Arthotec forte

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 02.06.2011
Hersteller: PFIZER GmbH
Wirkstoffkombination: Diclofenac + Misoprostol
Darreichnungsform: Manteltablette
Rezeptpflichtig

Wirkung

Arthotec forte enthält die Wirkstoffkombination Diclofenac + Misoprostol. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Arthotec forte.

Die Kombination wird bei Patienten eingesetzt, die der Behandlung mit dem nicht-steroidalen AntirheumatikumDiclofenac bedürfen, andererseits aber einen empfindlichen Magen haben. Diclofenac lindert die Beschwerden bei abnutzungsbedingten Gelenkschmerzen (aktivierter Arthrose) und entzündlich-rheumatischen Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis oder der chronischen Polyarthritis.

Da Diclofenac sehr aggressiv auf die Schleimhaut des Magens und Zwölffingerdarms wirkt, bedürfen Empfindliche eines erhöhten Schutzes, der durch die Kombination mit Misoprostol gewährleistet ist.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Diclofenac + Misoprostol sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen nicht-steroidale Antirheumatika, Prostaglandine, Entzündungshemmer, Schmerzmittel, zu welchen die Wirkstoffkombination Diclofenac + Misoprostol gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • abnutzungsbedingte Gelenkschmerzen
  • rheumatische Gelenksentzündung
  • chronische Entzündung vieler Gelenke

Dosierung

Erwachsene nehmen zweimal täglich eine Tablette mit reichlich Flüssigkeit zum Essen ein. Die Tabletten sollen im Ganzen eingenommen und nicht zerbissen oder zerkaut werden.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • hochdisperses Siliciumdioxid
  • Hypromellose
  • Magnesiumstearat
  • Maisstärke
  • mikrokristalline Cellulose
  • Povidon K30
  • Talkum
  • Crospovidon
  • hydriertes Rizinusöl
  • Lactose-Monohydrat
  • Natriumhydroxid
  • Poly(acrylat, methacrylat)
  • Triethylcitrat

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Leibschmerzen, Durchfall, Übelkeit, Verdauungsstörungen.

Häufige Nebenwirkungen:
Blähungen, Erbrechen, Magenschleimhautentzündung, Aufstoßen, Verstopfung, Hautreaktionen (Erythema multiforme), Überempfindlichkeitsreaktionen wie Juckreiz, Konzentrationserhöhung bestimmter Enzyme im Blut (SGPT, alkalische Phosphatase), verlängerte Dauer der Monatsblutung, Zwischenblutungen, Vaginalblutungen bei Frauen im gebärfähigen Alter und nach den Wechseljahren, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Mundschleimhautentzündung, Unterhautblutungen, Nesselsucht, Blutplättchenmangel.

Seltene Nebenwirkungen:
allergische Reaktionen, Gesichtsschwellungen (Quincke-Ödem), Leberentzündung mit oder ohne Gelbsucht.

Nebenwirkungen ohne Angaben der Häufigkeit:
Teerstuhl, Bluterbrechen, Appetitlosigkeit, Mundtrockenheit, Zungenentzündung, Unterbauchbeschwerden (blutende Dickdarmentzündung, Verstärkung einer Colitis ulcerosa oder eines Morbus Crohn), Lichtempfindlichkeit der Haut, schwere Hautreaktionen (Stevens-Johnson-Syndrom, Lyell-Syndrom, exfoliative Dermatitis), Haarausfall, blasige Hautausschläge (Erythema multiforme), Schleimhautreaktionen, allergische Reaktionen (Bronchialkrämpfe, Blutgefäßentzündung, Lungenentzündung), Benommenheit, nervliche Missempfindungen, Stimmungsschwankungen, Gedächtnisstörungen, Orientierungslosigkeit, Erregbarkeit, Krämpfe, Zittern, Geschmacksstörungen, Müdigkeit, Beschwerden einer Gehirnhautentzündung (Nackensteifigkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Fieber oder Bewusstseinstrübung), Psychose-artige Reaktionen, Depressionen, Angstzustände, Alpträume, Ohrensausen, Mangel an weißen Blutkörperchen, Blutplättchenmangel, Fehlen von Granulozyten, Blutarmut (hämolytische Anämie, aplastische Anämie), Nierenerkrankungen (Papillennekrosen, interstitielle Nephritis, nephrotisches Syndrom, Eiweiß im Urin, Blut im Urin, akute Nierenfunktionsstörung und Nierenversagen), Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme), Herzklopfen,
Brustschmerzen, Herzmuskelschwäche, Herzinfarkt, Bluthochdruck, niedriger Blutdruck, Atemnot, Sehstörungen, Frösteln, Fieber, Verschlechterung infektionsbedingter Entzündungen.

Besonderheiten.
Patienten, die an Autoimmunerkrankungen wie Lupus erythematodes oder verschiedenen Bindegewebsstörungen leiden, scheinen anfälliger für eine Gehirnhautentzündung zu sein.

Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme) treten vor allem bei Patienten mit Bluthochdruck oder eingeschränkter Nierenfunktion auf.

Wenn es bei Patienten bei Einnahme der Kombination zu Magen-Darm-Blutungen oder -Geschwüren kommt, ist die Behandlung zu beenden. Gleiches gilt beim ersten Anzeichen von Hautausschlägen, Schleimhautschäden oder sonstigen Anzeichen einer Überempfindlichkeitsreaktion.

Wechselwirkungen

Nicht-steroidale Antirheumatika wie Diclofenac können die Wirkung von Entwässerungsmitteln und anderen Blutdrucksenkern abschwächen. Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion (beispielsweise bei Austrocknung oder im höheren Lebensalter) kann die gleichzeitige Einnahme eines ACE-Hemmers oder AT1-Rezeptor-Antagonisten mit Diclofenac zu einer weiteren Verschlechterung der Nierenfunktion (einschließlich eines möglichen akuten Nierenversagens) führen. Gewöhnlich bessert sich diese Verschlechterung aber wieder. Bei Entwässerungsmitteln wird die Natrium-Ausscheidung durch Diclofenac gehemmt. Eine gleichzeitige Behandlung mit kaliumsparenden Entwässerungsmitteln kann zu erhöhten Kaliumwerten im Blut führen. Daher sollte der Arzt diese sorgfältig überwachen.

Diclofenac erhöht die Giftwirkung von Ciclosporin und Tacrolimus (beide gegen Organabstoßung nach Verpflanzungen) auf die Niere.

Die gleichzeitige Anwendung von Diclofenac + Misoprostol und Digoxin (Herzglykosid) oder Lithium (gegen Depressionen) kann die Konzentration dieser Wirkstoffe im Blut erhöhen. Damit verstärken sich deren Wirkungen und vor allem Nebenwirkungen.

Bei gleichzeitiger Gabe der Kombination mit Pilzmitteln ergeben sich unterschiedliche Wechselwirkungen. Bei Ketoconazol kann die Blutkonzentration erniedrigt sein, was dessen Wirkung abschwächt. Voriconazol erhöht hingegen die Konzentration von Diclofenac im Blut, was zu mehr Nebenwirkungen führt.

Wegen der verminderten Fähigkeit der Blutplättchen zur Zusammenlagerung ist ärztliche Vorsicht und eine angemessene Überwachung geboten, wenn die Kombination zusammen mit Antikoagulanzien verabreicht wird. Diclofenac kann nämlich die blutverdünnende Wirkung von Antikoagulanzien wie Warfarin, von Thrombozytenaggregationshemmern wie Acetylsalicylsäure und von selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern (gegen Depressionen) verstärken und somit zu einem erhöhten Risiko von Magen-Darm-Blutungen führen.

Die Gabe der Kombination innerhalb von 24 Stunden vor oder nach Gabe von Methotrexat (gegen Rheuma und Blutkrebs) kann zu einer erhöhten Konzentration von Methotrexat im Blut und einer möglichen Zunahme seiner Giftwirkung führen.

Eine gleichzeitige Therapie mit Glukokortikoiden ("Kortison") oder anderen nicht-steroidalen Antirheumatika kann das Risiko von Magen-Darm-Geschwüren und -Blutungen sowie die Nebenwirkungsrate insgesamt erhöhen.

Säurehemmende Mittel (Antazida) können die Aufnahme von Diclofenac in den Körper verzögern, während Antazida die Magnesium enthalten, Misoprostol-bedingte Durchfälle verstärken.

Tierversuche weisen darauf hin, dass nicht-steroidale Antirheumatika wie Diclofenac zusammen mit Antibiotika aus der Wirkstoffgruppe der Gyrasehemmer das Risiko für epileptische Krämpfe erhöhen können.

Nicht-steroidale Antirheumatika können die Wirkung von Mifepriston (Prostaglandin, zum Schwangerschaftsabbruch verwendet) abschwächen. Daher sollte die Kombination nach der Einnahme von Mifepriston in einem Abstand von acht bis zwölf Tagen gegeben werden.

Gegenanzeigen

Die Kombination darf nicht angewendet werden bei
  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff Diclofenac, Acetylsalicylsäure und andere nicht-steroidale Antirheumatika sowie Misoprostol oder andere Prostaglandine
  • früheren Reaktionen wie Asthma, Nesselsucht oder allergischem Schnupfen nach der Einnahme von Acetylsalicylsäure und anderen nicht-steroidalen Antirheumatika
  • säurebedingten Geschwüren oder Durchbrüchen im Verdauungskanal
  • akuten Magen-Darm- oder anderen aktiven Blutungen (beispielsweise Gehirnblutung)
  • schweren Leber- oder Nierenfunktionsstörungen
  • Herzmuskelschwäche(NYHA-Stadium II-IV)
  • Durchblutungsstörungen des Herzmuskels (ischämische Herzerkrankung)
  • sonstigen Durchblutungsstörungen (Arteriosklerose)
  • Durchblutungsstörungen des Gehirns
  • Schmerzen nach einer Bypass-Operation an den Herzkranzgefäßen.
Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf die Kombination angewendet werden bei
  • Patienten mit Herz-Kreislauf- und Magen-Darm-Erkrankungen, weil sie ein erhöhtes Risiko für Magen-Darm-Blutungen und -Durchbrüche haben
  • Patienten, die an chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn) leiden, da sich ihr Zustand verschlechtern kann
  • Herz-, Leber- oder Nierenschäden (nicht behandelbare Herzmuskelschwäche, Leberzirrhose, nephrotisches Syndrom und akuter Nierenerkrankung) und stark "ausgetrockneten" Patienten, da Diclofenac die Nierenfunktion verschlechtern kann
  • Bluthochdruck, da Diclofenac zu Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme) führen kann
  • Patienten, die an Fettstoffwechselerkrankungen oder Zuckerkrankheit leiden oder Raucher sind, da diese Gruppen schon ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen haben.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Die Kombination Diclofenac + Misoprostol darf von Schwangeren und Frauen, die eine Schwangerschaft planen, nicht eingenommen werden, da Misoprostol die Gebärmutter zusammenzieht und so möglicherweise eine Fehlgeburt, Frühgeburt oder Totgeburt auslösen kann. Die Anwendung von Misoprostol wurde mit Missbildungen in Verbindung gebracht. Außerdem kann Diclofenac einen vorzeitigen Verschluss der Verbindung von Lungen- und Hauptschlagader bewirken, was eine Missbildung bedeutet. Dehalb darf die Kombination nicht bei Frauen im gebärfähigen Alter angewendet werden, es sei denn, dass eine Schwangerschaft ausgeschlossen wurde und eine zuverlässige Verhütungsmethode während der Behandlung ergriffen wird. Ist eine Schwangerschaft zu vermuten, ist die Behandlung sofort zu beenden.

Misoprostol wird im Körper schnell zu biologisch aktiven Abbauprodukten umgebaut, die in die Muttermilch übergehen. Dadurch kann es zu Nebenwirkungen wie Durchfall bei dem Säugling kommen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist die Sicherheit und Wirksamkeit der Kombination nicht untersucht worden. Von einer Verwendung in dieser Altersgruppe ist daher abzusehen.

Warnhinweise

  • Zu Beginn und während der Therapie mit dem Medikament ist der Blutdruck häufig zu kontrollieren.
  • Beim ersten Anzeichen von Hautausschlägen, Schleimhautschäden oder sonstigen Anzeichen einer Überempfindlichkeitsreaktion sollte die Behandlung abgebrochen werden.
  • Besonders bei häufiger oder langzeitiger Anwendung des Medikaments sind die Leberwerte regelmäßig ärztlich zu prüfen. Wenn sich Anzeichen für eine Lebererkrankung zeigen (Gelbfärbung der Haut, Übelkeit), sollte die Therapie sofort beendet werden.
  • Das Medikament kann Anzeichen einer Infektion verschleiern. Bei einem Verdacht ist daher sofort ein Arzt aufzusuchen.
  • Bei länger dauernder Einnahme des Medikaments ist eine regelmäßige ärztliche Kontrolle der Nierenfunktion sowie des Blutbildes erforderlich.
  • Bei längerem Gebrauch des Medikaments in hohen Dosen können Kopfschmerzen auftreten, die nicht durch erhöhte Einnahme behandelt werden dürfen.
  • Wenn es bei Patienten bei Einnahme des Medikaments zu Magen-Darm-Blutungen oder -Geschwüren kommt, ist die Behandlung zu beenden.
  • Das Medikmaent enthält Lactose (Milchzucker), die von manchen Patienten schlecht vertragen wird.
  • Das Medikament darf nicht wärmer als 25 Grad gelagert werden.
  • Das Medikament ist trocken und in der Originalverpackung aufzubewahren.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
20 Stück Manteltablette
50 Stück Manteltablette
100 Stück Manteltablette

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Arthotec forte sowie weitere Medikamente mit der Wirkstoffkombination Diclofenac + Misoprostol (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform
Manteltabletten

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.