Amikacin
Allgemeines
Amikacin wird zur Behandlung von schwerwiegenden Infektionen durch Amikacin-empfindliche Erreger gebraucht, wenn Antibiotika mit weniger Nebenwirkungen nicht wirksam sind. Solche schwerwiegenden Infektionen sind beispielsweise- im Krankhaus erworbene Infektionen der unteren Atemwege einschließlich schwerer Lungenentzündung
- Bauchinfektionen, einschließlich Bauchfellentzündung
- komplizierte und immer wiederkehrende Harnwegsinfektionen
- Infektionen der Haut und Weichgewebe (Sehnen, Bänder, Muskeln), einschließlich infizierter Brandwunden
- Herzinnenhautentzündung (Endokarditis) durch Bakterien
- Infektionen des Bauchraums nach Operationen
- Blutvergiftung.
Welchem Zweck dient dieser Wirkstoff?
Gegenanzeigen
Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Amikacin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wann darf Amikacin nicht verwendet werden?
Bei Überempfindlichkeit gegen Amikacin oder andere Aminoglykosid-Antibiotika und der Muskelerkrankung Myasthenia gravis darf Amikacin nicht eingesetzt werden.Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Amikacin angewendet werden bei
- Nierenfunktionsstörungen
- Vorschädigung am Innenohr oder Gehör
- Patienten mit Erkrankungen von Nerven und Muskeln
- dem Einsatz von Amikacin unmittelbar nach einer vorausgegangenen Behandlung mit einem anderen Aminoglykosid-Antibiotikum
- Parkinson-Krankheit, weil sich die Muskelschwäche verstärken kann.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Über die Verwendung von Aminoglykosid-Antibiotika wie Amikacin während der Schwangerschaft sind nur eingeschränkt Studien verfügbar. So wurde für Streptomycin eine Durchdringung des Mutterkuchens mit der Folge einer totalen, dauerhaften und beidseitigen Taubheit bei den Kindern nachgewiesen. Bei Schwangeren, die mit anderen Aminoglykosiden behandelt worden waren, traten keine Nebenwirkungen am ungeborenen Kind oder Neugeborenen auf. Dennoch besteht ein Schädigungsrisiko. Daher darf Amikacin während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, dass der Arzt eine Behandlung mit dem Wirkstoff für unumgänglich hält.
Es ist nicht bekannt, ob Amikacin oder seine Stoffwechselproduke in die Muttermilch übertreten. Daher wird der Arzt entscheiden, ob das Stillen oder die Behandlung mit Amikacin unterbrochen oder ganz darauf zu verzichten ist. Dabei wird er sowohl den Nutzen des Stillens für das Kind als auch den Nutzen der Therapie für die Frau berücksichtigen.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Amikacin kann prinzipiell bei Kindern jeden Lebensalters eingesetzt werden, wenn es nötig ist. Allerdings sollte es, wie andere Aminoglykosid-Antibiotika auch, bei Früh- oder Neugeborenen nur mit äußerster ärztlicher Vorsicht eingesetzt werden. Diese Kinder haben aufgrund der Unreife ihrer Nieren und der sich daraus ergebenden Verlängerung der Verweildauer des Wirkstoffs im Körper ein höheres Nebenwirkungs-Risiko.
Welche Nebenwirkungen kann Amikacin haben?
Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Amikacin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Schwindelgefühle, Drehschwindel, Augenzittern, Ohrensausen, Druck auf den Ohren, Schwerhörigkeit, Übelkeit, Schädigung der Nierentubuli, Einschränkung der Nierenfunktion.
Seltene Nebenwirkungen:
Zweitinfektion oder Besiedelung (mit resistenten Mikroorganismen oder Sprosspilzen), Blutarmut, Blutbildveränderungen (Mangel an weißen Blutkörperchen, Mangel an Granulozyten, Blutplättchenmangel, Überschuss an unreifen Blutzellen), Überempfindlichkeitsreaktionen (Hautausschlag, Juckreiz, Nesselsucht), Magnesiummangel im Blut, Kopfschmerz, Migräne, nervliche Missempfindungen, Zittern, niedriger Blutdruck, eingeschränkte Atemfunktion, Erbrechen, Gelenkschmerzen, Arzneimittelfieber, Leber-Enzym-Werterhöhungen (ASAT, ALAT), Erhöhung der alkalischen Phosphatase (leicht und vorübergehend).
Sehr seltene Nebenwirkungen:
Blockade der Nerven- und Muskelfunktion, Nierenkrankheit aufgrund von Vergiftung, akutes Nierenversagen.
Vereinzelte Nebenwirkungen:
Allergischer Schock, Taubheit, Atemlähmung.
Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Kreuzallergie zu anderen Aminoglykosid-Antibiotika.
Besonderheiten:
Bei Nierenkranken kommt es vermehrt zu Nebenwirkungen, wenn eine höhere Dosis als die empfohlene verabreicht und wenn die empfohlene Behandlungsdauer überschritten wird. Andere Faktoren, die das Risiko erhöhen, sind fortgeschrittenes Lebensalter und Austrocknung. Bei solchen Patienten wir der Arzt die Tagesdosis herabsetzen und / oder die Zeit zwischen den Gaben verlängern. Die Behandlung muss abgebrochen werden, wenn der Stickstoffgehalt des Blutes steigt, die Urinausscheidung allmählich abnimmt, Ohrensausen oder Hörverlust auftreten.
Während der Behandlung muss der Wasserhaushalt des Patienten in Ordnung sein. Zu Beginn und auch während der Behandlung sollte insbesondere bei Patienten mit Nierenfunktionsstörung und Älteren die Nierenfunktion untersucht werden. Der Arzt wird wiederholt das Gehör überprüfen, besonders bei Patienten mit erhöhtem Risiko. Falls möglich, sollte die Amikacin-Konzentration im Blut zweimal wöchentlich bestimmt werden, um Nebenwirkungen zu vermeiden.
Bei Spülungen des Operationsfeldes mit Lösungen von Aminoglykosid-Antibiotika wie Amikacin können (unabhängig von der verwendeten Menge) dauerhafte Taubheit, Nierenversagen und Todesfälle aufgrund einer Blockade der Neven- und Muskelfunktion auftreten.
Welche Wechselwirkungen zeigt Amikacin?
Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Bei Kombination mit Antibiotika aus den Wirkstoffgruppen der Penicilline und Cephalosporine verstärken sich die antibakteriellen Wirkungen gegenseitig.Eine gleichzeitige und/oder aufeinanderfolgende Gabe von anderen Substanzen mit Gifwirkung auf die Nieren oder das Gehör muss unbedingt vermieden werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Wirkstoffe nur örtlich oder allgemein angewendet werden. Dazu gehören:
- andere Aminoglykosid-Antibiotika
- andere Antibiotika wie Bacitracin, Amphotericin B, Cephalosporine, Vancomycin, Kanamycin, Paromomycin, Polymyxin B oder Colistin
- Zytostatika wie Carboplatin (in hohen Dosierungen), Cisplatin, Oxaliplatin (besonders bei Patienten mit vorbestehender Nierenschädigung)
- Immunologika, die die körpereigene Abwehr schwächen wie Cyclosporin und Tacrolimus
- schnell wirkende Entwässerungsmittel wie Furosemid oder Ethacrynsäure, mit denen sich eine dauerhafte Taubheit entwickeln kann.
Bei gleichzeitiger Anwendung mit einem schnell wirkenden Entwässerungsmittel muss der Wasserhaushalt des Patienten überwacht werden.
Aminoglykosid-Antibiotika können die nierenschädigende Wirkung des Narkosemittels Methoxyfluran verstärken. Bei gleichzeitiger Anwendung auch mit Amikacin sind schwerste Nierenschäden möglich.
Amikacin verstärkt die Wirkung auf Nerven und Muskeln von Muskelrelaxanzien (beispielsweise Tubocurarin), Botulinumtoxin, Polymyxin-Antibiotika, Procainamid, großen Mengen von Blutzubereitungen mit Citrat oder Narkosemitteln zur Inhalation wie beispielsweise Halothan. Bei einem anstehenden chirurgischen Eingriff ist der Narkosearzt über die Anwendung von Amikacin zu informieren, damit er Calcium-Chlorid als Gegenmittel bereithält.
Das nicht-steroidale AntirheumatikumIndomethacin kann bei Neugeborenen die Blutkonzentration von Amikacin erhöhen und damit dessen Nebenwirkungen verstärken.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Bei Älteren und Nierenkranken müssen die Nierenfunktion und das Gehör während der Behandlung mit dem Medikament regelmäßig ärztlich überprüft werden.
- Vor Operationen muss der Narkosearzt von der Anwendung des Medikaments unterrichtet werden.
Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.
Welche Medikamente beinhalten Amikacin?
Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Amikacin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.
So wirkt Amikacin
Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Amikacin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Aminoglykosid-Antibiotika, Antibiotika, zu welcher der Wirkstoff Amikacin gehört.
Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Amikacin
Amikacin wird zur Behandlung von schwerwiegenden Infektionen durch Amikacin-empfindliche Erreger gebraucht, wenn Antibiotika mit weniger Nebenwirkungen nicht wirksam sind. Solche schwerwiegenden Infektionen sind beispielsweise- im Krankhaus erworbene Infektionen der unteren Atemwege einschließlich schwerer Lungenentzündung
- Bauchinfektionen, einschließlich Bauchfellentzündung
- komplizierte und immer wiederkehrende Harnwegsinfektionen
- Infektionen der Haut und Weichgewebe (Sehnen, Bänder, Muskeln), einschließlich infizierter Brandwunden
- Herzinnenhautentzündung (Endokarditis) durch Bakterien
- Infektionen des Bauchraums nach Operationen
- Blutvergiftung.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Amikacin sind vertiefende Informationen verfügbar:
Wirkungsweise von Amikacin
Amikacin ist ein von Kanamycin abgeleitetes, halb chemisch und halb biotechnologisch hergestelltes Produkt, das zur Wirkstoffgruppe der Aminoglykosid-Antibiotika gehört.
Der Wirkmechanismus von Amikacin beruht auf einer Störung der Eiweißproduktion. Amikacin blockiert in den Bakterien ein spezielles Erbgut-Stück (rRNA), das maßgeblich am Zusammenbau von Aminosäuren zu Eiweißen beteiligt ist. Weil die lebenswichtigen Eiweiße so nicht mehr hergestellt werden, kommt es zum Absterben des Bakteriums (bakterizide Wirkung).
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.