Amfepramon

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 10.12.2010

Allgemeines

Amfepramon wird eingesetzt zur unterstützenden Behandlung von Patienten mit Übergewicht und einem Körper-Masse-Index von mindestens 30, wenn geeignete Maßnahmen zur Gewichtsabnahme wie Diät und Sport alleine nicht wirksam waren.

 

Welchem Zweck dient dieser Wirkstoff?

  • Appetit mindern

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Amfepramon im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Amfepramon nicht verwendet werden?

Amfepramon darf nicht angewendet werden bei:

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • Lungenhochdruck (pulmonale Hypertonie)
  • schwerem Bluthochdruck (schwere arterielle Hypertonie)
  • aktuellen oder aus der Vorgeschichte bekannten Gefäßerkrankungen von Herz und Kreislauf oder des Gehirns
  • aktuellen oder früher aufgetretenen seelischen Erkrankungen einschließlich Magersucht (Anorexia nervosa) und Depressionen
  • Neigung zu Arzneimittelmissbrauch, bestehender Medikamenten-, Drogen- oder Alkoholabhängigkeit
  • Schilddrüsenüberfunktion
  • Nebennierenmarksgeschwulst (Phäochromozytom)
  • bestimmten Formen des Grünen Stars (Engwinkelglaukom).

Nur mit besonderer Vorsicht und unter Kontrolle eines Arztes darf der Wirkstoff angewendet werden bei

  • Bluthochdruck
  • Herzkrankheiten
  • Erkrankungen der Vorsteherdrüse (Prostata) mit Restharnbildung
  • Stoffwechselerkrankungen (Diabetes mellitus)
  • Epilepsie
  • übergewichtigen Kindern.

Hinweis:
Bei übergewichtigen Patienten, bei denen das Risiko einer Erkrankung der Blutgefäße besteht, sollte der Arzt auf eine allmähliche und kontrollierte Gewichtsabnahme achten.
 

 

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Amfepramon darf während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden. Während einer Therapie mit dem Wirkstoff sollen Frauen im gebärfähigen Alter eine Schwangerschaft wirksam verhüten. Ist der Eintritt einer Schwangerschaft während der Therapie nicht auszuschließen, hat der behandelnde Arzt den erwarteten Nutzen der Einnahme gegen mögliche Risiken für Mutter und Kind sorgfältig abzuwägen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Behandlung von Kindern unter zwölf Jahren mit Amfepramon ist nicht erlaubt. Ab zwölf Jahre ist der Einsatz zwar erprobt, sollte jedoch unter besonderer ärztlicher Überwachung und Kontrolle stehen.

Welche Nebenwirkungen kann Amfepramon haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Amfepramon. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Seelische Reaktionen, Psychosen, Depressionen, Nervosität, Unruhe, Schlafstörungen, Schwindelgefühle, Herzrasen, Herzklopfen, Bluthochdruck, Brustkorbschmerzen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Spannungsgefühl, Benommenheit, Kopfschmerz, Mundtrockenheit, Übelkeit, Verstopfung.

Seltene Nebenwirkungen:
Schlaganfall, Angina Pectoris, Herzinfarkt, Herzmuskelschwäche, Herzstillstand.

Sehr seltene Nebenwirkungen und Nebenwirkungen ohne Häufigkeitsangabe:
Krampfanfälle, Blutdruckanstieg (leicht), Blutdrucksenkung, Durchfall, Magen-Darm-Störungen, Blutbildungsstörungen (Knochenmarksfunktionsstörung, Granulozyten-Fehlen, Mangel an weißen Blutkörperchen, Blutplättchenmangel), Hautausschlag, Hautrötung, Nesselsucht, Unterhautblutungen.

Besonderheiten:
Bei längerer Behandlung mit Amfepramon kann es zur Gewöhnung, Abhängigkeit und Entzugserscheinungen kommen. Eine plötzliche Beendigung der Anwendung von Amfepramon nach längerem hochdosiertem Gebrauch (Fehlgebrauch) kann zu Erschöpfungszuständen und depressiven Erscheinungen führen.

Treten allergische oder allergieartige Hautreaktionen wie Ausschläge, Rötungen, Nesselsucht und/oder Unterhautblutungen auf, ist das Medikament sofort abzusetzen.

Die Einnahme von Appetitzüglern scheint die Entstehung eines Lungenhochdrucks (pulmonale arterielle Hypertonie) zu begünstigen. Daher sind die Angaben zum Anwendungsgebiet und zur Behandlungsdauer genau zu beachten. Sowohl eine Behandlungsdauer von mehr als drei Monaten als auch ein Körper-Masse-Index von 30 oder mehr erhöhen das Risiko für das Auftreten eines Lungenhochdrucks. Tritt während der Behandlung bei Belastung eine Atemnot auf oder verschlimmert sie sich, sollte der Patient die Behandlung sofort abbrechen und einen Lungenfacharzt aufsuchen.

 

Welche Wechselwirkungen zeigt Amfepramon?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wird Amfepramon zusammen mit Antidepressiva (besonders: MAO-Hemmer), dem Parkinson-Mittel Amantadin und sogenannnten adrenerg wirksamen Aminen (beispielsweise Amphetamine und Ephedrin) angewendet, kann seine Wirkung erheblich verstärkt werden. Für die MAO-Hemmer gilt dies auch noch in den ersten 14 Tagen nach der letzten Anwendung, weswegen ein zeitlicher Mindestabstand von zwei Wochen zwischen dem Einsatz liegen sollte.

Die Wirkung von Blutdrucksenkern wie beispielsweise Guanethidin wird durch Amfepramon abgeschwächt.

Neuroleptika wie Phenothiazine und Butyrophenone heben die anregende Wirkung von Amfepramon auf das Gehirn und damit die Appetithemmung ganz oder zumindest teilweise auf.

Eine Wirkungsverstärkung und eine Erhöhung des Missbrauchsrisikos durch hohe Dosen Coffein kann nicht sicher ausgeschlossen werden.

Die gleichzeitige Anwendung bestimmter Narkosegase (halogenierte Inhalationsanaesthetika) kann beim Eingriff zu unerwünschten Blutdrucksteigerungen führen. Daher sollte die Behandlung mit Amfepramon einige Tage vor einer Operation beendet werden.

 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Bei Ausbildung oder Verschlimmerung von Atemnot ist die Behandlung mit dem Medikament zu beenden und ein Lungenfacharzt aufzusuchen.
  • Die Behandlungsdauer darf drei Monate nicht überschreiten.
  • Bei Operationen muss die Behandlung mit dem Medikament einige Tage vorher beendet werden.
  • Das Medikament kann zu Gewöhnung und Sucht führen; bei Therapieende sind Entzugserscheinungen möglich.
  • Treten bei der Behandlung Ausschläge, Rötungen, Nesselsucht und/oder Unterhautblutungen auf, ist das Medikament sofort abzusetzen.
  • Das Medikament kann zum positiven Ergebnis bei Dopingkontrollen führen.
  • Das Medikament kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass Autofahren und das Bedienen von Maschinen gefährlich sind. Dies gilt besonders im Zusammenhang mit Alkohol.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

 

Welche Medikamente beinhalten Amfepramon?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Amfepramon enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

 
Medikament
Darreichungsform
Weichkapseln
Retardtabletten

 

So wirkt Amfepramon

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Amfepramon. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Alpha-Sympathomimetika, zu welcher der Wirkstoff Amfepramon gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Amfepramon

Amfepramon wird eingesetzt zur unterstützenden Behandlung von Patienten mit Übergewicht und einem Körper-Masse-Index von mindestens 30, wenn geeignete Maßnahmen zur Gewichtsabnahme wie Diät und Sport alleine nicht wirksam waren.

Der Körper-Masse-Index wird berechnet, indem man das Körpergewicht in Kilogramm durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat teilt:
Körper-Masse-Index (BMI) = Körpergewicht in kg/(Körpermaße in m)2

Bisher wurde lediglich eine kurzanhaltende Wirksamkeit im Hinblick auf eine Gewichtsverminderung nachgewiesen. Inwieweit der Wirkstoff Krankheiten zu vermeiden hilft, die mit Übergewicht in Verbindung stehen, ist nicht nachgewiesen.

 

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Amfepramon sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Amfepramon

Amfepramon wirkt anregend auf einen Teil des unbewußten Nervensystems, das über den Nervenbotenstoff Adrenalin die Aktivität steuert. Es gehört damit zur Wirkstoffgruppe der Alpha-Sympathomimetika, die einige Appetitzügler umfasst.

Experimente an verschiedenen Tierarten zeigten, dass die appetitmindernde Wirkung auf einer Erregung von Nervenknoten im Stammhirn (Hypothalamus) beruht. Trotz des Eindringens in das Gehirn scheint der Wirkstoff dort nicht allgemein anregend zu wirken. Bei Tieren war beispielsweise die Schlafdauer durch Amfepramon nicht beeinträchtigt.

Amfepramon kann auch außerhalb des Gehirns die Bindungsstellen für den Nervenbotenstoff Adrenalin besetzen und Blutgefäße im Bereich der Haut, den Schleimhäuten von Augen und Nase, an der Muskulatur, den Herzkranzgefäßen, im Magen-Darm-Trakt und an den Nieren verengen. Diese Wirkung ist aber im Vergleich zu anderen Alpha-Sympathomimetika relativ schwach.

 

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.