Mifamurtid

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 05.07.2014

Allgemeines

Mifamurtid wird bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen nach der Operation zur Nachbehandlung von Knochenkrebs eingesetzt. Ziel sind besonders bösartige Formen, die aber noch keine Tochtergeschwulste (Metastasen) gebildet haben. Der Wirkstoff wird in Kombination mit anderen Zytostatika verwendet.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • an Immunzellen wie Monozyten und Makrophagen anheften
  • die Bildung von Immunfaktoren anregen
  • Krebszellen vernichten

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Mifamurtid im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Mifamurtid nicht verwendet werden?

Mifamurtid darf nicht eingesetzt werden bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff.

Auch ist die Anwendung verboten bei Patienten, die immunschwächende Wirkstoffe wie Ciclosporin, Tacrolimus und Pimecrolimus oder nicht-steroidale Antirheumatika als Entzündungshemmer erhalten.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Mifamurtid angewendet werden bei
  • Patienten mit Asthma oder sonstigen Lungenerkrankungen wie COPD, da sie durch den Wirkstoff vermehrt Beschwerden bekommen können
  • Patienten mit entzündlichen Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen oder Kollagenosen, weil Mifamurtid manche Entzündungen verstärkt
  • Verstopfungen von Venen, Gefäßentzündungen oder schlecht behandelbaren Herz-Kreislauf-Erkrankungen, weil sich diese verschlechtern können.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Für die Anwendung von Mifamurtid bei Schwangeren gibt es keine klinischen Studien. Tierversuche zu diesem Thema sind nicht eindeutig genug ausgefallen, um das Risiko beurteilen zu können. Daher wird die Anwendung von Mifamurtid während der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die keine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden, nicht empfohlen.

Es ist nicht bekannt, ob Mifamurtid beim Menschen in die Muttermilch übergeht. Der Übergang in die Milch wurde beim Tier nicht untersucht. Der Arzt wird daher die Vorteile des Stillens für das Kind und die Vorteile der Therapie für die Mutter abwägen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Mifamurtid bei Kindern im Alter bis zwei Jahren ist nicht durch Studien erwiesen. Die Anwendung des Wirkstoffs in dieser Altersgruppe liegt daher im Ermessen des Arztes.

Welche Nebenwirkungen kann Mifamurtid haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Mifamurtid. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Blutarmut, Essensverweigerung, Kopfschmerzen, Schwindel, Herzrasen, Bluthochdruck, niedriger Blutdruck, Atembeschwerden, schneller Atem, Husten, Durchfall, Verstopfung, Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, vermehrtes Schwitzen, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Rückenschmerzen, Gliederschmerzen, Fieber, Schüttelfrost, Müdigkeit, verminderte Körpertemperatur, Schmerzen, Krankheitsgefühl, Schwäche, Brustschmerzen.

Häufige Nebenwirkungen:
Blutvergiftung, Zellentzündung, Nasen-Rachen-Entzündung, Katheterinfektion, Infektion der oberen Atemwege, Harnwegsinfektion, Halsentzündung, Herpes-simplex-Infektion, Tumorschmerzen, Mangel an weißen Blutkörperchen, Mangel an Blutplättchen, Mangel an Granulozyten, Mangel an Neutrophilen Blutzellen mit Fieber, Austrocknung, Kalium-Mangel im Blut, Appetitlosigkeit, Verwirrtheit, Depression, Schlafstörungen, Angstzustände, nervliche Missempfindungen, Enpfindungsstörungen, Zittern, Schläfrigkeit, Antriebslosigkeit, Verschwommensehen, Schwindelgefühl, Ohrensausen, Hörstörungen, Blaufärbung der Haut, Herzklopfen, Blutgefäßentzündung, Hitzewallungen, Blässe, Brustfellerguss, verstärkte Atembeschwerden, Husten mit Auswurf, blutiger Husten, Atemnot, Nasenbluten, Atemnot bei Belastung, Nasennebenhöhlenentzündung, verstopfte Nase, Rachen- und Kehlkopfschmerzen, Oberbauchschmerzen, Verdauungsstörungen, aufgetriebener Bauch, Unterbauchschmerzen, Schmerzen im Bereich der Leber, Hautausschlag, Juckreiz, Hautrötung, Haarausfall, trockene Haut, Muskelkrämpfe, Schmerzen (Nacken, Leisten, Knochen, Schulter, Brustkorb), Muskel- und Gelenksteifigkeit, Blut im Urin, Störungen beim Wasserlassen, zu häufiges Wasserlassen, Regelschmerzen, Wasseransammlungen in Armen und Beinen, Schleimhautentzündung, Rötung an der Infusionsstelle, Reaktion an der Infusionsstelle, Schmerzen an der Kathetereinstichstelle, Missempfindungen in der Brust, Kältegefühl, Gewichtsabnahme, Schmerzen nach einer Operation.

Besonderheiten:
Häufig kommt zu einem vorübergehenden Mangel an Neutrophilen Blutzellen, besonders wenn Mifamurtid zusätzlich zu einer Chemotherapie verabreicht wird. Tritt nach Gabe von Mifamurtid Fieber oder Schüttelfrost von über acht Stunden Dauer auf, muss der Arzt abklären, ob nicht eine Blutvergiftung vorliegt.

Gelegentlich kommt es bei Behandlung mit Mifamurtid zu allergischen Reaktionen wie Hautausschlag, Kurzatmigkeit, oder starkem Bluthochdruck. Der Arzt wird sorgfältig beobachten, ob diese allergischen Reaktionen möglicherweise eigentlich eine übersteigerte entzündliche Reaktion sind.

Übelkeit und Erbrechen sowie Appetitlosigkeit treten sehr häufig als Nebenwirkungen von Mifamurtid auf. Diese Magen-Darm-Beschwerden werden durch eine begleitende hochdosierte Kombinationschemotherapie möglicherweise so verstärkt, dass die Patienten künstlich ernährt werden müssen.

Welche Wechselwirkungen zeigt Mifamurtid?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Zum Einfluss von Mifamurtid auf seine Kombinationspartner bei einer Chemotherapie wurden nur wenige Studien durchgeführt, aus denen sich keine abschließende Beurteilung ableiten lässt. Bisher ergaben sich jedoch keine Hinweise auf eine Beeinträchtigung der tumorhemmenden Wirkung der Chemotherapie durch Mifamurtid (und umgekehrt). Sofern eine Chemotherapie mit Mifamurtid und Doxorubicin oder anderen fettlöslichen Substanzen vorgesehen ist, wird der Arzt diese zeitlich getrennt verabreichen.

Die gemeinsame Anwendung von Mifamurtid und Ciclosporin, Tacrolimus oder Pimecrolimus (die auf das Immunsystem hemmend wirken) ist verboten, da sich theoretisch die Wirkungen aufheben. Das Gleiche gilt für nicht-steroidale Antirheumatika in hoher Dosierung.

Die Wirkung von Mifamurtid beruht auf der Anregung des Immunsystems. Daher sollte eine längerfristige oder dauerhafte Anwendung von Glukokortikoiden während der Behandlung mit Mifamurtid vermieden werden, weil diese die körpereigene Abwehr unterdrücken.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Tritt nach Gabe des Medikaments Fieber oder Schüttelfrost von über acht Stunden Dauer auf, muss ein Arzt befragt werden.
  • Die Nebenwirkungen des Medikaments wie Benommenheit, Schwindel, Müdigkeit und Verschwommensehen können die Fähigkeit zum Autofahren und dem Bedienen von Maschinen beeinträchtigen.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Mifamurtid?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Mifamurtid enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Mifamurtid

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Mifamurtid. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Immunstärkende und -schwächende Mittel, zu welcher der Wirkstoff Mifamurtid gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Mifamurtid

Mifamurtid wird bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen nach der Operation zur Nachbehandlung von Knochenkrebs eingesetzt. Ziel sind besonders bösartige Formen, die aber noch keine Tochtergeschwulste (Metastasen) gebildet haben. Der Wirkstoff wird in Kombination mit anderen Zytostatika verwendet.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Mifamurtid sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Mifamurtid

Mifamurtid gehört zur Wirkstoffgruppe der immunstärkenden und -schwächenden Mittel. Es regt die Abwehrreaktion von Immunzellen wie beispielsweise Monozyten und Makrophagen an. Auf der Oberfläche dieser Zellen befindet sich ein Rezeptor, an den sich Mifamurtid zunächst in einem ersten Schritt bindet. Dadurch werden die Zellen zur Bildung spezieller Immunfaktoren angeregt wie beispielsweise Tumornekrosefaktor, Interleukine und Adhäsionsmoleküle. Diese Faktoren wirken bei der Vernichtung von Krebszellen zusammen.

Im Reagenzglas kann man beobachten, dass mit Mifamurtid behandelte menschliche Monozyten Tumorzellen von Hautkrebs, Gebärmutterkrebs, Darm- und Nierenkrebs abtöten. Der große Vorteil gegenüber chemischen Zytostatika besteht darin, dass Mifamurtid nicht giftig für normale Körperzellen ist.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.