Polyhydroxyethylstärke

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 21.10.2007

Allgemeines

Polyhydroxyethylstärke ist ein so genanntes Blutersatzmittel. In Wasser gelöst dient der Wirkstoff der Erhöhung des Blutvolumens nach großen Blutverlusten (wie durch Operationen, Verletzungen, Verbrennungen) oder im Falle von Schock oder Kreislaufversagen.

Welchem Zweck dient dieser Wirkstoff?

  • fehlendes Blutvolumen ersetzen

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Polyhydroxyethylstärke im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Polyhydroxyethylstärke nicht verwendet werden?

Der Wirkstoff darf nicht eingesetzt werden, wenn
  • eine Allergie gegen Stärke besteht
  • bereits eine Erhöhung des Blutvolumens oder allgemein der Körperflüssigkeit vorliegt
  • eine schwere Herzmuskelschwäche besteht, da das Herz durch das vergößerte Blutvolumen mehr Arbeit verrichten muss.
Nur unter ärztlicher Nutzen-Risiko-Abwägung darf Polyhydroxyethylstärke eingesetzt werden bei verstärkter Blutungsbereitschaft und bei schwerer Austrocknung.

Während der Therapie ist eine ständige ärztliche Kontrolle der Mineralienkonzentrationen im Blut und des Wasserhaushaltes erforderlich. Bei Bedarf müssen stärkeabbauende Enzyme des Blutes (Amylasen) zugeführt werden können, um den Wirkstoff schneller aus dem Blut zu entfernen und die Wirkung zu beenden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Während der ersten drei Monate der Schwangerschaft ist die Anwendung des Wirkstoffes verboten, um jedes Risiko auszuschließen. In der späteren Schwangerschaft sollte der Einsatz auch nur unter ärztlicher Nutzen-Risiko-Abwägung und Kontrolle erfolgen.

Für die Stillzeit sind keine Einschränkungen bekannt.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Welche Nebenwirkungen kann Polyhydroxyethylstärke haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Polyhydroxyethylstärke. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Seltene Nebenwirkungen:
allergische Reaktionen wie Rötungen, Schwellungen, Juckreiz; Beeinflussung der Konzentration stärkeabbauender Enzyme wie zum Beispiel der Amylasen im Blut.

Besonderheiten:
Polyhydroxyethlystärke kann bei längerfristiger Gabe in hoher Dosis zu lang anhaltendem Juckreiz führen, der aber nach Beendigung der Therapie wieder verschwindet.

Welche Wechselwirkungen zeigt Polyhydroxyethylstärke?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Grundsätzlich sind keine Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen bekannt, aber beim Mischen mit anderen Substanzen (zum Beispiel bei Infusionen) können chemische Reaktionen auftreten und klinisch-chemische Untersuchungen können beeinflusst werden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Zu Infusionsbeginn muss der Patient ärztlich überwacht werden, um eine mögliche allergische Schockreaktion frühzeitig zu erkennen und zu unterbinden.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

So wirkt Polyhydroxyethylstärke

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Polyhydroxyethylstärke. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen , zu welcher der Wirkstoff Polyhydroxyethylstärke gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Polyhydroxyethylstärke

Polyhydroxyethylstärke ist ein so genanntes Blutersatzmittel. In Wasser gelöst dient der Wirkstoff der Erhöhung des Blutvolumens nach großen Blutverlusten (wie durch Operationen, Verletzungen, Verbrennungen) oder im Falle von Schock oder Kreislaufversagen.

Der Wirkstoff kann auch vorbeugend bei Operationen eingesetzt werden, um den Fremdblutverbrauch zu erniedrigen.

Polyhydroxyethylstärke-haltige Lösungen werden per Infusion oder Injektion verabreicht.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Polyhydroxyethylstärke sind vertiefende Informationen verfügbar:

    Wirkungsweise von Polyhydroxyethylstärke

    Blutflüssigkeit kann man nicht einfach durch Wasser ersetzen. Es wäre zu dünnflüssig. Um das Wasser anzudicken, nimmt man daher Gelbildner wie Polyhydroxyethylstärke. Der Wirkstoff entsteht aus natürlicher Stärke. Stärke selbst ist für den Einsatz als Blutersatzmittel ungeeignet, da sie im Körper zu rasch abgebaut würde. So werden der Stärke auf chemischem Wege Hydroxyethylgruppen eingebaut. Durch diese Veränderung zur Polyhydroxyethylstärke wird der Abbau durch die körpereigenen Enzyme verzögert.

    Polyhydroxyethylstärke wird in mehreren Molekülgrößen zwischen 70 000 und 450 000 angeboten, die umso länger im Körper verweilen, je größer sie sind (vier bis acht Stunden). Der Wirkstoff wird nach seinem Abbau vorwiegend über die Nieren ausgeschieden.

    Gegenüber Dextran, einem Blutersatzmittel auf der Basis langer Zuckermolekülketten, hat Polyhydroxyethylstärke den Vorteil eines geringeren Risikos für allergische Reaktionen (anaphylaktischer Schock) und in einer verminderten Hemmung der Blutgerinnung. Dennoch muss auch im Falle von Polyhydroxyethylstärke zu Infusionsbeginn der Patient ärztlich überwacht werden, um eine mögliche allergische Schockreaktion frühzeitig zu erkennen und zu unterbinden.

    Disclaimer:
    Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.