Lidocain + Prilocain
Allgemeines
Die Kombination dient der Erzeugung einer starken örtlichen Schmerzunempfindlichkeit. Sie wird immer dann eingesetzt, wenn die Haut beispielsweise bei der Einführung von Kathetern in Venen, bei der Blutentnahme und chirurgischen Eingriffen an der Hautoberfläche verletzt wird.
Welchem Zweck dient diese Wirkstoffkombination?
Gegenanzeigen
Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Lidocain + Prilocain im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wann dürfen Lidocain + Prilocain nicht verwendet werden?
Die Kombination darf bei Überempfindlichkeit gegen Lidocain und Prilocain nicht angewendet werden.Außerdem ist die Anwendung im Gehörgang oder Innenohr verboten, da eine Schädigung des Innenohres nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann.
Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf die Kombination eingesetzt werden bei
- offenen Wunden außer zur Vorbereitung der Reinigung eines Unterschenkelgeschwürs, weil man noch zu wenig über die Aufnahme der Wirkstoffe in den Körper weiß
- Patienten mit angeborener oder später entstandener Fehlbildung des roten Farbstoffs im Blut (Methämoglobinämie) oder bei Patienten mit Mangel an dem Enzym Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase, da hier durch die Anwendung der Kombination eine erhöhte Gefahr der Methämoglobin-Bildung besteht
- schwerer Leberfunktionsstörung, weil sie die Ausscheidung des Wirkstoffs verzögert
- Patienten mit atopischer Dermatitis (Neurodermitis), da aufgrund der vorgeschädigten Haut eine kürzere Einwirkdauer ausreichend sein kann
- Anwendung in der Umgebung des Auges, da es zu Augenreizungen kommen und das Fehlen schützender Lidreflexe die Hornhaut schädigen kann
- Verabreichung von Lebendimpfstoffen, da die Kombination deren Wirkung mindern kann.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Obwohl es bei dem Einsatz der Kombination auf der Haut nur in sehr geringem Maß zur Aufnahme in den Körper kommt, sollte man bei der Anwendung bei Schwangeren vorsichtig sein.
Lidocain und höchstwahrscheinlich auch Prilocain gehen in die Muttermilch über. Bei der normalen Anwendung auf der Haut erfolgt dies aber in so kleinen Mengen, dass das Risiko von Nebenwirkungen beim gestillten Kind als sehr gering erachtet wird. Ein Kontakt des Säuglings mit den behandelten Hautstellen sollte allerdings vermieden werden.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
In entsprechender Dosierung kann die Kombination auch auf der Haut von Neugeborenen und Kleinkindern angewendet werden. Allerdings darf ein Einsatz auf der Haut oder Schleimhaut der Schamregion bei Kindern erst ab zwölf Jahren erfolgen.
Welche Nebenwirkungen können Lidocain + Prilocain haben?
Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Lidocain + Prilocain. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Je nach Ort der Anwendung ergeben sich Unterschiede in Art und Häufigkeit der Nebenwirkungen:
Anwendung auf unverletzter Haut
Häufige Nebenwirkungen:
vorübergehende örtliche Reaktionen in dem behandelten Hautgebiet, wie beispielsweise Blässe, Rötung und Schwellung.
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Hautreaktionen (anfängliches leichtes Brennen, Jucken oder Wärmegefühl in dem behandelten Hautbereich).
Seltene Nebenwirkungen:
einzelne örtliche blaue Flecken oder Unterhautblutungen in dem behandelten Hautbereich (besonders nach längerer Behandlung von Kindern mit Neurodermitis oder mit Dellwarzen), Methämoglobinämie, Hornhautreizungen nach versehentlichem Augenkontakt, allergische Reaktionen (in schwersten Fällen bis zum Schock).
Anwendung auf der Schleimhaut des Schambereichs
Häufige Nebenwirkungen:
vorübergehende örtliche Reaktionen (beispielsweise Blässe, Rötungen und Schwellungen), Hautreaktionen (anfängliches normalerweise leichtes Brennen,
Jucken oder Wärmegefühl in dem behandelten Hautbereich).
Gelegentliche Nebenwirkungen:
örtliche Missempfindungen(Kribbeln)
Seltene Nebenwirkungen:
allergische Reaktionen (in schwersten Fällen bis zum Schock).
Anwendung vor der Wundreinigung bei Unterschenkelgeschwüren
Häufige Nebenwirkungen:
vorübergehende örtliche Reaktionen (Blässe, Rötungen oder Schwellungen), Hautreaktionen (anfängliches normalerweise leichtes Brennen, Jucken oder Wärmegefühl in dem behandelten Hautbereich).
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Hautreizungen am Anwendungsort.
Seltene Nebenwirkungen:
allergische Reaktionen (in schwersten Fällen bis zum Schock).
Welche Wechselwirkungen zeigen Lidocain + Prilocain?
Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Zusammen mit der Kombination bilden Sulfonamide (Antibiotika-Gruppe), Nitroglyzerin (gegen Angina pectoris), das Magenmittel Metoclopramid, das AntiepileptikumPhenytoin sowie das Lepra-Mittel Dapson verstärkt eine veränderte Form des roten Blutfarbstoffs (Methämoglobin). Methämoglobin kann keinen Sauerstoff mehr binden, daher sollte eine gleichzeitige Anwendung vermieden werden. Dies gilt insbesondere für Säuglinge bis zu zwölf Monaten.
Weil auch manche Lebensmittel Methämoglobin bilden (beispielsweise die Nitrite und Nitrate in Pökelsalz), sollten sie ebenfalls nicht zusammen mit der Kombination verwendet werden.
Wird die Kombination in hoher Dosierung (gleichzeitige Behandlung mehrerer Hautgebiete) zusammen mit Lidocain und/oder Prilocain in einer anderen Anwendungsform verwendet, kann deren Giftwirkung im Körper verstärkt werden. Gleiches gilt für andere Mittel zur örtlichen Betäubung oder chemisch verwandte Substanzen wie beispielsweise die AntiarrhythmikaTocainid und Mexiletin.
Spezielle Studien über Wechselwirkungen von Lidocain mit Antiarrhythmika der Klasse III (beispielsweise Amiodaron) wurden nicht durchgeführt, dennoch ist dabei ärztliche Vorsicht geboten.
Substanzen, die die Ausscheidung von Lidocain erschweren (wie beispielsweise das Magenmittel Cimetidin oder Betablocker), führen möglicherweise zu giftigen Konzentrationen des Wirkstoffs. Dies insbesondere, wenn Lidocain wiederholt in hoher Dosierung über einen längeren Zeitraum angewendet wird. Weil die Anwendung auf der Haut aber nur gering dosiert und kurzfristig ist, werden solche Wechselwirkungen kaum auftreten.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Bei einem Kontakt der Augen mit dem Medikament muss das Auge sofort mit viel lauwarmem Wasser oder isotonischer Kochsalzlösung gespült und es dann geschützt werden, bis das Empfindungs- oder Sehvermögen wiederhergestellt ist.
- Das Medikament kann, vor Impfungen mit Lebensimpfstoffen auf die Impfstelle aufgebracht, den Impferfolg gefährden.
Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.
Welche Medikamente beinhalten Lidocain + Prilocain?
Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Lidocain + Prilocain enthalten sind.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.
So wirkt Lidocain + Prilocain
Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Lidocain + Prilocain. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Mittel zur örtlichen Betäubung, zu welcher die Wirkstoffkombination Lidocain + Prilocain gehört.
Anwendungsgebiet der Wirkstoffkombination Lidocain + Prilocain
Die Kombination dient der Erzeugung einer starken örtlichen Schmerzunempfindlichkeit. Sie wird immer dann eingesetzt, wenn die Haut beispielsweise bei der Einführung von Kathetern in Venen, bei der Blutentnahme und chirurgischen Eingriffen an der Hautoberfläche verletzt wird.
Des Weiteren schützt die Kombination vor Schmerzen, wenn bei der Wundreinigung von Beingeschwüren (Ulcus cruris) abgestorbenes Gewebe abgetragen werden muss.
Bei kleineren chirurgischen Eingriffen an der Schleimhautoberfläche der Geschlechtsteile sorgt die Kombination für Schmerzunempfindlichkeit und sie wird dort auch eingesetzt, um Einstiche für tiefere Gewebe-Betäubungen erträglich zu machen.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Lidocain + Prilocain sind vertiefende Informationen verfügbar:
Wirkungsweise von Lidocain + Prilocain
Bei der Erregung eines Nerven durch einen Reiz wie beispielsweise Druck, Schmerz, Wärme oder Kälte wird dieser Reiz entlang der Nervenzellen als elektrisches Signal weitergeleitet. Dafür muss es fortlaufend durch einen speziellen Natrium-Kanal zu einem Einstrom positiv geladener Natrium-Ionen in die Nervenzellen kommen.
Die Inhaltsstoffe Lidocain und Prilocain durchdringen die unverletzte Haut und die Zellwand der Nervenzellen. Innerhalb der Nervenzellen bilden sich negativ geladene Moleküle von Lidocain und Prilocain. In dieser Form können sie vom Zellinneren aus in den geöffneten Natriumkanal der Zellmembran eindringen und seine Leitfähigkeit blockieren. Der Einstrom von Natrium-Ionen, der für die Erregungsleitung entlang der Nervenfaser verantwortlich ist, wird auf diese Weise unterbunden.
Dünne Nervenfasern werden früher in ihrer Reizleitung blockiert als dicke. So ergibt sich zunächst eine Schmerzhemmung, danach ein fehlendes Temperaturgefühl, dann werden Berührung oder Druck nicht mehr wahrgenommen. Zuletzt können keine Befehle des Gehirns an die Muskeln mehr weitergeleitet werden, was an der behandelten Stelle zu Lähmungserscheinungen führt.
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.