Heiserkeit: Was hilft gegen die raue Kehle?
Heiserkeit ist eine Stimmstörung: Wer heiser ist, hat typischerweise eine rauchige, raue Stimme mit eingeschränkter Lautstärke. Manchmal ist die Stimme auch völlig weg: Dann ist nur noch ein Flüstern möglich. Wie wird man heiser und was hilft dagegen?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Ursachen von Heiserkeit: Darum bleibt die Stimme weg
Die menschliche Stimme entsteht hauptsächlich im Kehlkopf, der am oberen Ende der Luftröhre sitzt. Im Kehlkopf befinden sich zwei Stimmlippen, deren freie Ränder die Stimmbänder bilden. Beim Sprechen treten die Stimmlippen zusammen und verschließen die Stimmritze fast vollständig. Strömt beim Ausatmen Luft durch diesen Spalt, beginnen die Stimmlippen zu schwingen und erzeugen Töne. Heiserkeit entsteht, wenn dieser Vorgang beeinträchtigt ist.
Heiserkeit kann viele verschiedene Ursachen haben. Wenn die Stimme heiser klingt oder ganz weg ist,
- können organische Veränderungen im Bereich des Kehlkopfs oder
- nicht-organische Gründe dahinterstecken.
Sie können sowohl harmlos als auch ernst zu nehmend sein. Doch meist ist Heiserkeit harmlos und verschwindet nach kurzer Dauer wieder. Denn schon beim Einatmen zu kalter, zu trockener oder zu warmer Raumluft kann es passieren, dass die Stimme kurzzeitig heiser klingt. Zudem kann eine zu geringe Trinkmenge die Entstehung von Heiserkeit fördern.
Organische Ursachen von Heiserkeit
Die häufigste Ursache von Heiserkeit ist eine durch Viren oder Bakterien ausgelöste Entzündung im Bereich von
- Kehlkopf (Laryngitis) und/oder
- Kehldeckel (Epiglottitis).
Solche Entzündungen treten vor allem im Rahmen von Erkältungen und Grippe auf. Dann fühlt sich der Rachen gleichzeitig rau und trocken an, der Hals kratzt und man muss sich oft räuspern. Aufgrund der Entzündungsreaktion können die Stimmlippen nicht mehr frei schwingen – Heiserkeit ist die Folge. Ist der Infekt überwunden, klingt die Stimme in der Regel wieder normal.
Nicht-organische Ursachen
Heiserkeit kann auch ohne organische Veränderungen des Stimmapparats auftreten.
Bleibt die Stimme weg, liegt das zum Beispiel oft an einer Überbelastung oder Fehlbelastung der Stimme – etwa durch Singen, Schreien oder langes Sprechen. Entsprechend oft von Heiserkeit betroffen sind Sänger*innen und Menschen mit typischen Sprechberufen – wie:
- Lehrer*innen
- Kindergärtner*innen
- Callcenter-Mitarbeiter*innen
- Marktschreier*innen
- Schauspieler*innen
- Ärzte*Ärztinnen
- Pfarrer*innen
Heiserkeit kann vorübergehend sein, etwa wenn jemand seine Stimme kurzfristig bei einem Rockkonzert angestrengt hat. Die Stimme kann aber auch über einen längeren Zeitraum hinweg heiser sein. Eine solche chronische Heiserkeit betrifft vor allem Menschen, die ihre Stimme berufsbedingt regelmäßig stark belasten.
Durch die ständige Überbeanspruchung der Stimme können sich Verdickungen oder Knötchen an den Stimmlippen bilden. Dann hat die Heiserkeit sekundär-organische Ursachen.
Heiserkeit ohne Erkältung: Weitere mögliche Ursachen
Eine Kehlkopfentzündung mit Heiserkeit kann aber auch ohne Erkältung oder sonstige Infekte auftreten. Stattdessen können äußere Reize dahinterstecken. Ein typisches Beispiel hierfür ist Rauchen. Auch wenn saurer Magensaft zurück in die Speiseröhre fließt und mitunter Sodbrennen auslöst sowie den Kehlkopf reizt, kann die Stimme heiser werden. Dann liegt eine Refluxkrankheit vor.
Auch Allergien, gerade Heuschnupfen, führen häufig zu einer rauen Kehle und Beschwerden im Rachenraum. Schleimhäute in Mund- und Rachenraum werden gereizt und neben Heiserkeit leiden Betroffene oft an Hustenreiz und Halsschmerzen.
Manchmal verursachen gut- oder bösartige Veränderungen Heiserkeit. So können zum Beispiel ein gutartiges Ödem an den Stimmlippen (Reinke-Ödem), Stimmbandpolypen oder Zysten die Stimme beeinträchtigen. Seltener ist ein bösartiger Kehlkopfkrebs die Ursache.
Eine Lähmung kann ebenfalls für Heiserkeit verantwortlich sein. Ist etwa die Muskulatur des Kehlkopfs aufgrund einer Nervenschädigung teilweise oder völlig gelähmt, können die Stimmlippen nicht mehr richtig schwingen. Zu den möglichen Ursachen gehören
- OPs im Halsbereich (z. B. an der Schilddrüse) oder
- eine vergrößerte Schilddrüse (z. B. bei einer Struma).
Zudem können Verletzungen am Hals zu Heiserkeit führen – zum Beispiel durch Gewalteinwirkungen auf den Kehlkopf oder durch einen Beatmungsschlauch, der über Mund oder Nase in die Luftröhre eingeführt wurde.
Weitere mögliche organische Ursachen für Heiserkeit sind:
- hormonelle Veränderungen (z. B. bei einer Schilddrüsenunterfunktion oder Hormonbehandlung)
- angeborene Fehlbildungen des Kehlkopfs (z. B. ein unterentwickelter Kehlkopf oder eine Stimmlippenfurche)
- Störungen, Einklemmungen und Reizungen des Vagusnervs
Presbyphonie: Stimmveränderungen im Alter
Manchmal entsteht Heiserkeit als Folge des natürlichen Alterungsprozesses. Denn unter anderem verliert die Stimmlippenmuskulatur im Laufe der Jahre an Elastizität. Die Stimme wird schwächer und das Sprechen ist mit größerer Anstrengung verbunden als früher.
Daneben kann eine heisere Stimme Ausdruck für psychische Belastungen oder Erkrankungen sein. Typische psychische Ursachen von Heiserkeit sind:
Zudem kann Heiserkeit ein Symptom für eine schwere Stimmstörung namens spasmodische Dysphonie sein. Wenn die Betroffenen ihre Stimme gebrauchen, entstehen dabei nicht willentlich beeinflussbare Bewegungen der Stimmlippen und Krämpfe in der Kehlkopfmuskulatur.
Auch wenn im Gehirn Nerven geschädigt sind, die beim Sprechvorgang eine wichtige Rolle spielen, kann es zu Heiserkeit kommen. Mögliche Ursachen hierfür sind zum Beispiel:
Symptome von Heiserkeit: Raue, belegte Stimme
Die Stimme bei Heiserkeit kann sich zum Beispiel folgendermaßen anhören:
- brüchig
- belegt
- rauchig
- leise
Zudem haben Betroffene oft das Gefühl, sich räuspern zu müssen. Daneben herrscht ein Kratzen im Hals, das durch einen Hustenreiz begleitet wird. Je nach Ursache können weitere Beschwerden hinzukommen. Darunter:
- Fieber, Schnupfen, Husten, Gliederschmerzen und Halsschmerzen, wenn beispielsweise eine Erkältung oder Grippe vorliegt.
- Sodbrennen, wenn die Ursache der Heiserkeit auf eine Refluxkrankheit zurückzuführen ist.
- Gewichtszunahme und/oder eine vergrößerte Schilddrüse bei einer vorliegenden Schilddrüsenunterfunktion.
Bleibt die Heiserkeit über einen längeren Zeitraum bestehen und sind Sie sich über die Ursache nicht im Klaren, sollten Sie ärztlichen Rat einholen.
Heiserkeit: Diagnose
Nicht immer ist bei Heiserkeit sofort ärztliche Hilfe notwendig. In den meisten Fällen klingt das Symptom nach einigen Tagen von alleine ab.
Holen Sie sich auf jeden Fall ärztlichen Rat, wenn Sie schon länger als drei Wochen heiser sind. Sofort mit Heiserkeit in eine ärztliche Praxis sollten Sie, wenn bestimmte Risikofaktoren vorliegen – zum Beispiel:
- starke Schmerzen und/oder Atemnot,
- unerklärlicher, starker Gewichtsverlust,
- Abhusten von Blut,
- vergrößerte Lymphknoten oder
- Heiserkeit, die nach einer OP oder Verletzung auftritt.
Um der Heiserkeit auf den Grund zu gehen, wird die Ärztin oder der Arzt zunächst einige Fragen stellen, zum Beispiel:
- Wie lange ist die Stimme schon heiser beziehungsweise weg?
- Müssen Sie in Ihrem Beruf viel sprechen?
- Wann tritt die Heiserkeit auf? Sind Sie zum Beispiel ständig heiser oder nur zu bestimmten Tageszeiten?
- Haben Sie Schmerzen und/oder Schluckbeschwerden?
- Hatten Sie in letzter Zeit Kontakt zu chemischen Reizstoffen oder Rauch?
- Rauchen Sie? Trinken Sie Alkohol?
- Hatten Sie eine OP im Halsbereich?
Es folgt eine körperliche Untersuchung: Dabei tastet die Ärztin oder der Arzt zum Beispiel die Lymphknoten ab, begutachtet Mundraum und Rachen oder hört die Lunge ab. Besteht der Verdacht, dass eine Infektion hinter der Heiserkeit steckt, kann ein Abstrich sinnvoll sein, um die Erreger zu bestimmen.
Eine Kehlkopfspiegelung kommt vor allem zum Einsatz, wenn die Heiserkeit schon länger besteht. Wichtig ist diese Untersuchung auch bei Beschwerden, die möglicherweise mit einer ernsten Erkrankung in Zusammenhang stehen könnten.
Mit dem Endoskop schaut sich die Fachkraft der HNO-Medizin den Kehlkopf an. Währenddessen kann eine Stroboskopie hilfreich sein: Mit ihrer Hilfe lassen sich die schnell ablaufenden Stimmlippenbewegungen durch eine Art Zeitlupenaufnahme sichtbar machen und so Störungen der Stimmbänder erkennen.
Je nachdem, welche Ursache die Heiserkeit vermutlich hat, können zusätzliche diagnostische Untersuchungen sinnvoll sein – zum Beispiel:
- eine Blutuntersuchung
- eine Röntgenuntersuchung des Kehlkopfs
- eine Ultraschalluntersuchung
- die Entnahme und Untersuchung einer Gewebeprobe (Biopsie)
- eine Computertomographie (CT)
Therapie: Was hilft gegen Heiserkeit?
Bei Heiserkeit richtet sich die Therapie nach der Ursache der Störung. Einige Beispiele:
Schonen: Ist die Heiserkeit entstanden, weil Sie in Ihrem Beruf viel sprechen oder singen müssen, kann eine Stimmtherapie/ein Stimmtraining helfen. Haben Sie Ihre Stimme dagegen einmalig verausgabt, zum Beispiel während eines Rockkonzerts, reicht es aus, sie vorübergehend zu schonen.
Stimmtherapie: Wenn Sie wegen Stimmlippenknötchen eine heisere Stimme haben, kommt ebenfalls eine Stimmtherapie infrage. Eventuell kann man die Knötchen in einem kleinen Eingriff entfernen.
Medikamente: Haben Sie aufgrund einer bakteriellen Kehlkopfentzündung eine belegte und raue Stimme, kommen dagegen Antibiotika zum Einsatz.
Protonenpumpenhemmer: Haben Sie die Refluxkrankheit, sodass saurer Magensaft den Kehlkopf reizt, kann Ihnen die Ärztin oder der Arzt einen Protonenpumpenhemmer (wie Pantoprazol) verschreiben. Das Medikament bindet überschüssige Magensäure.
Psychotherapie: Ist Heiserkeit seelisch bedingt, kann eine Psychotherapie hilfreich sein.
Operation: Steckt ein Kehlkopfkrebs hinter der Heiserkeit, besteht die Behandlung darin, den Tumor operativ zu entfernen und/oder zu bestrahlen.
Was hilft gegen Heiserkeit im Rahmen einer Erkältung?
Ist wegen einer Erkältung die Stimme heiser oder weg, erfolgt in der Regel keine spezielle ärztliche Behandlung. Die Heiserkeit ist spätestens nach ein bis zwei Wochen verschwunden, ohne dass Sie gezielt dagegen etwas tun müssen.
Um Beschwerden wie Fieber, Schnupfen oder Schmerzen zu lindern, können Sie vorübergehend Medikamente mit Wirkstoffen wie Paracetamol oder Diclofenac einnehmen und/oder Nasenspray verwenden.
Video: 5 Tipps gegen Husten und Heiserkeit
Hausmittel Heiserkeit: Was Sie selbst tun können
Wenn Sie heiser sind oder Ihre Stimme weg ist, gibt es vieles, was Sie selbst tun können:
- Schonen Sie Ihre Stimme – das heißt: Sprechen Sie wenig und flüstern Sie auch nicht.
- Versuchen Sie, sich möglichst nicht zu räuspern.
- Trinken Sie viel: Wohltuend sind warme Getränke wie Tee.
- Verzichten Sie in jedem Fall auf Rauchen und meiden Sie verrauchte Räume.
- Trinken Sie am besten keinen Alkohol.
- Meiden Sie vorübergehend sehr heiße und scharf gewürzte Mahlzeiten.
Inwiefern bei Heiserkeit Hausmittel hilfreich sind, ist noch nicht abschließend wissenschaftlich geklärt. Manche Menschen halten warme Milch mit Honig oder Dampfbäder mit Kamille oder Sole-Salzen für geeignete Mittel gegen Heiserkeit. Auch Lutschpastillen (zum Beispiel mit Primelwurzel oder Isländisch Moos) aus der Apotheke können wohltuend sein.
Scharfe Erkältungsbonbons – etwa mit Menthol – sind bei Heiserkeit jedoch nicht zu empfehlen.