Mastektomie – Operation bei Brustkrebs
Der Diagnose Brustkrebs folgt in manchen Fällen eine Mastektomie – eine Operation, bei der Teile, oder aber auch die gesamte Brust, amputiert werden. Lesen Sie hier, welche Möglichkeiten und Formen der Mastektomie es gibt.
Was ist eine Mastektomie?
Unter einer Mastektomie (Ablatio mammae) wird die operative Entfernung einer oder beider Brüste oder auch nur von Teilen der Brust verstanden. Der Brustamputation geht meist eine Krebsdiagnose bei Frauen oder Männern voraus. Bei an Brustkrebs (Mammakarzinom) erkrankten Frauen ist eine Mastektomie aber nur selten nötig, häufiger sind brusterhaltende Operationen, bei denen der*die Chirurg*in nur den Tumor und einen Teil des umliegenden gesunden Gewebes entnimmt.
Bei beiden Verfahren ist es das Ziel, den Tumor vollständig zu entfernen. Manchmal ist es nötig, dass sich die betroffene Person vor der Mastektomie einer Chemo-, Antihormon- oder Antikörpertherapie unterzieht.
Nicht immer ist Brustkrebs der Anlass für eine Mastektomie. Manchmal erfolgt die Brustamputation als eine an das männliche Geschlecht anpassende Operation. Dann geht ihr in der Regel eine Hormontherapie voraus.
Wie wird eine Mastektomie durchgeführt?
Die Mastektomie ist eine in Vollnarkose durchgeführte Operation. In der Regel dauert sie bis zu drei Stunden.
Die modernen Mastektomieverfahren jedoch sind im Vergleich zu den älteren Methoden schonender für den betroffenen Menschen. Je nachdem wie groß der Tumor ist, ob noch andere Regionen der Brust, wie beispielsweise die Haut befallen sind oder sich weitere Tumoren in der Brust befinden, bieten sich dem*der Chirurg*in verschiedene Verfahren der Mastektomie an. Dabei ist der Übergang zur brusterhaltenden Operation teilweise fließend:
- Bei der partiellen Mastektomie entfernt der*die Chirurg*in lediglich den befallenen Teil der Brustdrüse.
- Bei der subkutanen Mastektomie erhält der*die Chirurg*in die Haut, das darunterliegende Fettgewebe sowie die Brustwarze (Mamille) und entfernt durch einen Schnitt in die Falte unter der Brust die Brustdrüse. Dieses Verfahren wird häufig auch als hautsparende („skin sparing“) oder brustwarzenerhaltende („nipple sparing“) Mastektomie bezeichnet. Diese Form der Mastektomie ist sehr häufig und weniger psychisch belastend für die betroffene Person.
Über einen spindelförmigen Schnitt, der den Hautbereich der Brustwarze miteinschließt, wird bei der einfachen Mastektomie die Brustdrüse einschließlich des Fettgewebes und der Hüllschicht (Faszie) des kleineren Brustmuskels entfernt.
Die modifiziert radikale Mastektomie ist in der Regel nötig, wenn die Brustkrebserkrankung bereits fortgeschritten ist oder sich mehrere Tumoren in der Brust befinden. Dabei entfernt der*die Chirurg*in die Brustdrüse, Haut und Hüllschicht des kleineren Brustmuskels.
Um zu ermitteln, ob sich bereits Brustkrebszellen über die Lymphbahnen im Brustbereich abgesiedelt haben, entnimmt der*die Chirurg*in entweder eine Probe (Biopsie) aus dem Wächterlymphknoten oder entfernt diesen ganz und lässt ihn feingeweblich untersuchen. Bei dem Wächterlymphknoten handelt es sich um den Lymphknoten, der dem Tumor am nächsten liegt. Wenn sich hier keine Krebszellen finden lassen, dann ist es wahrscheinlich, dass der Tumor noch nicht gestreut hat und andere Körperregionen nicht betroffen sind.
Früher wurden im Rahmen der klassischen radikalen Mastektomie zusätzlich zu dem Gewebe, das bei der modifiziert radikalen Mastektomie entfernt wird, auch die Lymphknoten in der Achsel und der große Brustmuskel (M. pectoralis major) entnommen. Dies hatte zur Folge, dass der Brustkorb einfiel und der Brustansatz seine runde Kontur verlor.
Vor einer Mastektomie ist es wichtig, sich über die verschiedenen Optionen der Brustrekonstruktion zu informieren und mit dem*der Chirurg*in zusammen zu entscheiden, welche die individuell beste Variante ist: Denn bereits während der Mastektomie ist es oft möglich, den nachfolgenden Aufbau vorzubereiten. Besteht die Option der hautsparenden Mastektomie, ersetzt der*die Chirurg*in im selben Eingriff die Brustdrüse durch ein Silikonimplantat und verringert dadurch die emotionale Belastung der Frau.
Bei Männern amputiert der*die Chirurg*in in der Regel die komplette Brust. In Abhängigkeit von der Tumorgröße ist oft jedoch auch eine weniger radikale Form der Brustamputation möglich.
Wann wird eine Mastektomie durchgeführt?
Eine Amputation der Brust kann bei Frauen und Männern bei einer diagnostizierten Krebserkrankung notwendig sein, wenn
- der Tumor sich bei einer vorangegangenen Operation nicht vollständig entfernen ließ und es bei der Nachoperation nicht möglich ist, die Brust zu erhalten.
- an verschiedenen Stellen in der Brust Tumoren gewachsen oder Krebsvorstufen nachweisbar sind.
- die Haut betroffen ist.
- es der Wunsch des betroffenen Menschen ist.
- die Brust nicht bestrahlt werden kann, dies ist möglicherweise bei sehr hohem Alter der Fall.
Eine Mastektomie lässt sich auch prophylaktisch, das heißt vorsorglich, bevor der Brustkrebs entsteht, durchführen. Dies kann sinnvoll sein, wenn bei Frauen oder Männern ein hohes familiäres Brustkrebs-Risiko besteht. Dieses erhöhte Risiko geht vor allem von einer Mutation der Brustkrebs-Gene aus: der BRCA-Gene (engl. BReast-CAncer-Gene). Diese Genmutationen lassen sich durch einen Gentest herausfinden. Auch wenn eine genetische Veranlagung der Grund für eine Brustkrebserkrankung sein kann, machen Veränderungen der Brustkrebs-Gene nur 5–10 Prozent der Erkrankungen aus.
Doch einer Mastektomie muss nicht immer eine Krebserkrankung vorangehen. Dieser Eingriff ist auch gängig im Rahmen einer zum männlichen Geschlecht hin angleichenden Operation. Bei Frau-zu-Mann-Operationen ist es das Ziel, dem Oberkörper eine männlich flache Form zu geben. Dafür entfernt der*die Chirurg*in die für den transidenten Menschen psychisch belastenden weiblichen Brüste und hebt die Brustmuskulatur an. Vor diesem Eingriff erwartet die Krankenkasse häufig eine mehrmonatige Testosteron-Hormontherapie. Eine Hormonbehandlung fällt weg, wenn sich ein Mensch eine Mastektomie wünscht, der sich keinem Geschlecht zugehörig fühlt.
Welche Risiken bestehen bei einer Mastektomie?
Bei der Mastektomie handelt es sich um einen operativen Eingriff, daher birgt sie gewisse Risiken. In der Regel heilt die Wunde an der Brust innerhalb weniger Wochen ab. Dennoch kann es zu Wundheilstörungen oder Infektionen kommen – allerdings lässt sich beides in der Regel behandeln.
Müssen die Lymphknoten im Achselbereich entfernt werden, kann es sein, dass der*die Chirurg*in möglicherweise kleine Nerven durchtrennt. In seltenen Fällen wirkt sich dies auf die Beweglichkeit der Schulter oder des Armes aus. Auch ist es möglich, dass – manchmal erst nach Jahren – ein Lymphödem auftritt. Der Grund dafür ist, dass die Abflusswege der Lymphe unterbrochen sind; in der Folge schwillt der betroffene Arm an und schmerzt, wenn sich die Lymphe anstauen. Diese Nebenwirkung tritt weniger häufig auf, wenn lediglich die Wächterlymphknoten entfernt werden.
Solange sich die nach der Mastektomie noch verbleibende Haut nicht gedehnt hat, kann es zu Spannungsgefühlen kommen. Bei Frauen mit einer großen Brust kann es nötig sein, mit einer Prothese, die sich in den BH einlegen lässt, orthopädischen Nebenwirkungen wie einer Fehlhaltung durch die ungleiche Gewichtsverteilung entgegenzuwirken. Dadurch lassen sich auch Verspannungen im Schulterbereich vermeiden.
Was ist nach einer Mastektomie wichtig?
Eine Mastektomie ist ein großer Eingriff, der in der Regel einen mehrtägigen Aufenthalt im Krankenhaus nach sich zieht. Sobald Sie zu Hause sind, ist es weiterhin wichtig, sich zu schonen und – bei einer brusterhaltenden Operation – die Brust beispielweise mit einem Sport-BH zu stützen. Die verschriebenen Schmerzmittel lindern die womöglich noch anhaltenden Schmerzen.
Es ist wichtig, die angesetzten Kontrolluntersuchungen wahrzunehmen – so lässt sich ein eventueller Rückfall frühzeitig erkennen. Auch ist es so möglich, eine Wundheilungsstörung oder ein Lymphödem im Anfangsstadium frühzeitig zu entdecken und die entsprechende Maßnahme zu ergreifen.
Eine Mastektomie infolge einer Krebserkrankung belastet bei vielen Frauen auch die Psyche, daher bieten der*die Onkolog*in Informationen für eine psychoonkologische Unterstützung. Diese kann eine Hilfestellung sein, um die Folgen der Krebserkrankung zu bewältigen. Unterstützung erhalten Sie auch, wenn Sie einer Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe beitreten.