Temozolomid
Allgemeines
Temozolomid wird eingesetzt zur Behandlung von Krebsformen, die vom Nervengewebe des Gehirns gebildet werden. Je nachdem, von welchem Zelltyp der Tumor ausgeht, werden diese Krebsformen Gliome (aus Gliazellen) oder Astrozytome (aus Sternzellen) genannt.
Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?
- Erbgut verändern
- Zellteilung behindern
Gegenanzeigen
Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Temozolomid im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wann darf Temozolomid nicht verwendet werden?
Der Einsatz von Temozolomid ist verboten bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder das verwandte Zytostatikum Dacarbazin sowie bei schweren Störungen der Knochenmarksfunktion (Myelosuppression).
Bei älteren Patienten scheint gegenüber jüngeren Patienten ein erhöhtes Risiko für Blutbildungsstörungen (Mangel an Neutrophilen und Blutplättchen) zu bestehen. Sie dürfen daher nur mit besonderer ärztlicher Vorsicht mit Temozolomid behandelt werden.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Temozolomid darf nicht bei schwangeren Frauen angewendet werden. Wenn die Anwendung während der Schwangerschaft dennoch vom Arzt in Betracht gezogen wird, wird er die Patientin über das mögliche Risiko für das ungeborene Kind informieren. Frauen im gebärfähigen müssen während der Behandlung mit dem Wirkstoff eine sichere Art der Verhütung anwenden, um eine Schwangerschaft zu vermeiden.
Es ist nicht bekannt, ob Temozolomid beim Menschen in die Muttermilch ausgeschieden wird. Daher muss während der Behandlung abgestillt werden.
Auch bei den mit Temozolomid behandelten Männern kann das Erbgut geschädigt werden. Daher sollten Männer, die sich einer solchen Therapie unterziehen müssen, kein Kind zeugen und dieses bis zu sechs Monate nach Erhalt der letzten Dosis vermeiden. Außerdem ist zu raten, dass sie sich schon vor der Behandlung über eine Kältekonservierung ihres Samens beraten lassen. Es ist nämlich möglich, dass es durch Temozolomid zu einer unumkehrbaren Unfruchtbarkeit kommt.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Es wurden keine klinischen Studien zur Wirkung und Sicherheit von Temozolomid bei Kindern unter drei Jahren durchgeführt. Daher ist die Anwendung des Wirkstoffes bei ihnen zu vermeiden.
Auch bei älteren Kindern und Jugendlichen sind die Erfahrungen mit der Anwendung von Temozolomid sehr begrenzt. Diese Patientengruppe darf deshalb nur mit äußerster ärztlicher Vorsicht mit dem Wirkstoff behandelt werden.
Welche Nebenwirkungen kann Temozolomid haben?
Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Temozolomid. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Die Nebenwirkungen unterscheiden sich in Art und Häufigkeit, je nachdem, bei welcher Krebsart Temozolomid eingesetzt und ob es einzeln oder in Kombination mit Bestrahlungen zur Anwendung kommt.
Glioblastoma multiforme, in Kombination mit Strahlentherapie
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Essensverweigerung, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Verstopfung, Übelkeit und Erbrechen, Ausschlag, Haarausfall.
Häufige Nebenwirkungen:
Infektion, Lippenherpes, Wundinfektion, Schlundentzündung, Mundsoor, Blutbildstörungen (Blutplättchen-Mangel, Lymphozyten-Mangel, Weiße Blutkörperchen-Mangel), Blutzuckerüberschuss, Gewichtsverlust, Angst, Gefühlsschwankungen, Schlaflosigkeit, Zuckungen, Bewusstseinsverringerung, Schläfrigkeit, Sprachstörungen, Gleichgewichtsstörungen, Schwindel, Verwirrtheit, Gedächtnisstörungen, Konzentrationsstörungen, Nervenleiden, Missempfindungen in Armen und Beinen, Zittern, Verschwommensehen, Hörstörungen, Blutungen, Wassereinlagerungen ins Gewebe (Ödeme), Beinschwellungen, Atembeschwerden, Husten, Mundschleimhautentzündung, Durchfall, Bauchschmerzen, Verdauungsstörung, Schluckstörung, Hautentzündung, trockene Haut, Hautrötung, Juckreiz, Muskelschwäche, Gelenkschmerzen, häufiges Wasserlassen, Harninkontinenz, allergische Reaktion, Fieber, Strahlenschädigung, Gesichtsschwellung, Schmerzen, Geschmacksveränderungen, Blut-Enzym-Wertveränderungen (ALAT-Erhöhung)
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Fieber (durch Neutrophilen-Mangel), Blutarmut, Aufschwemmung (Cushingoid), Blut-Kalium-Mangel, alkalische Phosphatase-Werterhöhung, Gewichtszunahme, Aufregung, Abstumpfung, Verhaltensstörungen, Depression, Wahnvorstellungen, Status epilepticus, unwillkürliche Bewegungen, Halbseitenlähmung, Gangstörungen, Wahrnehmungsstörungen, Sprechfähigkeitsstörung, unormaler Gang, Schmerzüberempfindlichkeit, Schmerzempfindlichkeitsverminderung, Nervenerkrankungen, Nervenerkrankung in Armen und Beinen, Impotenz, Muskelerkrankungen, Rückenschmerzen, Muskelschmerzen, Knochenschmerzen, Hautabschuppung, Lichtempfindlichkeitsreaktionen, Hautverfärbungen, Lungenentzündung, Infektion der oberen Luftwege, Nasenschleimhautschwellung, Gehirnblutung, Bluthochdruck, Herzklopfen, Mittelohrentzündung, Ohrensausen, Überhörigkeit, Ohrenschmerzen, Halbseitenblindheit, Sehschärfeverminderung, Sehstörungen, Gesichtsfeldausfall, Augenschmerzen, Schwäche, Gesichtsrötung, Hitzewallungen, verschlechterter Allgemeinzustand, Muskelsteifigkeit, Zungenverfärbungen, Geruchssinnstörungen, Durst, Blut-Leber-Werterhöhung (Gamma-GT, ASAT).
Glioblastoma multiforme, bei Einzeltherapie
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Kopfschmerzen, Müdigkeit, Krampfanfälle, Essensverweigerung, Verstopfung, Übelkeit und Erbrechen, Ausschlag, Haarausfall.
Häufige Nebenwirkungen:
Infektion, Mundsoor, Fieber (durch Neutrophilen-Mangel), Blutplättchen-Mangel, Weiße Blutkörperchen-Mangel, Blutarmut, Gewichtsverlust, Angst, Gefühlsschwankungen, Schlaflosigkeit, Depression, Halbseitenlähmung, Sprachstörungen, Gleichgewichtsstörungen, Schläfrigkeit, Schwindel, Verwirrtheit, Gedächtnisstörungen, Konzentrationsstörungen, Spechfähigkeitsstörungen, Nervenleiden, Nervenerkrankung in Armen und Beinen, Missempfindungen in Armen und Beinen, Zittern, Gesichtsfeldausfall, Verschwommensehen, Doppeltsehen, Hörstörungen, Ohrensausen, Beinschwellungen, Blutungen, Venenverstopfungen (tiefe venöse Thrombosen), Atembeschwerden, Husten, Mundschleimhautentzündung, Durchfall, Verdauungsstörung, Schluckstörung, trockener Mund, trockene Haut, Juckreiz, Muskelschwäche, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, Knochenschmerzen, Harninkontinenz, allergische Reaktion, Fieber, Strahlenschädigung, Gesichtsschwellungen, Schmerzen, Geschmacksveränderungen, Blut-Enzym-Wertveränderungen (GPT-Erhöhung).
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Lippenherpes, Gürtelrose, Grippe-ähnliche Beschwerden, Lymphozyten-Mangel, Unterhautblutungen, Aufschwemmung (Cushingoid), Blutzuckerüberschuss, Gewichtszunahme, Wahnvorstellungen, Gedächtnisverlust, Halbseitenlähmung, Koordinationsstörungen, unormaler Gang, Schmerzüberempfindlichkeit, Empfindungsstörungen, Sehschärfeverminderung, Augenschmerzen, trockene Augen, Taubheit, Schwindel, Ohrenschmerzen, Lungenembolie, Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme), Wassereinlagerungen in Armen und Beinen, Lungenentzündung, Infektion der oberen Luftwege, Nasennebenhöhlenentzündung, Bronchitis, Blähungen, Stuhlinkontinenz, Magen-Darm-Störungen, Magen-Darm-Entzündung, Hämorrhoiden, Hautrötung, Hautverfärbung, vermehrtes Schwitzen, Muskelerkrankungen, Rückenschmerzen, Störungen des Wasserlassens, Scheidenblutungen, Regelblutungsverstärkung, Regelblutungsfehlen, Scheidenentzündung, Brustdrüsenschmerzen, Schwäche, Gesichtsschwellungen, Schmerzen, verschlechterter Allgemeinzustand, Muskelsteifigkeit, Zahnerkrankungen, Geschmacksveränderungen.
Wiederkehrendes oder sich verschlechterndes Gliom
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Schwere Blutbildstörungen (Neutrophilen-Mangel, Lymphozyten-Mangel, Blutplättchenmangel), Essenverweigerung, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Verstopfung, Müdigkeit.
Häufige Nebenwirkungen:
Gewichtsverlust, Schläfrigkeit, Schwindel, nervliche Missempfindungen, Atemnot, Durchfall, Bauchschmerzen, Verdauungsstörungen, Ausschlag, Juckreiz, Haarausfall, Fieber, Schwäche, Muskelsteifigkeit, Unwohlsein, Schmerzen, Geschmacksstörungen.
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Mangel an allen Blutzellen, schwere Blutarmut, Weiße Blutkörperchen-Mangel.
Seltene Nebenwirkungen:
Zusätzliche Infektionen (einschließlich Pneumocystis carinii-Lungenentzündung).
Sehr seltene Nebenwirkungen:
Schwere Hautreaktionen (Erythema multiforme), Hautrötung, Nesselsucht, Hautausschlag, allergische Reaktionen (bis zum Schock), Gefäßschwellungen.
Besonderheiten:
Patienten, die Temozolomid über längere Zeit erhalten, haben ein erhöhtes Risiko, an einer durch Pneumocystis carinii verursachten Lungenentzündung zu erkranken. Dies gilt besonders bei Kombination mit Bestrahlungen oder Glukokortikoiden. Treten im Verlauf der Therapie mit Temozolomid Atembeschwerden oder ein trockener Husten auf, sollte sofort ein Arzt befragt werden.
Gegen die mit der Therapie verbundene Übelkeit und Erbrechen können vor oder im Anschluss zur Gabe von Temozolomid Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen angewendet werden.
Das Blutbild muss schon vor der Therapie gewisse Grenzwerte an Neutrophilen Blutzellen und Blutplättchen aufweisen. Ein vollständiges Blutbild ist vom Arzt am 22. Tag oder innerhalb von 48 Stunden nach diesem Tag zu erheben sowie wöchentlich bis zur Normalisierung dieser Werte. Fallen die Zellzahlen weiter ab, ist die Dosierung ärztlich anzupassen.
Inzwischen sind Fälle von tödlichem Verlauf einer Leberschädigung durch Temozolomid aufgetreten. Der Leberschaden kann sich unter Umständen erst mehrere Wochen oder noch später nach Beginn der Behandlung (42 bis 77 Tage) oder nach deren Ende zeigen. Daher wird der Arzt die Leberwerte vor Behandlungsbeginn und nach jedem Behandlungszyklus sowie bei Patienten mit 42-tägigem Behandlungszyklus in der Mitte des Behandlungszyklus bestimmen. Weichen sie deutlich von der Norm ab, ist zu überlegen, ob die Therapie weitergeführt werden sollte.
Welche Wechselwirkungen zeigt Temozolomid?
Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Die Verabreichung von Temozolomid zusammen mit Nahrung verschlechtert die Aufnahme des Wirkstoffs in den Körper. Die Einnahme sollte also nüchtern erfolgen.
Wird Temozolomid zusammen mit anderen knochenmarkschädlichen Wirkstoffen angewandt, kann sich sein schädlicher Effekt auf die Blutbildung verstärken.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Ältere Patienten dürfen nur unter besonderer ärztlicher Vorsicht mit dem Medikament behandelt werden.
- Patienten, die das Medikament über längere Zeit erhalten, müssen vorbeugend gegen Lungenentzündung geschützt werden.
- Männer, die mit dem Medikament behandelt werden, dürfen bis sechs Monate nach der letzten Dosis kein Kind zeugen und sollten sich vor der Behandlung über eine Samenkonservierung beraten lassen.
- Während der Behandlung muss das Blutbild laufend ärztlich überwacht werden.
- Das Medikament ist für eine optimale Wirkung nüchtern einzunehmen.
- Treten während der Behandlung mit dem Medikament Atembeschwerden oder ein trockener Husten auf, sollte sofort ein Arzt befragt werden.
- Vier Wochen nach Therapiebeginn und alle drei Monate während der Therapie ist eine ärztliche Kontrolle der Leberwerte notwendig.
- Die Fahrtüchtigkeit und die Fähigkeit, Maschinen zu bedienen, kann durch das Medikament infolge von Müdigkeit und Schläfrigkeit beeinträchtigt sein.
Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.
Welche Medikamente beinhalten Temozolomid?
Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Temozolomid enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.
So wirkt Temozolomid
Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Temozolomid. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Zytostatika, zu welcher der Wirkstoff Temozolomid gehört.
Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Temozolomid
Temozolomid wird eingesetzt zur Behandlung von Krebsformen, die vom Nervengewebe des Gehirns gebildet werden. Je nachdem, von welchem Zelltyp der Tumor ausgeht, werden diese Krebsformen Gliome (aus Gliazellen) oder Astrozytome (aus Sternzellen) genannt.
Der Wirkstoff wird vor allem bei erwachsenen Patienten mit erstmalig festgestelltem Glioblastoma multiforme eingesetzt, zunächst begleitend zu einer Strahlentherapie und anschließend in der Weiterbehandlung als Einzelwirkstoff.
Bei Kindern ab drei Jahren, Jugendlichen und erwachsenen Patienten wird Temozolomid bei bösartigen Gliomen angewendet, die nach der Standardtherapie wiederkehren oder fortschreiten. So zum Beispiel bei Glioblastoma multiforme oder einem anaplastischen Astrozytom.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Temozolomid sind vertiefende Informationen verfügbar:
Wirkungsweise von Temozolomid
Temozolomid gehört nach seiner Wirkung zu der Wirkstoffgruppe der alkylierenden Zytostatika. Im Körper wird der Wirkstoff rasch chemisch in seine Wirkform MTIC umgewandelt. Dessen Giftigkeit für Krebszellen wird darauf zurückgeführt, dass das Molekül an die im Erbgut, der DNA vorkommende Base Guanin zwei sogenannte "Alkylgruppen" anhängt. Wird das Ergut nun später geschädigt, wie es oft im Verlauf der Zellvermehrung vorkommt, kann es an der veränderten Stelle nicht mehr repariert werden. Die Verdoppelung des Erbgutes und damit auch die Zellteilung bricht ab.
Krebszellen gehören zu den Zellen mit einer schnellen Teilung; an ihnen wirken sich solche Vermehrungshindernisse besonders hemmend aus.
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.