Atenolol + Chlortalidon + Hydralazin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 22.08.2007

Allgemeines

Die Wirkstoffkombination aus Atenolol, Chlortalidon und Hydralazin wird nach dem Stufenschema der Hochdruckliga e.V. dann zur Senkung von Bluthochdruck angewendet, wenn ein einzelner Wirkstoff oder eine Zweierkombination zur Senkung des Blutdrucks nicht ausreichend waren.

Welchen Zwecken dient diese Wirkstoffkombination?

  • Blutdruck senken
  • Herz bei Bluthochdruck entlasten
  • Herzschlagfrequenz verringern
  • Wasseransammlungen ausschwemmen
  • Blutgefäße erweitern

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Atenolol + Chlortalidon + Hydralazin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann dürfen Atenolol + Chlortalidon + Hydralazin nicht verwendet werden?

Die Wirkstoffkombination darf nicht verabreicht werden bei:
  • Überempfindlichkeit gegen einen der Wirkstoffe, gegen die Gruppe der Beta-Blocker, der Thiazide und thiazidartigen Entwässerungsmittel oder Sulfonamide und Trimethoprim (Antibiotika)
  • schweren Nierenfunktionsstörungen mit einem Blut-Kreatinin-Wert über 1,8 bis 2 Milligramm pro Deziliter oder einer Kreatinin-Clearance unter 30 Millilitern pro Minute
  • schweren Leberfunktionsstörungen
  • niedrigem Blutdruck
  • akutem Herzinfarkt, Erregungsleitungsstörungen am Herzen, Schock und nicht ausgleichbarer Herzmuskelschwäche, Einriss der Hauptschlagader, Herzklappenverschluss, Herzvergrößerung und Rechtsherzschwäche durch Lungenhochdruck
  • verminderter Kalium- und Natriumkonzentration oder erhöhter Kalziumkonzentration im Blut
  • Übersäuerung des Körpers
  • allgemeinem Mangel an Blutmenge
  • Gicht
  • schweren Durchblutungsstörungen am Herzen, in den Beinen und Armen
  • Erkrankungen mit Verengung der Bronchien (beispielsweise Asthma). Die Betablocker-Wirkung kann die Atemfunktion zusätzlich hemmen.
  • angeborenem oder durch Medikamente hervorgerufenem Lupus erythematodes dissiminatus (LED).
Eine strenge ärztliche Abwägung von Nutzen und Risiko bezüglich der Einnahme der Kombination sollte erfolgen bei
  • Patienten mit Nebennierenmarkstumoren
  • Durchblutungsstörungen des Gehirns
  • Diabetes mellitus (Blutzuckerkrankheit)
  • leichteren bis mittelschweren Leber- und Nierenfunktionsstörungen
  • leichteren Erregungsstörungen am Herzen (AV-Block I. Grades)
  • Patienten, die selbst oder in der Familie Schuppenflechte haben.
  • Fasten oder schwerer körperlicher Belastung
  • gleichzeitiger Behandlung mit Mitteln gegen Herzschwäche (Herzglykosiden), Abführmitteln und Glukokortikoiden (Mitteln gegen Entzündungen unterschiedlichster Ursachen)
  • bereits aufgetretenen schweren allergischen Reaktionen oder wenn zeitgleich eine Behandlung aufgrund einer Allergie durchgeführt werden soll.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Die Kombination darf während der Schwangerschaft nicht eingesetzt werden, weil alle drei Wirkstoffe über den Mutterkuchen zum Ungeborenen gelangen.

Betablocker (wie Atenolol) und Thiazid-Abkömmlinge (wie Chlortalidon) vermindern die Durchblutung des Mutterkuchens und können so zu Wachstumsstörungen und/oder Tod des Ungeborenen beziehungsweise zu Frühgeburten führen.

Zusätzlich können Betablocker unerwünschte Nebenwirkungen wie Blutzuckermangel und Herzschlagverlangsamung beim Un- und Neugeborenen
verursachen und erhöhen das Risiko für die Entwicklung von Funktionsstörungen des Herzens und der Lunge beim Neugeborenen.

Thiazid-Abkömmlinge wie das Chlortalidon können, während der Geburt gegeben, zu Veränderungen des Mineralhaushalts, Blutplättchenmangel und Blutzuckermangel beim Neugeborenen führen. Nach Gabe von Hydralazin in der Spätschwangerschaft kann der Wirkstoff ebenfalls Blutplättchenmangel und Blutungen beim Neugeborenen verursachen.

Die Anwendung der Kombination in der Stillzeit ist verboten, da die enthaltenen Substanzen in die Muttermilch übergehen und mit nachteiligen Wirkungen beim Säugling zu rechnen ist.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Bisher konnten keine ausreichenden Erfahrungen mit der Anwendung der Kombination bei Kindern gemacht werden. Die Kombination darf daher bei dieser Altersgruppe nicht angewendet werden.

Welche Nebenwirkungen können Atenolol + Chlortalidon + Hydralazin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Atenolol + Chlortalidon + Hydralazin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Allergische Reaktionen, Fieber, Muskelschmerzen, Muskelkrämpfe, Gelenkentzündungen, Blutdruckabfall, Blutdruckregulationsstörungen, Kribbeln und Kältegefühl in den Armen und Beinen, Verschlechterung einer bestehenden Herzmuskelschwäche, Herzschlagverlangsamung, Ohnmachtsanfälle, Blutnatriumkonzentrationsverminderung, Blutmagnesiumkonzentrationsverminderung, Blutkaliumkonzentrationsverminderung, Blutchloridkonzentrationsverminderung, Blutkalziumkonzentrationserhöhung, Durst, Schwäche, Herzklopfen, Muskelschwäche, Lähmungen, Gefühlsstörungen, Teilnahmslosigkeit, Herzrhythmusstörungen, Darmverschluss, Bewusstseinsstörungen, Koma, Überzuckerung, vermehrte Zuckerausscheidung im Urin, Blutharnsäurewerterhöhung, Anstieg der Nierenwerte.

Vorübergehende Nebenwirkungen:
Müdigkeit, Schwindel, Wahnvorstellungen, Albträume, Schlafstörungen, psychische Erkrankungen (Psychosen), Stimmungsschwankungen, Verstopfung, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen, Bauchkrämpfe, Mundtrockenheit.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Angina Pectoris, Nervenentzündungen, Angstzustände, Blutleberwerterhöhung, Gelbsucht, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Leberfunktionsstörungen, Gefäßentzündungen, Blutarmut, Blutzellverminderung, Lymphknotenvergrößerung, Blutfetterhöhung, Haarausfall, Nierenentzündung, Libido- und Potenz-Störungen, Sehstörungen, verstopfte Nase, Augenbindehautentzündung, Tränenflussverminderung.

Seltene Nebenwirkungen:
Durchblutungsstörungsverschlechterung, gehäufte Angina Pectoris-Anfälle, Ganzkörpererkrankung der Muskeln, des Bindegewebes und der Gelenke (beispielsweise Lupus erythematodes).

Vereinzelte Nebenwirkungen:
Atemnot, akute "Wasserlunge" (Lungenödem), Schuppenflechte.

Besonderheiten:
Schilddrüsenvergiftungen können durch die Gabe der Kombination verschleiert werden.

Beim Fasten oder bei extremer körperlicher Anstrengung droht bei Einnahme der Kombination eine Unterzuckerung.

Welche Wechselwirkungen zeigen Atenolol + Chlortalidon + Hydralazin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Die Kombination kann die Wirkung und Nebenwirkungen folgender Wirkstoffe und Wirkstoffgruppen verändern:
  • Muskelrelaxanzien, saure Schmerzmittel (Salicylate), das Entwässerungsmittel Furosemid, Abführmittel, Amphotericin B (ein Pilzmittel), das Hormon ACTH, das Magenschutzmittel Carbenoloxon und Glukokortikoide (Mittel gegen Entzündungen unterschiedlichster Ursache), Lithium (Mittel gegen Depressionen), Mittel gegen Herzmuskelschwäche (Digitalis) und Blutzuckersenker wie Insuline werden in ihrer Wirkung verstärkt.
  • Die Wirkung von Gichtmitteln kann abgeschwächt werden.
Ihrerseits werden Wirkung und Nebenwirkungen der Kombination durch andere Wirkstoffe wie folgt verändert:
  • Andere blutdrucksenkende Arzneimittel, Entwässerungsmittel (Diuretika), gefäßerweiternde Mittel und Barbiturate (Mittel gegen Krampfleiden und zur Narkose), Alkohol, tri- und tetrazyklische Antidepressiva, Wirkstoffe gegen Psychosen und Erregungszustände wie Phenothiazine, Betäubungsmittel und Narkosemittel wirken verstärkend.
  • Verschiedene Schmerzmittel (Salicylate, nicht-steroidale Antirheumatika) und die Blutfettsenker Cholestyramin und Colestipol wirken abschwächend.
Hinweise:
Ein überschießender Blutdruckanstieg droht, wenn neben der Kombination noch MAO-Hemmer (Gruppe von Mitteln gegen Depressionen) eingesetzt werden oder zusätzlich gegebenes Clonidin (ein Mittel zur Blutdrucksenkung) plötzlich abgesetzt wird.

Zu einem übermäßigen Blutdruckabfall besonders zu Behandlungsbeginn kann es kommen, wenn die Kombination zusammen mit ACE-Hemmern gegeben wird.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Während der Behandlung mit dem Medikament sollte das Blut des Patienten regelmäßig und häufig ärztlich kontrolliert werden.
  • Der Patient muss während der Behandlung mit dem Medikament auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten.
  • Die Ernährung während der Behandlung mit dem Medikament sollte kaliumreich gestaltet werden (beispielsweise mit vielen Bananen und Nüssen).
  • Kontaktlinsenträger sollten besonders während der Behandlung mit dem Medikament auf ausreichende Augenbefeuchtung achten.
  • Das Reaktionsvermögen kann eingeschränkt sein, besonders im Zusammenwirken mit Alkohol. Dadurch werden die aktive Teilnahme am Straßenverkehr, das Führen von Maschinen sowie das Arbeiten ohne sicheren Halt gefährlich.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Atenolol + Chlortalidon + Hydralazin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Atenolol + Chlortalidon + Hydralazin enthalten sind.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform
Filmtabletten

So wirkt Atenolol + Chlortalidon + Hydralazin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Atenolol + Chlortalidon + Hydralazin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Thiazide und thiazidartige Entwässerungsmittel, Betablocker, durchblutungsfördernde Mittel, Blutdrucksenker, zu welcher die Wirkstoffkombination Atenolol + Chlortalidon + Hydralazin gehört.

Anwendungsgebiet der Wirkstoffkombination Atenolol + Chlortalidon + Hydralazin

Die Wirkstoffkombination aus Atenolol, Chlortalidon und Hydralazin wird nach dem Stufenschema der Hochdruckliga e.V. dann zur Senkung von Bluthochdruck angewendet, wenn ein einzelner Wirkstoff oder eine Zweierkombination zur Senkung des Blutdrucks nicht ausreichend waren.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Atenolol + Chlortalidon + Hydralazin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Atenolol + Chlortalidon + Hydralazin

Die Wirkstoffkombination hat im Prinzip drei Ansatzpunkte im Körper, an denen sie wirkt und dadurch eine Blutdrucksenkung herbeiführt:
  • Chlortalidon gehört zu den Thiaziden und thiazidartigen Entwässerungsmitteln. Wie diese ganze Wirkstoffgruppe blockiert Chlortalidon ein Eiweiß, das dafür sorgt, dass Wasser, Natrium, Chlorid und in geringer Menge Kalium ausgeschieden werden. Auf diese Weise bewirkt Chlortalidon eine Verkleinerung der kreisenden Blutmenge, was Druck aus den Gefäßen nimmt, und schwemmt Ödeme aus. Der blutdrucksenkende Effekt von Chlortalidon ist allein durch die vermehrte Wasserausscheidung bislang nicht ausreichend erklärt. Es spielt sicherlich auch eine Rolle, dass es wie alle Substanzen seiner Wirkstoffgruppe erweiternd auf die Gefäße wirkt.
  • Hydralazin wird zur Wirkstoffgruppe der durchblutungsfördernden Mittel gezählt. Der Wirkstoff beeinflusst die Muskulatur der Blutgefäßwände derart, dass sie erschlafft und die Gefäße weitstellt. Durch diese Weitstellung nimmt der Blutdruck innerhalb der Gefäße ab.
  • Der BetablockerAtenolol hemmt die Einflussnahme von körpereigenen Botenstoffen wie Adrenalin und Noradrenalin auf das Herz. Diese auch Stresshormone genannten Substanzen beschleunigen den Herzschlag. Durch ihre Ausschaltung verlangsamt der Wirkstoff den Herzschlag. Das Herz wird bei seiner Arbeit entlastet und der Druck in den Gefäßen nimmt ab.
Durch die Kombination der drei blutdrucksenkenden Wirkstoffe mit unterschiedlichem Angriffspunkt erhält man einen sich ergänzenden blutdrucksenkenden Effekt. Außerdem erlaubt die Kombination eine niedrigere Dosierung der einzelnen Substanzen, sodass weniger Nebenwirkungen drohen. Gleichzeitig werden unerwünschte Gegenregulationsmechanismen der Einzelwirkstoffe ausgeschaltet: Der unter der Einzeltherapie mit Chlortalidon eventuell eintretende Kaliumverlust kann durch einen kaliumsparenden Effekt des Betablockers Atenolol weitgehend ausgeglichen werden. Atenolol dämpft außerdem das Herzjagen, das als Reaktion des Körpers auf den gefäßerweiternden Effekt des Hydralazins auftritt. Der bei Hydralazin häufige Natrium- und Flüssigkeitsstau und damit die negative Beeinflussung des blutdrucksenken Effekts wird durch Chlortalidon aufgehoben.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.