Kreislaufprobleme: Symptome und was tun?
Ob bei großer Hitze oder in der Schwangerschaft: Kreislaufprobleme sind keine Seltenheit. Typische Symptome sind Augenflimmern, Schwindel, Blässe oder Übelkeit. Welche Ursachen können hinter Kreislaufproblemen stecken und was hilft schnell, um den Kreislauf wieder in Schwung zu bringen?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Kreislaufprobleme im Überblick
Kreislaufprobleme sind in den meisten Fällen die Folge eines zu niedrigen Blutdrucks (Hypotonie). Sie entstehen, wenn das Gehirn – zumindest kurzzeitig – nicht ausreichend durchblutet ist. Die Ursachen dafür sind vielfältig, in den meisten Fällen jedoch harmlos. Mitunter können hinter einer Kreislaufschwäche jedoch auch ernst zu nehmende Krankheiten stecken.
Kreislaufprobleme: Welche Symptome sind möglich?
Je nachdem, ob der Kreislauf plötzlich absackt oder dauerhaft niedrig ist, machen sich Kreislaufprobleme unterschiedlich bemerkbar.
Kreislaufprobleme: Symptome bei plötzlichem Blutdruckabfall
Bei einem plötzlichen und heftigen Blutdruckabfall (akute Hypotonie) versacken bis zu 600 Milliliter Blut in die untere Körperhälfte. Dann kann es passieren, dass das Gehirn vorübergehend nicht genug Sauerstoff erhält und Kreislaufprobleme entstehen.
Typische Symptome eines akuten Blutdruckabfalls sind:
- Augenflimmern, Schwarzwerden vor Augen
- Schwindelattacken
- Blässe
- Schweißausbruch
- Übelkeit
- Kreislaufkollaps bzw. Ohnmacht (Synkope)
Kreislaufprobleme: Symptome eines dauerhaft zu niedrigen Blutdrucks
Bei manchen Menschen ist der Blutdruck dauerhaft zu niedrig (chronische Hypotonie). Neben typischen Kreislaufproblemen wie Schwindel oder Augenflimmern können zusätzlich Symptome auftreten wie:
- Müdigkeit, erhöhtes Schlafbedürfnis
- Antriebslosigkeit
- Kopfschmerzen
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Ohrensausen (Tinnitus)
- kalte Hände und Füße
Kreislaufprobleme: Was können Betroffene tun?
Grundsätzlich sollten schwere oder anhaltende Kreislaufprobleme immer ärztlich abgeklärt werden. Die Behandlung von Kreislaufproblemen hängt von den zugrunde liegenden Ursachen ab. Oftmals sind Kreislaufprobleme harmlos und kein Grund zur Sorge. Doch was hilft schnell gegen Kreislaufprobleme?
Sofortmaßnahmen bei Kreislaufproblemen: Was hilft schnell?
Wer leichte Kreislaufprobleme hat, die nicht auf eine bestimmte Erkrankung zurückzuführen sind, kann selbst einiges tun. Geeignet sind zum Beispiel diese Sofortmaßnahmen und Hausmittel:
Beine hochlagern: Wenn akute Kreislaufbeschwerden auftreten, lautet die erste Therapie-Maßnahme: Sofort hinlegen und die Beine hochlagern.
Unterarme kühlen: Darüber hinaus kann es hilfreich sein, kaltes Wasser über die Unterarme laufen zu lassen. So verengen sich die Gefäße, was den Blutdruck infolge steigen lässt. Auch kalte Umschläge können den Kreislauf positiv beeinflussen.
Flüssigkeit: Wer unter Kreislaufproblem leidet, sollte Flüssigkeit zu sich nehmen. Geeignet sind Mineralwasser, kurzfristig können auch Kaffee oder zuckerhaltige Getränke helfen.
Bewegung: Sobald Betroffene wieder ohne Probleme stehen können, sollten sie sich bewegen, um den Kreislauf wieder in Schwung zu bringen.
Medikamente gegen Kreislaufprobleme
Wenn Kreislaufbeschwerden sich nicht mit einfachen Mitteln bessern lassen, verschreiben Ärzt*innen möglicherweise Medikamente. Welche Arzneimittel infrage kommen, hängt vor allem von der Ursache der Kreislaufbeschwerden ab. Wenn keine bestimmte Erkrankung dahintersteckt, können gegebenenfalls blutdrucksteigernde Mittel mit Wirkstoffen wie Etilefrin zum Einsatz kommen. Bei bestehenden Grunderkrankungen steht im Fokus, diese mit entsprechenden Maßnahmen und Medikamenten zu behandeln.
Kreislaufprobleme: Welche Ursachen können dahinterstecken?
Kreislaufprobleme können durch unterschiedliche Ursachen entstehen. In der Regel löst ein zu niedriger Blutdruck Kreislaufprobleme aus, seltener stecken ernsthafte Krankheiten dahinter.
Zu den möglichen Ursachen von Kreislaufproblemen zählen:
- Herzerkrankungen wie Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen oder Herzinfarkt
- Lungenerkrankungen, zum Beispiel Asthma bronchiale oder Lungenembolie
- Venenerkrankungen wie etwa Krampfadern
- Verletzungen mit starkem Blutverlust
- Nervenschädigungen, zum Beispiel bei Morbus Parkinson, Multipler Sklerose, Diabetes mellitus oder durch einen Schlaganfall
- Nierenerkrankungen wie Niereninsuffizienz
- Schilddrüsenunterfunktion
- Vergiftungen
- Schockzustände oder psychische Erkrankungen
- Einnahme von Medikamenten, zum Beispiel entwässernde Mittel, Betablocker oder Augentropfen gegen grünen Star
- Temperatur- und/oder Luftdruckschwankungen
- Unterkühlung
- Flüssigkeitsmangel, etwa aufgrund einer zu geringen Trinkmenge oder durch anhaltenden Durchfall
- langer Aufenthalt und Stehen in Hitze oder Menschenmengen
- Bettlägerigkeit etwa infolge einer Operation
- Hormonstörungen oder -schwankungen, beispielsweise während der Periode, Pubertät oder Wechseljahre
- übermäßiger Konsum von Alkohol, Nikotin und/oder Drogen
- mangelnde Bewegung
- Überanstrengung etwa durch körperliche Arbeit oder Sport
- Reizung des Vagusnervs
Orthostatische Dysregulation: Kreislaufprobleme beim ruckartigen Aufstehen
Vielen Menschen ist es schon einmal passiert, dass ihnen vorübergehend schwarz vor Augen wurde, nachdem sie aus dem Liegen oder Sitzen schnell aufgestanden sind. Bei diesen Kreislaufproblemen sprechen Ärzt*innen von einer orthostatischen Dysregulation.
Unter Orthostase versteht man die aufrechte Lage des Körpers.
Damit alle Organe ausreichend mit Blut versorgt sind, muss der Körper seinen Blutdruck im Sitzen oder Stehen entsprechend anpassen. Bei der orthostatischen Dysregulation ist dieser Mechanismus gestört: Das Blut sackt in die Beine und der Körper schafft es nicht, rechtzeitig durch Zusammenziehen der Arterien gegenzusteuern. Dadurch erhält das Gehirn vorübergehend weniger Sauerstoff.
Eine Orthostasestörung kann auch bei langem Stehen, in großen Menschenmengen sowie nach üppigen Mahlzeiten – vor allem in Kombination mit Alkoholgenuss – Kreislaufbeschwerden bereiten. Die Kreislaufbeschwerden reichen von
- Blässe, Übelkeit und Leeregefühl im Kopf über
- Gangunsicherheit, Schwindel, Schweißausbruch, verschwommenem Sehen und "Tunnelsehen" bis zum
- Ohnmachtsanfall.
Kreislaufprobleme bei Hitze
Bei großer Hitze klagen viele Menschen über Kreislaufprobleme. Der Grund: Der Körper versucht durch verschiedene Maßnahmen, überschüssige Wärme abzugeben. Dabei weiten sich die Blutgefäße. Der Blutdruck sinkt und das Herz muss mehr pumpen, um alle Organe zu versorgen. Hinzu kommt, dass der Mensch bei Hitze mehr schwitzt.
Wird der Flüssigkeitsverlust nicht ausgeglichen, dickt das Blut ein und kann nicht mehr so gut zirkulieren. So kann es passieren, dass das Gehirn für eine kurze Zeit zu wenig Sauerstoff erhält. Vorsicht: Hinter Kreislaufproblemen bei Hitze kann auch ein Hitzschlag oder Sonnenstich stecken, die ärztlich untersucht werden sollten.
Kreislaufprobleme in der Schwangerschaft
Besonders häufig treten Kreislaufprobleme in der Schwangerschaft auf. Vor allem in den ersten Monaten leiden viele schwangere Frauen darunter. Das Hormon Progesteron bewirkt, dass Blutvolumen und Herzfrequenz während der Schwangerschaft zunehmen. Außerdem weiten sich die Blutgefäße, weil die Hormonumstellung während der Schwangerschaft dazu führt, dass sich die Gefäßmuskulatur entspannt. So steigt die Wahrscheinlichkeit für Kreislaufbeschwerden.
Kreislaufprobleme: Wann ist ärztlicher Rat notwendig?
Ein niedriger Blutdruck und damit verbundene gelegentliche Kreislaufprobleme sind – vor allem bei Menschen im jüngeren und mittleren Alter – meist harmlos. Bei alten und herzkranken Personen kann er mitunter ein ernster Hinweis auf eine Schwäche des Herzens
sein.
Betroffene sollten in jedem Fall ärztlichen Rat einholen, wenn:
- der Blutdruck ständig zu niedrig ist,
- immer wieder ausgeprägte Kreislaufbeschwerden bestehen oder
- ein akuter Blutdruckabfall auftritt, der oft plötzlich und ohne Warnzeichen heftige Kreislaufprobleme auslöst (bis zur Ohnmacht).
Stürze sind für Mutter und Kind gefährlich. Wenn Schwangere Anzeichen für Kreislaufbeschwerden bemerken, sollten sie sich daher sofort setzen – oder am besten gleich hinlegen und die Beine hochlagern.
Kreislaufprobleme: Wie erfolgt die Diagnose?
Um die genaue Ursache von Kreislaufproblemen herauszufinden, steht zunächst die Anamnese an. Im Gespräch wird die*der Ärztin*Arzt beispielsweise fragen,
- seit wann die Kreislaufprobleme bestehen,
- ob die Beschwerden in bestimmten Situationen aufgetreten sind, z. B. beim plötzlichen Aufstehen, nach Aufregung oder beim Sport,
- welche Medikamente eingenommen werden und
- ob bestimmte Vorerkrankungen bekannt sind.
Um zu klären, was hinter den Kreislaufproblemen steckt, ist zudem eine körperliche Untersuchung wichtig. Dazu zählt mitunter:
- Kontrolle des Herzschlags auf Regelmäßigkeit und Frequenz
- Messung des Blutdrucks, auch Langzeit-Blutdruckmessung
- Elektrokardiogramm (EKG), auch Belastungs-EKG
- Blutuntersuchungen
- Echokardiographie (Herzecho)
- Elektroenzephalographie (EEG)
Mithilfe des Schellong-Tests lässt sich herausfinden, ob die Kreislaufbeschwerden entstehen, wenn der Körper nicht schnell genug auf einen Positionswechsel reagiert (orthostatische Dysregulation). Dazu werden Blutdruck und Puls im Stehen und Liegen mehrfach gemessen. Anhand der Werte kann beurteilt werden, wie gut sich das Herz-Kreislauf-System an die veränderte Körperposition anpasst.
Video: 5 Tipps für ein gesundes Herz-Kreislauf-System
Wie lässt sich Kreislaufproblemen vorbeugen?
Mithilfe einiger Maßnahmen und Tipps lässt sich Kreislaufbeschwerden vorbeugen. Dazu zählen:
Wechselduschen: Durch heiß-kalte Wechselduschen können Betroffene den Kreislauf anregen. Wichtig: Mit kaltem Wasser aufhören.
Beinmassagen: Auch regelmäßige Bürstenmassagen bringen den Kreislauf in Schwung. Achten Sie darauf, immer in Richtung Herzen zu massieren.
Bewegung: Sorgen Sie für regelmäßige Bewegung. Geeignet sind Ausdauersportarten wie Wandern, Schwimmen oder Radfahren.
Entspannung: Zudem sollen Entspannungstechniken wie Atemübungen oder Yoga die Durchblutung fördern und so auch den Kreislauf stärken.
Alkohol- und Nikotinkonsum: Wer Kreislaufbeschwerden vorbeugen möchte, sollte auf Nikotin und übermäßigen Alkoholkonsum bestenfalls verzichten.
ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Achten Sie darauf, genug zu trinken. Ausnahme: Manche Herzkranke dürfen nicht so viel Flüssigkeit zu sich nehmen. Fragen Sie im Zweifel die*den behandelnden Ärztin*Arzt.
richtige Ernährung: Eine ausgewogene, eher salzhaltige und vitaminreiche Ernährung kann hilfreich sein. Zudem sollte üppiges Essen gemieden werden.
Kompressionsstrümpfe: Wer zu Krampfadern neigt, kann mithilfe von Kompressionsstrümpfe Kreislaufbeschwerden vorbeugen.