Pancuronium
Allgemeines
Pancuronium dient der Herbeiführung einer Muskelerschlaffung, wie sie im Rahmen einer Vollnarkose erforderlich ist.
Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?
- Reizübertragung vom Nerv auf den Muskel verhindern
- Acetylcholin-Rezeptor am Übergang von Nerven zum Muskel blockieren
- Muskel erschlaffen lassen
Gegenanzeigen
Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Pancuronium im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wann darf Pancuronium nicht verwendet werden?
Pancuronium darf nicht angewendet werden, wenn eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff besteht oder eine künstliche Beatmung unmöglich ist. Weil der Wirkstoff auch die Atemmuskulatur lähmt, würde der Patient sonst ersticken.
Auch darf der Wirkstoff wegen seiner langen Wirkdauer nicht an Patienten gegeben werden, die nach einem eventuellen Eingriff gleich das Krankenhaus verlassen.
Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Pancuronium angewendet werden bei
- Störungen der Muskel- und Nervenfunktion (beispielsweise Myasthenia gravis), weil die Wirkung von Pancuronium dann unvorhersehbar sein kann
- Lebererkrankungen, weil diese den Wirkungseintritt verlangsamen, den Dosisbedarf erhöhen sowie die Wirkung und die Erholungszeit verlängern
- Nierenfunktionsstörungen, weil Pancuronium vor allem über die Niere ausgeschieden wird und sich dann die Wirkung verlängert
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen, hohem Alter oder Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme), weil der Wirkstoff länger im Körper verbleibt
- Herzrasen, weil es sich durch Pancuronium verschlimmern kann
- Mangel an Kalium und Calcium oder Überschuss an Magnesium, weil diese die Wirkung verstärken
- Operationen, zu denen die Körpertemperatur herabgesetzt wird, weil diese Maßnahme die Wirkung verstärkt und verlängert
- Patienten mit Verbrennungen, weil diese weniger gut auf Pancuronium reagieren
- allen Erkrankungen, die den Arzneistoffwechsel beeinflussen.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Es gibt keine ausreichenden Erfahrungen und Tierexperimente mit der Anwendung von Pancuronium in der Schwangerschaft. Die Anwendung von Pancuronium während der Schwangerschaft wird daher nicht empfohlen. Falls eine Behandlung unbedingt erforderlich ist, darf es der Arzt nur kurzfristig einsetzen. Er wird dabei vor der Narkose eine eventuelle Unverträglichkeit von Muskelrelaxanzien bei der Schwangeren ausschließen.
Der Übergang von Pancuronium durch den Mutterkuchen ist gering. Beim Einsatz im empfohlenen Dosisbereich wurden bei Kaiserschnitt-Patientinnen keine Auswirkungen auf das Neugeborene beobachtet. Manche Patientinnen mit einer Schwangerschaftstoxikose erhalten dagegen Magnesiumsulfat. Magnesiumsulfat aber verstärkt die Pancuronium-Wirkung. In solchen Fällen wird es der Arzt schwächer dosieren.
Es ist nicht bekannt, ob Pancuronium in die Muttermilch ausgeschieden wird. Aufgrund seiner Eigenschaften ist aber davon auszugehen, dass nur geringe Mengen in die Muttermilch übergehen. Da Pancuronium nach Einnahme kaum im Körper wirksam wird, ist mit unerwünschten Wirkungen auf den Säugling nicht zu rechnen, wenn die Mutter nach Abklingen der Substanzwirkung das Stillen (wieder) aufnimmt.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Auch Neugeborene können schon mit dem Wirkstoff behandelt werden.
Der Dosisbedarf für Neugeborene (0 bis 1 Monat) und Säuglinge (28 Tage bis 12 Monate) entspricht dem des Erwachsenen. Aufgrund der von Patient zu Patient unterschiedlichen Empfindlichkeit gegen Muskelrelaxanzien wird der Arzt bei Neugeborenen zu Beginn die Dosis testen und nur 0,01 bis 0,02 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht geben. Kinder zwischen einem und 14 Jahren benötigen etwa eine, um ein Viertel höhere Dosierung.
Welche Nebenwirkungen kann Pancuronium haben?
Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Pancuronium. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Seltene Nebenwirkungen:
verlängerte Blockade der Reizleitung vom Nerv zum Muskel.
Sehr seltene Nebenwirkungen:
schwere, gegebenenfalls tödliche allergische Reaktionen wie Bronchialkrämpfe, Blutdruckabfall, Herzrasen, Kreislaufzusammenbruch, Schock oder Hautreaktionen wie Gesichtsschwellung oder Nesselsucht.
Besonderheiten:
Pancuronium kann in geringem Maße wie andere Muskelrelaxanzien auch durch Freisetzung des Nervenbotenstoffs Histamin örtliche Hautreaktionen (Rötung, Juckreiz) hervorrufen.
Pancuronium bewirkt dosisabhängig eine mäßige Beschleunigung des Herzschlags, die von einer Zunahme der Pumpleistung und des Blutdrucks begleitet wird. Oft wird diese Nebenwirkung durch gleichzeitig angewendete, gegensätzlich wirkende Medikamente (beispielsweise opioide Schmerzmittel) verschleiert.
Welche Wechselwirkungen zeigt Pancuronium?
Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Eine Steigerung der Wirkung von Pancuronium ergibt sich mit
- Narkosemitteln zum Einatmen wie Halothan, Isofluran, Enfluran, Sevofluran, Desfluran und zum Spritzen wie Ketamin, Etomidate
- anderen nicht-depolarisierenden Muskelrelaxanzien wie Alcuronium, Vecuronium, Rocuronium, Atracurium, Cisatracurium und Mivacurium
- Beruhigungsmitteln aus der Wirkstoffgruppe der Benzodiazepine
- Antibiotika, insbesondere Aminoglykosid-Antibiotika, Polymyxine, Tetrazykline und Lincosamide
- Magnesium
- dem Antidepressivum Lithium
- Blutdrucksenkern aus der Wirkstoffgruppe der Kalziumkanal-Blocker
- Suxamethonium als Vorbehandlung, das die Zeit bis zum Wirkungseintritt verkürzt, die Wirkung verstärkt oder verlängert.
Durch Cholinesterasehemmer wie Neostigmin oder Pyridostigmin kann die Wirkung von Pancuronium abgeschwächt oder aufgehoben werden.
Bei einer Langzeittherapie mit trizyklischen Antidepressiva wie beispielweise Imipramin sollte Pancuronium wegen der Gefahr schwerer Herzrhythmusstörungen nicht gegeben werden. Das Risiko ist bei gleichzeitiger Anwendung des Narkosemittels Halothan erhöht.
Bei gleichzeitiger Gabe des Antiasthmatikums Aminophyllin kann Pancuronium sehr selten Herzrasen auslösen. Darüber hinaus schwächt Aminophyllin die Wirkung von Pancuroniumbromid ab.
Eine vorherige Gabe von Pancuronium kann die Wirkdauer kurzwirksamer Muskelrelaxanzien wie Mivacurium und Atracurium erheblich verlängern und die Zeit bis zu deren Wirkungseintritt verkürzen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Das Medikament darf nur von Ärzten angewendet werden, die mit der Anwendung von Muskelrelaxanzien vertraut sind.
- Bis zu 24 Stunden nach der Gabe des Mediakments (und der Narkosemittel) darf ein Patient nicht autofahren und keine Maschinen bedienen.
Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.
Welche Medikamente beinhalten Pancuronium?
Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Pancuronium enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.
So wirkt Pancuronium
Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Pancuronium. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Muskelrelaxanzien, zu welcher der Wirkstoff Pancuronium gehört.
Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Pancuronium
Pancuronium dient der Herbeiführung einer Muskelerschlaffung, wie sie im Rahmen einer Vollnarkose erforderlich ist.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Pancuronium sind vertiefende Informationen verfügbar:
Wirkungsweise von Pancuronium
Pancuronium gehört zur Wirkstoffgruppe der Muskelrelaxanzien vom stabilisierenden oder nicht-depolarisierenden Typ.
In Konkurrenz mit dem Nervenbotenstoff Acetylcholin besetzt es den spezialisierten Rezeptor am Übergang von der Nerven- zur Muskelfaser. Damit wird die Reizübertragung von der Nerven- auf die Muskelzelle unmöglich. Diese sogenannte neuromuskuläre Blockade führt zu einer schlaffen Lähmung der Muskulatur.
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.