Verabeta 120 retard

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 23.09.2007
Hersteller: betapharm Arzneimittel GmbH
Wirkstoff: Verapamil
Darreichnungsform: Retardtablette
Rezeptpflichtig

Wirkung

Verabeta 120 retard enthält den Wirkstoff Verapamil. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Verabeta 120 retard.

Verapamil dient zur Behandlung der unzureichenden Sauerstoffversorgung des Herzmuskels (koronare Herzkrankheit). Es reguliert dabei entsprechende Durchblutungsstörungen bei Herzbelastung (Belastungsangina, chronisch stabile Angina Pectoris) und behandelt die Herzenge im Ruhezustand (Ruheangina, instabile Angina Pectoris, Crescendoangina) sowie krampfartige Zustände bei unzureichender Sauerstoffversorgung des Herzmuskels (Vasospastische Angina Pectoris, Prinzmetal-Angina, Variant-Angina).

Bei Patienten nach einem Herzinfarkt (Myokardinfarkt) wird Verapamil nur eingesetzt, wenn keine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) besteht und Betablocker nicht angewendet werden können.

Außerdem werden Störungen der Herzschlagfolge (Herzrhythmusstörungen) wie Herzrasen, paroxysmale supraventrikuläre Tachykardien, Vorhofflimmern oder Vorhofflattern mit Verapamil behandelt.

Seltener wird Verapamil ausschließlich zur Senkung des Blutdrucks bei Hypertonie (Bluthochdruck) angewendet.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Verapamil sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Calciumkanalblocker, Blutdrucksenker, zu welcher der Wirkstoff Verapamil gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Herzrhythmusstörungen mit zu schnellem Herzschlag
  • Bluthochdruck
  • Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße mit verschiedenen Formen der Angina Pectoris
  • Angina pectoris nach Herzinfarkt von Patienten ohne Herzmuskelschwäche, die Betablocker nicht vertragen

Dosierung

Das Medikament ist individuell, dem Schweregrad der Erkrankung angepasst, zu dosieren. Die durchschnittliche Dosis für alle Einsatzbereiche liegt zwischen zwei und drei Retardtabletten (240 und 360 Milligramm Verapamil) pro Tag. Bei einer Daueranwendung sollten vier Tabletten (480 Milligramm) täglich nicht überschritten werden. Eine kurzfristige Erhöhung dieser Dosis ist allerdings möglich.

Neben diesem Präparat gibt es andere, gering dosierte Tabletten mit 40 und 80 Milligramm Verapamil. Sie kommen bei Kindern bis 14 Jahren oder bei Patienten zum Einsatz, bei denen eine ausreichende Wirksamkeit bereits nach niedrigen Dosen erwartet werden kann. Dies gilt beispielsweise für Patienten, die zusätzlich an Leberfunktionsstörungen leiden, oder ältere Menschen.

Die Tagesdosen sind jeweils in zwei Einzelgaben aufzuteilen. Erwachsenen und Jugendlichen über 50 Kilogramm Körpergewicht werden die folgenden Dosierungen empfohlen:

Bei koronarer Herzkrankheit, Herzrasen (Tachykardie) und schweren Formen des Herzrasens (Vorhofflimmern, Vorhofflattern) sollten zwei bis vier Tabletten pro Tag verabreicht werden.

Bluthochdruck (Hypertonie) ist mit zwei bis drei Tabletten täglich zu behandeln.

Die Tabletten sind unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit (kein Grapefruitsaft) zu oder kurz nach den Mahlzeiten zu schlucken.

Grundsätzlich gilt, dass das Medikament nach längerer Anwendung nur langsam abgesetzt werden sollte (ausschleichende Dosierung).

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Farbstoff E 171
  • Farbstoff E 172
  • Lactose 1H2O
  • mikrokristalline Cellulose
  • hochdisperses Siliciumdioxid
  • Hypromellose
  • Macrogol 4000
  • Magnesiumstearat
  • Natriumalginat
  • Povidon K 25

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Übelkeit, Völlegefühl, Verstopfung.

Häufige Nebenwirkungen:
Müdigkeit, Nervosität, Schwindel, Benommenheit, nervliche Missempfindungen, Nervenerkrankungen, Zittern, Entstehung einer Herzinsuffizienz, Verschlimmerung einer vorbestehenden Herzinsuffizienz, übermäßiger Blutdruckabfall, Blutdruckabfall bei Körperlagewechsel, Herzschlagverlangsamung, Blockade des Sinusknotens (AV-Block I. Grades), Knöchel-Ödeme, vorübergehende Hautrötung und Wärmegefühl (Flush), allergische Reaktionen (Hautrötungen, Juckreiz, Nesselsucht, makulopapulöse Exantheme, Erythromelalgien), Kopfschmerzen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Verminderte Insulin-Ausschüttung, spürbares Herzklopfen, Herzrasen, schwere Blockade des Sinusknotens (AV-Block II. oder III. Grades), Bronchialkrämpfe, Ohrensausen, Leberentzündung (allergisch bedingt, mit vorübergehender Leber-Enzym-Werterhöhung), Impotenz.

Seltene Nebenwirkungen:
Unterhautblutungen, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, Muskelschwäche, Brustschwellung (unter Langzeitbehandlung bei älteren Patienten: bildet sich nach Absetzen von Verapamil zurück).

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Unwillkürliche Bewegungen (Parkinson-Syndrom, Veitstanz-artige Störungen wie Choreoathetose, Fehlregulationen des unbewußten Nervensystems, die sich meist nach Absetzen von Verapamil zurückbilden), Herzstillstand durch Ausfall des Sinus-Knotens, Darmverschluss, Zahnfleischwucherungen (Zahnfleischentzündungen und Blutungen, bilden sich nach Absetzen von Verapamil zurück), schwere allergische Reaktionen wie Gefäßschwellungen (Angioneurotisches Ödem) und Stevens-Johnson-Syndrom, Licht-bedingte Hautentzündung, Muskelerkrankungs-Verschlimmerung (von Myasthenia gravis, Lambert-Eaton-Syndrom, fortgeschrittener Duchenne-Muskeldystrophie), Blutkonzentrationserhöhung des Hormons Prolaktin, krankhafter Milchfluss.

Besonderheiten:
Bei Patienten mit Herzschrittmacher kann Verapamil möglicherweise zu einer gewissen Unempfindlichkeit gegen die Signale des Gerätes führen.

Wechselwirkungen

Die gleichzeitige Einnahme von Antiarrhythmika, Betablockern oder gasförmigen Narkosemitteln (Inhalationsanästhetika) führt zu einer gegenseitigen Verstärkung der Wirkungen auf die Herzgefäße (höhergradiger AV-Block, höhergradige Senkung der Herzfrequenz, Auftreten einer Herzinsuffizienz, verstärkte Blutdrucksenkung).

Gefäßerweiternde und damit blutdrucksenkende Wirkstoffe wie Vasodilatatoren oder Entwässerungsmittel (Diuretika) verstärken den blutdrucksenkenden Effekt von Verapamil.

In Kombination mit Digoxin (gegen Herzmuskelschwäche) erhöht sich die Blutkonzentration dieses Wirkstoffs und damit seine möglichen Nebenwirkungen.

Bei gleichzeitiger Gabe von Chinidin (gegen Herzrhythmusstörungen) kommt es zur Steigerung der Chinidin-Konzentration im Blut, zu einem verstärkten Blutdruckabfall und bei Patienten mit Herzmuskelschäden können Wasseransammlungen in der Lunge auftreten.

Bei gleichzeitiger Anwendung mit dem Epilepsie-Mittel Carbamazepin können die Carbamazepin-Wirkung und seine nervenschädigenden Nebenwirkungen verstärkt werden. Die Verapamil-Wirkung hingegen nimmt ab.

Magensäurehemmende Mittel (Antiazida) wie Cimetidin und Ranitidin, aber auch die Pilz-Mittel Clotrimazol und Ketoconazol sowie Ritonavir und Indinavir (Wirkstoffe gegen das HI-Virus) können bei gleichzeitiger Anwendung die Wirkstärke von Verapamil erhöhen.

Die antidepressive Lithium-Wirkung wird durch Verapamil abgeschwächt.

In Kombination mit Rifampicin (gegen Tuberkulose), Phenytoin oder Phenobarbital (beides Epilepise-Mittel) kann es zu einer Erhöhung der nervenschädigenden Wirkung dieser Wirkstoffe und einer Abschwächung der Verapamil-Wirkung kommen.

Zusammen mit den Makrolid-AntibiotikaErythromycin und Clarithromycin kann es zu einer Wirkungsverstärkung der Antibiotika und Verapamil kommen.

Bei den Wirkstoffen Theophyllin (bei Asthma), Prazosin (Blutdrucksenker), Ciclosporin (zur Unterdrückung der körpereigenen Abwehr) und Midazolam (Beruhigungsmittel) sowie bei gleichzeitiger Gabe von Muskelentspannungsmitteln (Muskelrelaxantien) und Cholesterinsenkern aus der Wirkstoffgruppe der Statine kommt es durch Verapamil zu einer Erhöhung der Blutkonzentration und damit zu einer möglichen Wirkungsverstärkung.

In Kombination mit Acetylsalicylsäure kommt es zu einer verstärkten Blutungsneigung.

Die gleichzeitige Verabreichung in die Venen (intravenöse Gabe) von Beta-Rezeptorenblockern sollte während der Behandlung mit Verapamil unterbleiben.

Während der Anwendung von Verapamil sollten grapefruchthaltige Speisen oder Getränke gemieden werden, da dies zu einer Wirkungsverstärkung von Verapamil führen kann.

Verapamil verstärkt die Wirkung von Alkohol. Alkohol sollte daher während der Behandlung vermieden werden.

Unverträglichkeiten mit Verapamil bestehen bei alkalischen Injektions- und Infusionslösungen. Diese dürfen nicht mit dem Wirkstoff gemischt werden, weil es dadurch zu Ausflockungen von Verapamil in der Lösung kommen kann.

Gegenanzeigen

Der Wirkstoff darf nicht angewendet werden bei:
  • Überempfindlichkeit gegen Verapamil
  • Herzmuskelschwäche bei leichter Belastung oder Ruhe (Herzinsuffizienz NYHA III und IV)
  • Reizüberleitungsstörungen zum Herzen (Sinusknotensyndrom)
  • schnellem und langsamem Herzschlag im Wechsel (Bradykardie-Tachykardie-Syndrom)
  • einer Reizleitungsunterbrechung im Bereich des Herz-Sinusknotens (sinuatrialer Block)
  • schweren Reizüberleitungsstörungen zum Herzmuskel (AV-Block II. und III. Grades)
  • speziellen Herzrhythmusstörungen mit sehr hoher Herzschlagfrequenz (Vorhofflimmern und Vorhofflattern mit WPW-Syndrom)
  • Schock oder akutem Herzinfarkt innerhalb der ersten vier Wochen.
Die gleichzeitige Verabreichung in die Venen (intravenöse Gabe) von Beta-Rezeptorenblockern sollte während der Behandlung mit Verapamil unterbleiben.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt sollte der Wirkstoff angewandt werden bei
  • Patienten mit Reizüberleitungsstörungen zum Herzmuskel (AV-Block I. Grades)
  • niedriger Pulsfrequenz (Bradykardie unter 50 Schläge pro Minute)
  • erheblich erniedrigtem Blutdruck (Hypotonie) mit einem Systolenwert unter 90 mmHg
  • eingeschränkter Leberfunktion (besonders vorsichtige Dosierung durch den Arzt)
  • Erkrankungen, denen eine Störung der Nervenreizleitung zum Muskel zugrunde liegt wie Myasthenia gravis , Lambert-Eaton-Syndrom, fortgeschrittene Duchenne-Muskeldystrophie. Hier kann es zu einer Verstärkung des Muskelabbaus (progressive Muskeldystrophie) kommen.
Bei ventrikulären Tachykardien sollte Verapamil besonders vorsichtig vom Arzt dosiert werden. Bei der Gabe in die Venen ist dabei zu beachten, dass es zu einer Schlagzahlerhöhung in den Herzkammern kommen kann.

Wird der Wirkstoff bei einer akuten Schwäche der Herzkranzgefäße gegeben, sollte ein Herzinfarkt (Myokardinfarkt) zuvor ärztlich ausgeschlossen sein.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Verapamil darf in den ersten sechs Monaten der Schwangerschaft nicht angewendet werden, da sich im Tierversuch schädliche wirkungen auf das ungeborene zeigten. Im letzten Drittel der Schwangerschaft darf die Behandlung mit Verapamil nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abschätzung durch den Arzt erfolgen.

Da Verapamil in die Muttermilch übergeht, sollte der Wirkstoff in der Stillzeit nicht verwendet werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Anwendung von Verapamil ist schon bei älteren Vorschulkindern unter sechs Jahren möglich, allerdings nur zum Einsatz gegen Störungen der Herzschlagfolge. Die Dosierung wird vom Arzt nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abschätzung ausgerichtet an Alter und Gewicht der kleinen Patienten bestimmt.

Warnhinweise

  • Durch individuell auftretende unterschiedliche Reaktionen kann das Medikament das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass Autofahren, das Bedienen von Maschinen oder Arbeiten ohne sicheren Halt gefährlich sind. Dies gilt besonders bei Behandlungsbeginn, Dosiserhöhung oder Präparatewechsel sowie im Zusammenwirken mit Alkohol.
  • Während der Behandlung mit dem Medikament sollten regelmäßig ärztliche Kontroll-Untersuchungen erfolgen.
  • Das Medikament sollte nicht zusammen mit Grapefruitsaft eingenommen werden. Der Abbau seines Wirkstoffes Verapamil im Körper wird durch die Inhaltsstoffe der Grapefruit behindert. Zusammen mit Grapefruit-haltigen Speisen und Getränken kann daher eine erhöhte Blutdrucksenkung auftreten.
  • Patienten mit Herzschrittmacher können durch das Medikament empfindlicher auf die Impulse des Geräts reagieren.
  • Die Medikamentendosis darf nach längerer Behandlung nur langsam verringert werden (ausschleichende Dosierung).
  • Bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion muss der Arzt die Dosierung vorsichtig einstellen.
  • Das Medikament enthält Laktose. Patienten mit einer Galaktose-Unverträglichkeit, Laktase-Mangel oder Glukose-Galaktose-Aufnahmestörungen dürfen das Medikament daher nicht anwenden.
  • Bei Patienten mit Herzschrittmachern kann es zu einer Erhöhung der Pacing- und Sensingschwelle kommen.
  • Die Medikamentendosis darf nach längerer Behandlung nur langsam verringert werden (ausschleichende Dosierung).

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Retardtablette)
30 Stück Retardtabletten
120 Milligramm Verapamil
50 Stück Retardtabletten
120 Milligramm Verapamil
100 Stück Retardtabletten
120 Milligramm Verapamil

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Verabeta 120 retard sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Verapamil (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform
Retardtabletten
Retardtabletten
Filmtabletten
Retardtabletten
Filmtabletten

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.