Busulfan

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)

Allgemeines

Busulfan wird für verschiedene Verfahren im Rahmen einer Übertragung von Stammzellen verwendet. Bei einer Stammzellenspende muss der Empfänger zunächst "konditioniert" werden. Dazu erhält er hochdosiert zellabtötende Zytostatika oder Ganzkörper-Bestrahlungen. Die eigenen Blutzellen im Knochenmark sterben dadurch ab und schaffen Platz für neue Stammzellen. In diesem Platz können sich die von außen kommenden Stammzellen regelrecht einnisten. Andererseits wird beim Empfänger die Abwehrreaktion geschwächt. So werden die gespendeten Stammzellen nicht als Fremdlinge abgestoßen. Bei den bösartigen Erkrankungen wie Blutkrebs werden bei dieser Konditionierung zusätzlich die Krebszellen vernichtet.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Übertragung von Stammzellen ermöglichen
  • entartete, kranke Knochenmarkszellen abtöten
  • Knochenmark auf eine Stammzellenspende vorbereiten

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Busulfan im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Busulfan nicht verwendet werden?

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff darf Busulfan nicht eingesetzt werden.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Busulfan ein gesetzt werden bei
  • Kindern mit speziellen Formen von Blutarmut (Fanconi-Anämie)
  • bereits bestehenden Leberfunktionsstörungen, insbesondere wenn diese schwer sind
  • Krampfanfällen in der Vorgeschichte, weil diese verstärkt aufreten können
  • Patienten, die vorausgehend eine Strahlentherapie, mehrere Zyklen Chemotherapie oder bereits eine Stammzelltransplantation erhalten haben, weil diese häufiger einen Blutgefäßverschluss erleiden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Frauen im gebärfähigen Alter sollten während und bis zu sechs Monate nach der Behandlung keinen ungeschützten Geschlechtsverkehr haben. Busulfan kann die Fruchtbarkeit bei Männern und Frauen beeinträchtigen. Männern wird deshalb empfohlen, während und bis sechs Monate nach der Behandlung keine Kinder zu zeugen und sich aufgrund der möglichen dauerhaften Unfruchtbarkeit vor der Behandlung über das Einfrieren von Spermien beraten zu lassen.

Während einer Schwangerschaft dürfen keine Stammzellen übertragen werden, daher verbietet sich auch der Einsatz von Busulfan.

Es ist nicht bekannt, ob Busulfan in die Muttermilch übergeht. In klinischen Studien an Menschen und in Tierversuchen konnte allerdings nachgewiesen werden, dass Busulfan möglicherweise Krebserkrankungen fördert. Daher soll das Stillen während der Behandlung mit Busulfan unterbleiben.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 17 Jahren dürfen mit Busulfan in Kombination mit den ZytostatikaCyclophosphamid oder Melphalan behandelt werden. Die Kombination mit Fludarabin ist in dieser Altersgruppe verboten.

Welche Nebenwirkungen kann Busulfan haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Busulfan. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Die bei Erwachsenen sowie bei Kindern und Jugendlichen in Studien aufgetretenen Nebenwirkungen verteilen sich wie folgt:

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Schnupfen, Rachenentzündung, Mangel an Neutrophilen Blutzellen (auch mit Fieber), Mangel an Blutplättchen, Blutarmut, Mangel an allen Blutzellen, allergische Reaktionen, Essensverweigerung, Unterzuckerung, Mangel an Mineralien im Blut (Calcium, Kalium, Phosphat), Magnesium-Überschuss im Blut, Angst, Depression, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Herzrasen, Bluthochdruck, niedriger Blutdruck, Blutgefäßvestopfung, Blutgefäßerweiterung, Atembeschwerden, Nasenbluten, Husten, Schluckauf, Mundschleimhautentzündung, Durchfall, Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Verdauungsstörung, Wasserbauch, Verstopfung, Afterbeschwerden, Leberschwellung, Gelbsucht, Hautausschlag, Juckreiz, Haarausfall, Muskelschmerzen, Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen, Beschwerden beim Urinieren, verminderte Harnausscheidung, Schwäche, Schüttelfrost, Fieber, Brustschmerzen, Wassereinlagerungen in das Gewebe (Ödeme), allgemeine Schmerzen, Schmerz oder Entzündung an der Injektionsstelle, Schleimhautentzündung.

Häufige Nebenwirkungen:
Natrium-Mangel im Blut, Verwirrtheit, Herzrhythmusstörungen, Vorhofflimmern, Herzerweiterung, verminderte Herzleistung, Herzbeutelerguss, Herzbeutelentzündung, Hecheln, verminderte Atemfunktion, Lungenblutung, Asthma, Zusammenfallen eines Lungenabschnitts, Brustfellerguß, Bluterbrechen, Darmverschlingung, Speiseröhrenentzündung, Verstopfung einer Lebervene, Aufquellung der Haut, Hautrötung, Störungen der Hautfärbung, Blut im Urin, mäßige Nierenfunktionsstörung, erhöhter Stickstoffwert im Blut.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Delirium, Nervosität, Wahnvorstellungen, Aufregung, Krampfanfall, Gehirnerkrankung, Hirnblutung, zusätzliche Herzschläge (von den Herzkammern ausgehend), verlangsamter Herzschlag, Verstopfung der Oberschenkelarterie, Durchlässigkeit feinster Blutgefäße (Capillary-leak-Syndrom), mangelnde Suerstoffversorgung im Gewebe, Magen-Darm-Blutung.

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit
Schrumpfung der Hoden, Grauer Star, Hornhautverdünnung, Erkrankungen der Augenlinse, Lungenentzündung (interstitielle Lungenerkrankung), vorzeitige Wechseljahre, funktionsstörung der Eierstöcke.

Speziell für die Therapie zusammen mit Fludarabin verteilen sich die Nebenwirkungen etwas anders:

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Virusinfektion, Wiederaufflammen Zytomegalie-Infektion, Wiederaufflammen eines Pfeiffer-Drüsenfiebers, Infektion mit Bakterien, Eiweißmangel im Blut, Mineralstörung im Blut, Blutzucker-Überschuss, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Mundschleimhautentzündung, Lebererkrankung durch Blutgefäßverschluss, blutige Harnblasenentzündung, Schleimhautentzündung, erhöhte Leberwerte (ASAT, ALAT, Bilirubin, alkalische Phosphatase).

Häufige Nebenwirkungen:
In den Körper eindringende Pilzinfektion, Infektion der Lunge, Kopfschmerzen, Erkrankungen des Nervensystems, Bluthochdruck, Lungenblutung, Hautausschlag, Nierenerkrankung, erhöhtes Kreatinin.

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Gehirngeschwür, Zellentzündung, Blutvergiftung, fieberhafter Mangel an Neutrophilen Blutzellen, Essenverweigerung, Aufregung, Verwirrung, Wahnvorstellungen, Gehirnblutung, Gehirnerkrankung, Vorhofflimmern, Atemstillstand, Magen-Darm-Blutung, Gelbsucht, Lebererkrankungen, verminderte Harnausscheidung, Schwäche, Wassereinlagerung im Gewebe (Ödeme), Schmerzen, Erhöhung von Blutwerten (Laktatdehydrogenase, Harnsäure, Harnstoff, Gamma-GT), Gewichtszunahme.

Welche Wechselwirkungen zeigt Busulfan?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Das Pilzmittel Itraconazol kann bei hochdosiertem Busulfan dessen Ausscheidung behindern und zu mehr Nebenwirkungen führen. Patienten, die vorsorglich eine Behandlung von Itraconazol gegen Pilzinfektionen zusammen mit Busulfan-Infusionen erhalten, müssen vom Arzt auf Nebenwirkungen besonders sorgfältig überwacht werden. Gleiches gilt für das Schmerzmittel Ketobemidon.

Erhalten Erwachsene Cyclophosphamid nach Busulfan, sollen zwischen der letzten Busulfan-Einnahme und der ersten Cyclophosphamid-Gabe ein Abstand von mehr als 24 Stunden liegen. So kommt es seltener zu Leberproblemen durch verstopfte Arterien und andere Nebenwirkungen.

Busulfan und Fludarabin gehen keine Wechselwirkungen ein.

Bei Kindern und Jugendlichen kann die Gabe von Melphalan innerhalb von 24 Stunden nach der letzten Busulfan-Gabe einen Einfluss auf die Entstehung von Nebenwirkungen haben.

Das Schmerzmittel Paracetamol kann bei einer Kombination mit Busulfan dessen Wirkung vermindern.

Oft werden Antiepileptika bei der Anwendung von Busulfan zur Krampfvorbeugung gegeben. Phenytoin kann bei Patienten, die hochdosiert Busulfan einnehmen, dessen Wirkung abschwächen. Für Diazepam, Clonazepam oder Lorazepam scheint dies nicht zu gelten.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Die Anwendung des Medikaments darf nur durch einen Arzt erfolgen, der in der Stammzellentransplantation erfahren ist.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Busulfan?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Busulfan enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Busulfan

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Busulfan. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Zytostatika, zu welcher der Wirkstoff Busulfan gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Busulfan

Busulfan wird für verschiedene Verfahren im Rahmen einer Übertragung von Stammzellen verwendet. Bei einer Stammzellenspende muss der Empfänger zunächst "konditioniert" werden. Dazu erhält er hochdosiert zellabtötende Zytostatika oder Ganzkörper-Bestrahlungen. Die eigenen Blutzellen im Knochenmark sterben dadurch ab und schaffen Platz für neue Stammzellen. In diesem Platz können sich die von außen kommenden Stammzellen regelrecht einnisten. Andererseits wird beim Empfänger die Abwehrreaktion geschwächt. So werden die gespendeten Stammzellen nicht als Fremdlinge abgestoßen. Bei den bösartigen Erkrankungen wie Blutkrebs werden bei dieser Konditionierung zusätzlich die Krebszellen vernichtet.

Gefolgt von einer Cyclophosphamid-Therapie wird Busulfan üblicherweise bei Erwachsenen angewendet. Bei Patienten, bei denen die Stammzellen schonender gewonnen werden müssen, kommt Busulfan nach einer Behandlung mit dem Zytostatikum Fludarabin zum Einsatz. Kinder und Jugendliche werden ebenfalls zunächst mit Busulfan vorbehandelt, ehe sie Cyclophosphamid oder Melphalan erhalten.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Busulfan sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Busulfan

Busulfan wird zur Vorbehandlung von Stammzellen-Empfängern verwendet. Vor einer Stammzellen-Übertragung muss der Empfänger "konditioniert" werden. Das geschieht durch Ganzkörper-Bestrahlung oder durch eine Behandlung mit hochdosierten Zytostatika. Diese Konditionierung ist notwendig, um einerseits Platz im Knochenmark schaffen. In diesem „neuen“ Platz können sich die von „außen“ kommenden Stammzellen regelrecht einnisten. Andererseits wird beim Empfänger die Abwehrreaktion geschwächt, damit die neu gespendeten Stammzellen nicht als Fremdlinge abgestoßen werden. Bei den bösartigen Erkrankungen wie Blutkrebs wird so zusätzlich eine Vernichtung der Krebszellen erreicht.

Busulfan ist eine stark zellabtötende Substanz. Sie gehört zur Wirkstoffgruppe der Zytostatika und dort zu den alkylierenden Zytostatika. Im wässrigen Inneren der Zellen spaltet Busulfan chemische Bestandteile ab, die das Erbgut der Zellen verändern. Zwar sind Krebszellen davon besonders betroffen, weil sie sich schneller teilen als gesunde Zellen, doch werden auch normale Zellen im Knochenmark durch Busulfan abgetötet.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.