Baricitinib

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 09.05.2017

Allgemeines

Baricitinib wird zur Behandlung erwachsener Patienten mit mittelschwerer bis schwerer aktiver rheumatoider Arthritis (Gelenkrheumatismus) verwendet, die zu den entzündlich-rheumatischen Erkrankungen zählt.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Reizweiterleitung innhalb von Zellen blockieren
  • Wirkung von Entzündungsfaktoren behindern
  • Bildung von entzündungstypischen Eiweißen verhindern

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Baricitinib im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Baricitinib nicht verwendet werden?

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, aktiver Tuberkulose und aktiver Leberentzündung von Typ Hepatitis B oder C darf Baricitinib nicht eingesetzt werden.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt darf der Wirkstoff angewendet werden bei Patienten mit aktiven, chronischen oder wiederkehrenden Infektionen (auch einer schlummernden Tuberkulose), weil die Schwächung der körpereigenen Abwehr Infektionen fördert, und bei älteren Patienten, weil diese ein höheres Risiko für einen Überschuss an Lymphzellen haben.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Es zeigte sich in Tierexperimenten, dass Enzyme wie die Januskinasen die frühe Entwicklung des Ungeborenen beeinflussen können. Baricitinib erzeugt bei Ratten und Kaninchen Missbildungen und beeinträchtigt in höheren Dosierungen die Knochenentwicklung der Jungen im Mutterleib. Deshalb darf der Wirkstoff während einer Schwangerschaft nicht eingesetzt werden. Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Anwendung und nach Beendigung der Behandlung mindestens eine weitere Woche eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden.

Es ist nicht bekannt, ob Baricitinib oder seine Abbauprodukte in die menschliche Muttermilch übergehen, wie es im Tierversuch der Fall war. Ein Risiko für Neugeborene/Kleinkinder kann nicht ausgeschlossen werden, weshalb sich die Anwendung von Baricitinib während der Stillzeit verbietet. Der Arzt muss eine Entscheidung darüber treffen, ob das Stillen oder die Behandlung mit dem Wirkstoff zu unterbrechen ist. Er wird dabei sowohl den Nutzen des Stillens für das Kind als auch den Nutzen der Therapie für die Mutter berücksichtigen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Baricitinib bei Kindern und Jugendlichen im Alter bis 18 Jahren ist bisher noch nicht in Studien erwiesen. Die eventuelle Anwendung des Wirkstoffs in dieser Altersgruppe liegt im Ermessen des behandelnden Arztes.

Welche Nebenwirkungen kann Baricitinib haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Baricitinib. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Infektionen der oberen Atemwege, Überschuss an Cholesterin im Blut

Häufige Nebenwirkungen:
Gürtelrose, Lippenherpes, Magen-Darm-Entzündung, Harnwegsinfektionen, Überschuss an Blutplättchen, Übelkeit, erhöhtes Leberenzym (ALAT)

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Mangel an Neutrophilen Blutzellen, Überschuss an Triglyceriden im Blut, erhöhtes Leberenzym (ASAT), Akne, Gewichtszunahme, erhöhter Kreatinphosphokinase-Wert im Blut

Besonderheiten:
Ob eine Therapie mit dem Wirkstoff begonnen oder diese vorübergehend unterbrochen werden muss, richtet sich nach dem Blutbild. Hier wird der Arzt vor allem die Zahl der neutrophilen Blutzellen und der Lymphzellen sowie den Gehalt an Blutfarbstoff beurteilen.

Falls ein Patient eine Gürtelrose bekommt, wird der Arzt die Behandlung vorübergehend unterbrechen, bis die Infektion abgeklungen ist.

Die Blutfette werden etwa zwölf Wochen nach Beginn der Baricitinib-Therapie überprüft und die Patienten danach, wenn nötig, mit Blutfettsenkern behandelt.

Wird im Rahmen von Routineuntersuchungen eine Erhöhung der Leberwerte beobachtet, kann dies eine arzneimittelbedingte Leberschädigung anzeigen. Der Arzt wird die Therapie dann vorübergehend beenden, bis eine solche Diagnose ausgeschlossen werden kann.

Welche Wechselwirkungen zeigt Baricitinib?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Die Anwendung von abgeschwächten Lebendimpfstoffen wird während oder unmittelbar vor einer Behandlung mit Baricitinib nicht empfohlen. Der Wirkstoff unterdrückt die körpereigene Abwehr, was Infektionen begünstigt.

Auch die Kombination mit biologischen Rheumamitteln wie monoklonalen Antikörpern oder anderen Hemmstoffen des Immunsystems wird nicht empfohlen, da das Risiko einer verstärkten Schwächung der körpereigenen Abwehr nicht ausgeschlossen werden kann.

Das Antirheumatikum Leflunomid wird im Körper durch ein Enzymsystem in sein wirksames Abbauprodukt Teriflunomid umgewandelt. Möglicherweise beeinflusst Baricitinib diese Umwandlung. Daher ist bei der gleichzeitigen Anwendung von Leflunomid oder Teriflunomid und Baricitinib ärztliche Vorsicht geboten.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Bei entsprechenden Veränderungen des Blutbildes wird der Arzt die Therapie mit dem Medikament nicht beginnen oder diese vorübergehend unterbrechen.
  • Falls ein Patient eine Gürtelrose bekommt, wird der Arzt die Behandlung vorübergehend unterbrechen, bis die Infektion abgeklungen ist.
  • Die Blutfette müssen etwa zwölf Wochen nach Beginn der Therapie ärztlich überprüft werden.
  • Bei einer Erhöhung der Leberwerte wird der Arzt die Therapie mit dem Medikament beenden, bis ein Leberschaden ausgeschlossen werden kann.
  • Während der Einnahme des Medikaments und mindestens eine weitere Woche nach Beendigung der Behandlung muss eine zuverlässige Verhütungsmethode angewendet werden.
  • Die Therapie mit dem Medikament sollte durch einen erfahrenen Rheumaarzt begonnen werden.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Baricitinib?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Baricitinib enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Baricitinib

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Baricitinib. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Immunstärkende und -schwächende Mittel, Entzündungshemmer, zu welcher der Wirkstoff Baricitinib gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Baricitinib

Baricitinib wird zur Behandlung erwachsener Patienten mit mittelschwerer bis schwerer aktiver rheumatoider Arthritis (Gelenkrheumatismus) verwendet, die zu den entzündlich-rheumatischen Erkrankungen zählt.

Bei den Patienten müssen allerdings vorangegangene Behandlungen mit einem oder mehreren krankheitslindernden Antirheumatika unzureichend geholfen haben oder nicht vertragen worden sein.

Baricitinib kann alleine oder in Kombination mit Methotrexat eingesetzt werden, das auch als krankheitslinderndes Antirheumatikum gilt.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Baricitinib sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Baricitinib

Baricitinib gehört zur Wirkstoffgruppe der immunstärkenden und -schwächenden Mittel.

Kommt es im Körper zu einem Zellschaden, werden Entzündungsfaktoren wie Zytokine und Wachstumsfaktoren ausgeschüttet. Diese docken an den Zelloberflächen an bestimmte Bindungsstellen (Rezeptoren) an. Das löst ein chemisches Signal aus, was innerhalb der Zelle durch Enzyme wie die Januskinasen und Tyrosinkinasen weitergeleitet wird. Dadurch kommt es zur Aktivierung von Erbgutteilen, die die Produktion von entzündungstypischen Eiweißen veranlassen.

Baricitinib hemmt gezielt und vorübergehend die Aktivität der Januskinasen und der Tyrosinkinase 2, die an Gefäßneubildungen, Entzündungen und der Immunabwehr beteiligt sind. Insofern schwächt Baricitinib die Immunantwort des Körpers.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.