Reductil 15 mg

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 19.01.2022

Hersteller: Abbott GmbH & Co. KG
Wirkstoff: Sibutramin

Rezeptpflichtig

Wirkung

Reductil 15 mg enthält den Wirkstoff Sibutramin. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Reductil 15 mg.

Seit 21. Januar 2010 sind Medikamente mit dem Wirkstoff Sibutramin in Apotheken nicht mehr erhältlich. Die Zulassung wurde wegen des erhöhten Risikos von Nebenwirkungen widerrufen. Die Ergebnisse einer Studie zeigten, dass für übergewichtige Patienten mit zusätzlichen Risikofaktoren die Einnahme von Sibutramin mit einem erhöhten Risiko für das Auftreten schwerwiegender Herz-Kreislauf-Schäden wie beispielsweise Herzinfarkt oder Schlaganfall verbunden ist.

Sibutramin dient der unterstützenden Therapie von ernährungsbedingtem Übergewicht. Ob jemand übergewichtig ist, wird anhand des Körpermasseindex (Body-Mass-Index, BMI) abgeschätzt. Der BMI errechnet sich aus Kilogramm Körpergewicht des Patienten, geteilt durch Meter Körpergröße zum Quadrat (kg/m2).

Sibutramin kommt zum Einsatz bei Patienten mit einem BMI von 30 oder mehr. Zudem können auch übergewichtige Personen mit einem BMI über 27 behandelt werden, wenn sie infolge der Überernährung an Diabetes mellitus vom Typ 2 oder Fettstoffwechselstörungen leiden und dadurch ein erhöhtes Risiko für Erkrankungen der Herzkranzgefäße aufweisen.

Grundsätzlich sollte der Wirkstoff nur zum Einsatz kommen, wenn durch kalorienarme Kost, Veränderung der Essgewohnheiten und verstärkte körperliche Aktivität allein keine ausreichende Gewichtsminderung erzielt werden konnte. Die Einnahme von Sibutramin sollte stets von einer Diät sowie verhaltenstherapeutischen Maßnahmen begleitet werden. Denn nur die Änderung des Lebensstils ermöglicht es, nach Ende der Behandlung das verringerte Gewicht auch zu halten.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Sibutramin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Abmagerungsmittel/Appetitzügler, zu welcher der Wirkstoff Sibutramin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • ernährungsbedingte Fettsucht (Körpermasseindex von 30 Kilogramm/Quadratmeter oder höher)
  • ernährungsbedingtes Übergewicht (Körpermasseindex von 27 Kilogramm/Quadratmeter oder höher), bei Risikofaktoren wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) Typ 2 oder Fettstoffwechselstörungen

Dosierung

Seit 21. Januar 2010 sind Medikamente mit dem Wirkstoff Sibutramin in Apotheken nicht mehr erhältlich. Die Zulassung wurde wegen des erhöhten Risikos von Nebenwirkungen widerrufen.

Zu Anfang der Behandlung wird eine Dosis von zehn Milligramm Sibutramin-Hydrochlorid-Monohydrat (eine entsprechende Hartkapsel) einmal täglich morgens unzerkaut mit Flüssigkeit wie beispielsweise einem Glas Wasser eingenommen. Die Einnahme kann mit oder ohne Nahrung erfolgen.

Bei Patienten mit mangelhaftem Behandlungserfolg (weniger als zwei Kilogramm Gewichtsverlust nach einer Behandlungsdauer von vier Wochen) kann der Arzt bei guter Verträglichkeit die Dosis auf eine Hartkapsel mit 15 Milligramm Sibutramin-Hydrochlorid-Monohydrat einmal täglich erhöhen. Hilft diese Dosis nicht, weiter abzunehmen oder kommt es sogar zu einer Gewichtszunahme, ist die Behandlung zu beenden.

Bei Patienten mit übergewichtsbedingten Erkrankungen (Zuckerkrankheit, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck) sollte die Therapie nur fortgesetzt werden, wenn der erreichte Gewichtsverlust zur Verbesserung dieser Beschwerden führt. Die Dauer der Behandlung mit dem Medikament sollte ein Jahr nicht überschreiten.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • hochdisperses Siliciumdioxid
  • Indigocarmin (E 132)
  • mikrokristalline Cellulose
  • Titandioxid (E 171)
  • Drucktinte
  • Lactose-Monohydrat
  • Magnesiumdistearat
  • Natriumdodecylsulfat

Nebenwirkungen

 

Seit 21. Januar 2010 sind Medikamente mit dem Wirkstoff Sibutramin in Apotheken nicht mehr erhältlich. Die Zulassung wurde wegen des erhöhten Risikos von Nebenwirkungen widerrufen.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Verstopfung, Mundtrockenheit, Schlaflosigkeit.

Häufige Nebenwirkungen:
Herzrasen, Herzklopfen, Blutdruckerhöhung, Bluthochdruck, Blutgefäßerweiterung (Flush), Übelkeit, Hämorrhoidalbeschwerdenzunahme, Benommenheit, nervliche Missempfindungen, Kopfschmerzen, Angstgefühle, Schwitzen, Geschmacksstörungen.

Seltene Nebenwirkungen:
Entzugssymptome (Kopfschmerzen, Appetitsteigerung).

Nebenwirkungen ohne Häufigkeitsangabe:
Blutplättchenmangel, Unterhautblutungen, Vorhofflimmern, Herzrasen (anfallsweise, von den Herzvorhöfen ausgehend), Überempfindlichkeitsreaktionen (leichte Hautausschläge, Nesselsucht bis Gesichtsschwellungen und Schock), Unruhe, Depressionen, Krampfanfälle, Serotonin-Syndrom (bei gleichzeitigem Gebrauch entsprechender Wirkstoffe), Kurzzeitgedächtnisseinschränkung (vorübergehend), Verschwommensehen, Durchfall, Erbrechen, Magen-Darm-Blutung, Haarausfall, Hautausschlag, Nesselsucht, Hautblutungen, Nierenentzündungen, Harnverhaltung, Ejakulationsstörungen, Orgasmusstörungen, Impotenz, Zyklusstörungen, Zwischenblutungen, Leber-Enzym-Wertanstieg (vorübergehend).

Besonderheiten:
Meist kommt es zu einem mittleren Anstieg des oberen und unteren Blutdruckwerts in Ruhe zwischen zwei bis drei Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) und einem mittleren Anstieg des Herzschlags um drei bis sieben Schläge pro Minute. Höhere Anstiege des Blutdrucks und des Herzschlags sind im Einzelfall nicht auszuschließen. Ein krankhafter Blutdruck- und Pulsschlaganstieg tritt überwiegend zu Beginn der Behandlung (in den ersten vier bis zwölf Wochen) auf. In diesen Fällen sollte die Behandlung abgebrochen werden.

Nach neueren Studien traten nach Sibutraminbehandlung vermehrt Herzinfarkte und Schlaganfälle auf. Die vor­läufige Untersuchung dieser Ereignisse unterstützt die Wichtigkeit der in den Produktinformationen genannten Anwendungseinschränkungen. Danach ist eine Behanldung mit Sibutramin bei Angina pectoris, Herzmuskelschwäche, Herzrasen, Blutgefäßverschlüssen in Armen und Beinen, Herzrhythmusstörungen oder Schlaganfall oder Durchblutungsstörungen des Gehirns in der Vorgeschichte zu unterlassen.

Wechselwirkungen

Seit 21. Januar 2010 sind Medikamente mit dem Wirkstoff Sibutramin in Apotheken nicht mehr erhältlich. Die Zulassung wurde wegen des erhöhten Risikos von Nebenwirkungen widerrufen.

Die Wirkung von Sibutramin kann durch gleichzeitige Behandlung mit Makrolid-Antibiotika (wie Erythromycin), Mittel gegen Pilzerkrankungen (wie Ketoconazol) oder Immunologika (wie Ciclosporin) verstärkt werden.

Auch Rifampicin (Mittel zur Tuberkulose-Therapie), Antiepileptika (wie Phenytoin oder Carbamazepin und Phenobarbital) und Glukokortikoide (wie Dexamethason) können die Wirksamkeit von Sibutramin steigern.

Bei gleichzeitiger Therapie mit MAO-Hemmern, Antidepressiva, Neuroleptika, Alpha-Sympathomimetika und opioiden Schmerzmitteln kann es zu einer gegenseitigen Wirkungsverstärkung kommen. Gleiches gilt für Mittel zur Behandlung der Migräne (wie Sumatriptan und Dihydroergotamin) und Antihistaminika (wie Xylometazolin). Auch unerwünschte Wirkungen wie Blutdruckerhöhung oder Herzrasen treten in diesem Fall vermehrt auf.

Gegenanzeigen

Seit 21. Januar 2010 sind Medikamente mit dem Wirkstoff Sibutramin in Apotheken nicht mehr erhältlich. Die Zulassung wurde wegen des erhöhten Risikos von Nebenwirkungen widerrufen.

Sibutramin darf nicht angewendet werden bei:

 

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • körperlichen Ursachen für das Übergewicht (zum Beispiel schwere Schilddrüsenunterfunktion)
  • Essstörungen wie Magersucht (Anorexie) oder Ess-Brech-Sucht (Bulimie)
  • psychischen Erkrankungen wie Depressionen wegen der Gefahr der Entwicklung von Übersteigerung (manischen Phasen)
  • Gilles-de-la-Tourette-Syndrom
  • Missbrauch von Psychopharmaka oder Alkoholabhängigkeit
  • gleichzeitige oder weniger als zwei Wochen zurückliegende Behandlung mit Antidepressiva, MAO-Hemmern, Neuroleptika oder weiteren Abmagerungsmitteln/Appetitzüglern sowie mit Tryptophan (zur Behandlung von Schlafstörungen)
  • Koronarer Herzkrankheit (KHK)
    Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) Herzrhythmusstörungen oder beschleunigtem Herzschlag (Tachykardie)
  • Angina Pectoris, arteriellen Durchblutungsstörungen beziehungsweise Störungen der Durchblutung von Armen und Beinen (periphere arterielle Verschlusskrankheit)
  • einem zurückliegenden Herzinfarkt oder Schlaganfall
  • unzureichend behandeltem Bluthochdruck (über 145/90 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg))
  • Schilddrüsenüberfunktion
  • starken Störungen der Leber- oder Nierenfunktion
  • einem Tumor des Nebennierenmarks (Phäochromozytom)
  • einer Prostatavergrößerung mit Harnabflussstörung (Restharnbildung)
  • Engwinkelglaukom (einer speziellen Form des Grünen Stars)
  • Personen über 65 Jahren.

Nur nach einer sorgfältigen Abwägung von Nutzen und Risiko durch den Arzt sollte Sibutramin eingesetzt werden bei:

 

 

  • leicht eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion,
  • Epilepsien,
  • Störungen der Blutgerinnung sowie bei Personen, die gleichzeitig Wirkstoffe einnehmen, die die Blutungsneigung fördern,
  • Weitwinkelglaukom (einer speziellen Form des Grünen Stars),
  • familiärem Vorkommen von motorisch-verbalen Tics (unkontrollierten Bewegungen, Zuckungen oder Wortäußerungen),
  • Personen, die zu zwanghaften Essanfällen (Binge-Eating-Disorder) neigen.

 

 

 

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

 

 

Sibutramin darf während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht eingenommen werden, da das Kind Schaden nehmen kann. Frauen im gebärfähigen Alter sollten daher während der Einnahme von Sibutramin eine geeignete Methode zur Empfängnisverhütung anwenden und ihren Arzt informieren, wenn sie während der Behandlung schwanger werden oder dies beabsichtigen.

 

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Kinder und Jugendliche unter achtzehn Jahren dürfen nicht mit Sibutramin behandelt werden.

Warnhinweise

  • Das Medikament kann das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass Autofahren und das Bedienen von Maschinen gefährlich sind. Dies gilt vor allem im Zusammenwirken mit Alkohol.
  • Bei akuter Luftnot, Brustschmerzen oder starken Wassereinlagerungen in den Beinen ist sofort der Arzt zu verständigen und die Behandlung abzubrechen.
  • Während der Behandlung müssen Puls und Blutdruck regelmäßig kontrolliert werden.
  • Die maximale Behandlungsdauer mit dem Medikament beträgt ein Jahr.
  • Nach Absetzen des Medikaments sollten zwei Wochen vergehen, bevor MAO-Hemmer eingenommen werden.
  • Während der Behandlung mit dem Medikament sollte der Arzt das Blutbild regelmäßig kontrollieren.
  • Seit 21. Januar 2010 sind Medikamente mit dem Wirkstoff Sibutramin in Apotheken nicht mehr erhältlich. Die Zulassung wurde wegen des erhöhten Risikos von Nebenwirkungen widerrufen.
  • Das Medikament enthält Lactose (Milchzucker), die von manchen Patienten schlecht vertragen wird.
  • Das Medikament ist in der Originalverpackung und nicht wärmer als 25 Grad zu lagern.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

 

 

Vergleichbare Medikamente

 

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Reductil 15 mg sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Sibutramin (ggf. auch Generika).

 
Medikament
Darreichungsform
Hartkapseln
Hartkapseln

 

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.