Giemen: Was steckt hinter dem Atemgeräusch?
Giemen kann sowohl harmlose als auch ernst zu nehmende Ursachen wie eine Lungenerkrankung haben. Das Atemgeräusch ist ein Hinweis dafür, dass die Atemwege verengt sind. Doch was genau löst Giemen aus, wann ist ärztlicher Rat wichtig und was hilft Betroffenen?
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Giemen
Dabei handelt es sich um ein Atemnebengeräusch, das entstehen kann, wenn die unteren Atemwege verengt sind.
Giemen zeigt sich oft als schriller Pfeifton, der in den meisten Fällen nur beim Abhorchen mit einem Stethoskop wahrnehmbar ist.
Als Ursachen kommen unter anderem Asthma, eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), eine Bronchitis oder ein Fremdkörper in der Lunge infrage.
Die Behandlung hängt vom Auslöser ab. Häufig ist eine medikamentöse Therapie möglich, etwa bei Asthma oder COPD.
Was ist Giemen?
Der Begriff Giemen beschreibt ein Nebengeräusch der Atmung, das in den meisten Fällen nur beim Abhorchen der Lunge mit einem Stethoskop feststellbar ist. Ausgeprägtes Giemen ist mitunter auch ohne Stethoskop hörbar. Es handelt sich um ein pfeifendes, schrilles Geräusch, das vor allem beim Ausatmen (exspiratorisches Giemen), seltener beim Einatmen auftritt.
In der Regel sind Lungen- oder Atemwegserkrankungen dafür verantwortlich, die mit einer Verengung der Atemwege einhergehen. Das Atemgeräusch ist daher ein Symptom und gleichzeitig oft ein Diagnosebefund.
Mögliche Ursachen für Giemen
Giemen kann entstehen, wenn sich die Luft beim Atmen durch verengte oder verkleinerte Atemwege bewegt. Hiervon sind vor allem die unteren Atemwege, die Bronchien und die tief in der Lunge sitzenden Bronchiolen betroffen. Durch den Luftstrom beginnen ihre Wände zu vibrieren, was den typischen Pfeifton erzeugt.
Giemen macht sich vor allem bei der Ausatmung bemerkbar. Das liegt daran, dass durch den dabei entstehenden Druck im Brustraum die Atemwege zusätzlich verengt sind. Tritt das Geräusch hingegen beim Ein- und Ausatmen auf, ist die Verengung meist besonders ausgeprägt. Zudem ist es möglich, dass das Pfeifen im Liegen zu nimmt. Der Grund hierfür ist, dass sich die Atemwege in horizontaler Körperlage weniger weiten.
Verschiedene Erkrankungen kommen als Ursache für verengte Atemwege und damit auch als Auslöser für Giemen infrage. Dazu zählen:
Asthma bronchiale: Dabei handelt es sich um eine chronische Lungenerkrankung, bei der die unteren Atemwege anhaltend entzündet und kurzfristig oder dauerhaft verengt sind. Giemen kann bei Asthma spontan auftreten. Häufig zeigt es sich jedoch als Symptom eines akuten Asthmaanfalls, oft begleitet von Atemnot. Auslöser hierfür sind individuelle Trigger, zum Beispiel Kälte, Tierhaare oder Blütenpollen.
COPD: Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung geht mit einer dauerhaften Schädigung der Lunge und einer Verengung der Atemwege einher. Giemen kann bei COPD dauerhaft während der Ausatmung auftreten oder Symptom einer akuten Verschlechterung (Exazerbation) sein.
Pfeifende Atemgeräusche können zudem plötzlich bei Personen ohne Vorerkrankung entstehen. Meist ist das der Fall bei:
- einer akuten Bronchitis (Entzündung der Bronchienschleimhäute)
- einer Bronchiolitis (Entzündung der Bronchiolen) bei Säuglingen und kleinen Kindern unter 18 Monaten
Seltenere Ursachen für Giemen sind:
- allergische Reaktion
- eingeatmete Fremdkörper oder Reizstoffe (wie starkes Putzmittel)
- Lungenkrebs
- Herzinsuffizienz
- Lungenentzündung (Pneumonie)
- pulmonale Hypertonie (Lungenhochdruck)
Giemen: Wann ist ärztlicher Hilfe wichtig?
Sind Giemen-Geräusche ohne Stethoskop hörbar, sollte zeitnah ärztlicher Rat eingeholt werden. Insbesondere wenn keine Vorerkrankung bekannt sind, ist das Atemgeräusch ärztlich abzuklären. Denn mit bloßem Gehör wahrnehmbares Giemen weist auf eine deutliche Verengung der unteren Atemwege hin. Nur Fachleute sind in der Lage, die Ursache zu ermitteln.
Kommt es zusätzlich zu Symptomen, wie
- Atemnot,
- anderen Atemgeräuschen (Brummen oder Rasselgeräusche),
- starkem Husten,
- Auswurf,
- Abgeschlagenheit oder
- Fieber
ist ebenso eine ärztliche Abklärung wichtig. Eine erste Anlaufstelle bei auffälligen Atemgeräuschen ist die hausärztliche Praxis. Beim Verdacht auf eine Lungenerkrankung erfolgt in der Regel die Überweisung an Fachpraxen für Innere Medizin oder Lungenheilkunde (Pneumologie).
Diagnose: Untersuchungen bei Giemen
Zu Beginn der Diagnosestellung steht ein ausführliches Gespräch (Anamnese) an, bei dem Symptome und mögliche Grunderkrankung, zum Beispiel Asthma oder COPD, geklärt werden.
Im Anschluss stehen verschiedene Untersuchungsmethoden zur Verfügung, um Auslöser für die Atemgeräusche oder eine Verschlechterung der bestehenden Krankheit festzustellen. Zum Einsatz können kommen:
körperliche Untersuchung: Fachleute hören zum Beispiel die Lunge und eventuell das Herz mit einem Stethoskop ab, um Atem- beziehungsweise Herzgeräusche zu kontrollieren. Die Untersuchung des Mund- und Rachenraums ist wichtig, um allergisch bedingte Schwellungen oder Schleimhautveränderungen festzustellen. Zudem wird das Fieber gemessen, um akute Infektionen auszuschließen.
Lungenfunktionstests: Bei Verdacht auf Asthma oder COPD kenn eine Spirometrie durchgeführt werden, um die Funktion der Lunge zu überprüfen.
Blutgasanalyse: Hierbei wird sauerstoffreiches Blut aus einem Ohrläppchen abgenommen und anschließend der Anteil an Kohlendioxid und Sauerstoff im Blut analysiert. Diese Auswertung hilft beispielsweise dabei, den Schweregrad einer COPD oder deren Verschlechterung zu beurteilen.
Bronchoskopie (Lungenspiegelung): Bei dieser Untersuchung wird ein dünner Schlauch mit einer Kamera am Ende vorsichtig über den Mund oder die Nase über die Luftröhre bis in die Bronchien eingeführt. So lassen sich Fremdkörper in den Atemwegen oder andere Auffälligkeiten feststellen.
Pulsoxymetrie: Mithilfe eines kleinen, auf den Finger aufgesteckten Gerätes lässt sich die Sauerstoffsättigung im Blut messen. Eine geringe Sättigung deutet unter Umständen auf eine COPD hin.
Röntgenthorax: Ein Röntgenbild des Brustkorbes und der Lunge kann unter Umständen Hinweise auf Lungenkrebs oder Fremdkörper in der Lunge geben.
Computertomographie (CT): Ein CT ist ein spezielles Röntgenverfahren, das noch genauere Einblicke in den Brustkorb bietet. Dadurch lassen sich etwa Lungentumoren besser lokalisieren und beurteilen.
Unter Umständen sind weitere Untersuchungen notwendig, etwa die Entnahme einer Gewebeprobe aus der Lunge (Biopsie).
Wie verläuft die Behandlung bei Giemen?
Die Behandlung der Giemen-Geräusche hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. Einige Beispiele sind:
Ist Asthma der Auslöser, können sowohl Bedarfs- als auch Dauermedikamente helfen, die entzündeten Atemwege zu beruhigen und so Atemgeräusche und andere Symptome in den Griff zu bekommen.
Bei COPD erleichtern sogenannte Bronchodilatatoren (Sprays oder Pulver zum Inhalieren) das Atmen und verringern Geräusche, indem sie die Atemwege erweitern. Kortisonhaltige Medikamente wirken zudem entzündungshemmend. Entscheidend für die Behandlung ist jedoch vor allem ein dauerhafter Rauchstopp.
Eine (unkomplizierte) akute Bronchitis oder Bronchiolitis heilt meist ohne Therapie ab. Medikamente können andere Beschwerden wie Halsschmerzen oder Fieber lindern.
Verursacht ein Fremdkörper die Verengung in den Atemwegen, wird dieser schnellstmöglich entfernt.
Schwellen die Atemwege durch eine allergische Reaktion an und besteht starke Atemnot, ist oft die sofortige Gabe einer Adrenalinspritze erforderlich. Im Nachgang sind eventuell Medikamente aus der Gruppe der Antihistaminika (Antiallergikum) sinnvoll, um die Symptome weiter zu verringern.
Wird die Grunderkrankung entsprechend behandelt und dadurch die Verengung der Atemwege reduziert, lässt meist auch das Atemgeräusch nach. Da die Therapieoptionen je nach Krankheit jedoch verschieden sind, lässt sich pauschal nicht festlegen, wie lange das Atemnebengeräusch anhält.