Dunkelhaarige Frau sitzt auf dem Sofa und sprüht sich Nasenspray in ein Nasenloch
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Nasenspray-Sucht: Mögliche Folgeschäden und Entwöhnung

Von: Monika Hortig (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 26.02.2025

Abschwellende Nasensprays versprechen oft Linderung bei einer verstopften Nase. Deren empfohlene Anwendungsdauer sollte jedoch beachtet werden, denn einige Mittel können zu einer Nasenspray-Sucht führen. Wie sich die Symptome äußern und welche Folgen eine Abhängigkeit haben kann, lesen Sie hier.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Nasenspray-Sucht

Betroffene greifen trotz abgeklungener Symptome mehrmals täglich zum Nasenspray. Oder die Beschwerden verbessern sich nicht, trotz Verwendung eines Sprays. Zudem können Beschwerden wie Nasenbluten oder trockene Nasenschleimhaut bis hin zu Verkrustungen auftreten.

Was ist eine Nasenspray-Sucht?

Nasenspray wird oft zur kurzfristigen Linderung einer verstopften Nase verwendet, insbesondere bei Erkältungen oder Allergien wie etwa Heuschnupfen. Nutzen Patienten*innen wiederholt abschwellende Sprays mit den Wirkstoffen Xylometazolin oder Oxymetazolin, kann sich eine Nasenspray-Sucht entwickeln. Dies gilt, wenn sie länger als eine Woche und häufiger als empfohlen angewendet werden.

Auch in Nasentropfen sind oftmals die Wirkstoffe Xylometazolin oder Oxymetazolin enthalten. Bei längerem Gebrauch können daher diese Nasentropfen ebenfalls abhängig machen.

Abhängige Personen haben womöglich bereits versucht, das Präparat abzusetzen, sind aber wieder rückfällig geworden. Sie haben zum Beispiel das Gefühl, dass sich die Beschwerden ohne Behandlung verschlechtern.

Symptome bei einer Nasenspray-Sucht

Eine Nasenspray-Sucht äußert sich durch eine Reihe von typischen Symptomen. Dazu zählen:

  • übermäßige Anwendung: Die starke Nutzung gilt oft als erstes Anzeichen einer Sucht. Viele abschwellende Nasensprays sollen laut Packungsbeilage höchstens 7 bis 10 Tage und 3 Mal täglich verwendet werden.

  • verstärkter Einsatz: Es besteht der Drang, das Nasenspray häufiger zu verwenden, obwohl die Symptome der verstopften Nase bereits nachgelassen haben. Betroffene verspüren das Gefühl, dass die Nase ohne das Spray nicht mehr ausreichend frei wird.

  • psychische Abhängigkeit: Betroffene fühlen sich unwohl oder ängstlich, wenn sie das Nasenspray nicht zur Hand haben oder es nicht benutzen können. Die Vorstellung, dass die Nase ohne Spray nicht mehr richtig frei wird, kann zu einer starken inneren Anspannung bis hin zu Schlafstörungen führen.

  • Schmerzen und Reizungen: Eine längere Anwendung von Nasenspray kann zu schmerzhaften Nebenwirkungen führen. Dazu zählen zum Beispiel eine vermehrte Reizung der Nasenschleimhäute, Trockenheit, Brennen oder sogar leichte Blutungen. Entstehen Krusten, können diese von Bakterien befallen werden und zu einer "Stinknase"  führen. Bei dieser Krankheit bildet sich die Nasenschleimhaut zurück, was zur Ansiedlung von Bakterien führt, die einen üblen Geruch verursachen.

  • chronische Nasenschleimhautentzündung: Die spezielle Form wird durch eine Schädigung der Nasenschleimhäute verursacht. Ist diese Nasenschleimhautentzündung auf den übermäßigen Gebrauch von Nasensprays zurückzuführen, sprechen Expert*innen von einer Rhinitis medicamentosa.

Die Nasenspray-Sucht ist ein ernstzunehmendes Gesundheitsproblem, das oft unterschätzt wird. Durch die Gewöhnung an das Spray wird der Körper immer abhängiger von seiner Wirkung. Wer die Symptome einer Sucht bei sich feststellt, sollte ärztlichen Rat einholen, um langfristige gesundheitliche Schäden zu vermeiden.

Rebound-Effekt

Wird ein abschwellendes Nasenspray über längere Zeit angewendet, kann es zu einem sogenannten Rebound-Effekt kommen. Dabei schwillt die Nasenschleimhaut nach dem Nachlassen der Wirkung stärker an als zuvor. Die Beschwerden kehren schnell zurück, sodass das Spray immer häufiger benutzt wird. Dieser Effekt kann in eine Gewöhnung übergehen und gilt als Warnzeichen für eine Abhängigkeit von Nasenspray.

Ursachen einer Nasenspray-Sucht

Die Hauptursache für eine Nasenspray-Sucht liegt in der übermäßigen und langfristigen Anwendung von abschwellenden Nasensprays, die häufig den Wirkstoff Xylometazolin oder Oxymetazolin enthalten. Diese Substanzen verengen die Blutgefäße in der Schleimhaut der Nase, wodurch die Nase kurzfristig frei wird. 

Bei wiederholter Verwendung gewöhnt sich der Körper daran, sodass der Effekt nachlässt und höhere Dosen oder häufigere Anwendungen notwendig werden. 

Dies führt zu einem Teufelskreis: Die Nasenschleimhäute schwellen ohne das Spray stärker an, was die Notwendigkeit verstärkt, das Nasenspray weiter zu benutzen. Auch psychologische Faktoren, wie das Gefühl der Abhängigkeit oder die Angst vor einer verstopften Nase, können zur Entwicklung der Sucht beitragen.

In vielen Fällen entsteht eine Kombination aus körperlicher und psychischer Abhängigkeit, die die Sucht aufrechterhält.

Diagnose: So wird eine Nasenspray-Sucht festgestellt

Erste Anlaufstelle ist in der Regel die hausärztliche oder eine HNO-Praxis. Im Anamnesegespräch geht es um vorliegende Symptome und den Gebrauch von Nasenspray. Der Fokus liegt auf der Häufigkeit und Dauer der Anwendung: Wird das Spray über die empfohlene maximale Dauer von 7 bis 10 Tagen hinaus verwendet, ist das ein wichtiges Kriterium für die Diagnose.

Neben der körperlichen Untersuchung, bei der nach Anzeichen einer chronischen Nasenverstopfung oder Schäden an den Nasenschleimhäuten gesucht wird, können auch bildgebende Verfahren wie eine Endoskopie (Bildaufnahmen mithilfe eines flexiblen Instruments) der Nase zum Einsatz kommen. Hierbei wird die tiefer liegende Nasenschleimhaut genauer untersucht, um eventuelle Veränderungen wie Schwellungen, Reizungen oder Entzündungen zu erkennen.

Psychologische Bewertungen können ebenfalls hilfreich sein, um eine psychische Abhängigkeit zu erkennen.

Nasenspray-Sucht: Was tun, um sie loszuwerden?

Die Entwöhnung von Nasenspray erfolgt in der Regel schrittweise und kombiniert verschiedene Ansätze, um sowohl die körperliche als auch die psychische Abhängigkeit zu überwinden. Dazu gehören:

  • langsame Reduktion der Anwendung: Der erste Schritt in der Therapie besteht oft darin, den Gebrauch des Nasensprays schrittweise zu reduzieren. Eine sofortige Abstinenz kann zu Entzugserscheinungen führen, da die Nasenschleimhäute ohne das Spray anschwellen. Als alternative Methode können Sprays mit Meerwasser oder abschwellende Nasensprays mit Kortison eingesetzt werden.

  • Kortison: Beim Entzug von abschwellenden Nasensprays kann nach ärztlicher Rücksprache auf ein kortisonhaltiges Spray umgestiegen werden, um den Entzündungsprozess zu unterdrücken. 

  • Inhalieren: Inhalationen mit Wasserdampf, Salz, Kräutern oder ätherischen Ölen können Beschwerden lindern und die Schleimhaut unterstützen.

  • Ein-Loch-Methode: Dabei wird das Nasenspray in nur ein Nasenloch gesprüht, um dem anderen Nasenloch Zeit zur Regeneration zu geben. Meist lässt die Verstopfung auf dem nicht behandelten Nasenloch nach und der*die Patient*in hat das Gefühl, wieder Luft zu bekommen. Anschließend darf sich auch das andere Nasenloch ohne die Verwendung von Nasenspray erholen.

  • medikamentöse Unterstützung: In manchen Fällen werden Medikamente verschrieben, die helfen, die Nasenschleimhäute zu stabilisieren und Entzündungen zu behandeln. Zum Beispiel können Antihistaminika bei allergischen Ursachen der Nasenverstopfung entgegenwirken.

  • psychologische Unterstützung: Da Personen mit einer starken Nasenspray-Sucht oft auch psychisch abhängig sind, ist manchmal eine psychologische Beratung hilfreich. Verhaltenstherapie oder kognitive Therapie kann helfen, die zugrunde liegenden Ängste oder Gewohnheiten zu benennen und die Sucht langfristig zu überwinden.

  • Schulung und Prävention: Eine umfassende Aufklärung über die Risiken einer Nasenspray-Sucht und präventive Maßnahmen sind ebenfalls wichtige Bestandteile der Therapie. Patienten*innen lernen, wie sie ihre Symptome langfristig ohne Abhängigkeit kontrollieren können.

Eine frühzeitige und individuelle Behandlung ist entscheidend, um bleibende Schäden an der Nasenschleimhaut zu vermeiden und die Rückfallgefahr zu minimieren.

Folgen einer unbehandelten Nasenspray-Sucht

Die langfristige und übermäßige Anwendung von Nasenspray kann zu einer Reihe von gesundheitlichen Problemen führen, die sowohl die körperliche als auch die psychische Gesundheit betreffen:

  • chronische Nasenprobleme: In seltenen Fällen kann die Sucht nach Nasenspray dazu führen, dass sich schwerwiegende Schäden an der Nasenschleimhaut oder der Nasenatmung entwickeln, was eine langfristige Behandlung erforderlich macht. Es können beispielsweise Infektionen, chronisches Nasenbluten und langfristige Veränderungen der Schleimhäute auftreten.

  • häufige und längere Infektionen: Die angegriffene Nasenschleimhaut kann die Luft nicht mehr erwärmen und befeuchten. Die Flimmerhärchen sind nicht mehr in der Lage, Pollen oder Keime vor dem Eindringen in den Körper abzuhalten. Aus diesen Gründen sind Menschen mit einer Nasenspray-Sucht womöglich häufiger und/oder länger krank.

  • Einfluss auf das Herz: Außerdem kann eine Nasenspray-Sucht indirekt Folgen für das Herz nach sich ziehen. Wirkstoffe wie Xylometazolin oder Oxymetazolin verengen nicht nur die Blutgefäße in der Nasenschleimhaut, sondern erhöhen auch den Blutdruck, da sie systemisch wirken, also den gesamten Organismus betreffen. Ein dauerhafter Gebrauch kann zu einem erhöhten Blutdruck (Hypertonie) führen, was das Herz zusätzlich belastet und langfristig das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt steigern kann.