Muskelschmerzen (Myalgien): Ursachen, Symptome und was hilft
Der Mensch besitzt rund 650 Muskeln – und grundsätzlich kann jeder davon schmerzen. Besonders häufig entstehen Muskelschmerzen in der Schulter, im Rücken sowie im Nacken. Ursache sind meist Muskelverspannungen oder Zerrungen. Doch Muskelschmerzen können auch aufgrund von Erkrankungen entstehen, am ganzen Körper auftreten und chronisch werden. Wann ist ärztlicher Rat notwendig und was hilft?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Muskelschmerzen im Überblick
Muskelschmerzen werden fachsprachlich auch als Myalgien bezeichnet, sie können durch viele unterschiedliche Ursachen ausgelöst werden. Oftmals ist eine Fehlhaltung oder falsche Bewegung Hintergrund, jedoch können auch ernst zu nehmende Krankheiten dahinterstecken.
Die Muskelschmerzen können sich dabei lokal beschränken oder diffus am ganzen Körper auftreten. Häufig sind Muskelschmerzen etwa am Nacken, Rücken oder in den Beinen, besonders an den Oberschenkeln. Zudem können sich Muskelschmerzen auch unterschiedlich anfühlen. Betroffene beschreiben sie mitunter als stechend, brennend, dumpf, ziehend oder krampfartig – ähnlich einem Muskelkater.
Plötzliche und akute Muskelschmerzen wie Wadenkrämpfe oder ein Muskelkater haben – wie alle Schmerzen – eine Warn- und Schutzfunktion. Sobald die auslösenden Reize beseitigt sind, klingt eine akute Myalgie schnell wieder ab. Chronische Muskelschmerzen hingegen bestehen für mindestens sechs Monate oder treten mehrmals in der Woche über diesen Zeitraum hinweg auf. Sie können ein eigenständiges Krankheitsbild darstellen und müssen oftmals ärztlich behandelt werden.
Muskelschmerzen: Vielfältige Ursachen
Es gibt sehr unterschiedliche Ursachen für Muskelschmerzen. In vielen Fällen kommt es zu Muskelschmerzen aufgrund eher unbedenklicher Auslöser, wie:
- Muskelkater: etwa nach intensivem Sport, Überlastung oder hoher Beanspruchung sowie ungewohnter Bewegung
- Muskelverspannungen: beispielsweise muskuläre Verhärtungen wie durch Fehlhaltungen oder Bewegungsmangel
- Muskelverletzungen: zum Beispiel Muskelzerrung, Muskelfaserriss, Muskelriss oder Muskelprellungen
- Muskelkrämpfe: oftmals aufgrund von starker körperlicher Belastung oder eines Natriummangels oder Magnesiummangels
Erkrankungen der Muskulatur und Muskelentzündungen als Ursachen
Es gibt einige entzündliche und nicht-entzündliche Muskelerkrankungen, die mit Muskelschmerzen verbunden sind. Dazu zählen:
- Infektionen mit Krankheitserregernwie Viren, Bakterien oder Parasiten, beispielsweise eine Borreliose oder Trichinose
- Autoimmunkrankheiten wie die Dermatomyositis, die Polymyalgia rheumatica oder die Vaskulitis
- Fibromyalgie, die häufigste Form von Muskelschmerzen, die am gesamten Körper auftreten können
- Muskeldystrophie, vor allem vom Typ Duchenne und Becker-Kiener
- Stoffwechselkrankheiten, etwa bei Störungen des Kohlenhydratstoffwechsels, des Purinstoffwechsels oder bei Morbus Addison
- hormonell bedingte Muskelerkrankungen, beispielsweise durch eine Schilddrüsenunterfunktion oder Nebenschilddrüsenunterfunktion
Erkrankungen des Zentralen Nervensystems
Verschiedene Erkrankungen des Zentralen Nervensystems sind mit Schmerzen der Muskeln verbunden:
- Parkinson
- amyotrophe Lateralsklerose (ALS)
- Post-Polio-Syndrom
- Multiple Sklerose (MS)
Krankheiten des Skeletts und anderer Organe
Krankheiten, die das Skelett oder andere Organe betreffen, kommen ebenfalls als Ursache für Muskelschmerzen infrage:
- Bandscheibenvorfall oder Hexenschuss
- Schäden in der Halswirbelsäule (etwa das Halswirbelsäulen-Syndrom)
- Osteoporose (Knochenschwund)
- Gelenkverschleiß (Arthrose)
- Morbus Bechterew (eine entzündlich-rheumatische Erkrankung, insbesondere der Wirbelsäule und Gelenke)
Weitere Auslöser von Muskelschmerzen
Darüber hinaus gibt es weitere Ursachen für Muskelschmerzen, wie beispielsweise:
Infektionskrankheiten: Mitunter sind Muskelschmerzen bei einer Grippe (Influenza), Erkältung (grippaler Infekt) oder bei Covid-19 (Corona) möglich.
Wechseljahre: Einige Frauen klagen neben Hitzewallungen oder Schweißausbrüchen auch über Muskelschmerzen während der Wechseljahre.
psychische Ursachen: Unter Umständen kann es im Rahmen einer Depression, depressiven Verstimmung oder etwa Angstzuständen auch zu Muskelschmerzen kommen.
Impfungen: Nach manchen Impfungen kann es vorübergehend zu Muskelschmerzen kommen.
Medikamente: Weiterhin sind etwa durch verschiedene Medikamente wie etwa Statine, Blutdrucksenker oder Beta-2-Sympathomimetika Muskelschmerzen möglich.
Alkohol- und Drogenkonsum: Auch der Konsum von Alkohol oder Drogen wie Heroin kann zu einer Myalgie führen.
Muskelschmerzen: Wie erfolgt die Diagnose?
Oftmals verschwinden Schmerzen der Muskeln nach kurzer Zeit wieder von allein. Bestehen die Schmerzen jedoch über längere Zeit hinweg oder wird etwa eine Verletzung wie ein Muskelfaserriss vermutet, sollte eine ärztliche Untersuchung erfolgen. Bei Muskelschmerzen besteht der erste Schritt zur Diagnose darin, die Krankengeschichte (Anamnese) zu erheben. Dabei stehen Fragen zu den genauen Beschwerden, möglichen Vorerkrankungen und Einnahme von Medikamenten im Vordergrund.
Dann schließt sich in der Regel eine körperliche Untersuchung an. Je nach vermuteter Ursache der Muskelschmerzen folgen möglicherweise weitere Maßnahmen zur Diagnostik:
- Blutuntersuchung
- bildgebende Verfahren wie Ultraschalluntersuchung (Sonographie), Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT)
- elektrophysiologische Untersuchung (Elektromyographie)
- Gewebeproben aus den Muskeln (Muskelbiopsien)
Wie lassen sich Muskelschmerzen behandeln?
Die Behandlung von Muskelschmerzen richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Entsteht die Myalgie aufgrund einer Krankheit, sollte diese zunächst gezielt behandelt werden. Bei einer Nebenwirkung von Medikamenten kann es möglicherweise sinnvoll sein, die Medikation unter ärztlicher Absprache umzustellen.
Medikamentöse Behandlung bei Muskelschmerzen
Weiterhin kann es hilfreich sein, Schmerzmittel wie Diclofenac oder Ibuprofen in Form von Salben oder Tabletten gegen die Muskelschmerzen anzuwenden. Auch einige Arzneimittel mit pflanzlichen Wirkstoffen wie Arnika können eine Linderung erzielen. Gegen Muskelverspannungen können mitunter Wärmepflaster aus der Apotheke einen positiven Effekt haben. Jedoch sollte auch hier vor der Anwendung ärztlicher Rat eingeholt werden.
Mitunter verschreiben Ärzt*innen auch spezielle muskelentspannende Mittel (Muskelrelaxanzien), die jedoch nur kurzfristig eingenommen werden dürfen.
Je nachdem, ob es sich um akute oder chronische Muskelschmerzen handelt, unterscheiden sich die Behandlungsmaßnahmen.
Was hilft gegen akute Muskelschmerzen?
Gegen akute Muskelschmerzen, wie sie zum Beispiel bei Muskelverletzungen auftreten, helfen einige Sofortmaßnahmen:
Ruhigstellung: Bei akuten Muskelschmerzen ist Ruhe und Schonung wichtig. Der betroffene Körperteil sollte umgehend ruhiggestellt werden. Bei einer Muskelverletzung ist zudem ausreichend Zeit zur Heilung essenziell, da sonst muskuläre Folgeschäden möglich sind.
Kälteanwendungen: Durch das Auflegen eines Eisbeutels oder Kühlpacks, eingewickelt in ein Tuch, kann Muskelschmerzen gegengesteuert werden.
Wärmeanwendung: Manche Betroffene empfinden Wärme angenehmer als Kälte. In diesem Fall kann etwa eine Wärmflasche oder warme Bäder hilfreich sein, die Muskelschmerzen zu lindern.
Hochlagern: Kommt es durch eine Verletzung wie eine Prellung oder Muskelfaserriss zu den Muskelschmerzen, empfiehlt es sich zudem, den betroffenen Körperteil hochzulagern. So kann einer möglichen Schwellung vorgebeugt werden.
Was lässt sich gegen chronische Muskelschmerzen tun?
Bei chronischen Muskelschmerzen hängt die Therapie ebenfalls von der zugrunde liegenden Ursache ab. Neben verschiedenen medikamentösen Möglichkeiten verschaffen mitunter folgende Maßnahmen Linderung:
- Physiotherapie
- Wärmebehandlungen
- Akupunktur und Akupressur
- Elektrotherapie (Therapie durch Strom)
- Krankengymnastik
- Rückentraining, vor allem bei Rückenschmerzen und Kreuzschmerzen
- Entspannungstraining wie progressive Muskelentspannung oder autogenes Training
- Psychotherapie bei psychischen Ursachen
Ständige Muskelschmerzen: Was können Betroffene selbst tun?
Wer unter ständigen Muskelschmerzen leidet, kann zudem auf weitere Maßnahmen und Hausmittel zurückgreifen, um diese zu lindern:
Stress reduzieren: Betroffene von chronischen Muskelschmerzen sollten Stress aktiv reduzieren. Hierzu empfiehlt sich mitunter Yoga, aber auch regelmäßige Auszeiten im Alltag.
Bewegung: Bewegung an der frischen Luft und Sport sind auch bei einer chronischen Myalgie wirksame Methoden, um gegen die Beschwerden vorzugehen. Besonders rückenfreundliche Sportarten sind etwa Schwimmen, Radfahren, Bogenschießen sowie Walking.
Selbstmassagen: Einfache Selbstmassagen der betroffenen Körperstelle wirken sich auch bei chronischen Beschwerden lindernd aus.
Zugluft meiden: Wer Muskelschmerzen hat, sollte möglichst darauf achten, keiner Zugluft ausgesetzt zu sein. Diese wirkt sich besonders im Nackenbereich negativ auf Schmerzen aus.
Arbeitsplatz: Um Verspannungen und Schmerzen der Muskeln vorzubeugen, ist ein ergonomischer Arbeitsplatz unumgänglich.
Ernährung: Eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung ist grundsätzlich empfehlenswert. Bei häufigen Muskelschmerzen sollte zudem auf magnesiumhaltige Lebensmittel gebaut werden.
Muskelschmerzen vorbeugen
Muskelschmerzen lassen sich nur bedingt vorbeugen. Wirksame Maßnahmen bestehen vor allem darin, Muskelverletzungen und Muskelverspannungen zu vermeiden. Dazu empfehlen sich unter anderem diese Tipps:
- regelmäßige Bewegung
- ausreichend Dehnen und Aufwärmen vor dem Sport
- gesunde Ernährung mit ausreichend Magnesium
- für Entspannung sorgen
- Übergewicht vermeiden
- gesunde Haltung (sowohl beim Arbeiten als auch im Schlaf, wobei sich eine Rückenlage empfiehlt)