Verapamil + Chinidin
Allgemeines
Die Wirkstoffkombination aus Verapamil + Chinidin wird bei der Behandlung von Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern und Vorhofflattern) eingesetzt, wenn Maßnahmen wie Elektrotherapie (Kardioversion) nicht zum Einsatz kommen können.
Welchen Zwecken dient diese Wirkstoffkombination?
- Herzrhythmusstörungen behandeln
- dauerhaftem Vorhofflimmern vorbeugen
- Herz entlasten
Gegenanzeigen
Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Verapamil + Chinidin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wann dürfen Verapamil + Chinidin nicht verwendet werden?
Verapamil + Chinidin darf nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegen einen der Wirkstoffe. Gleiches gilt bei Herz-Kreislauf-Schock, bei akutem Herzinfarkt (und drei Monate danach) mit weiteren Komplikationen (wie Herzschlagverlangsamung und Blutdruckerniedrigung), ausgeprägten Reizleitungsstörungen am Herzen, Reizüberleitungsstörungen am Sinusknoten (Sinusknotensyndrom) und bei Herzmuskelschwäche.
Bei zu niedrigem Kalium- oder Magnesiumspiegel im Blut darf die Wirkstoffkombination ebenfalls nicht angewendet werden. Gleiches gilt bei Blutgerinnseln im Herzvorhof, unbeständiger Herzenge (Angina Pectoris), operationsbedürftigem Herzfehler, Herzklappenfehler, Herzinnenhautentzündung, Herzmuskelentzündung, sehr hoher Schlagfrequenz der Herzvorhöfe und bei erhöhtem Risiko, ein Herzkammerrasen (Kammertachykardie) auszulösen. Ebenso ist bei Herzkammerflattern oder -flimmern und Herzschlagverlangsamung die Anwendung von Verapamil + Chinidin untersagt.
Bei gleichzeitiger Behandlung mit Beta-Blockern über die Vene oder mit anderen Wirkstoffen gegen Herzrhythmusstörungen ist ebenso von einer Anwendung abzusehen. Das gilt auch bei Überdosierung von Digitalis (Wirkstoff gegen Herzmuskelschwäche).
Ferner darf Verapamil + Chinidin nicht eingesetzt werden bei entgleister Herzmuskelschwäche, eingeschränkter Herzfunktion, drei Monate nach einer Herzoperation sowie bei zu niedrigem Blutdruck.
Außerdem verbietet sich eine Anwendung bei bestimmten Muskelschwächeerkrankungen wie Myasthenia gravis und bei einer Blutplättchenverminderung.
Bei leichteren Reizleitungsstörungen am Herzen (AV-Block I. Grades), bestimmten Formen der Herzmuskelvergrößerung, eingeschränkter Leberfunktion, bei Nervenmuskelerkrankungen sowie bei akuter Herzenge ist eine besonders sorgfältige ärztliche Überwachung erforderlich.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
In der Schwangerschaft und Stillzeit muss vor Behandlungsbeginn eine strenge ärztliche Abwägung von Nutzen und Risiko erfolgen.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Für Kinder existieren keine Angaben, allerdings besteht in der Regel auch keine Notwendigkeit bei Kindern Verapamil + Chinidin anzuwenden.
Welche Nebenwirkungen können Verapamil + Chinidin haben?
Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Verapamil + Chinidin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Häufige Nebenwirkungen:
Übelkeit, Völlegefühl, Verstopfung.
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Herzmuskelschwäche, Blutdruckabfall, Kreislaufregulationsstörungen, Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit; Missempfindungen wie Kribbeln, Taubheitsgefühle, Zittern; Nervenschmerzen, Händezittern, Hautrötung, Wärmegefühl (Flush); allergische Hautreaktionen wie Hautrötungen, Juckreiz, Nesselsucht (Urtikaria), Hautausschlag.
Seltene Nebenwirkungen:
Herzklopfen, Herzrasen, Durchblutungsstörungen des Innenohrs, Zuckerstoffwechselstörungen, Bronchienverkrampfung mit Atemnot, Leberwerterhöhung, Impotenz, Ohrgeräusche (Tinnitus), Hautanschwellung, Sehnervschädigung.
Sehr seltene Nebenwirkungen:
Muskelschwäche, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Hautblutungen, Schleimhautblutungen, Brustwachstum (Gynäkomastie), Leberfunktionsstörungen, Darmverschluss, schwere Hauterkrankung, Nervenschwellung, Gefäßschwellung.
Einzelne Nebenwirkungen:
Unkontrollierbare Muskeltätigkeit, Gewebswasseransammlungen (Ödeme), Verschlimmerung von Muskelschwäche, Hauterscheinungen durch UV-Licht (Photodermatitis), Zahnfleischwucherungen, Milchfluss, Milchhormonüberschuss, Bindegewebserkrankung.
Nebenwirkungen ohne Angabe zur Häufigkeit:
Nesselfieber, Verwirrtheitszustände, Sehstörungen, Augenmuskelzuckungen, Hörminderung, Ohrensausen, Erbrechen, Durchfall, Leibschmerzen, Herzrhythmusstörungen, Blutbildveränderungen, Fieber, Blutarmut, Schuppenflechte, Benommenheit, Nervosität, Herzschlagverlangsamung, Verschlimmerung von Herzmuskelschwäche, Erhöhung der alkalische Phosphatase im Blut, Doppeltsehen, Sehnervrückbildung, Verringerung der Blutzellzahl, Herzstillstand, Überempfindlichkeitsreaktionen.
Besonderheiten:
Bei Patienten mit einem Herzschrittmacher muss dieser regelmäßig kontrolliert werden.
Welche Wechselwirkungen zeigen Verapamil + Chinidin?
Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Cimetidin (Magenschutzwirkstoff) kann die Wirkung von Verapamil + Chinidin erhöhen.
Durch Theophyllin (Wirkstoff gegen Bronchienverengung) kann es zu einer Erhöhung des Blutspiegels und damit zu einer möglichen Wirkungsverstärkung von Verapamil + Chinidin kommen. Gleiches gilt für Blutdrucksenker (wie Prazosin) und Carboanhydrasehemmer (Wirkstoffe gegen Bakterien).
Weiterhin können Ciclosporin (ein Immunologikum), Midazolam (Beruhigungsmittel), Muskelentspannungsmittel (Muskelrelaxanzien) und Alkohol zu einer Wirkungsverstärkung führen.
Während der Anwendung von Verapamil + Chinidin sollten Grapefrucht-haltige Speisen oder Getränke gemieden werden, da durch diese der Blutspiegel der Wirkstoffkombination erhöht werden kann.
Zusammen mit Erythromycin (Wirkstoff gegen Bakterien) kann es zu einer Wirkungsverstärkung von Erythromycin und Verapamil + Chinidin kommen.
Andere Antiarrhythmika (Wirkstoffe gegen Herzrhythmusstörungen), Betablocker (Blutdrucksenker), Reserpin (Blutdrucksenker) und Inhalationsanästhetika (Narkosemittel) führen zu einer gegenseitigen Verstärkung der Wirkungen und Nebenwirkungen auf das Herz.
Bei gleichzeitiger Gabe von Mitteln gegen Pilzerkrankungen (beispielsweise Ketoconazol), Makrolid-Antibiotika (Wirkstoffe gegen Bakterien wie Erythromycin) und Cotrimoxazol (Wirkstoff gegen Bakterien) besteht die Gefahr der Auslösung von Herzrhythmusstörungen. Gleiches gilt für Antidepressiva (Wirkstoffe gegen Depressionen wie Doxepin, Amitriptylin), Phenothiazine (Wirkstoffe gegen Psychosen und Erregungszustände) sowie Haloperidol (ebenfalls ein Wirkstoff gegen Psychosen und Erregungszustände) und Pimozid (Wirkstoff gegen Erregungszustände).
Ferner können Cisaprid (Magen-Darm-Wirkstoff), Herzkranzgefäß-wirksame Wirkstoffe (beispielsweise Perhexelin und Prenylamin) sowie Antihistaminika (Wirkstoffe gegen Allergien) in Kombination mit Verapamil + Chinidin zu Herzrhythmusstörungen führen. Das gilt auch für Vincamin und Pentamidin (Krebsmittel) sowie das Mittel gegen MalariaHalofantrin.
Bei Kombination mit dem Wirkstoff gegen TuberkuloseRifampicin sowie den Krampf- und Narkosemitteln Phenytoin und Phenobarbital kommt es zu einer Erhöhung des Nebenwirkungsrisikos und einer Abschwächung der Wirkung von Verapamil + Chinidin.
Harnsäurespiegelsenker können den Abbau von Verapamil + Chinidin beschleunigen und damit deren Wirkung abschwächen.
Wirkstoffe gegen Herzmuskelschwäche (Herzglykoside, etwa Digoxin) können in ihrer Wirkung (durch Erhöhung des Wirkstoffgehaltes im Blut) verstärkt werden. Gleiches gilt für Anticholinergika wie beispielsweise Atropin und für blutverdünnende Wirkstoffe.
Trizyklische Antidepressiva aus der Gruppe der tri- und terazyklischen Antidepressiva (Wirkstoffe gegen Depressionen) können durch Verapamil + Chinidin in ihrer Wirkung verstärkt werden.
Die Wirkungen und Nebenwirkungen des AntiepileptikumsCarbamazepin können erhöht werden.
Bei Kombination mit Acetylsalicylsäure (einem nicht-opioiden Schmerzmittel) kommt es zu einer verstärkten Blutungsneigung. Die intravenöse (über die Vene) Gabe von Betablockern sollte während der Behandlung mit Verapamil + Chinidin unterbleiben (Ausnahme: intensivmedizinische Anwendung).
Bei der gleichzeitigen Einnahme von Mefloquin (Wirkstoff gegen Malaria) kann die Bereitschaft zu Krampfanfällen erhöht werden.
Die Wirkung von Lithium (Wirkstoff gegen Depressionen) wird durch die Wirkstoffkombination abgeschwächt, gleichzeitig aber dessen Giftigkeit auf die Nerven erhöht.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Nach der ersten Verabreichung muss auf Überempfindlichkeitsreaktionen geachtet werden.
- Herzrhythmusstörungen können verstärkt werden.
- Regelmäßige EKG-Kontrollen sollten erfolgen.
- Das Reaktionsvermögen und damit die Fähigkeit zur Teilnahme am Straßenverkehr sowie zum Bedienen von Maschinen kann eingeschränkt sein.
Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.
So wirkt Verapamil + Chinidin
Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Verapamil + Chinidin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Antiarrhythmika, zu welcher die Wirkstoffkombination Verapamil + Chinidin gehört.
Anwendungsgebiete der Wirkstoffkombination Verapamil + Chinidin
Die Wirkstoffkombination aus Verapamil + Chinidin wird bei der Behandlung von Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern und Vorhofflattern) eingesetzt, wenn Maßnahmen wie Elektrotherapie (Kardioversion) nicht zum Einsatz kommen können.
Ferner wird sie zur Vorbeugung von dauerhaftem Vorhofflimmern und zur Herzentlastung nach erfolgreicher Elektrotherapie eingesetzt.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Verapamil + Chinidin sind vertiefende Informationen verfügbar:
Wirkungsweise von Verapamil + Chinidin
Verapamil (ein Klasse-IV-Antiarrhythmikum) + Chinidin (ein Klasse-I-Antiarrhythmikum) kombinieren die Wirkmechanismen beider Untergruppen und können so erfolgreich einen aus dem Rhythmus gekommenen Herzschlag wieder normalisieren.
Außerdem hat diese Wirkstoffkombination einen gefäßerweiternden Effekt. Dies führt zu einer Abnahme des Widerstandes der herzfernen Gefäße (in den Armen und Beinen). Das Herz wird dadurch entlastet.
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.