der Regel erfolgreich ab.
Die Pneumokokken-Impfung soll besonders die Menschen schützen, deren Immunsystem sich nur schwer gegen die Bakterien wehren kann. Dazu gehören:
- Babys und Kleinkinder,
- ältere Menschen sowie
- Menschen, deren Immunsystem durch angeborene oder erworbene Krankheiten geschwächt ist.
Bei diesen Risikogruppen kann eine Infektion durch Pneumokokken zu Erkrankungen führen, die lebensbedrohlich verlaufen oder ernste Folgen nach sich ziehen können. So kann eine durch Pneumokokken ausgelöste Hirnhautentzündung (Meningitis) bei einigen der Betroffenen zu bleibenden Schäden führen.
Seit Einführung der Säuglingsimpfung gegen Pneumokokken im Jahr 2006 ist die Zahl der schweren Pneumokokken-Erkrankungen in allen Altersstufen deutlich zurückgegangen.
Empfehlungen der STIKO
Die Pneumokokken-Impfung zählt zu den sogenannten Standardimpfungen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts empfiehlt die Pneumokokken-Impfung für alle Kinder bis zum 14. Lebensmonat.
Darüber hinaus rät die STIKO allen Menschen zur Impfung, die
- älter als 60 Jahre sind,
- bestimmte anatomische Besonderheiten haben, etwa eine Liquorfistel (Öffnung der Liquorräume nach außen, z. B. im Rahmen einer Schädelverletzung) oder eine Innenohrprothese (Cochlea-Implantat),
- beruflich Metallrauch ausgesetzt sind (z. B. durch Tätigkeiten wie Schweißen oder Trennen von Metallen), da dies das Risiko für eine Pneumokokken-Infektion erhöht, oder
- anderweitig ein erhöhtes Risiko für eine Pneumokokken-Infektion haben.
Solche Risikofaktoren sind zum Beispiel:
- Knochenmarktransplantation oder Organtransplantation,
- HIV-Infektion,
- Funktionsstörungen der Milz,
- Sichelzellenanämie,
- chronisches Nierenversagen,
- chronische Leberschwäche
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
- Krankheiten der Atmungsorgane wie Asthma und COPD,
- Diabetes, der mit Medikamenten oder Insulin behandelt wird
- neurologische Erkrankungen
Welcher Pneumokokken-Impfstoff für Kinder und Erwachsene?
Es existieren zwei verschiedene Impfstoff-Arten gegen Pneumokokken:
- Konjugatimpfstoff
- Polysaccharid-Impfstoff
Konjugatimpfstoff gegen Pneumokokken
Kinder bis zum Alter von einschließlich vier Jahren bekommen den sogenannten Konjugatimpfstoff gegen Pneumokokken.
Es existieren zwei verschiedene Konjugatimpfstoffe, die vor zehn beziehungsweise 13 Pneumokokken-Typen- schützen, die in Europa 80 Prozent aller Pneumokokken-Infektionen bei Kindern unter fünf Jahren auslösen. Die Wirksamkeit der Impfstoffe ist allgemein anerkannt.
Bei einem Konjugatimpfstoff ist der Teil des Erregers, der die Antikörperbildung auslöst, an ein Eiweiß gebunden. Das Eiweiß ist eine Art Transportmittel, das eine verstärkte Immunreaktion auslöst. Der Impfstoff gilt als gut verträglich.
Polysaccharid-Impfstoff gegen Pneumokokken
Ältere Kinder und Erwachsene können mit einem Pneumokokken-Polysaccharid-Impfstoff (PPV) geimpft werden. Dieser bietet Schutz vor 23 Pneumokokken-Typen, die für bis zu 95 Prozent der Pneumokokken-Krankheiten verantwortlich sind. Der Impfstoff besteht aus den Zuckern der Bakterienhüllen.
Bei Kindern unter zwei Jahren löst dieser Impfstoff keine zureichende Immunantwort aus.
Wie oft ist eine Pneumokokken-Impfung nötig?
Wann und wie oft eine Pneumokokken-Impfung nötig ist, richtet sich nach der Personengruppe.
Standardimpfung für Kinder bis zum 24. Lebensmonat
Der Impfschutz gegen Pneumokokken sollte bei Babys und Kleinkindern so früh wie möglich gewährleistet werden. Seit August 2015 empfiehlt die Ständige Impfkommission drei Injektionen, die in die Muskulatur gespritzt werden. Dabei erfolgt
- die erste Impfung im Alter von zwei Monaten,
- die zweite Impfung im Alter von vier Monaten und
- die dritte Impfung im Alter von 11 bis 14 Monaten.
Mehr Impfungen bei frühgeborenen Kindern
Für frühgeborene Kinder gelten andere Empfehlungen: Sie bekommen im Alter von
- zwei,
- drei und
- vier Monaten je eine Impfung
- und erhalten im Alter von 11 bis 14 Monaten eine weitere Impfdosis.
Im Gegensatz zu anderen Kindern sind bei Frühgeborenem also vier Injektionen nötig.
Die Pneumokokken-Impfung findet in der Regel zusammen mit anderen Standardimpfungen statt. Auch Kinder, die älter als drei Monate sind, können geimpft werden. Je nach Alter und Hersteller des Impfstoffs reduziert sich dann entsprechend die Anzahl der Impfungen.
Kinder ab dem zweiten Lebensjahr, Jugendliche und Erwachsene
Personen ab dem 60. Lebensjahr sollten eine Impfung gegen Pneumokokken erhalten. Die STIKO hält nach dieser Grundimmunisierung außerdem eine Auffrischungsimpfung im Abstand von mindestens sechs Jahren für sinnvoll. Eine generelle Empfehlung für die Auffrischung gibt es jedoch nicht, weil der Impfstoff dafür derzeit nicht zugelassen ist. Die*der Ärztin*Arzt entscheidet daher individuell nach Gesundheitszustand der Person über die erneute Impfung.
Auch jüngere Menschen, deren Risiko für eine schwere Pneumokokken-Erkrankung erhöht ist, sollten die Impfung nach ärztlicher Absprache regelmäßig wiederholen, also ihren Impfschutz auffrischen. Hierzu zählen etwa Personen mit Immundefekten oder chronischen Nierenerkrankungen. Teilweise wird für sie auch eine zusätzliche Impfung mit einem weiteren Pneumokokken-Impfstoff empfohlen.
Pneumokokken-Impfung: Nebenwirkungen
Wie jede Impfung kann auch eine Pneumokokken-Impfung mit Nebenwirkungen verbunden sein.
Impfung mit Konjugatimpfstoff
Babys und kleine Kinder bis zum Alter von einschließlich vier Jahre erhalten den Konjugatimpfstoff.
Nebenwirkungen können in der Regel innerhalb der ersten drei Tage auftreten.
So kann die Einstichstelle
- schmerzen,
- druckempfindlich sein,
- anschwellen und
- sich röten.
Dabei handelt es sich um normale Reaktionen, die Anzeichen dafür sind, dass sich der Organismus mit dem Impfstoff auseinandersetzt.
Weitere Nebenwirkungen können
- Fieber,
- Gereiztheit und
- erhöhtes Schlafbedürfnis sein.
Manche Babys schlafen nach der Pneumokokken-Impfung aber auch unruhig oder haben Magen-Darm-Beschwerden. Bis auf seltene allergische Reaktionen, die in der Regel ohne Folgen bleiben, sind keine Komplikationen bekannt. Laut der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts kann der Konjugatimpfstoff deshalb bedenkenlos verwendet werden.
Impfung mit Polysaccharid-Impfstoff
Jugendliche, Erwachsene und ältere Kinder erhalten häufig den 23-valenten Pneumokokken-Polysaccharid-Impfstoff (PPV). Bei der ersten Impfung mit PPV können innerhalb der ersten drei Tage folgende Nebenwirkungen auftreten:
- Die Impfstelle schmerzt leicht, ist gerötet und schwillt an.
- Die Lymphknoten können geschwollen sein.
- Selten treten Beschwerden wie Fieber, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Muskelschmerzen und Gelenkschmerzen auf.
Die Nebenwirkungen sind in der Regel folgenlos und klingen rasch wieder ab. Nur in seltenen Fällen können Überempfindlichkeitsreaktionen (z. B. allergische Reaktionen) auftreten.
Eine Auffrischung mit dem Polysaccharid-Impfstoff kommt etwa für Menschen mit angeborenen und erworbenen Immundefekten sowie chronisch Nierenerkrankte infrage. Insbesondere, wenn die Auffrischung früher erfolgt als empfohlen, können nach einer Auffrischungsimpfung starke Reaktionen an der Stelle, an der der Impfstoff gespritzt wurde, auftreten.
Aus diesem Grund sollte die*der Ärztin*Arzt gemeinsam mit den Betroffenen Nutzen und Risiken genau abwägen und besprechen, inwieweit eine Wiederholungsimpfung im jeweiligen Einzelfall empfehlenswert ist.