Nalmefen

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 14.10.2014

Allgemeines

Nalmefen wird bei erwachsenen Patienten mit Alkoholabhängigkeit angewendet. Es dient der Verminderung des Alkoholkonsums, wenn dieser bedenkliche Formen angenommen hat. Die Patienten dürfen allerdings keine Entzugserscheinungen aufweisen und es darf auch kein sofortiger Alkoholentzug erforderlich sein. Die Behandlung sollte nur bei Patienten begonnen werden, deren Alkoholkonsum sich zwei Wochen nach einer anfänglichen Untersuchung weiterhin auf einem hohen Niveau befindet.

 

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Opioid-Rezeptoren besetzen
  • Alkholwirkung verhindern
  • Alkoholkonsum verringern

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Nalmefen im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Nalmefen nicht verwendet werden?

Nalmefen darf nicht eingesetzt werden bei

  • Überempfindlichkeit gegen den WirkstoffPatienten, die opioide Schmerzmittel einnehmen
  • Patienten mit bestehender oder kurz zurückliegender Abhängigkeit von opioiden Schmerz- oder Rauschmitteln oder solche kürzlich verwendet haben
  • Patienten, die auf Entzug von opioiden Schmerz- oder Rauschmitteln sind
  • schwerer Leberfunktionsstörung, weil der Wirkstoff in der Leber abgebaut wird
  • schwerer Nierenfunktionsstörung, weil die Ausscheidung des Wirkstoffs vorwiegend über die Niere erfolgt
  • Patienten mit in jüngster Vergangenheit aufgetretenen akuten Alkoholentzugserscheinungen (einschließlich Wahnvorstellungen, Krampfanfällen und Delirium tremens).

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Nalmefen eingesetzt werden bei

  • einer aktuellen psychiatrischen Begleiterkrankung wie starken Depressionen
  • Krampfanfällen in der Krankengeschichte (Epilepsie), einschließlich Anfällen aufgrund von Alkoholentzug
  • erhöhten Leberwerten (ALAT, ASAT), weil es dazu keine Erfahrungen aus Studien gibt
  • Patienten ab 65 Jahren, weil es dazu wenig Erfahrungen gibt.
 

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Zur Anwendung von Nalmefen in der Schwangerschaft gibt es keine oder nur begrenzte Erfahrungen. Tierexperimente erbrachten Missbildungen bei den Nachkommen. Daher wird die Anwendung von Nalmefen während der Schwangerschaft nicht empfohlen.

In Tierexperimenten ging der Wirkstoff in die Muttermilch über. Es ist nicht bekannt, ob dies beim Menschen ebenfalls so ist. Ein Risiko für das Neugeborene/Kind kann nicht ausgeschlossen werden. Der Arzt wird in Absprache mit der Patienten darüber entscheiden, ob die Betroffene stillen oder auf die Behandlung verzichten soll. Dabei wird er sowohl den Nutzen des Stillens für das Kind als auch den Nutzen der Therapie für die Frau überdenken.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Malmefen bei Kindern und Jugendlichen im Alter von bis zu 18 Jahren ist nicht untersucht worden. Die Anwendung in dieser Altersgruppe ist daher untersagt.

Welche Nebenwirkungen kann Nalmefen haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Nalmefen. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Schlaflosigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit.

Häufige Nebenwirkungen:
Verminderter Appetit, Schlafstörungen, Verwirrtheit, Ruhelosigkeit, verminderte Libido (einschließlich Libidoverlust), Schläfrigkeit, Zittern, Aufmerksamkeitsstörungen, nervliche Missempfindungen, Empfindungslosigkeit, Herzrasen, Herzklopfen, Erbrechen, trockener Mund, übermäßiges Schwitzen, Muskelkrämpfe, Ermüdung, Schwäche, Unwohlsein, unnormale Gefühle, Gewichtsverlust.

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Wahnvorstellungen (einschließlich unnormaler Geräusche, Gefühle, Gerüche und Erscheinungen), Persönlichkeitsspaltung.

Besonderheiten:
Treten während der Behandlung mit dem Wirkstoff längerfristige psychiatrische Beschwerden auf, die nicht mit dem Therapie-Beginn in Verbindung stehen, wird der Arzt die Behandlung mit Nalmefen möglicherweise beenden.

 

Welche Wechselwirkungen zeigt Nalmefen?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Nalmefen wird vorwiegend durch ein bestimmtes Enzym verstoffwechselt. Dieses sogenannte UGT2B7-Enzym kann von verschiedenen Wirkstoffen gehemmt oder aktiviert werden. So lassen die Entzündungshemmer Diclofenac und Meclofenaminsäure, das Pilzmittel Fluconazol und das Hormon Medroxyprogesteron die Konzentration von Nalmefen im Blut stark ansteigen. Damit verbundene mögliche stärkere Nebenwirkungen spielen besonders bei längerfristiger gleichzeitiger Behandlung eine Rolle.

Umgekehrt können bestimmte Wirkstoffe das UGT2B7-Enzym aktivieren, zum Beispiel das Glukokortikoid Dexamethason, das Antiepileptikum Phenobarbital, das Tuberkulose-Mittel Rifampicin und der Protonenpumpenhemmer Omeprazol. Diese können die Wirkung von Nalmefen vermindern.

Die gleichzeitige Anwendung von Alkohol und Nalmefen verhindert die berauschende Wirkung von Alkohol nicht.

Falls Nalmefen gleichzeitig mit opioiden Schmerzmitteln und Hustenstillern eingenommen wird, ist diese Behandlung möglicherweise wirkungslos. Ist die Anwendung von Opioiden vorauszusehen, muss die Nalmefen-Behandlung eine Woche davor beendet werden. Beispiel ist eine geplante Operation, wenn dabei opioide Schmerzmittel eingesetzt werden könnten. Es ist wichtig, die behandelnden Ärzte über die letzte Einnahme von Nalmefen zu informieren, wenn die Anwendung von Opioiden erforderlich wird.

Wenn einer Notfallsituation einem Patienten, der Nalmefen einnimmt, ein Opioid verabreicht werden muss, fällt die erforderliche Opioid-Dosis eventuell etwas höher aus als üblich. Der Arzt wird den Patienten dann sorgfältig auf Anzeichen einer Atemfunktionsstörung infolge der Opioid-Verabreichung und auf andere Nebenwirkungen überwachen.

 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Der behandelnde Arzt ist über die Einnahme des Medikaments zu informieren.
  • Kommt es während der Behandlung zu starken psychischen Problemen, muss sie möglicherweise vom Arzt beendet werden.
  • Nur wenn Schwindel oder Übelkeit auftreten, sind Autofahren oder das Führen von Maschinen gefährlich.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

 

Welche Medikamente beinhalten Nalmefen?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Nalmefen enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

 
Medikament
Darreichungsform

 

So wirkt Nalmefen

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Nalmefen. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Alkoholentwöhnungsmittel, zu welcher der Wirkstoff Nalmefen gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Nalmefen

Nalmefen wird bei erwachsenen Patienten mit Alkoholabhängigkeit angewendet. Es dient der Verminderung des Alkoholkonsums, wenn dieser bedenkliche Formen angenommen hat. Die Patienten dürfen allerdings keine Entzugserscheinungen aufweisen und es darf auch kein sofortiger Alkoholentzug erforderlich sein. Die Behandlung sollte nur bei Patienten begonnen werden, deren Alkoholkonsum sich zwei Wochen nach einer anfänglichen Untersuchung weiterhin auf einem hohen Niveau befindet.

Der Wirkstoff sollte nur verschrieben werden, wenn die Patienten dauerhaft von einem Suchtberater oder Psychologen unterstützt werden.

 

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Nalmefen sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Nalmefen

Nalmefen gehört aufgrund seiner Wirkung zu den Alkoholentwöhnungsmitteln.

Die Alkoholsucht ähnelt der Sucht nach Morphin-ähnlichen Drogen dahingehend, dass an ihr die gleichen Bindungsstellen für die Suchtstoffe beteiligt sind. Auch Alkohol bindet im Gehirn an die Opioid-Rezeptoren, was Gefühle wie Schmerzfreiheit, Enthemmung und Beruhigung auslöst.

Nalmefen bindet ebenfalls an diese Rezeptoren, ist dort aber selbst wirkungslos. Da die Rezeptoren durch den Wirkstoff besetzt sind, können Suchtstoffe wie Alkohol dort nicht mehr andocken. In Studien wurde so der Alkoholkomsum der Abhängigen deutlich vermindert.

 

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.