Gallensteine auf weißem Tuch nach der Entfernung
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Gallensteine entfernen mit und ohne OP

Von: Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education), Dagmar Schüller (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 09.08.2024

Wer Gallensteine hat, muss diese nicht um jeden Preis loswerden. In manchen Fällen kommt man jedoch um einen Eingriff nicht herum. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um Gallensteine zu entfernen. Welche das sind, erfahren Sie hier.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Gallensteine entfernen: Wann ist es erforderlich?

Gallensteine bilden sich überwiegend in der Gallenblase (Gallenblasensteine). Seltener sind sie außerhalb der Gallenblase in den Gallengängen zu finden. Dann sprechen Fachleute von Gallengangssteinen.

Solange Gallensteine keine Beschwerden wie beispielsweise Koliken im Bauchraum bereiten, ist meist keine spezielle Behandlung nötig. Viele Menschen haben Gallensteine, ohne überhaupt davon zu wissen. Auch bei auftretenden Symptomen müssen die Steine nicht zwingend entfernt werden.

Gallensteine entfernen: Wann müssen sie raus?

In der Regel werden Gallensteine nur entfernt, wenn:

  • die Beschwerden stark sind (z. B. Gallenkolik mit plötzlich auftretenden, sehr starken Schmerzen im rechten Oberbauch)
  • es zu Komplikationen gekommen ist (z. B. einer Gallenblasenentzündung)
  • das Risiko für Komplikationen hoch ist
  • sie größer als drei Zentimeter sind

Manchmal müssen Gallensteine entfernt werden, ohne dass sie direkt Beschwerden bereiten.Dies kann zum Beispiel erforderlich sein, wenn die Wand der Gallenblase verdickt ist, da das Risiko für Krebs dann erhöht ist.

Gut zu wissen: Die meisten Gallensteine sind Cholesterinsteine. Sie entstehen, wenn die Gallenflüssigkeit, die von der Leber produziert wird, zu viel Cholesterin enthält, das dann auskristallisiert und sich in der Gallenblase ansammelt.

Gallenblasenoperation zur chirurgischen Entfernung

Bei der Behandlung von Gallensteinen ist die minimalinvasive laparoskopische Cholezystektomie (Gallenblasenentfernung) der Goldstandard.

Bei einer Gallenblasenentfernung sind folgende Aspekte abzuwägen:

  • Wie stark sind die Beeinträchtigungen durch vorhandene Beschwerden?
  • Wie hoch ist das Risiko, dass die Steine zu Komplikationen führen?
  • Stehen mögliche OP-Risiken im Verhältnis zum Nutzen?

Zu den möglichen Risiken im Rahmen einer Gallenblasenoperation zählen zum Beispiel Verletzungen oder Verengungen der Gallengänge.

Bauchspiegelung: Laparoskopische Cholezystektomie

Heutzutage entfernen Ärzt*innen eine Gallenblase – und somit auch die Gallensteine – fast immer im Rahmen einer Bauchspiegelung (Laparoskopie). Dabei werden wenige, kleine Hautschnitte in die Bauchdecke gesetzt. Anschließend kann ein Endoskop eingeführt werden, an dem sich eine Videokamera sowie die erforderlichen OP-Instrumente befinden. In der Regel müssen Betroffene nach der Bauchspiegelung nicht lange im Krankenhaus bleiben.

In den letzten Jahren wurden neuere Varianten der minimal-invasiven laparoskopischen Cholezystektomie entwickelt. Dazu zählen die Single-Incision Laparoscopic Cholecystectomy (SILC), die mit nur einem einzigen Schnitt auskommt oder die endoluminale Cholezystektomie. Sie wird über den Magen oder die Vagina durchgeführt, sodass keine sichtbaren Narben zurückbleiben.

Offene Cholezystektomie

Bei der offenen Cholezystektomie ist ein längerer Schnitt in die Bauchdecke nötig, um die Gallenblase zu entfernen. Dieses Verfahren wurde in den letzten Jahren jedoch von der Bauchspiegelung verdrängt, da die Betroffenen nach einer offenen OP der Gallenblase meist längere Zeit benötigen, um sich von dem Eingriff zu erholen.

Sie kommt daher meist nur bei schweren Entzündungen oder Infektionen sowie Patient*innen mit ungewöhnlicher Anatomie oder Narbengewebe von früheren Operationen zum Einsatz. 

Nicht-operative Behandlung von Gallensteinen

Ist eine Operation nicht möglich oder erwünscht, kommen nicht-chirurgische Methoden infrage. Kleinere Steine lassen sich mithilfe spezieller Medikamente auflösen. Dazu nimmt der*die Patient*in über einen längeren Zeitraum Tabletten mit dem Wirkstoff Ursodeoxycholsäure (UDCA) ein.

Im Vergleich zur OP ist diese Methode jedoch weniger wirksam: Häufig gelingt das Auflösen nicht, oder aber es bilden sich nach kurzer Zeit erneut Gallensteine (Rezidiv). Daher ist die Behandlung mit UDCA nur für Personen mit leichten Beschwerden geeignet.

Auch eine Umstellung der Ernährung kann in manchen Fällen helfen, die Bildung neuer Gallensteine zu verhindern oder bestehende Beschwerden zu lindern. Dazu zählen eine ballaststoffreiche und fettreduzierte Ernährung, das Vermeiden von raffiniertem Zucker und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr.

Entfernung von Steinen in den Gallengängen

Manchmal bilden sich Gallensteine nicht in der Gallenblase, sondern in den Gallengängen. Dort können sie im ungünstigen Fall den Abfluss der Gallenflüssigkeit stören. Mithilfe einer Bauchspiegelung oder offenen Operation können die Steine entfernt werden. Das Entfernen der Gallenblase würde in diesem Fall nicht helfen.

Mit der endoskopisch retrograden Cholangiopankreatikographie (ERCP) können kleinere Steine im Rahmen einer Spiegelung der Gallenwege entnommen werden. Bei der ERCP schaut sich der*die Arzt*Ärztin die ableitenden Gallenwege (und gegebenenfalls auch die Bauchspeicheldrüsengänge) von innen durch ein Endoskop an. Mit einem Kontrastmittel lassen sich die in den Zwölffingerdarm mündendene Gallengänge auf einem Röntgenbild sichtbar machen.

In seltenen Fällen treten nach einer ERCP Komplikationen auf. Dazu zählen zum Beispiel Verletzungen im Gallengang oder im Magen-Darm-Bereich. Auch steigt das Risiko für eine Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis). Um das Risiko einer Entzündung zu minimieren, können Zäpfchen mit entzündungshemmenden Wirkstoffen wie Diclofenac oder Indometacin kurz vor oder nach der ERCP verabreicht werden.