Anagrelid-ratiopharm 0,5 mg Hartkapseln

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 21.01.2018
Hersteller: ratiopharm GmbH
Wirkstoff: Anagrelid
Darreichnungsform: Hartkapsel
Rezeptpflichtig

Wirkung

Anagrelid-ratiopharm 0,5 mg Hartkapseln enthalten den Wirkstoff Anagrelid. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Anagrelid-ratiopharm 0,5 mg Hartkapseln.

Anagrelid ist für Patienten geeignet, deren Körper aus unbekannten Gründen zu viele Blutplättchen bildet. Anagrelid kommt allerdings nur zum Einsatz, wenn der Blutplättchen-Überschuss das Risiko für Blutgefäßverschlüsse erhöht. Dies ist etwa der Fall, wenn der Patient über 60 Jahre alt ist oder eine weit über der Norm liegende Blutplättchenzahl hat oder bereits Gefäßverschlüsse erlitten hat.

Der Arzt setzt den Wirkstoff immer dann ein, wenn der Patient eine andere Therapie nicht vertragen hat oder sie die erhöhte Zahl an Blutplättchen nicht ausreichend hat senken können.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Anagrelid sind vertiefende Informationen verfügbar:

    Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Blutverdünner (Antikoagulantien), zu welcher der Wirkstoff Anagrelid gehört.

    Dosierung

    Der Arzt sollte Erfahrung in der Behandlung des Blutplättchenüberschusses haben, wenn er dieses Medikament verordnet.

    Die empfohlene Dosis zu Beginn der Behandlung beträgt zweimal am Tag eine Kapsel. Der Patient muss diese Dosierung mindestens eine Woche lang beibehalten. Nach einer Woche kann der Arzt die Dosis verändern, um die geringste wirksame Dosis zu erreichen, die zum Verringern und/oder Aufrechterhalten einer normalen Blutplättchenzahl erforderlich ist. Pro Woche darf der Arzt die Dosis nur um eine Kapsel/Tag erhöhen. Die empfohlene maximale Einzeldosis von jeweils 2,5 Milligramm Anagrelid darf nicht überschritten werden. Während der klinischen Studien wurden Dosen in Höhe von 10 Milligramm/Tag verwendet.

    Sonstige Bestandteile

    Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

    • Lactose
    • mikrokristalline Cellulose
    • Titandioxid (E 171)
    • Croscarmellose-Natrium
    • Gelatine
    • Lactose-Monohydrat
    • pflanzliches Magnesiumstearat
    • Povidon K29/32

    Nebenwirkungen

    Sehr häufige Nebenwirkungen:
    Kopfschmerzen

    Häufige Nebenwirkungen:
    Blutarmut, Sammlung von Flüssigkeit im Körper, Schwindel, Herzrasen, Herzklopfen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen, Blähungen, Ausschlag, Müdigkeit

    Gelegentliche Nebenwirkungen:
    Blutbildveränderungen (Mangel an allen Blutzellen, Blutplättchenmangel), Blutungen, Unterhautblutungen, Wassereinlagerung in das Gewebe (Ödeme), Gewichtsabnahme, Depression, Gedächtnisverlust, Verwirrung, Schlaflosigkeit, nervliche Missempfindungen, nervliche Unempfindlichkeit, Nervosität, Mundtrockenheit, Herzmuskelschwäche, Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, Ohnmacht, Lungenhochdruck, Lungenentzündung, Brustfell-Erguss, Atembeschwerden, Nasenbluten, Magen-Darm-Blutungen, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Essensverweigerung, Verdauungstörung, Verstopfung, Magen-Darm-Störungen, erhöhte Leberwerte, Haarausfall, Juckreiz, Hautverfärbungen, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, Rückenschmerzen, Impotenz, Schmerzen im Brustkorb, Fieber, Schüttelfrost, Unwohlsein, Schwäche

    Seltene Nebenwirkungen:
    Gewichtszunahme, Migräne, Sprechstörungen, Schläfrigkeit, Störungen der Bewegungssteuerung, Doppeltsehen, veränderte Sehfähigkeit, Ohrensausen (Tinnitus), Herzinfarkt, Herzmuskelerkrankung, Herzbeutel-Erguss, Angina pectoris, Blutdruckabfall bei Körperlageveränderung, erweiterte Blutgefäße, Wassereinlagerung in der Lunge, Dickdarmentzündung, Magenschleimhautentzündung, Zahnfleischbluten, trockene Haut, Nierenversagen, nächtliches Wasserlassen, Grippe-ähnliche Erkrankung, Schmerzen, Erschöpfung, erhöhte Kreatinin-Konzentration im Blut

    Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
    Herzrhythmusstörungen (Torsade de pointes), Lungenerkrankung einschließlich Lungenentzündung und allergische Lungenbläschenentzündung, Leberentzündung, Nierenentzündung

    Besonderheiten:
    Die Therapie erfordert eine sorgfältige ärztliche Überwachung des Patienten einschließlich vollständigen Blutbildes, Tests zur Bewertung der Leber- und der Nierenfunktion sowie der Mineralien Kalium, Magnesium und Calcium im Blut

    Vor Beginn der Behandlung mit Anagrelid und auch währenddessen wird der Arzt die Herzfunktion regelmäßig überprüfen.

    Wechselwirkungen

    Anagrelid wird von Enzymen abgebaut, die sich leicht durch andere Wirkstoffe beeinflussen lassen, etwa durch das AntidepressivumFluvoxamin sowie das AntibiotikumEnoxacin. Beide Wirkstoffe verstärken die Anagrelid-Wirkung. Andererseits kann das Magenmittel Omeprazol die abbauenden Enzyme aktivieren. Dadurch wird die Wirkung schwächer.

    Anagrelid kann zudem die Wirkung anderer Substanzen beeinflussen. Es kann etwa das AntiasthmatikumTheophyllin in seiner Wirkung verstärken. Dieses Risiko besteht auch bei Milrinon, Enoximon, Amrinon, Olprinon, die gegen Herzmuskelschwäche eingesetzt werden sowie beim ThrombozytenaggregationshemmerCilostazol.

    Acetylsalicylsäure und Anagrelid verstärken sich gegenseitig in der Wirkung, sodass es leicht zu Blutungen kommen kann.

    Weil Anagrelid mitunter Nebenwirkungen im Darm hervorruft, kann der Wirkstoff die Aufnahme von Hormonen wie beispielsweise in der "Pille" stören.

    Gegenanzeigen

    Patienten, die überempfindlich auf den Wirkstoff reagieren, dürfen Anagrelid nicht anwenden. Auch für Menschen, deren Leber oder Nieren mittelgradig bis schwer geschädigt ist, ist der Wirkstoff nicht geeignet.

    Bei bestimmten Patienten muss der Arzt die Nutzen einer Anagrelid-Therapie zunächst sorgfältig gegen bestehende Risiken abwägen und die Behandlung aufmerksam kontrollieren. Dies gilt für
    • Patienten mit leicht eingeschränkter Leberfunktion
    • eingeschränkter Nierenfunktion
    • Patienten, die zu Herzrhythmusstörungen neigen, wie sie etwa beim angeborenem Long-QT-Syndrom auftreten
    • der Einnahme von Wirkstoffen, welche eine QT-Verlängerung hervorrufen können oder Kalium-Mangel im Blut, der ebenfalls die Herzrhythmusstörung begünstigt
    • bekannter oder vermuteter Herzerkrankung, weil Anagrelid den Herzschlag beschleunigt und die Pumpfunktion verstärkt
    • Herz-Lungen-Erkrankungen, weil der Lungenblutdruck steigen kann.

    Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

    Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung mit Anagrelid eine Schwangerschaft sicher verhüten. Im Tierexperiment hat sich der Wirkstoff als schädlich für die Nachkommen erwiesen. Das mögliche Risiko für Menschen ist unbekannt.

    Auch ist nicht bekannt, ob Anagrelid oder seine Abbauprodukte in die Muttermilch übergehen, wie es bei Tieren der Fall ist. Ein Risiko für das Neugeborene oder Kind kann nicht ausgeschlossen werden. Mütter sollten daher während der Behandlung nicht stillen.

    Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

    Zur Anwendung von Anagrelid bei Kindern gibt es nur sehr begrenzte Erfahrungen. Daher darf der Wirkstoff in dieser Patientengruppe vom Arzt nur mit Vorsicht angewendet werden.

    Wie bei Erwachsenen wird der Arzt vor der Behandlung und in regelmäßigen Abständen währenddessen ein großes Blutbild erstellen sowie die Herz-, Leber- und Nierenfunktion überprüfen. Die Behandlung kann besonders bei Kindern auf Lange Sicht Blutkrebs verursachen. Wenn der Arzt Kinder mit Anagrelid behandelt, sollte er sie daher regelmäßig untersuchen und prüfen, ob in ihrem Blut bestimmte Krankheitsmarker vorhanden sind oder ihr Knochenmark Veränderungen aufweist, die auf die Entstehung oder das Fortschreiten der Krebserkrankung hindeuten.

    Warnhinweise

    • Durch Nebenwirkungen auf den Darm kann die Wirkung der "Pille" gestört sein.
    • Patienten, bei denen während der Behandlung Schwindel auftritt, sollten nicht Auto fahren und keine Maschinen bedienen.
    • Während der Behandlung wird der Arzt das Blutbild und auch die Herzfunktion laufend kontrollieren.
    • Die Behandlung mit dem Medikament sollte durch einen Arzt begonnen werden, der über Erfahrung in der Behandlung des Blutplättchenüberschusses verfügt.
    • Das Medikament ist in der Originalverpackung aufzubewahren, um den Inhalt vor Feuchtigkeit und Licht zu schützen.
    • Das Medikament enthält Lactose (Milchzucker), die manche Patienten schlecht vertragen.
    • Das Medikament darf nicht wärmer als 30 Grad gelagert werden.

    Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

    Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

    Packungsgrößen

    Packungsgröße und Darreichungsform
    Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Hartkapseln)
    42 Stück Hartkapseln
    0,5 Milligramm Anagrelid
    100 Stück Hartkapseln
    0,5 Milligramm Anagrelid

    Vergleichbare Medikamente

    Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Anagrelid-ratiopharm 0,5 mg Hartkapseln sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Anagrelid (ggf. auch Generika).


    Disclaimer:
    Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.