Infliximab
Allgemeines
Infliximab wird bei Patienten mit entzündlich rheumatischen Erkrankungen eingesetzt, deren Entzündungen nur unzureichend auf herkömmliche Behandlungen angesprochen haben.
Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?
- Entzündungen hemmen
- rheumatische Beschwerden mindern
- Gelenkschäden vorbeugen
- Beweglichkeit verbessern
- Beschwerden bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn mindern und Komplikationen vorbeugen
Gegenanzeigen
Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Infliximab im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wann darf Infliximab nicht verwendet werden?
Der Wirkstoff darf nicht angewendet werden bei:
- Überempfindlichkeit gegen Infliximab
- Tuberkulose
- schweren Infektionen, eitrigen Erkrankungen und schweren organischen Erkrankungen
- mittelschwerer oder schwerer Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz)
Nur nach einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Bewertung durch einen Arzt darf der Wirkstoff eingesetzt werden bei:
- leichter Herzmuskelschwäche
- schweren neurologischen Erkrankungen wie der multiplen Sklerose
- Patienten mit Gelenkersatz
- Verengungen im Magen-Darm-Trakt durch Morbus Crohn (chronisch entzündliche Darmerkrankung)
- bösartigen Erkrankungen (Krebserkrankungen) in der Vorgeschichte
- Patienten mit Schuppenflechte, wenn eine stark das Immunsystem unterdrückende Behandlung vorausgegangen ist
- alten Menschen
- vorbestehenden Leber- und Nierenschäden.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Es wird angenommen, dass durch Infliximab das Immunsystem des Säuglings geschwächt wird. Daher darf die Einnahme des Wirkstoffs nicht während der Schwangerschaft erfolgen. Frauen im gebärfähigen Alter müssen zuverlässig verhüten und sollten die Verhütung noch mindestens sechs Monate nach der letzten Infliximab-Behandlung fortsetzen.
Ebenso darf mindestens sechs Monate nach der letzten Infliximab-Behandlung nicht gestillt werden.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Die Anwendung bei Kindern ist nur im Bereich der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa erlaubt. Allergings wird eine Behandlung mit dem Wirkstoff erst ab dem sechsten Lebensjahr empfohlen.
Welche Nebenwirkungen kann Infliximab haben?
Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Infliximab. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Fieber, Atemnot, Schüttelfrost, Nesselsucht, erhöhter oder niedriger Blutduck.
Häufige unerwünschte Nebenwirkungen:
Virusinfektionen (zum Beispiel Herpes, Grippe), Infektionen der oberen Luftwege oder der Lunge (Bronchitis, Lungenentzündung, Nasennebenhöhlenentzündung), Ermüdung, Atemnot, Übelkeit, Bauchschmerzen, Durchfall, trockene Haut, vermehrtes Schwitzen, Brustschmerzen, vorübergehende Gesichtsrötung, Erhöhung der Leberwerte.
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Bakterielle Infektionen, Pilzerkankungen, allergische Reaktionen der Atemwege, Kehlkopfanschwellung mit Atemnot, Blutarmut, Krampfanfälle, Depressionen, Verwirrtheit, Nervosität, Schlaflosigkeit, Schläfrigkeit, Ohnmachtsanfälle, Herzklopfen, Herzrhythmusstörungen, Entzündung der Augen, Hitzewallungen, Leberfunktionsstörung, Gallenblasenentzündung, Entzündung der Harnblase, Blauverfärbung der Haut, Veränderungen an der Haut (Ekzem, Schuppenbildung, Blasenbildung, eitrige Pickel, Verfärbungen (Pigmentanomalien), Einblutungen in die Haut), Entzündungen von Blutgefäßen, Blutergüsse, Verengung von Blutgefäßen durch Krämpfe der Gefäßmuskulatur mit daraus resultierenden Durchblutungsstörungen, Lymphknotenschwellung, Vermehrung der Lymphozyten, Nasenbluten, Verengung der Bronchien, Rippenfellentzündung, Wasseransammlung in der Lunge, Verstopfung, Sodbrennen, Entzündung von Ausstülpungen der Dickdarmschleimhaut (Divertikulitis), Harnwegsinfektionen, Nierenbeckenentzündungen, Entzündung der Scheide.
Seltene Nebenwirkungen:
Hirnhautentzündungen, Kreislaufversagen, Herzrasen, Darmverschluss, Darmdurchbruch, Blutungen aus dem Magen-Darm-Trakt, Entmarkungserkrankung des Nervensystems, andere Nervenerkrankungen (zum Beispiel Entzündung des Sehnervs), Hirnhautentzündung, Krampfanfälle, Taubheitsgefühle, Kribbeln, schwerste Infektionen mit Pilzen und Bakterien, allergischer Schock, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Leberentzündung, Wassereinlagerung zwischen Rippen- und Lungenfell, Muskel-, Gelenk- und Rückenschmerzen.
Sehr seltene Nebenwirkungen:
Leberzellschaden, Herzbeutelerguss, Auflösung der roten Blutkörperchen (hämolytische Anämie), Verringerung der Blutplättchen (Thrombozytopenie), Verminderung der weißen Blutkörperchen (Granulozytopenie, Leukozytopenie) und Entzündung des Rückenmarks (Myelitis).
In seltenen Fällen treten Krampfanfälle und Entzündungen des Sehnervs auf. Das erstmalige Auftreten einer multiplen Sklerose (Entmarkungskrankheit, vorwiegend der weißen Substanz des zentralen Nervensystems) oder eine Verschlimmerung einer bereits bestehenden multiplen Sklerose wurde beobachtet.
Patienten mit einer leichten Herzmuskelschwäche müssen streng durch einen Arzt kontrolliert werden. Bei einer Verschlechterung muss der Wirkstoff abgesetzt werden.
Ein geringer Anteil der Patienten bildet Antikörper gegen Infliximab. Es kann zu schweren allergischen Reaktionen bis hin zum Schock kommen.
Ein Mangel an TNF kann das Auftreten von Antikörpern gegen körpereigenes Gewebe begünstigen. Werden solche Antikörper im Blut nachgewiesen oder zeigt ein Patient bereits Erkrankungszeichen, muss die Behandlung beendet werden.
Welche Wechselwirkungen zeigt Infliximab?
Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Schwerwiegende Infektionen traten bei gleichzeitiger Gabe anderer TNF-blockierender Substanzen wie Etanercept und Anakinra auf.
Es liegen Hinweise darauf vor, dass Methotrexat die Bildung von Antikörpern gegen Infliximab vermindert. Gleichzeitig scheint die Infliximab-Konzentration im Blutplasma in Wechselwirkung mit Methotrexat anzusteigen. Allerdings ist die Bestimmung von Infliximab und seinen Antikörpern im Blut zu ungenau, um diese Wechselwirkung belegen zu können.
Lebendimpfungen sollten nicht während der Therapie mit Infliximab verabreicht werden. Es ist fraglich, ob während der das Immunsystem unterdrückenden Behandlung eine Impfung überhaupt ansprechen kann. Zudem sind wegen der Schwächung des Immunsystems Infektionen durch die Lebendimpfstoffe denkbar.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Ist eine Operation erforderlich, so ist der Patient aufgrund der Infektionsgefahr sorgfältig zu überwachen.
- Das Medikament kann auch zeitverzögert allergische Reaktionen auslösen, die sofort dem behandelnden Arzt gemeldet werden müssen.
- Tritt während der Therapie mit dem Medikament eine schwere Infektion auf, muss die Behandlung sofort beendet werden.
- Während der Behandlung mit dem Medikament sollten nicht gleichzeitig Lebendimpfstoffe (bei Kindern: gar keine Impfstoffe) verabreicht werden.
- Die Behandlung mit dem Medikament ist Ärzten zu überlassen, die auf rheumatische Erkrankungen und Schuppenflechte spezialisiert sind.
- Nach der Anwendung des Medikaments kann Schwindelgefühl auftreten, das Autofahren und das Bedienen von Maschinen gefährlich macht.
Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.
Welche Medikamente beinhalten Infliximab?
Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Infliximab enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.
So wirkt Infliximab
Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Infliximab. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Immunstärkende und -schwächende Mittel, Entzündungshemmer, Monoklonale Antikörper, zu welcher der Wirkstoff Infliximab gehört.
Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Infliximab
Infliximab wird bei Patienten mit entzündlich rheumatischen Erkrankungen eingesetzt, deren Entzündungen nur unzureichend auf herkömmliche Behandlungen angesprochen haben.
Der Wirkstoff findet ebenso Anwendung bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. So bei Morbus Crohn ab einem Patientenalter von sechs Jahren, wenn der Verlauf trotz der üblichen Behandlung schwer und komplikationsreich ist. Auch eine Colitis ulcerosa kann mit Infliximab behandelt werden, wenn andere Therapien wirkungslos waren.
Auch bei Morbus Bechterew wirkt Infliximab entzündungshemmend und wird dann eingesetzt, wenn andere Antirheumatika nicht ausreichend gewirkt haben.
Verwendet wird Infliximab zudem bei der Schuppenflechte (Psoriasis) mit und ohne Gelenkentzündungen, wenn trotz Behandlung die Erkrankung nur unzureichend gebessert wurde oder andere Therapien nicht durchgeführt werden können.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Infliximab sind vertiefende Informationen verfügbar:
- Schuppenflechte
- entzündlich-rheumatische Erkrankungen
- chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
- Entzündungen
Wirkungsweise von Infliximab
Infliximab gehört in die Gruppe der gentechnologisch hergestellten Antikörper der Immunologika. Der Wirkstoff wirkt gegen den Tumornekrosefaktor TNF alpha (TNF alpha Antagonist). TNF alpha ist eine körpereigene Substanz, die das Immunsystem zur Vernichtung körperfremder Zellen und Eiweiße produziert. Bei einigen Erkrankungen wie dem Morbus Crohn, einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung, werden jedoch auch körpereigene Zellen durch TNF alpha zerstört. Diese zellzerstörende Wirkung wird durch den Wirkstoff blockiert.
TNF alpha spielt zusammen mit Interleukin eine große Rolle bei der Aktivierung von Fresszellen (Makrophagen) und bestimmten weißen Blutkörperchen (Lymphozyten). Diese sind für die Abwehrreaktion bei Entzündungen notwendig.
Der Wirkstoff bindet sich an TNF alpha und bildet mit ihm zusammen einen stabilen Antikörperkomplex. Nachteilig ist, dass durch diesen Vorgang auch die körpereigene Abwehrreaktion gegen Infektionen und Krebszellen geschwächt wird.
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.