Colistin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 05.11.2017

Allgemeines

Colistin ist ein Antibiotikum, das in vielfältiger Form genutzt werden kann.

Welchem Zweck dient dieser Wirkstoff?

    Gegenanzeigen

    Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Colistin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

    Wann darf Colistin nicht verwendet werden?

    Colistin darf nicht bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder das verwandte Polymyxin B angewendet werden. In Tablettenform verbietet sich der Einsatz bei Patienten mit geschädigter Darmschleimhaut, wie sie bei Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn vorliegt. Als Aerosol darf der Wirkstoff nicht bei Myasthenia gravis angewendet werden.

    Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Colistin eingesetzt werden bei stark eingeschränkter Nierenfunktion oder bei Patienten, die gleichzeitig nierenschädliche oder nervenschädliche Wirkstoffe erhalten.

    Die Inhalation von Colistin kann einen Hustenreflex auslösen. Deshalb sollte der Einsatz dieser Arzneiform bei Patienten mit Blutauswurf nur unter ärztlicher Abwägung des Nutzen-Risiko Verhältnisses erfolgen.

    Colistin kann bei Patienten mit der Stoffwechselerkrankung Porphyrie bei Inhalation zu Beschwerden führen. Daher sollte die Behandlung mit Colistin bei Patienten mit Porphyrie mit ärztlicher Vorsicht durchgeführt werden.

    Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

    Colistin dringt in den Mutterkuchen vor, wenn es eingeatmet wird. In Tierexperimenten zeigten sich dadurch Schäden an den Nachkommen. Aufgrund der möglichen Aufnahme des Wirkstoffs in den Körper und des dadurch vorhandenen Risikos für Nerven- oder Nierenschäden beim Ungeborenen wird der Arzt Aerosole mit Colistin während der Schwangerschaft nur einsetzen, wenn es unbedingt erforderlich ist. Da Colistin bei gesunder Darmschleimhaut nicht oder kaum in den Körper aufgenommen wird, kann der Wirkstoff in Tablettenform in der Schwangerschaft eingenommen werden.

    Colistin in eingeatmeter Form geht auch in die Muttermilch über. Beim gestillten Säugling kann die natürliche Darmflora so verändert werden, dass es zu Durchfall oder Sprosspilzbesiedelung kommt. Falls die Mutter während der Stillzeit mit Colistin behandelt werden muss, darf sie nicht stillen. Keine Gefahr für die Aufnahme in den Körper besteht allerdings bei Einnahme des Wirkstoffs. So kann Colistin in Tablettenform in der Stillzeit eingenommen werden.

    Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

    Colistin ist nicht zur Behandlung von Früh- und Neugeborenen geeignet.

    Während Colistin-Tabletten schon Kindern unter sechs Jahren gegeben werden können, ist der Wirkstoff in Form eines Dosieraerosols erst für Kinder ab sechs Jahren geeignet.

    Welche Nebenwirkungen kann Colistin haben?

    Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Colistin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

    Die Nebenwirkungen von Colistin unterscheiden sich in Art und Häufigkeit bei der Anwendung als Infusion, Aerosol oder Tablette.

    Anwendung zur Infusion
    Sehr häufige Nebenwirkungen:
    Nervenstörungen (Missempfindungen im Bereich von Gesicht und Mundregion), Kopfschmerzen, Muskelschwäche, Juckreiz, Nierenfunktionsstörung (erkennbar an verschlechterten Nierenwerten).

    Seltene Nebenwirkungen:
    Nierenversagen.

    Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
    Überempfindlichkeitsreaktionen (Hautausschlag, Gesichtsschwellungen), Psychosen, Benommenheit, Gangunsicherheit, Schwindel, undeutliche Sprache, Blutdruckschwankung, Verwirrtheit, Krampfanfälle, Sehstörungen, Atemstillstand, Reaktionen an der Injektionsstelle.

    Anwendung als Aerosol
    Sehr häufige Nebenwirkungen:
    Schmerzen im Mund- und Rachenbereich, Entzündungen im Mund- und Rachenbereich (durch Hefepilze), Bronchialkrämpfe, vermehrter Husten, vermehrt Schleimproduktion, Atembeschwerden, Pfeifatmung, Kurzatmigkeit, Atemstillstand.

    Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
    Überempfindlichkeitsreaktionen (wie Hautausschlag, Juckreiz, Gesichtsschwellung), Schwindel, nervliche Missempfindungen, Übelkeit, Zungenbrennen, schlechter Geschmack, akutes Nierenversagen.

    Anwendung als Tabletten
    Gelegentliche Nebenwirkungen:
    Übelkeit und Erbrechen, Magenschmerzen, dünner Stuhl.

    Sehr seltene Nebenwirkungen:
    Hautausschlag, Nesselsucht, Juckreiz.

    Welche Wechselwirkungen zeigt Colistin?

    Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

    Colistin darf nur mit großer Vorsicht gespritzt werden, wenn gleichzeitig andere nieren- oder nervenschädliche Wirkstoffe zur Anwendung kommen. Hierzu zählen Aminoglykosid-Antibiotika wie Gentamicin, Amikacin, Netilmicin und Tobramycin, aber auch mit Cephalotin und Vancomycin, Ciclosporin (gegen Organabstoßungsreaktionen) und bestimmte Muskelrelaxantien. Im letzten Fall können die Wirkungen derselben verlängert sein.

    Ebenfalls ist Vorsicht geboten, wenn Colistin zusammen mit Substanzen verwendet wird, die einen nur engen Dosisbereich haben wie beispielsweise Herzglykoside.

    Bei Patienten mit der Muskelerkrankung Myasthenia gravis muss eine gleichzeitige Behandlung mit Colistin und Makrolidantibiotika wie Azithromycin, Clarithromycin und Erythromycin oder mit Gyrasehemmern wie Ofloxacin, Norfloxacin und Ciprofloxacin mit ärztlicher Vorsicht erfolgen.

    Werden inhalierte Narkosenmittel wie Äther oder Halothan zusammen mit Muskelrelaxantien und Aminoglykosid-Antibiotika und Colistin angewendet, können die Narkosemittel länger wirksam und damit nervenschädlicher sein.

    Wird Colistin als Aerosol angewendet, ist einer Verstärkung des Risikos für Nierenschäden zu rechnen, wenn Aminoglykosid-Antibiotika, Cephalosporine und Ciclosporin (gegen Organabstoßungsreaktionen) gleichzeitig eingesetzt werden. Bei gleichzeitiger Gabe von Inhalations-Narkosemitteln wie Äther oder Halothan, Muskelrelaxantien wie Tubocurarin oder Succinylcholin oder auch Aminoglykosid-Antibiotika kann es zu Lähmungen kommen. Bei vorheriger Inhalation des Schleimlösers Dornase alfa sollte die Inhalation von Colistin zeitlich versetzt erfolgen.

    Bei Einnahme wird Colistin kaum in den Körper aufgenommen. Daher sind Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen bei richtiger Dosierung nicht zu erwarten. Allerdings besteht bei geschädigter Darmschleimhaut und dadurch erhöhten Colistin-Konzentrationen im Blut die Gefahr von Nierenschäden durch Aminogykosid-Antibiotika und Lähmungen durch Muskelrelaxantien.

    Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

    • Das Medikament sollte nur unter mikrobiologischer Kontrolle des Behandlungserfolges durch den Arzt eingesetzt werden.
    • Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion müssen vom Arzt sorgfältig auf die Nieren- und Nervenfunktion hin kontrolliert werden.
    • Wird das Medikament über die Vene gegeben, darf es nur mit großer Vorsicht mit anderen Arzneimitteln kombiniert werden, die möglicherweise die Niere oder Nervenfunktion schädigen.

    Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

    Welche Medikamente beinhalten Colistin?

    Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Colistin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

    Medikament
    Darreichungsform
    Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung

    So wirkt Colistin

    Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Colistin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Antibiotika, zu welcher der Wirkstoff Colistin gehört.

    Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Colistin

    Colistin ist ein Antibiotikum, das in vielfältiger Form genutzt werden kann.

    In Lösung wird es zur Infusion in die Vene verwendet. Die Anwendung soll auf schwere Infektionen mit gram-negativen Keimen bei Patienten beschränkt bleiben, für die es wenig andere Behandlungsmöglichkeiten gibt. Meist wird der Wirkstoff in Kombination mit einem weiteren Antibiotikum eingesetzt.

    Wird die Lösung in einen Vernebler gegeben oder der Wirkstoff als Pulver in Form eines Aerosols eingeatmet, dient er der Ausrottung des Keimes Pseudomonas aeruginosa in den Atemwegen. Die Anwendung ist auf Patienten mit der Lungenerkrankung zystische Fibrose beschränkt, die schon mit dem Keim infiziert sind. Allerdings darf der Wirkstoff nicht als alleinige Therapie zur Behandlung wieder aufgeflammter chronischer Infektionen mit Pseudomonas aeruginosa verwendet werden.

    Des weiteren wird Colistin in Tablettenform zur gezielten Beseitigung schädlicher Darmkeime genutzt.

    Zu folgenden Anwendungsgebieten von Colistin sind vertiefende Informationen verfügbar:

    Wirkungsweise von Colistin

    Colistin gehört zur Wirkstoffgruppe der Antibiotika und stammt ursprünglich aus der Natur, da es von dem Bakterium Bacillus polymyxa hergestellt wird.

    Der Wirkstoff zerstört wie eine Seife die äußere und innere Zellwand gramnegativer Bakterien. Diese Störung ist so tiefgreifend, dass die Keime absterben (bakterizide Wirkung).

    Disclaimer:
    Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.