EIne Ärztin hält den rechten Arm einer Frau am Handgelenk und am Ellenbogen.
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Plexusanästhesie

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 11.03.2021

Bei der Plexusanästhesie spritzt der Narkosearzt ein örtliches Betäubungsmittel (Lokalanästhetikum) in die unmittelbare Nähe von Nervengeflechten (Plexus) oder Nervenstämmen, zum Beispiel in der Achselhöhle. Das Betäubungsmittel blockiert die Weiterleitung der Schmerzsignale und lähmt die Muskulatur eines bestimmten Areals. In diesem umschriebenen Körpergebiet kann zum Beispiel ein chirurgischer Eingriff oder eine andere therapeutische oder diagnostische Maßnahme erfolgen.

Allgemeines

Die Stelle, an der der Narkosearzt das Betäubungsmittel in die Nähe des Nervengeflechts spritzt, richtet sich danach, in welcher Körperregion die Operation geplant ist. Die Plexusanästhesie wird insbesondere bei Eingriffen im Bereich des Arms (z.B. Ellenbogen, Handgelenk) und der Schulter eingesetzt. Das Verfahren eignet sich ebenso für Operationen an den Beinen oder Füßen.

Gängige Gebiete für eine Plexusanästhesie sind das Armnervengeflecht für Eingriffe oder therapeutische Maßnahmen im Bereich der Schulter und an der oberen Extremität:

  • Schlüsselbein,
  • Schulter,
  • Oberarm,
  • Ellenbogen,
  • Unterarm und
  • Hand(gelenk).

Außerdem das Lenden-Kreuz-Nervengeflecht (Plexus lumbosacralis) für Eingriffe an Bein und Fuß, etwa als akute Schmerztherapie bei einem Schenkelhalsbruch.

Vor dem Eingriff ermittelt der Arzt mit Hilfe eines Nervenstimulators die richtige Einspritzstelle. Dies geschieht, indem er mit einer elektrischen Stimulationskanüle den Nerv aufsucht. Das Verfahren erhöht zum einen die Erfolgsrate der Plexusanästhesie, zum anderen lassen sich Nervenverletzungen dadurch verhindern. Denn dank der Nervenstimulation weiß der Arzt genau, wo der Nerv verläuft, und er kann die stumpfe (atraumatische) Nadel für das Betäubungsmittel entsprechend vorsichtig vorführen.

Vorteile der Plexusanästhesie

Bei der Plexusanästhesie kann der Narkosearzt einen Katheter in der Nähe der Nerven einbringen, der dann längere Zeit dort "liegen" bleibt. Über diesen Katheter kann er die Nervenblockade beliebig verlängern – was zwei Vorteile mit sich bringt:

  • Die Plexusanästhesie eignet sich auch für längere Operationen.
  • Nach dem Eingriff erfolgt die Schmerztherapie über den Katheter – der Operierte muss dann meist keine weiteren schmerzlindernden Medikamente mehr einnehmen.

Die örtlichen Betäubungsmittel stellen die Gefäße weit, die Blut zum Gewebe transportieren. Dies verbessert die Durchblutung im Operationsgebiet und wirkt sich letztlich günstig auf den Heilungsverlauf aus, vor allem bei Gefäßoperationen.

Plexusanästhesie an Arm und Schulter

Bei der Plexusanästhesie an Arm oder Schulter betäubt der Narkosearzt das Nervengeflecht des Arms, den sogenannten Plexus brachialis. Das Verfahren heißt daher auch Plexus-brachialis-Anästhesie. Bei der Plexusanästhesie an Arm und Schulter lassen sich – in Abhängigkeit davon, wo der Narkosearzt das örtliche Betäubungsmittel spritzt – drei Typen unterscheiden:

  1. in der Achselhöhle: axilläre Blockade (axilläre Plexusanästhesie)
  2. unterhalb des Schlüsselbeins: vertikal infraklavikuläre Blockade
  3. zwischen den sog. Treppenmuskeln am Hals (Skalenusmuskeln): interskalenäre Blockade

Die axilläre Plexusanästhesie ist die am weitesten verbreitete Methode der Plexusanästhesie. Sie ist technisch relativ einfach und geht nur mit wenigen Risiken einher. Die axilläre Plexusanästhesie eignet sich für Eingriffe am Ellenbogen, Unterarm und an der Hand. Eine häufige Verletzung des Unterarms nahe des Handgelenks, die in einer Plexusanästhesie behandelt werden kann, ist die sogenannte distale Radiusfraktur (Unterarmspeichenbruch), die man sich beim Sturz auf die Hand zuziehen kann.

Die vertikal infraklavikuläre Blockade kommt bei Operationen am Oberarm und am Ellenbogen infrage, mitunter auch für Eingriffe an Schulter, Unterarm und Hand.

Die interskalenäre Blockade bietet sich für Eingriffe an Schlüsselbein und Schulter an.

Risiken und Nebenwirkungen

Die Plexusanästhesie ist ein insgesamt sicheres Verfahren. Die typischen Risiken und Nebenwirkungen einer Vollnarkose (Allgemeinanästhesie), etwa Übelkeit, Erbrechen, Husten und Heiserkeit (wegen des Beatmungsschlauchs), bleiben bei der Plexusanästhesie aus.

Vielmehr gleichen bei einer Plexusanästhesie die Risiken denen der Lokalanästhesie (örtliche Betäubung), da bei beiden Verfahren die gleichen Medikamente zum Einsatz kommen:

Bei der Plexusanästhesie ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Arzt versehentlich eine Arterie oder Vene trifft, größer als bei der örtlichen Betäubung. Dies liegt daran, dass die eigentlichen Ziele des Betäubungsmittels – die Nervenbündel – meist inmitten zahlreicher Gefäßbahnen verlaufen.

Bei der vertikalen infraklavikulären Blockade besteht das Risiko, die Lunge zu punktieren. Mögliche Folge wäre, dass sich Luft im Brustfell sammelt und ein Lungenflügel "zusammenfällt" (sog. Pneumothorax)

Eine Plexusanästhesie erfolgt auf keinen Fall, wenn einer der folgenden Punkte zutrifft:

  • wenn der Patient das Verfahren ablehnt
  • wenn eine Infektion im Gebiet, wo die Spritze gesetzt werden soll, besteht
  • wenn der Patient eine gesicherte Allergie gegen die verwendeten örtlichen Betäubungsmittel hat