Dipiperon Saft

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 27.11.2007
Hersteller: JANSSEN-CILAG GmbH
Wirkstoff: Pipamperon
Darreichnungsform: Saft
Rezeptpflichtig

Wirkung

Dipiperon Saft enthält den Wirkstoff Pipamperon. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Dipiperon Saft.

Der Wirkstoff wird als Schlafmittel bei Schlafstörungen, insbesondere bei älteren Patienten eingesetzt.

Außerdem dient der Wirkstoff auch zur Behandlung von seelisch ausgelösten Erregungszuständen.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Pipamperon sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Neuroleptika, zu welcher der Wirkstoff Pipamperon gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Schlafstörungen, vor allem bei älteren Patienten
  • Erregungszustände und Bewegungszwänge aufgrund seelischer Störungen

Dosierung

Die passende Dosierung wird ärztlich individuell für jeden Patienten bestimmt. In jedem Fall sollte der behandelnde Arzt bei längerfristiger Therapie durch regelmäßige Dosisveränderungen die jeweils niedrigste erforderliche Dosis bestimmen. Im Allgemeinen gelten folgende Dosierungsrichtlinien:

Zur Behandlung von Schlafstörungen Erwachsener ist in vielen Fällen eine geringe Dosis wie zwei Meßbecher Sirup am Nachmittag oder gegen Abend (entsprechend 40 Milligramm Pipamperon) ausreichend.

Erregungszustände bei Erwachsenen werden zu Anfang der Behandlung mit dreimal täglich zwei Meßbecher Sirup (entsprechend dreimal täglich 40 Milligramm Pipamperon) behandelt. Die Dosis kann — wenn erforderlich — auf bis zu dreimal täglich sechs Messbecher Sirup (entsprechend dreimal täglich 120 Milligramm Pipamperon) gesteigert werden. Diese Dosis sollte allerdings nicht überschritten werden.

Bei älteren Patienten sowie Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren sollte die Behandlung "einschleichend" mit niedrigen Dosen beginnen. So kann zunächst mit dreimal täglich einem Meßbecher des Medikaments behandelt werden und diese Dosis dann langsam bei regelmäßiger Blutdruckkontrolle und unter Aufsicht des Arztes gesteigert werden. Die mittlere Dosis beträgt bei Älteren dreimal täglich einen bis zwei Meßbecher Sirup (entsprechend dreimal täglich 20 bis 40 Milligramm Pipamperon). Erforderlichenfalls sind auch höhere Dosierungen möglich.

Kinder unter 14 Jahren erhalten in der Regel zu Anfang der Behandlung ein Milligramm Pipamperon pro Kilogramm Körpergewicht am Tag. Diese Dosis kann täglich um jeweils ein Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht gesteigert werden, bis die passende Dosierung erreicht ist. Im Allgemeinen ist eine Dosis von täglich zwei bis vier Milligramm Pipamperon pro Kilogramm Körpergewicht für Kinder ausreichend. Sollte bei dieser Dosierung die gewünschte Wirkung nicht erreicht werden können, kann der Arzt die Dosis auf bis zu sechs Milligramm Wirkstoff pro Kilogramm Körpergewicht steigern.

Benutzen Sie zum Abmessen des Sirups den jeder Packung beigefügten Meßbecher mit Einteilungen für 2,5 und fünf Milliliter Saft. Ein Meßbecher (fünf Milliliter Sirup) enthält 20 Milligramm Pipamperon.

Nehmen Sie den Saft mit oder zwischen den Mahlzeiten ein und verteilen Sie die Tagesdosis möglichst auf drei Einzelgaben.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Glycerol
  • Sorbitol
  • Citronensäure-Monohydrat
  • Fructose
  • gereinigtes Wasser
  • Methyl-4-Hydroxybenzoat (E218)
  • Propyl-4-Hydroxybenzoat (E 216)
  • Saccharin-Natrium

Nebenwirkungen

Häufige Nebenwirkungen:
Depression, Müdigkeit, Benommenheit, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, epileptische Anfälle (Grand-Mal-Anfälle), Herzrasen, niedriger Blutdruck, Sehstörungen, Harnverhaltung, Wassereinlagerungen in das Gewebe, Speichelfluss, Regulationsstörungen der Körpertemperatur (Hypothermie), Schwitzen.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Spätere Bewegungsstörungen, Blut-Natrium-Mangel, Herzrhythmusstörungen wie ausbleibender Herzschlag, leichter Blutzell-Mangel, Leberfunktionsstörungen, Leberentzündung mit Gallenstau, allergische Überempfindlichkeitsreaktionen wie beispielsweise Hautausschlag, Stevens-Johnson-Syndrom.

In seltenen Einzelfällen sind psychiatrisch behandelte Patienten, die eine Therapie mit verschiedenen Psychopharmaka, darunter auch Pipamperon erhielten, plötzlich und ungeklärt zu Tode gekommen. Ob ein Zusammenhang mit den Wirkstoffen besteht, ist unklar.

Nebenwirkungen ohne Häufigkeitsangabe:
Übelkeit und Erbrechen, Appetitlosigkeit und als weitere Nebenwirkungen
  • extrapyramidal-motorische Symptome wie verlangsamte Bewegungen, Muskelsteifigkeit, Gangstörungen, starrer Gesichtsausdruck, Zittern, verkleinertes Schriftbild, Unfähigkeit zum ruhigen Sitzen
  • das bösartige neuroleptische Syndrom mit Körperüberhitzung, allgemeiner Muskelsteifigkeit, seelische Anfälligkeit, Bewusstseinsveränderungen. Zuerst tritt meist die Überwärmung auf und ist daher ein frühes Warnzeichen dieses Syndroms. Die Behandlung mit Pipamperon sollte in solchen Fällen sofort beendet werden und der Arzt muss unverzüglich medikamentöse Gegenmaßnahmen ergreifen.
  • hormonelle Regulationsstörungen wie die Überproduktion des Geschlechtshormons Prolactin, was zu krankhaftem Milchfluss, Brustvergrößerungen und Störungen des weiblichen Zyklus führen kann.

Wechselwirkungen

Bei gleichzeitiger Anwendung mit anderen Medikamenten, die die Hirntätigkeit abdämpfen wie Schlafmittel, Beruhigungsmittel, Schmerzmittel, andere Psychopharmaka, H1-Antihistaminika (gegen Allergie) oder Alkohol kann es zu einer wechselseitigen Verstärkung der Wirkungen und Nebenwirkungen (insbesondere von Benommenheit und Blutdrucksenkung) kommen. Gleichzeitiger Alkoholgenuss verstärkt die Verminderung des Reaktionsvermögens.

Zusammen mit Barbituraten (Narkosemittel, Epilepsie-Medikamente) oder opioiden Schmerzmitteln gegeben, kann Pipamperon deren Wirkung auf das Atemzentrum verstärken, was gegenenfalls zu einem Atemstillstand führt.

Die gleichzeitige Anwendung des Wirkstoffes mit Medikamenten, die epileptische Anfälle auslösen können, erhöht das Anfallsrisiko.

Die Wirkung blutdrucksenkender Mittel wird durch Pipamperon bei gleichzeitiger Anwendung verstärkt.

Da Pipamperon die Wirkung des Nervenbotenstoffes Dopamin dämpft, schwächt es auch die Wirkung von Medikamenten ab, die die Dopamin-Wirkung nachahmen wie Levodopa, Bromocriptin und Lisurid (alle gegen die Parkinson-Krankheit).

Pipamperon kann die Reizleitung am Herzen verändern. Daher sollte es nicht zusammen mit Medikamenten gegeben werden, die ebenfalls den Herzrhythmus beeinflussen. Dazu gehören verschiedene Antiarrhythmika (zum Beispiel Chinidin oder Amiodaron), Makrolid-Antibiotika wie das Erythromycin, Mittel gegen Malaria, H1-Antihistaminika gegen Allergie, Mittel gegen Depressionen und manche Entwässerungsmittel wie die Thiazide, die einen Kalium-Mangel im Blut mit der Folge von Herzrhythmusstörungen verursachen können.

Gegenanzeigen

Der Wirkstoff darf nicht angewendet werden bei
  • Überempfindlichkeit gegen Pipamperon und seine chemischen Verwandten wie zum Beispiel Haloperidol
  • Zuständen, die mit einer Dämpfung der Hirnaktivität einhergehen wie zum Beispiel Koma und akute Vergiftungen mit Alkohol, Schlafmitteln, Schmerzmitteln und Psychopharmaka
  • Erkrankungen der Hirnstammzellen wie beispielsweise die Parkinson-Krankheit.
Nur mit Vorsicht und unter ärztlicher Überwachung darf der Wirkstoff angewendet werden bei
  • Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, da Pipamperon die Reizleitung am Herzen verändert. Das kann gefährlich werden bei niedrigem Blutdruck, Bluthochdruck, Schwindel bei Körperlageveränderung, verlangsamtem Herzschlag und Kalium-Mangel im Blut, der seinerseits Herzrhythmusstörungen bedingen kann.

    Pipamperon ist auch risikoreich für Patienten mit angeborenen und später ausgebildeten Herzrhythmusstörungen sowie anderen Herzerkrankungen wie zum Beispiel Angina Pectoris. Auch bei gleichzeitiger Behandlung mit Medikamenten, die ebenfalls den Herzrhythmus beeinflussen, birgt die Einnahme von Pipamperon ein verstärktes Risiko. Dazu gehören verschiedene Antiarrhythmika (zum Beispiel Chinidin oder Amiodaron), Makrolid-Antibiotika wie das Erythromycin, Mittel gegen Malaria, H1-Antihistaminika gegen Allergie, Mittel gegen Depressionen und manche Entwässerungsmittel wie die Thiazide, die einen Kalium-Mangel im Blut mit der Folge von Herzrhythmusstörungen verursachen können.

  • Patienten mit Depressionen
  • Krebserkrankungen, die durch das Geschlechts-Hormon Prolactin gefördert werden, weil Pipamperon die Ausschüttung dieses Hormons steigert.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Die Anwendung von Pipamperon in der Schwangerschaft ist verboten, weil es nicht genügend Studien am Menschen dazu gibt. Bei Frauen im gebärfähigen Alter sollte vor Behandlungsbeginn eine Schwangerschaft ausgeschlossen und während der Behandlung eine sichere Verhütungsmethode angewendet werden.

Mütter, die im letzten Schwangerschaftsdrittel den Wirkstoff einnehmen, gefährden ihre Neugeborenen durch Nebenwirkungen wie Bewegungsstörungen und Entzugserscheinungen. Diese können sich in Aufregung, Muskelverspannungen oder -schlaffheit, Zittern, Schläfrigkeit, Atemnot oder Störungen bei der Nahrungsaufnahme äußern. Solche Neugeborene müssen sorgfältig ärztlich überwacht werden.

Auch die Anwendung des Wirkstoffes in der Stillzeit ist verboten, da es keine Untersuchungen zum Übergang der Substanz in die menschliche Muttermilch gibt.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Zur Wirksamkeit und Verträglichkeit von Pipamperon bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren gibt es nur wenige klinische Studien. Deshalb sollte der Wirkstoff an diese Altersgruppe nur unter besonderer ärztlicher Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses gegeben werden.

Warnhinweise

  • Das Medikament kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass Autofahren oder das Bedienen von Maschinen gefährlich sind. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol.
  • Ein Meßlöffel des Saftes enthält Kohlenhydrate im Wert von 0,27 Broteinheiten (BE).
  • Das Saft ist nach Anbruch nur begrenzt haltbar.
  • Das Medikament enthält Konservierungsstoffe aus der Gruppe der Parabene, die bei empfindlichen Patienten eine so genannte Paragruppen-Allergie auslösen können.
  • Der Saft ist aufgrund seines Fruchtzuckergehaltes nicht für Patienten mit Zuckerverwertungsstörungen geeignget.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Saft Saft)
200 Saft Saft
4 Pipamperon

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Dipiperon Saft sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Pipamperon (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.