Sufentanil
Allgemeines
Sufentanil wird bei Erwachsenen und Kindern aller Altersklassen zur Schmerzhemmung bei medizinischen Maßnahmen eingesetzt, die eine künstliche Beatmung voraussetzen. Der Wirkstoff wird allein zur Bekämpfung von Schmerzen verwendet, aber auch in Kombination mit anderen Wirkstoffen als Bestandteil einer Narkose.
Welchem Zweck dient dieser Wirkstoff?
- schwere bis schwerste Schmerzen hemmen
Gegenanzeigen
Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Sufentanil im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wann darf Sufentanil nicht verwendet werden?
Sufentanil darf nicht angewendet werden bei- Überempfindlichkeit gegen den Wirktoff oder andere Opioide
- der Geburt oder während des Kaiserschnittes vor Abnabelung des Kindes,
da die Möglichkeit einer Unterdrückung der Atemfunktion beim Neugeborenen besteht - der Stoffwechselerkrankung akute hepatische Porphyrie
- Krankheitszuständen, bei denen eine Dämpfung der Atemtätigkeit vermieden
werden muss.
- Schädel-Hirn-Verletzungen und erhöhtem Hirndruck
- Leber- oder Nierenfunktionsstörungen
- Lungenkrankheiten, Ausfall der Atemtätigkeit, verminderter Atemfunktion oder möglicher Atmungsbeeinträchtigung
- Neugeborenen mit Geburtsschäden
- Schilddrüsenunterfunktion
- älteren Patienten
- Fettleibigkeit
- Alkoholkrankheit oder Gebrauch von Wirkstoffen, die die Gehirntätigkeit dämpfen
- Patienten mit zu geringer Blutmenge, da es zum Blutdruckabfall kommen kann.
Bei Schilddrüsenunterfunktion, Lungenkrankheiten, Funktionsstörungen von Leber oder Niere, bei älteren Patienten, Fettleibigen, Alkoholkranken und
bei Patienten, die mit Arzneimitteln behandelt werden, die die Hirntätigkeit dämpfen, ist nach Operationen eine länger dauernde Überwachung notwendig.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Bei Schwangeren wurden bisher nicht genügend Erfahrungen gesammelt, um die Wirkung und Sicherheit von Sufentanil zu beurteilen. In Tierexperimenten zeigte sich eine Schädigung der Nachkommen, das Risiko beim Menschen ist nicht bekannt. Sufentanil darf daher nicht während der Schwangerschaft angewendet werden, es sei denn, der Arzt hält dies für eindeutig erforderlich.
Sufentanil durchdringt den Mutterkuchen. Eine Langzeitbehandlung mit dem Wirkstoff während der Schwangerschaft kann daher zu Entzugserscheinungen beim Neugeborenen führen. Die Verabreichung in die Vene bei der Geburtshilfe (einschließlich Kaiserschnitt) kann beim Neugeborenen eine Unterdrückung der Atemfunktion hervorrufen. Falls Sufentanil dennoch eingesetzt wird, muss ein Gegengift für die Behandlung des Kindes verfügbar sein.
Sufentanil wird in die Muttermilch ausgeschieden. Daher ist die Anwendung von Sufentanil bei stillenden Müttern verboten. Unter Berücksichtigung der Abbauzeit für den Wirkstoff im Körper kann vierundzwanzig Stunden nach dem Ende einer Narkose wieder mit dem Stillen begonnen werden.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Sufentanil wurde bei Kindern unter zwei Jahren nur in einer begrenzten Zahl von Fällen angewendet. Über die Wirksamkeit und Sicherheit in dieser Altersgruppe ist also wenig bekannt.
Für die Einleitung und Aufrechterhaltung einer Narkose bei Eingriffen am Herz-Kreislaufsystem oder anderen Operationen mit 100% Sauerstoff-Beatmung werden die folgenden Dosierungen empfohlen: Neugeborene, Kleinkinder und Kinder bis drei Jahre erhalten 5 bis 15 Mikrogramm Sufentanil/Kilogramm Körpergewicht, Kinder bis zwölf Jahre erhalten 5 bis 20 Mikrogramm Sufentanil/Kilogramm Körpergewicht.
Welche Nebenwirkungen kann Sufentanil haben?
Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Sufentanil. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Abstumpfung, enggestellte Pupillen, (auch wiederholte) Unterdrückung der Atemfunktion (dosisabhängig), Übelkeit und Erbrechen, Juckreiz.
Häufige Nebenwirkungen:
Schläfrigkeit, Schwindel, Kopfschmerz, Herzrasen, Bluthochdruck, niedriger Blutdruck, Blässe, Verstopfung, Hautverfärbung, Muskelzuckungen, Muskelsteife (einschließlich Brustmuskulatur), Harnverhalt, Harninkontinenz, Fieber.
bei Neugeborenen:
Zittern, Blaufärbung der Haut.
Gelegentliche Nebenwirkungen:
verlangsamter Herzschlag.
Seltene Nebenwirkungen:
Schmerzen an der Injektionsstelle.
Sehr seltene Nebenwirkungen:
allergische Reaktion (bis zum Schock), Koma, Krämpfe, unwillkürliche Muskelzuckungen, Herzstillstand, Wasseransammlungen in der Lunge, Kreislaufkollaps einschließlich Schock, Atemstillstand, Bronchialkrämpfe, Kehlkopfkrämpfe, Hautrötung, Hautausschlag, Muskelkrämpfe.
Nebenwirkungen mit nicht bekannter Häufigkeit:
Schnupfen, Überempfindlichkeitsreaktionen, Apathie, Nervosität, Gangunsicherheit, Verstimmung, gesteigerte Reflexe, gesteigerte Muskelspannung, Sehstörung, Herzrhythmusstörungen, anomales Elektrokardiogramm (EKG), AV-Block, Blaufärbung der Haut, Husten, Sprechstörungen, Schluckauf, Hecheln, Erkrankung der Atemwege, allergische Hautentzündung, trockene Haut, übermäßiges Schwitzen, Rückenschmerzen, Muskelsteife, Schüttelfrost, erniedrigte Körpertemperatur, erhöhte Körpertemperatur, Reaktion an der Injektionsstelle, Schmerzen.
bei Neugeborenen:
Bewegungsstörungen, mangelnde Beweglichkeit, Hautausschlag, verminderte Muskelspannung.
Besonderheiten:
Wird Sufentanil schnell und in einer Dosis in die Vene gegeben (intravenöse Bolusinjektion), tritt Husten als sehr häufige Nebenwirkung auf.
Manchmal wird der Wirkstoff auch als Rückenmarksinjektion angewendet (epidurale Gabe). Dann können zusätzlich, oder im Vergleich zur Verabreichung in die Vene häufiger, Nebenwirkungen wie Harnverhalt, Juckreiz und Übelkeit auftreten, die sehr häufig beobachtet wurden. Weiterhin kann frühzeitig und, in sehr seltenen Fällen, auch später eine Hemmung der Atemfunktion auftreten.
Welche Wechselwirkungen zeigt Sufentanil?
Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Bei gleichzeitiger Anwendung von Sufentanil mit anderen Substanzen, die die Hirnfunktion dämpfen, ist mit einer Verstärkung dieser Wirkung und der Unterdrückung der Atemfunktion zu rechnen. Dies ist der Fall zusammen mit Barbituraten, dem SchlafmittelEtomidat, opioiden Schmerzmitteln, Beruhigungsmitteln, Neuroleptika, Alkohol und Narkosemitteln.
Die gleichzeitige Gabe von Benzodiazepinen (Beruhigungs- und Schlafmittel) kann zu einem Blutdruckabfall führen.
Die Gabe von Sufentanil zusammen mit Erythromycin (Makrolid-Antibiotikum), den Pilzmitteln Ketoconazol und Itraconazol sowie dem HIV-Mittel Ritonavir kann möglicherweise den Abbau von Sufentanil im Körper stören. Das bedingt ein höheres Risiko einer verlängerten oder verzögert einsetzenden Unterdrückung der Atemfunktion. Die gleichzeitige Anwendung solcher Wirkstoffe erfordert vom Arzt besondere Sorgfalt und Beobachtung des Patienten; insbesondere kann eine Dosisverminderung von Sufentanil erforderlich sein.
Bei gleichzeitiger Anwendung von Sufentanil in hoher Dosierung und von Lachgas (Narkosenmittel) kann es zu einem Abfall von Blutdruck, Herzschlag und Herzleistung kommen.
Nur mit großer ärztlicher Vorsicht sollte Sufentanil bei Eingriffen mit oder ohne Narkose eingesetzt werden, wenn der Patient Antidepressiva aus der Wirkstoffgruppe der MAO-Hemmer anwendet. Möglicherweise müssen diese zwei Wochen vor dem Eingriff abgesetzt werden.
Die gleichzeitige Verabreichung von Sufentanil und den MuskelrelaxanzienVecuronium oder Suxamethonium kann zu einer Verlangsamung des Herzschlags führen, insbesondere wenn der Puls bereits vorher (auch durch Wirkung von Calcium-Kanalblockern oder Betablockern) verlangsamt ist. In diesen Fällen muss der Arzt die Dosis von einem oder von beiden Wirkstoffen vermindern.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Der Patient sollte sich nach Anwendung des Medikaments nur in Begleitung nach Hause begeben und keinen Alkohol zu sich nehmen.
- Das Medikament sollte nur von Ärzten verabreicht werden, die Erfahrung mit dessen Gebrauch und den Auswirkungen der Anwendung haben.
- Das Medikament unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz und darf nur auf einem speziellen Btm-Formular verschrieben werden.
- Das Medikament kann, wenn es in der Intensivmedizin länger gebraucht wird, zu körperlicher Abhängigkeit führen.
- Das Medikament beeinflusst die Reaktionsfähigkeit so sehr, dass Autofahren oder das Bedienen von Maschinen danach verboten sind.
Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.
Welche Medikamente beinhalten Sufentanil?
Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Sufentanil enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.
So wirkt Sufentanil
Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Sufentanil. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen opioide Schmerzmittel, Schmerzmittel, zu welcher der Wirkstoff Sufentanil gehört.
Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Sufentanil
Sufentanil wird bei Erwachsenen und Kindern aller Altersklassen zur Schmerzhemmung bei medizinischen Maßnahmen eingesetzt, die eine künstliche Beatmung voraussetzen. Der Wirkstoff wird allein zur Bekämpfung von Schmerzen verwendet, aber auch in Kombination mit anderen Wirkstoffen als Bestandteil einer Narkose.
Die Anwendung des Wirkstoffs erfolgt im Allgemeinen über die Vene (intravenös). Es gibt aber auch die Möglichkeit der Anwendung in der Nähe des Rückenmarks (epidurale Anästhesie).
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Sufentanil sind vertiefende Informationen verfügbar:
Wirkungsweise von Sufentanil
Sufentanil gehört zur Wirkstoffgruppe der opioiden Schmerzmittel. Es ist hochwirksam: Die Schmerzhemmung übersteigt diejenige von Morphin um etwa das 500- bis 1000-Fache. Nach der Gabe in die Vene wird die stärkste Wirkung (Wirkmaximum) innerhalb weniger Minuten erreicht. Aufgrund einer begrenzten Ansammlung im Körper und schneller Ausscheidung ist die Wirkstärke außerordentlich gut steuerbar. Sie ist dosisabhängig und kann der operationsbedingten Schmerzintensität leicht angepasst werden.
Sufentanil wirkt ausschließlich an den Mü-Rezeptoren, doch konnte in klinischen Studien nachgeweisen werden, dass der Wirkstoff das Herz-Kreislaufsystem kaum beeinflusst, Immunsystem und Blutgerinnung nicht verändert und auch nicht zu einer Freisetzung des Nervenbotenstoffes Histamin führt.
Sufentanil besitzt eine große sogenannte therapeutische Breite, das heißt, erst bei sehr hohen Dosierungen kommt es zu schwerwiegenden Nebenwirkungen. Darin ist es den anderen Opioiden wie Fentanyl wie auch Morphin überlegen.
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.