Frau nimmt Antibiotikum ein
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Antibiotika: Wirkung und Nebenwirkungen

Von: Miriam Funk (Medizinredakteurin und Redaktionsleitung)
Letzte Aktualisierung: 21.02.2024

Antibiotika sind wichtige Medikamente gegen bakterielle Infektionen. Wann sie eingesetzt werden, wie sie wirken, welche Nebenwirkungen auftreten können und wie Resistenzen vermieden werden.  

FAQ: Die häufigsten Fragen zu Antibiotika

Antibiotika wirken normalerweise innerhalb weniger Stunden. Eine Besserung der Symptome tritt meist nach ein bis zwei Tagen ein.

Wurde eine Dosis des Antibiotikums vergessen, wird die Einnahme normal fortgesetzt. Keinesfalls sollten dann beim nächsten Mal zwei Tabletten eingenommen werden. In der Packungsbeilage finden sich meist Hinweise, was bei dem speziellen Medikament zu tun ist, wenn eine Tablette nicht eingenommen wurde.

Diese Frage kann nicht pauschal beantwortet werden. Die Dauer der Einnahme sollte immer nach ärztlicher Verordnung erfolgen und nicht eigenständig vorzeitig abgebrochen werden.

Während einer Antibiotikatherapie können bedenkenlos zusätzlich Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen eingenommen werden, um vorhandene Schmerzen zu lindern.

Wenn es notwendig ist, können nach Risiko-Nutzen-Abwägung auch Antibiotika in der Schwangerschaft eingenommen werden. Am besten untersucht und geeignet sind:

Was sind Antibiotika?

Der Name "Antibiotika" leitet sich von "anti" = griechisch für "gegen" und "bios" = griechisch für "Leben" ab. Die Gruppe der Antibiotika umfasst Substanzen, welche hauptsächlich zur Bekämpfung von bakteriellen Infektionskrankheiten eingesetzt werden. Sie hemmen das Wachstum von Bakterien und töten sie teilweise auch ab. Es gibt verschiedene Gruppen von Antibiotika, die jeweils auch etwas unterschiedlich wirken.

Die meisten Antibiotika werden als Tabletten eingenommen, gespritzt oder per Infusion verabreicht und wirken so auf den ganzen Körper. Lokalantibiotika sind zur äußerlichen Behandlung oberflächlicher Infektionen der Haut und Schleimhaut geeignet.

Nebenwirkungen von Antibiotika

Die Nebenwirkungen von Antibiotika können sich je nach Wirkstoff unterscheiden. Allgemein sind sie jedoch gut verträglich. Mögliche Nebenwirkungen sind:

Da durch Antibiotika nicht nur die Krankheitserreger, sondern auch andere Mikroorganismen, vor allem im Darm und der Haut, abgetötet werden, kann das Gleichgewicht des Mikrobioms (alle Mikroorganismen im Körper) gestört werden. In der Folge dauert es drei bis sechs Monate, bis sich dies wieder normalisiert. Zum Darmaufbau nach einer Behandlung mit Antibiotika können Probiotika eingenommen werden. Entsprechende Präparate sind in Apotheken erhältlich.

Antibiotikaresistenz

Wenn Bakterien unempfindlich gegen Antibiotika werden, sprechen Fachleute von einer Antibiotikaresistenz. Die Arzneimittel wirken dann nicht mehr. Resistenzen entstehen vor allem, wenn Antibiotika zu häufig, zu kurz oder zu niedrig dosiert oder falsch eingesetzt werden, beispielsweise bei Virus-Infekten.

Krankheiten sind dann schwerer zu behandeln und dauern länger. Mitunter können eigentlich gut behandelbare Infekte lebensbedrohlich werden. Allerdings stehen oft sogenannte Reserveantibiotika zur Behandlung zur Verfügung.

Anwendungsgebiete von Antibiotika

Antibiotika werden zur Behandlung von Infekten eingesetzt, die durch Bakterien verursacht werden. Gegen Viren helfen sie nicht. Beispiele für bakterielle Infektionskrankheiten, bei denen häufig ein Antibiotikum eingesetzt wird, sind:

Folgende Infektion werden häufig von Bakterien ausgelöst, können aber auch durch Viren verursacht sein:

Im Zweifel sollte der Erreger bestimmt werden, bevor eine Antibiotika-Therapie erfolgt (Antibiogramm). In Deutschland werden mehr Antibiotika als nötig verschrieben, da in der Praxis nur in seltenen Fällen ein Antibiogramm durchgeführt wird.

Weitere Anwendungsgebiete sind:

  • Einsatz als Immunsuppressiva
  • Einsatz als Zytostatika (bei Krebserkrankungen)
  • Prophylaktisch: Vor oder nach einer Operation kann die Gabe von Antibiotika erfolgen, um Infektionen zu verhindern. Auch bei schwangeren Frauen mit Blasensprung wird es manchmal prophylaktisch verabreicht.

Wirkung und Dauer der Anwendung von Antibiotika

Antibiotika wirken, indem sie Bakterien an der Vermehrung hemmen (bakteriostatisch). Manche Wirkstoffe töten sie zudem ab (bakterizid). Sie schaffen dies, indem sie verschiedene Prozesse im Körper unterbinden. Antibiotika sind eigentlich Stoffwechsel­pro­dukte von Schimmel­pilzen, Bakteri­en und anderen Organismen, die auch syn­the­tisch hergestellt werden können.

Tabelle verschiedener Antibiotikaklassen mit Beispielen nach Wirkung:

Bakterizide WirkungBakteriostatische Wirkung
Beta-Laktame (wie Penicillin, Carbapeneme, Cephalosporin)Sulfonamide (wie Sulfanilamid)
Aminoglykoside (wie Streptomycin)Tetracycline (wie Tetracyclin)
Glykopeptid-Antibiotika (wie Vancomycin)Makrolide (wie Azithromycin)
Ansamycine (wie Rifamycin)Oxazolidinone (wie Linezolid)
Streptogramine (wie Pristinamycin)Chloramphenicol
Lipopeptide (wie Daptomycin) 
Chinolone (wie Ciprofloxacin) 

 

Dauer der Anwendung von Antibiotika

Inzwischen gilt für die Dauer der Einnahme: So kurz wie möglich, so lange wie nötig. Im individuellen Fall entscheidet dies der*die Arzt*Ärztin. Werden Antibiotika zu früh abgesetzt, besteht das Risiko von Resistenzen.

Wechselwirkungen von Antibiotika

Bei den verschiedenen Antibiotika gibt es unterschiedliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, die der jeweiligen Packungsbeilage entnommen werden können.

Antibiotika und Pille

Durch Antibiotika kann die Wirksamkeit der Pille herabgesetzt werden. Außerdem können Nebenwirkungen wie Durchfall dafür sorgen, dass die empfängnisverhütende Wirkung nicht mehr ausreichend vorhanden ist. Frauen, die keinesfalls schwanger werden möchten, sollten deshalb im Zyklus der Antibiotika-Anwendung mit ihrem Partner unbedingt anderweitig verhüten.

Wann darf Antibiotika nicht eingenommen werden?

Je nach Arzneimittel liegen unterschiedliche Kontraindikationen vor. Infrage kommen:

  • bekannte Allergien, beispielsweise gegen Penicillin oder andere Inhaltsstoffe
  • Fluorchinolone: schwere Leber- und Nierenerkrankungen, Epilepsie, Herzrhythmusstörungen, Schwangerschaft und Stillzeit, Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren
  • Clindamycin: Nierenfunktionsstörungen, schweren Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, Myasthenia gravis, Neugeborene, Schwangere und Stillzeit
  • Doxycyclin: schwere Leber- und Nierenerkrankungen, Kinder unter 8 Jahre
  • Makrolide: Herzrhythmusstörungen, schwere Leber- und Nierenerkrankungen

Ein Antibiotikum sollte immer nur auf ärztliche Anordnung eingenommen werden.