Man sieht einen Mann bei der Blutwäsche.
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Apherese (Plasmapherese)

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 23.12.2021

Die Apherese (Plasmapherese) ist eine spezielle Behandlungsmethode, die das Blut von bestimmten Bestandteilen trennt. Dadurch ist es zum Beispiel möglich, die Fließeigenschaften des Bluts zu verbessern. Apherese-Techniken eignen sich daher für die Therapie von Krankheiten wie Fettstoffwechsel- und Durchblutungsstörungen, Hörsturz oder altersabhängige Makuladegeneration (therapeutische Plasmapherese).

Allgemeines

Ist beispielsweise die Konzentration bestimmter Fette (LDL-Cholesterin, Lipoprotein) beziehungsweise Gerinnungsfaktoren (Fibrinogen) im Blut erhöht, stellt dies ein Risiko für Erkrankungen wie etwa einen Herzinfarkt oder Schlaganfall dar, da sich der Blutfluss durch Arterienverkalkung verlangsamt und das Blut verdickt. Das Gewebe erhält dadurch irgendwann nicht mehr ausreichend Sauerstoff. Das Prinzip der Apherese ist es, die verantwortlichen Stoffe aus dem Blut zu entfernen und so die Fließeigenschaften in den Blutgefäßen zu verbessern.

Von der therapeutischen Plasmapherese, die das Blut von krankhaften Bestandteilen trennt, unterscheiden Mediziner die sogenannte präparative Plasmapherese, mit der sie Blutplasma für Blutspenden gewinnen können. Die Belastung für den Spender ist auch in diesem Fall verhältnismäßig gering.

Die sogenannte Immunadsorption beziehungsweise Immunapherese entfernt spezielle Abwehrstoffe (Antikörper) aus dem Blut. Daher eignet sich die Immunapherese zur unterstützenden Behandlung von Autoimmunerkrankungen wie rheumatischer Arthritis.

Ärzte führen eine Apherese in der Regel ambulant in speziell dafür eingerichteten Zentren durch, das heißt die Betroffenen können nach der Behandlung wieder nach Hause gehen. Die Häufigkeit der Behandlung richtet sich nach der Art der Erkrankung. In einigen Fällen kann eine einmalige Behandlung ausreichen, in anderen Fällen (z.B. familiäre Hypercholesterinämie) sind lebenslange regelmäßige Behandlungen nötig.

Eine Apherese (Plasmapherese)-Therapie ist im Allgemeinen gut verträglich. Nebenwirkungen sind bislang nicht bekannt.

Durchführung

Die Apherese (Plasmapherese) ist ein Verfahren zur extrakorporalen (außerhalb des Körpers erfolgenden) Blutreinigung. Dabei leitet eine Kanüle in der Armvene des Betroffenen kontinuierlich Blut in einen sogenannten Plasmafilter. Dieser Filter trennt die Blutzellen von dem Blutplasma (nicht-zelluläre Bestandteile des Bluts). Anschließend fließt das gereinigte Blut wieder zurück in den Körper.

Die Apherese findet in der Regel ambulant in speziell dafür eingerichteten Zentren statt – ein Krankenhausaufenthalt ist nicht notwendig.

Wie oft eine Plasmapherese durchgeführt werden muss, hängt von der Erkrankung ab. Während in manchen Fällen eine einmalige Apherese ausreicht, sind in anderen Fällen (z.B. familiäre Hypercholesterinämie) lebenslang regelmäßige Behandlungen nötig.

Anwendungsgebiete

Anwendungsgebiete der Apherese (Plasmapherese) sind zum Bespiel:

Abhängig von der Erkrankung, setzten Ärzte unterschiedliche Apherese-Verfahren ein, zum Beispiel:

  • LDL-Apherese (Lipidapherese)
  • Rheopherese (Rheofiltration)

LDL-Apherese (Lipidapherese)

Die LDL-Apherese oder Lipidapherese hilft unter anderem bei der Behandlung von Fettstoffwechselstörungen: Sie entfernt das LDL-Cholesterin und bestimmte an Fette gebundene Eiweiße (Lipoproteine) aus dem Blut und verbessert dadurch dessen Fließeigenschaften.

Bei der sogenannten HELP-Apherese – einer speziellen Form der LDL-Apherese – reinigt der Filter das Blut zum Beispiel von LDL-Cholesterin sowie von dem für die Blutgerinnung wichtigen Fibrinogen. Anschließend fließt das gereinigte Blut wieder in den Körper zurück. Die HELP-Apherese kommt beispielsweise bei Hörsturz oder akuter Bauchspeicheldrüsenentzündung zum Einsatz.

Auch die Doppelfiltrations-Plasmapherese reinigt das Blut von LDL-Cholesterin und Fibrinogen. Sie entfernt dabei jedoch deutlich weniger Gerinnungsfaktoren als die HELP-Apherese.

Die sogenannte Immunadsorption beziehungsweise Immunapherese entfernt spezielle Abwehrstoffe (Antikörper) aus dem Blut. Daher eignet sich die Immunapherese zur unterstützenden Behandlung von Autoimmunerkrankungen wie rheumatischer Arthritis.

Rheopherese (Rheofiltration)

Die Rheopherese oder Rheofiltration hilft bei der Therapie von Durchblutungsstörungen: Sie soll die sogenannte Mikrozirkulation verbessern. Der Begriff Mikrozirkulation bezeichnet den Blutaustausch zwischen den Blutgefäßen und dem umliegenden Gewebe.

Bei der Rheopherese entfernen spezielle Filter komplex aufgebaute Substanzen, zum Beispiel größere Eiweiße oder Fette aus dem Blut. Dadurch fließt das Blut leichter und auch die Mikrozirkulation gelingt besser.

Die Rheofiltration eignet sich beispielsweise für die Behandlung der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD), um eine bessere Durchblutung der Netzhaut zu gewährleisten. Diese Methode kommt beispielsweise auch bei der Behandlung eines Tinnitus, bei einem akuten Hörsturz oder einem diabetischen Fuß zum Einsatz.

Risiken und Komplikationen

Die Apherese (Plasmapherese)-Therapie ist im Allgemeinen gut verträglich. Dennoch gibt es mögliche Risiken beziehungsweise können Komplikationen auftreten, wie zum Beispiel:

  • Blauer Fleck: An der Einstichstelle kann sich ein blauer Fleck (Hämatom) bilden.
  • Citratreaktion: Damit das Blut bis zur Rückgabe in den Körper nicht gerinnt, setzt man in der Regel Citrat bei. Der Körper baut den Stoff rasch wieder ab. Unter Umständen kann es durch das Citrat jedoch zu einem kurzzeitigen, akuten Calciummangel kommen. Dieser äußert sich durch Frösteln sowie Kribbeln in den Fingerspitzen, Zehen, Lippen oder der Zunge. Solche Symptome sollten Sie direkt mitteilen. Sie erhalten dann Calcium zur Einnahme und die Symptome lassen direkt nach. Unbehandelt kann der akute Calciummangel unter Umständen zu Herzrhythmusstörungen führen, die in sehr seltenen Fällen auch lebensbedrohliche Ausmaße annehmen können.
  • Infektion der Einstichstelle
  • Nervenverletzungen an der Einstichstelle
  • Schäden am punktierten Blutgefäß
  • Entzündung des punktierten Blutgefäßes