Telavancin
Allgemeines
Telavancin wird zur Behandlung von Erwachsenen mit Lungenentzündung verwendet, die sie im Krankenhaus bekommen haben. Der Wirkstoff wird auch bei solchen Patienten eingesetzt, die künstlich beatmet werden müssen und derweil eine Lungenentzündung erleiden.
Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?
- Zellwandaufbau der Bakterien stören
- Zellwände durchlässig machen
- grampositive Bakterien abtöten
Gegenanzeigen
Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Telavancin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wann darf Telavancin nicht verwendet werden?
Telavancin darf nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, bei Patienten mit schwerer Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance unter 30 Milliliter/Minute) und Blutwäsche-Patienten sowie bei akutem Nierenversagen.Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Telavancin gegegeben werden bei
- Patienten, die nierenschädliche Begleitmedikamente erhalten
- bereits bestehender Nierenerkrankung
- Begleiterkrankungen, die Nierenfunktionsstörungen begünstigen wie Zuckerkrankheit, Herzmuskelschwäche, Bluthochdruck
- allergischen Reaktionen auf das AntibiotikumVancomycin in der Vorgeschichte, weil eine Kreuzallergie zu Telavancin besteht
- bestimmter Herzrhythmusstörung (QT-Verlängerung), gleichzeitiger Anwendung von Wirkstoffen mit QT-verlängerndem Effekt, nicht behandelter Herzmuskelschwäche oder Linksherzverdickung, weil diese zu der QT-Verlängerung führen
- gleichzeitiger Anwendung gehörschädigender Wirkstoffe, weil dieser Effekt durch Telavancin verstärkt wird
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
In Tierexperimenten zeigten sich Missbildungen an den Nachkommen. Daher darf Telavancin in der Schwangerschaft nicht verwendet werden. Vor der Behandlung muss bei Frauen im gebärfähigen Alter eine Schwangerschaft sicher ausgeschlossen werden und sie müssen während der Therapie zuverlässige Verhütungsmethoden anwenden.
Es ist nicht bekannt, ob Telavancin in die Muttermilch übergeht. Die Ausscheidung von Telavancin über die Muttermilch wurde in Tierstudien nicht untersucht. Der Arzt wird eine Entscheidung darüber treffen, ob das Stillen oder die Behandlung mit Telavancin zu unterbrechen ist. Dabei wird er sowohl den Nutzen des Stillens für das Kind als auch den Nutzen der Therapie für die Frau berücksichtigen.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit von Telavancin bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren ist bisher noch nicht in Studien nachgewiesen. Die Anwendung bei dieser Altersgruppe liegt im Ermessen des Arztes.
Welche Nebenwirkungen kann Telavancin haben?
Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Telavancin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Geschmacksstörung, Übelkeit.
Häufige Nebenwirkungen:
Pilzinfektion, Schlaflosigkeit, Kopfschmerz, Schwindel, Verstopfung, Durchfall, Erbrechen, Anstieg der Leberwerte (ALAT, ASAT), Juckreiz, Ausschlag, akutes Nierenversagen, erhöhte Kreatinin-Werte im Blut, schaumiger Urin, Müdigkeit, Schüttelfrost.
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Dickdarmentzündung durch den Keim Clostridium difficile, Harnwegsinfektion, Blutarmut, Mangel an weißen Blutkörperchen, starke Vermehrung der Blutplättchen, Blutplättchen-Mangel, erhöhte Anzahl unreifer Blutzellen, erhöhte Anzahl der Neutrophilen, Appetitlosigkeit, Blutzucker-Überschuss, Unterzuckerung, Kalium-Überschuss im Blut, Kalium-Mangel im Blut, Magnesium-Mangel im Blut, Erregtheit, Ängstlichkeit, Verwirrtheit, Depression, Verlust des Geschmackssinns, Migräne, nervliche Missempfindungen, Geruchstäuschung, Benommenheit, Zittern, Augenreizung, verschwommenes Sehen, Ohrensausen, Angina pectoris, Vorhofflimmern, verlangsamter Herzschlag, Herzmuskelschwäche, QT-Verlängerung im EKG, Herzklopfen, Herzrasen, Herzrhythmusstörungen (Herzrasen vom Sinusknoten ausgehend, von den Herzkammern oder darüber ausgehend), Hitzewallungen, Bluthochdruck, niedriger Blutdruck, Blutgefäßentzündung, Atembeschwerden, Schluckauf, verstopfte Nase, Kehlkopf- und Rachen-Schmerz, Bauchschmerz, Mundtrockenheit, Verdauungsstörungen, Blähungen, Empfindungsstörungen im Mund, Leberentzündung, Hautrötung, Gesichtsschwellung, vermehrtes Schwitzen, Nesselsucht, Gelenkschmerzen, Rückenschmerz, Muskelkrampf, Muskelschmerzen, erhöhter Harnstoff-Wert im Blut, Störungen des Wasserlassens, Blut im Urin, Eiweißspuren im Urin, zu häufiges Wasserlassen, nächtliches Wasserlassen, Verschlechterung der Nierenfunktion, veränderter Uringeruch, Schwäche, Reaktionen an der Infusionsstelle, Krankheitsgefühl, nicht herzbedingter Brustschmerz, geschwollene Arme und Beine, Schmerz, Fieber, Hautrötung mit Jucken und Schwellungen ("Red-man-Syndrom").
seltene Nebenwirkungen:
Taubheit.
Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Überempfindlichkeit, allergischer Schock.
Besonderheiten:
Bei allen Patienten, die Telavancin erhalten, wird der Arzt die Nierenfunktion zumindest während der ersten drei bis fünf Tage der Therapie täglich und danach alle 48 bis 72 Stunden überprüfen. Nach den Ergebnissen richtet sich dann auch die Dosierung. Wenn die Nierenfunktion während der Therapie merklich abfällt, wird die Therapie möglicherweise abgebrochen.
Das sogenannte "Red-man-Syndrom" (Hautrötungen am Oberkörper, Nesselsucht, Juckreiz oder Hautausschlag) kann durch Abbruch der Infusion oder Verringerung der Infusionsgeschwindigkeit möglicherweise abklingen.
Verschlechtert sich das Hörvermögen, muss die Therapie mit Telavancin beendet werden.
Telavancin ist nur gegen grampositive Bakterien wirksam. Bei sogenannten Mischinfektionen, in denen andere Bakterien auftreten, müssen weitere Antibiotika zur Behandlung verwendet werden.
Welche Wechselwirkungen zeigt Telavancin?
Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Telavancin hat keinen Einfluss auf die Blutgerinnung. Dennoch beeinflusst es bestimmte, zur Überwachung der Blutgerinnung verwendete Labortests wie den INR. Dies aber nur, wenn die Testdurchführung mit Proben erfolgte, die bis 18 Stunden nach Telavancin-Gabe bei Patienten abgenommen wurden. Blutproben zur Überwachung der Blutgerinnung sind daher möglichst unmittelbar vor Verabreichung der nächsten Telavancin-Dosis zu entnehmen. Ansonsten wird der Arzt eine andere Testmethode benutzen, die nicht durch Telavancin beeinflusst wird.
Telavancin verfälscht Farbtests auf Eiweiß im Urin, wie sie zum Nachweis von Nierenfunktionsstörungen dienen. Zur routinemäßigen Überwachung der Nierenfunktion wird daher die Bestimmung des Kreatinins im Blut empfohlen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Während der Therapie mit dem Medikament muss der Arzt die Nierenfunktion regelmäßig sorgfältig überprüfen.
- Das Medikament ist nur gegen bestimmte Bakterien wirksam. Bei Mischinfektionen müssen weitere Antibiotika verwendet werden.
- Verschlechtert sich das Hörvermögen, muss die Therapie mit dem Medikament beendet werden.
- Wenn sich die Nierenfunktion während der Behandlung merklich verschlechtert, wird die Therapie möglicherweise abgebrochen.
- Bei allergischen und Überempfindlichkeitsreaktionen wird die Infusion abgebrochen oder die Infusionsgeschwindigkeit verringert.
- Während der Therapie mit dem Medikament muss eine Schwangerschaft sicher verhütet werden.
- Das Medikament verfälscht Farbtests auf Eiweiß im Urin.
- Das Medikament lässt die INR-Gerinnungsprobe fälschlich zu hoch erscheinen.
Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.
Welche Medikamente beinhalten Telavancin?
Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Telavancin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.
So wirkt Telavancin
Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Telavancin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Antibiotika, zu welcher der Wirkstoff Telavancin gehört.
Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Telavancin
Telavancin wird zur Behandlung von Erwachsenen mit Lungenentzündung verwendet, die sie im Krankenhaus bekommen haben. Der Wirkstoff wird auch bei solchen Patienten eingesetzt, die künstlich beatmet werden müssen und derweil eine Lungenentzündung erleiden.
Verursacher solcher im Krankenhaus erworbener Lungenentzündungen sind besonders widerstandsfähige (resistente) Keime wie beispielsweise ein Staphylococcus aureus-Stamm, der schon gegen das AntibiotikumMethicillin unempfindlich ist (MRSA).
Telavancin wird nur dann angewendet, wenn bekannt ist oder vermutet wird, dass andere Antibiotika nicht helfen würden. Es stellt also ein sogenanntes Reserve-Medikament dar.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Telavancin sind vertiefende Informationen verfügbar:
Wirkungsweise von Telavancin
Telavancin gehört zur Wirkstoffgruppe der Antibiotika und dort zur Untergruppe der Glycopeptid-Antibiotika. Es ist ein sehr großes Molekül, das aus Zuckern und Aminosäuren aufgebaut ist.
Telavancin ist besonders gegen grampositive Bakterien wirksam. Abhängig von der Konzentration am Wirkort tötet es die Erreger ab.
Der Wirkmechanismus ist eng mit der Molekülstruktur von Telavancin verknüft. Durch die Strukturähnlichkeit bindet es sich an die Zucker- und Eiweißmoleküle, aus denen die Zellwand aufgebaut wird. Dadurch kann sich diese nicht verdichten und vervollständigen, was zum Zelltod führt.
Außerdem heftet sich Telavancin an schon fertige Bakterienmembranen und verursacht eine erhöhte Durchlässigkeit derselben. Das hemmt die Produktion von Eiweißen, Erbgut und Fettmolekülen, die für das Bakterium lebenswichtig sind.
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.