Raltegravir

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 18.02.2018

Allgemeines

Raltegravir wird in Kombination mit anderen virenhemmenden Mitteln zur Behandlung einer Infektion mit dem AIDS-Erreger HIV-1 eingesetzt. Bis zu einer Dosierung von 400 Milligramm kann es bei Erwachsenen, Jugendlichen, Kindern, Kleinkindern und Säuglingen ab vier Wochen verwendet werden. Eine 600-Milligramm-Dosierung ist auf Patienten ab einem Körpergewicht von 40 Kilogramm beschränkt.

 

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Aktivität des Enzyms Intagrase hemmen
  • Einbau von Virenerbgut in das der Wirtszelle verhindern
  • Produktion neuer Viren unterbinden

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Raltegravir im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Raltegravir nicht verwendet werden?

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff darf Raltegravir nicht verwendet werden.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Raltegravir angewendet werden bei

  • Patienten mit einer Depression oder seelischen Erkrankung in der Vorgeschichte
  • älteren Patienten, weil es dazu zu wenig Erfahrungen gibt
  • schwerer Leberfunktionsstörung, weil Verträglichkeit und Wirksamkeit des Wirkstoffs in diesen Fällen nicht erwiesen sind
  • Patienten, die bereits eine Muskelerkrankung oder -auflösung in der Vergangenheit hatten oder dazu eine Neigung haben oder Medikamente einnehmen, die derartige Erkrankungen hervorrufen können.
 

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Es liegen keine Erfahrungen aus Studien über die Anwendung von Raltegravir in der Schwangerschaft vor. In Tierexperimenten wurden Schäden an den Nachkommen nachgewiesen; das mögliche Risiko der Anwendung beim Menschen ist nicht bekannt. Daher wird die Anwendung von Raltegravir während der Schwangerschaft nicht empfohlen. Allerdings muss der Arzt abwägen, ob die Gefahr für das Ungeborene durch das Infektionsrisiko oder durch den Wirkstoff größer ist.

Es ist nicht bekannt, ob Raltegravir oder seine Abbauprodukte beim Menschen in die Muttermilch übergehen, wie es bei Tieren der Fall ist. Ein Risiko für den Säugling kann nicht ausgeschlossen und daher darf der Wirkstoff während der Stillzeit nicht angewendet werden. Im Allgemeinen wird empfohlen, dass HIV-infizierte Mütter nicht stillen, um die Übertragung des AIDS-Erregers zu verhindern.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Sicherheit und Wirksamkeit von Raltegravir wurden bei Säuglingen im Alter unter vier Wochen nicht untersucht. Der Wirkstoff darf in der Dosierung 600 Milligramm nicht bei Kindern und Jugendlichen mit einem Gewicht unter 40 Kilogramm angewendet werden.

Welche Nebenwirkungen kann Raltegravir haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Raltegravir. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Appetitminderung, verändertes Träumen, Schlaflosigkeit, Alpträume, Verhaltensstörung, Depressionen, Schwindel, Kopfschmerzen, seelische Unruhe, aufgetriebener Bauch, Bauchschmerzen, Durchfall, Blähungen, Übelkeit und Erbrechen, Verdauungsstörungen, Hautausschlag, Schwächegefühl, Müdigkeit, Fieber, erhöhte Leberwerte im Blut (ALAT, ASAT), veränderte Zahl der Lymphzellen, erhöhte Blutfette, erhöhte Lipase- und Amylase-Werte im Blut

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Genitalherpes, Haarbalgentzündung, Magen-Darm-Entzündung, Lippenherpes, Herpes-Virus-Infektion, Gürtelrose, Grippe, Lymphknotenabszess, Dellwarzen, Nasen-Rachen-Entzündung, Infektion der oberen Atemwege, Hautwarzen, (Eisenmangel-)Blutarmut, Lymphknotenschmerzen, Lymphknotenschwellung, Mangel an neutrophilen Blutzellen, Mangel an Blutplättchen, Mangel an weißen Blutkörperchen, Überempfindlichkeitsreaktionen, Auszehrung, Zuckerkrankheit, Fettstoffwechselstörungen, erhöhte Blutzuckerwerte, gesteigerter Appetit, vermehrter Durst, Störung der Körperfettverteilung, seelische Störungen, Selbstmordgedanken, Selbstmordversuch (besonder bei Personen mit seelischen Erkrankungen in der Vorgeschichte), Angst, Panikattacken, Verwirrtheit, Niedergeschlagenheit, schwere Depressionen, Schlafstörungen (Durchschlafstörungen), Gedächtnisstörungen, Gedächtnisverlust, Karpaltunnelsyndrom, Denkstörung, Aufmerksamkeitsstörung, Lagerungsschwindel, Schmeckstörung, Schläfrigkeit, Unempfindlichkeit, Antriebslosigkeit, Migräne, Spannungskopfschmerz, Störung der Nervenfunktion, Missempfindungen, Zittern, Stimmungsveränderungen, Beeinträchtigung des Sehvermögens, Ohrensausen, Herzklopfen, verlangsamter Herzschlag, zusätzliche Herzschläge, Hitzewallungen, Bluthochdruck, Sprechstörung, Nasenbluten, verstopfte Nase, Magenschleimhautentzündung, Bauchbeschwerden, Bauchschmerzen, Druckempfindlichkeit im Bauch, Beschwerden im Enddarmbereich, Verstopfung, Mundtrockenheit, Beschwerden im Oberbauch, Entzündung des Zwölffingerdarms, Aufstoßen, Sodbrennen, Zahnfleischentzündung, Zungenentzündung, Schluckbeschwerden, akute Bauchspeicheldrüsenentzündung, Magengeschwür, Blutung aus dem After, Leberentzündung, Verfettung der Leber, alkoholbedingte Leberentzündung, Leberversagen, Akne und akneähnliche Hautentzündung, Haarausfall, spröde und trockene Haut, Hautrötung, Schwund des Fettgewebes im Gesichtsbereich, Abbau von Fettgewebe und Fettumverteilung, Wucherung von Fettgewebe, Zunahme des Körperfetts, vermehrtes Schwitzen, Nachtschweiß, Juckreiz, fleckiger und pusteliger Hautausschlag, juckender Hautausschlag, Hautschäden, Nesselsucht, schwere Hautreaktionen (Stevens-Johnson-Syndrom, Arzneimittelausschlag), Gelenkschmerzen, Gelenkentzündung, Rückenschmerzen, Flankenschmerz, Muskel- und Knochenschmerzen, Nackenschmerzen, Abbau von Knochengewebe, Schmerzen in Armen und Beinen, Sehnenentzündung, Muskelzerfall, Nierenversagen, Nierenentzündung, Nierensteine, nächtliches Wasserlassen, Nierenzysten, Nierenfunktionsstörungen, Erektionsstörungen, Schwellungen der männlichen Brust, vorzeitige Wechseljahresbeschwerden, Beschwerden im Brustkorb, Schüttelfrost, Gesichtsschwellung, Nervosität, Unwohlsein, Schwellungen im Unterkiefer, Wassereinlagerungen in Armen und Beinen, Schmerzen, Veränderung verschiedener Blutwerte (Neutrophile, alkalische Phosphatase, Eiweiß, Amylase, Bilirubin, Cholesterin, Blutfette, Kreatinin, Blutzucker, Harnstoff, Kreatinphosphokinase), Zucker im Urin, verzögerte Blutgerinnung, Blut im Urin, Zunahme des Bauchumfangs, Gewichtszunahme

Besonderheiten:
Patienten mit einer vorbestehenden Funktionsstörung der Leber (einschließlich chronischer Leberentzündung) müssen vom Arzt besonders sorgfältig hinsichtlich der Leberwerte überwacht werden. Falls eine Verschlechterung auftritt, wird eine Unterbrechung oder der Abbruch der Therapie empfohlen.

Die Therapie scheint einen Knochenabbau zu begünstigen, besonders, wenn viel Alkohol getrunken wird, Glukokortikoide eingenommen werden oder eine Fettleibigkeit besteht. Bei Auftreten von Gelenkbeschwerden und -schmerzen, Gelenksteife oder Schwierigkeiten bei Bewegungen ist daher der Arzt aufzusuchen.

Während der ersten Wochen oder Monate der Behandlung können allgemeine und örtlich begrenzte Entzündungen auftreten, beispielsweise an der Regenbogenhaut des Auges oder den Lungen. In solchen Fällen ist sofort ein Arzt zu befragen.

Patienten mit Neigung zu Muskelerkrankungen sollten sofort zum Arzt gehen, wenn sie während der Therapie Muskelbeschwerden bemerken.

Die Therapie mit Raltegravir muss sofort beendet werden, wenn Anzeichen schwerer Haut- oder Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten. Diese sind schwerer Hautausschlag oder Ausschlag mit Fieber, allgemeines Unwohlsein, Müdigkeit, Muskel- oder Gelenkschmerzen, Blasenbildung, Wunden im Mund, Bindehautentzündung, Schwellungen in Hals und Gesicht sowie Leberentzündung.

 

Welche Wechselwirkungen zeigt Raltegravir?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Das Tuberkulosemittel Rifampicin erniedrigt die Blutkonzentration von Raltegravir. Gleiches gilt für aluminium- und magnesiumhaltige säurehemmende Mittel (Antazida). Sie sollten daher nicht gemeinsam mit Raltegravir angewendet werden.

Wenn eine Kombination mit Rifampicin unvermeidlich ist, kann der Arzt eine Verdoppelung der Dosis von Raltegravir in Erwägung ziehen.

 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Die Leberwerte müssen ärztlich überwacht werden. Falls eine Verschlechterung auftritt, wird der Arzt die Therapie unter- oder abbrechen.
  • Bei Auftreten von Gelenkbeschwerden und -schmerzen, Gelenksteife oder Schwierigkeiten bei Bewegungen ist ein Arzt aufzusuchen.
  • Während der ersten Wochen oder Monate der Behandlung können allgemeine und örtlich begrenzte Entzündungen auftreten. In solchen Fällen ist sofort ein Arzt zu befragen.
  • Patienten mit Neigung zu Muskelerkrankungen sollten sofort zum Arzt gehen, wenn sie während der Therapie Muskelbeschwerden bemerken.
  • Die Therapie mit dem Medikament muss sofort beendet werden, wenn Anzeichen schwerer Haut- oder Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten.
  • Die Behandlung mit dem Medikament sollte von einem in der Behandlung von HIV-Infektionen erfahrenen Arzt begonnen werden.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

 

Welche Medikamente beinhalten Raltegravir?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Raltegravir enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

 
Medikament
Darreichungsform
Granulat zum Herstellen einer Lösung

 

So wirkt Raltegravir

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Raltegravir. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe virenhemmende Mittel, zu welcher der Wirkstoff Raltegravir gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Raltegravir

Raltegravir wird in Kombination mit anderen virenhemmenden Mitteln zur Behandlung einer Infektion mit dem AIDS-Erreger HIV-1 eingesetzt. Bis zu einer Dosierung von 400 Milligramm kann es bei Erwachsenen, Jugendlichen, Kindern, Kleinkindern und Säuglingen ab vier Wochen verwendet werden. Eine 600-Milligramm-Dosierung ist auf Patienten ab einem Körpergewicht von 40 Kilogramm beschränkt.

 

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Raltegravir sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Raltegravir

Raltegravir gehört zur Wirkstoffgruppe der virenhemmenden Mittel.

Raltegravir hemmt ein Enzym, das für die Virusvermehrung unerlässlich ist: die Integrase. Mithilfe dieses Enzyms schleust das Virus sein Erbgut (RNA) in das Erbgut der Wirtszelle (DNA) ein. So kann die Wirtszelle das Virenerbgut ablesen und nach seinem Bauplan neue Viren bilden. Die Hemmung der Integrase verhindert das Einsetzen der viralen Erbinformation in die DNA der Wirtszelle. Damit unterbleibt die Produktion neuer Viren - und die Infektion kann sich nicht ausbreiten.

 

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.