Allylamine

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 18.09.2007

auch bezeichnet als:
Squalenepoxidase-Hemmer; Squalenepoxidase-Inhibitoren

Wirkstoffe

Folgende Wirkstoffe sind der Wirkstoffgruppe "Allylamine" zugeordnet

Anwendungsgebiete dieser Wirkstoffgruppe

Allylamine sind Arzneistoffe zur Bekämpfung von Pilzinfektionen der Haut und der Nägel. Diese können durch Dermatophyten (Pilze, die sich in den äußeren Hautschichten, in Haaren und Nägeln ansiedeln), Hefe- oder Schimmelpilze verursacht werden.

Allylamine eignen sich auch als Kombinationspartner zur Behandlung von so genannten Mischinfektionen. Um eine Mischinfektion handelt es sich, wenn zum Beispiel zur Pilzinfektion noch Bakterienbefall hinzukommt. In einem solchen Fall würde das Pilzmittel zusammen mit einem Antibiotikum gegeben.

Folgende Unterschiede gibt es:
  • Medikamente mit dem Wirkstoff Naftifin kommen ausschließlich äußerlich (als Creme, Gel oder Lösung) zur Behandlung von Haut- und Nagelpilzen zum Einsatz.
  • Der Wirkstoff Terbinafin kann dagegen (bei schweren Hautinfektionen) auch innerlich als Tablette angewendet werden, wenn eine äußerliche Behandlung nicht ausreicht. Mit Terbinafin können selbst bei sonst schwer behandelbaren Nagelpilzen gute Erfolge erzielt werden.


Wirkung

Die Zellwand von Pilzen besteht aus Vielfachzuckern und Chitin, dem Baustoff der Insektenpanzer. Die innerhalb der Zellwand gelegene Zellmembran der Pilze enthält als wichtigsten Bestandteil Ergosterol. Darin unterscheidet sich die Zellmembran der Pilze von der des Menschen, die Cholesterin enthält.

Die Pilze erzeugen das für die Zellmembran wichtige Ergosterol schrittweise aus dem Stoff Squalen. Alle heutigen Mittel gegen Pilze greifen an dieser schrittweisen Herstellung des Ergosterols an. So hemmen die Allylamine das Enzym Squalenepoxidase, welches den Ausgangsstoff Squalen in Epoxysqualen umwandelt. Die Hemmung der Squalenepoxidase führt zum Abbruch des Ergosterolaufbaus schon im ersten Schritt. Dadurch dass sich der nicht weiter umgebaute Ausgangsstoff (das Squalen) im Pilz anreichert, werden Dermatophyten von Allylaminen abgetötet (fungizide Wirkung). Bei Hefepilzen erreichen Allylamine dagegen überwiegend nur eine Wachstumshemmung (fungistatische Wirkung). Bestimmte Hefepilzsorten (wie Candida albicans, Candida glabrata und Candida tropicalis) reagieren nicht gegenüber Allylaminen, sie zeigen Resistenz. In solchen Fällen kombiniert man die Allylamine daher mit Pilzmitteln, welche an anderen Stellen des Ergosterolaufbaus hemmend wirken.

Allylamine reichern sich in hohen Konzentrationen in Haut, Haaren und Nägeln an.

Folgende Unterschiede sind zu beachten:
  • Der Wirkstoff Naftifin kann nur äußerlich angewendet werden, weil er sofort nach der Einnahme im Magen-Darm-Trakt abgebaut und somit unwirksam gemacht wird. Eine wirksame Konzentration im Blut wird mit Naftifin nicht erreicht.
  • Der Wirkstoff Terbinafin wird größtenteils aus dem Magen-Darm-Trakt in den Körper aufgenommen. Zwar wird auch er rasch abgebaut, doch genügt die erreichte Wirkstoffkonzentration im Blut, um Nagelpilzinfekte zu bekämpfen. Auch schwere, ansonsten nicht behandelbare Pilzinfektionen durch Dermatophyten können mit Terbinafin wirksam von innen behandelt werden.
  • Terbinafin wirkt fast ausschließlich gegen Dermatophyten, Naftifin auch gegen Hefen (gegen diese allerdings schwächer). Naftifin zeigt außerdem eine entzündungshemmende Wirkung.