Etidronsäure + Calcium

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 08.11.2012

Allgemeines

Die Wirkstoffkombination Etidronsäure + Calcium wird vor allem zur Behandlung von Knochenschwund (Osteoporose) eingesetzt. Zielgruppe sind Frauen nach den Wechseljahren (Postmenopause) mit bereits aufgetretenen Knochenbrüchen.

Welchen Zwecken dient diese Wirkstoffkombination?

  • Knochensubstanzverlust verhindern
  • Osteoporose behandeln

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Etidronsäure + Calcium im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann dürfen Etidronsäure + Calcium nicht verwendet werden?

Die Wirkstoffkombination darf nicht angewandt werden bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Natriumetidronat oder Biphosphonate beziehungsweise Calcium.

Patienten mit Nierenfunktionsstörungen, schweren akuten Entzündungen im Magendarmtrakt oder Knochenerweichung (klinisch manifeste Osteomalazie) dürfen die Wirkstoffkombination ebenfalls nicht einnehmen.

Calcium darf nicht zur Einnahme, Spritze beziehungsweise Infusion (parenteral) verordnet werden bei Nierenverkalkungen und Nierensteinen oder stark erhöhter Kalziumausscheidung sowie bei erhöhtem Kalziumspiegel im Blut, wie er beispielsweise bei Krebserkrankungen, der seltenen Organentzündung Sarkoidose, bestimmten Formen des Knochenschwundes (Immobilisationsosteoporose) oder einer Vitamin-D-Überdosierung vorkommt. Diese Einschränkungen gelten auch für die Kombination mit Etidronsäure.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Die Wirkstoffkombination sollte nicht während der Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden. Calcium stellt dabei kein Risiko dar, auch wenn es in die Muttermilch übergeht. Doch auch Etidronsäure kann in die Muttermilch übergehen und möglicherweise das Kind schädigen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Wirkstoffkombination darf nicht von Kindern eingenommen werden.

Welche Nebenwirkungen können Etidronsäure + Calcium haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Etidronsäure + Calcium. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Nebenwirkungen von Etidronsäure:
Häufige Nebenwirkungen:
Schwindel (Nausea), Durchfall (Diarrhöe).

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Allergische Hautreaktionen wie Rötungen (Erytheme), Juckreiz (Pruritus), Nesselsucht (Urtikaria), Blasenbildung bis hin zu schweren Hautreaktionen wie makulopapulöse Exantheme oder Quincke-Ödeme, erhöhte Neigung zu Knochenbrüchen.

Seltene und sehr seltene Nebenwirkungen:
Haarausfall (Alopezie), Fehlempfindungen wie Kribbeln, Pelzigkeitsgefühl oder Ameisenlaufen (Parästhesien), Kopfschmerzen, Beinkrämpfe, Blutbildveränderungen wie Verminderung der weißen Blutkörperchen (Leukopenie oder Agranulozytose, Panzytopenie, Magen-Darm-Störungen, Zungenschwellungen (Glossitis), Verschlimmerung von Dünndarmgeschwüren (peptischer Ulkus), Erythema exsudativum multiforme, Atemwegserkrankungen wie Asthma, Gelenkschmerzen (Arthralgien), Nervenerkrankungen (periphere Neuropathien), Psychosen.

Nebenwirkungen von Calciumcarbonat:
Gelegentliche und weniger häufige Nebenwirkungen:
Juckreiz, Nesselfieber, Hautveränderungen, Schleimhautschwellungen, Quincke-Ödeme.

Seltene Nebenwirkungen:
Aufstoßen, Durchfall, Verstopfung, Haarausfall, Missempfindungen, Kopfschmerzen, Beinkrämpfe, Blutbildveränderungen, Zungenentzündungen, Verschlimmerung von Magengeschwüren, Reizmagen, Verschlechterung von Asthma, Gelenkbeschwerden, Gelenkentzündungen, Nervenschädigungen, Psychosen.

Nebenwirkungen ohne Häufigkeitsangabe:
Völlegefühl, vermehrte Kalziumausscheidung im Urin (zu Anfang), Phosphataufnahmeverminderungen, PH-Wertanstieg im Blut (Alkalose), Kalziumspiegelerhöhungen im Blut.

Besonderheiten:
Möglicherweise kann Etidronsäure schwere Knochen-, Gelenk-, und/oder Muskelschmerzen mit teilweise starken Einschränkungen der Beweglichkeit auslösen. Die Beschwerden traten nach einem Tag bis zu mehreren Monaten oder gar Jahren nach Therapiebeginn auf und gingen bei den meisten Patienten nach dem Absetzen der Therapie zurück. Das Arzt sollte beim Auftreten solcher Schmerzen verständigt werden und muss dann entscheiden, ob die Behandlung vorübergehend oder dauerhaft abgesetzt werden muss.

In den letzten Jahren sind bei einer Langzeitanwendung von Bisphosphonaten immer wieder Oberschenkelbrüche an ungewöhnlicher Stelle beobachtet worden. Bei irgendwelchen Bedenken und vor allem bei Auftreten von Schmerzen im Oberschenkelbereich sollten die Patienten daher Kontakt zu ihrem Arzt aufnehmen.

Die Einnahme des Wirkstoffes kann ein erhöhtes Risiko für Entzündungen der Regenbogenhaut (Uveitis) oder der Lederhaut (Skleritis) zur Folge haben. Treten gerötete Augen, Schmerzen und Lichtempfindlichkeit auf, sollte ein Arzt befragt werden.

Welche Wechselwirkungen zeigen Etidronsäure + Calcium?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wechselwirkungen von Etidronsäure:
Die Aufnahme von Etidronsäure kann durch Eisenpräparate, Milch, Antacida und Magnesium vermindert werden.

Wenn die Wirkstoffkombination gemeinsam mit Warfarin angewendet wird, kommt es zu einer Veränderung der Prothrombinzeit (Laborwert für die Blutgerinnung). Daher sollte die Prothrombinzeit (Quickwert) in regelmäßigen Abständen ärztlich kontrolliert werden.

Wechselwirkungen von Calcium:
Calcium kann die Aufnahme von Antibiotika wie Tetrazyklinen und Chinolonderivaten, von Thiaziden und thiazidartigen Entwässerungsmitteln, Estramustin-Präperaten, Cephalosporinen (Cefuroximaxetil und Cefpodoximaxetil), Eisenpräparaten, Natriumfluorid, Ketoconazol und Biphosphonaten in die Blutbahn beeinträchtigen und damit deren Wirkung vermindern.

Durch gleichzeitige Einnahme von Vitamin-D-Präparaten kann es zu einer gesteigerten Aufnahme von Kalzium kommen. Herzrhythmusstörungen können die Folge sein.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Salzen des Aluminiums oder Bismuts kommt es zu einer gesteigerten Aufnahme dieser Wirkstoffe und damit auch zu einer gesteigerten Giftigkeit der Salze und vermehrten Nebenwirkungen.

Die Wirkstoffmenge von Chinidin wird in Kombination mit Calcium vermindert und damit der Chinidin-Abbau verlängert.

Gemeinsam mit Herzglykosiden sind eine Erhöhung der Kalziumkonzentration im Blut sowie das Auftreten von Herzrhythmusstörungen möglich.

Verapamil und möglicherweise auch andere Kalziumkanalblocker können in ihrer Wirkung bei gleichzeitiger Gabe von Calciumcarbonat abgeschwächt werden.

Bei Injektionen kann es bei gleichzeitiger Gabe von Adrenalin zu schweren Herzrhythmusstörungen bei erhöhtem Kalziumspiegel kommen.

Ein zeitlicher Abstand (zwei Stunden) zwischen der Einnahme von Calcium und anderen Wirkstoffen ist in jedem Fall ärztlich ratsam.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Eine Daueranwendung des Medikaments sollte aufgrund des Risikos schädlicher Nebenwirkungen vermieden werden.
  • Die Nierenfunktion ist während der Behandlung mit dem Medikament regelmäßig vom Arzt zu kontrollieren.
  • Das Medikament ist nicht für Patienten mit Nierenschäden, Nierensteinen oder Störungen des Calcium-Haushalts geeignet.
  • Bei Auftreten von Schmerzen im Oberschenkelbereich sollte ein Arzt befragt werden.
  • Treten Rötungen, Schmerzen oder Lichtempfindlichkeit der Augen auf, ist sofort ein Arzt zu befragen.
  • Die diagnostische Aussagekraft von nuklearmedizinischen Untersuchungen (mit Röntgenstrahlen) wie der Skelettszintigraphie kann während der Einnahme beeinträchtigt sein.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Etidronsäure + Calcium?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Etidronsäure + Calcium enthalten sind.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform
Tabletten B

So wirkt Etidronsäure + Calcium

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Etidronsäure + Calcium. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Bisphosphonate, Osteoporose-Mittel, zu welcher die Wirkstoffkombination Etidronsäure + Calcium gehört.

Anwendungsgebiet der Wirkstoffkombination Etidronsäure + Calcium

Die Wirkstoffkombination Etidronsäure + Calcium wird vor allem zur Behandlung von Knochenschwund (Osteoporose) eingesetzt. Zielgruppe sind Frauen nach den Wechseljahren (Postmenopause) mit bereits aufgetretenen Knochenbrüchen.

Außerdem wird die Kombination angewendet, um der natürlichen Verringerung der Knochenmasse (Knochensubstanzverluste) und dem damit verbundenen Risiko für Osteoporose entgegenzuwirken. Die Gefahr, an Knochenschwund zu erkranken, besteht vor allem für Frauen ab dem 40. Lebensjahr, weil durch einen Mangel an Östrogenen in und nach den Wechseljahren, das Knochenmaterial stärker abgebaut als aufgebaut wird.

Ein weiteres Anwendungsgebiet der Wirkstoffkombination Etidronsäure + Calciumcarbonat ist der medizinisch beschleunigte Abbau von Knochensubstanz durch die Einnahme von Glukokortikoiden.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Etidronsäure + Calcium sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Etidronsäure + Calcium

Die Wirkstoffkombination Etidronsäure + Calcium wird zur Stärkung der Knochensubstanz bei Osteoporose eingesetzt. Denn beide Wirkstoffe stärken die Knochensubstanz.

Etidronsäure gehört zur Gruppe der Bisphosphonate und besitzt die gleiche Knochenstoffwechsel-beeinflussende Wirkung wie diese. Etidronsäure verbindet sich mit den Mineralstoffen im Knochen und verhindert, dass diese aus dem Knochen herausgelöst werden. Dies hat den positiven Effekt, dass sich die Knochenmasse bei Frauen mit Osteoporose wieder stabilisiert und die Knochenschmerzen nachlassen.

Calcium (Kalzium) dient dem Knochenaufbau. Calcium ist mengenmäßig gesehen der wichtigste Mineralstoff im menschlichen Körper. Es baut unser Knochengerüst auf und sorgt für dessen Festigkeit. Bei mangelnder Versorgung mit Calcium über die Nahrung holt sich der Körper das Calcium aus seinen Vorräten im Knochengewebe. Die Folge ist ein schleichender Verlust der Knochenfestigkeit (Osteoporose), der sich vor allem in der zweiten Lebenshälfte bemerkbar macht. Wird durch einen Mangel an weiblichen Hormonen (Östrogenen) in und nach den Wechseljahren das Knochenmaterial stärker abgebaut als aufgebaut, verteilt sich das Knochencalcium im Blut und ruft neben dem Knochenschwund auch noch Nervenstörungen mit Muskelschwäche und -krämpfe hervor (Hyperkalzämie). Die Calcium-Einnahme ist daher insbesondere bei Frauen nach den Wechseljahren sinnvoll, um die Beschwerden zu lindern und das Osteoporose-Risiko zu senken.

Besonderheiten:
Etidronsäure + Calcium sind niemals als echte Kombination in einer Tablette enthalten, da Calcium bei gleichzeitiger Einnahme die Wirkung von Etidronsäure behindert. Beide Wirkstoffe fördern jedoch den Knochenaufbau, darum werden sie jeweils phasenweise an verschiedenen Tagen getrennt eingenommen.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.