Jemand steht auf einer Waage und zieht die Zehen hoch.
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Gewichtszunahme

Von: Till von Bracht (Medizinredakteur, M.A. Sportwissenschaften)
Letzte Aktualisierung: 13.12.2021

Eine Gewichtszunahme kann grundsätzlich viele verschiedene Ursachen haben – häufig hängt die Gewichtszunahme jedoch mit der Ernährung zusammen: Wer mehr Kalorien zu sich nimmt, als der Körper verbraucht, nimmt an Körpergewicht zu. Dies ist ein einfacher, logischer und im Prinzip normaler Prozess.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Gewichtszunahme – was Sie wissen sollten

Im Laufe der Jahre nehmen die meisten Menschen zu – sowohl Männer als auch Frauen. Das liegt vor allem daran, weil die Stoffwechselprozesselangsamer ablaufen und die meisten älteren Menschen sich weniger bewegen.

Einige Frauen glauben, sie würden vor allem in den Wechseljahren an Gewicht zunehmen. Bislang konnten Wissenschaftlicher nicht eindeutig belegen, dass die Wechseljahre an sich für eine Gewichtszunahme verantwortlich sind. Der sinkende Östrogenspiegel bei Frauen in den Wechseljahren führt allerdings dazu, dass ihre Muskelmasse tendenziell abnimmt und ihre Fettmasse zu, gerade am Bauch. Weniger Muskelmasse bedeutet wiederum, dass der Grundumsatzsinkt (d.h. man verbrennt in Ruhe weniger Kalorien) – und das führt bei gleicher Kalorienaufnahme wiederum dazu, dass man zunimmt.

Eine Gewichtszunahme kann aber nicht nur durch die Zunahme an Körperfett, sondern beispielsweise auch durch Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme) bedingt sein. Ebenso ist eine Zunahme von Muskelmasse, zum Beispiel durch Muskeltraining, denkbar.

Aber auch Erkrankungen können zu einer Gewichtszunahme führen – zum Beispiel eine Schilddrüsenüberfunktion. Bei dieser Erkrankung produziert die Schilddrüse zu wenig Schilddrüsenhormone. Durch die fehlenden Hormone arbeitet der Stoffwechsel insgesamt langsamer und die Leistungsfähigkeit nimmt ab. Mögliche Folgen: Müdigkeit, gesteigertes Schlafbedürfnis und Gewichtszunahme.

Im Kindesalter sowie in der Schwangerschaft ist eine definierte Gewichtszunahme durch das Wachstum des Kindes beziehungsweise des Ungeborenen normal und notwendig. Bei gesunden Erwachsenen aber sollte eine Gewichtszunahme vor allem dann ärztlich abgeklärt werden, wenn sie plötzlich, ohne erkennbare Ursache, ungewollt und/oder besonders stark auftritt, um auszuschließen, dass ein Krankheit dahintersteckt.

Gewichtszunahme: Die Rolle der Ernährung

Die tägliche Nahrung ist lebenswichtig – sie versorgt uns mit vielen Nährstoffen und liefert Energie für sämtliche Stoffwechselprozesse. Der Energiegehalt eines Nahrungsmittels wird in Kilokalorien (kcal) oder auch in Kilojoule (kJ) pro 100 Gramm angegeben. So hat ein Apfel zum Beispiel rund 61 Kilokalorien (255 Kilojoule) pro 100 Gramm. Zum Vergleich: 100 Gramm Milchschokolade enthalten etwa 536 Kilokalorien (2245 Kilojoule).

Der tägliche Kalorienbedarf hängt von verschiedenen Faktoren ab, beispielsweise Alter, Geschlecht, Körpergröße und sportliche Aktivität. Männer zwischen 25 und 51 Jahren benötigen – je nach körperlicher Aktivität – etwa 2.900 bis 3.500 Kilokalorien pro Tag, Frauen im gleichen Alter zwischen 2.300 und 2.900 Kilokalorien. Diese Werte beziehen sich auf eine leichte bis mittelschwere körperliche Aktivität.

Eine übermäßige Gewichtszunahme durch zu viel und "hochkalorisches" Essen und zu wenig Bewegung führt zu Übergewicht und Adipositas, im Volksmund auch Fettleibigkeit oder Fettsucht genannt. Dies kann wiederum verschiedene Folgeerkrankungen verursachen, etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes Typ 2. Daher ist es wichtig, einer übermäßigen Gewichtszunahme rasch entgegenzuwirken. Ein Ernährungsberater kann Ihnen wertvolle Ernährungs- und Bewegungstipps geben.

Gewichtszunahme in der Schwangerschaft

Jede Frau nimmt in der Schwangerschaft an Gewicht zu – die eine mehr, die andere weniger. Wie groß die Gewichtszunahme in der Schwangerschaft ist, hängt nicht nur von der Ernährung ab, sondern von vielen weiteren Faktoren. Eine Gewichtszunahme zwischen 7 und 18 Kilo über die gesamte Schwangerschaft ist völlig normal. Sehr schlanke Frauen nehmen in der Schwangerschaft meist mehr zu als Frauen mit einem hohen BMI.

Tabelle: Gewichtszunahme in der Schwangerschaft

 Bei Untergewicht (BMI vor der Schwangerschaft: < 18,5)Bei Normalgewicht (BMI vor der Schwangerschaft: 18,5 – 24,9)Bei Übergewicht (BMI vor der Schwangerschaft: 25 – 29,9)
nach 12 Wochen2 kg1 kg0,5 kg
nach 16 Wochen3,8 - 4,4 kg2,4 - 3 kg1,4 - 1,8 kg
nach 20 Wochen5,5 - 6,6 kg3,8 - 5 kg2,3 - 3,1 kg
nach 24 Wochen7,2 - 9 kg5,2 - 7 kg3,2 - 4,5 kg
nach 28 Wochen9 - 11,2 kg6,6 - 9 kg4,2 - 5,8
nach 32 Wochen9,8 - 13,5 kg8 - 11 kg5,1 - 7,1 kg
nach 36 Wochen12,5 - 16 kg9,4 - 13 kg6 - 8,5 kg
nach 40 Wochen14,3 - 18 kg10,8 - 15 kg7 - 10 kg

Beachten Sie: Bei den Angaben zur Gewichtszunahme in der Schwangerschaft handelt es sich um grobe Richtwerte. Manche Frauen nehmen schon früh in der Schwangerschaft zu, während es bei anderen erst im zweiten oder dritten Schwangerschaftsdrittel der Fall ist. Der Arzt oder die Hebamme wird Ihr Gewicht regelmäßig im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen überprüfen.

typische Ursachen

Eine Gewichtszunahme kann durch verschiedene Ursachen entstehen. Neben der normalen Gewichtszunahme in der Schwangerschaft, während des Wachstums und – in gewissem Maß – auch im Alter, lässt sich eine Zunahme des Körpergewichts häufig auf den Verzehr von zu viel oder zu hochkalorischer Nahrung zurückführen.

Es gibt jedoch auch eine Reihe von Erkrankungen, die bei einer unbeabsichtigten Gewichtszunahme als Ursachen infrage kommen. Die Adipositas (Fettleibigkeit, Fettsucht) gilt dabei als eigenständige Krankheit.

Bei vielen Erkrankungen steigt das Körpergewicht nicht nur durch mehr Körperfett. Häufig lagert das Gewebe auch Wasser ein (Ödemen). So kann sich zum Beispiel bei einer zunehmenden Herzschwäche (Herzinsuffizienz) Wasser im Körper bilden und zu einer Gewichtszunahme führen.

Durch einen verlangsamten Stoffwechsel sowie den Einfluss bestimmter Hormone (wie Östrogen) führen einige Stoffwechselerkrankungen und hormonelle Störungen zu einer Gewichtszunahme. Dazu zählen zum Beispiel folgende Ursachen:

Auch hormonproduzierende Tumoren können eine Gewichtszunahme verursachen, zum Beispiel:

  • Tumor der Hirnanhangsdrüse (Hypophysentumor)
  • Tumor des Hypothalamus (Hypothalamustumor)
  • Insulin-produzierender Tumor (Insulinom)
  • Nebennierenrinden-Tumor

Suchtkrankheiten und psychische Erkrankungen, zum Beispiel Alkoholismus und Depressionen, gehen oft mit Gewichtsveränderungen wie einer Gewichtszunahme einher. Nicht zuletzt können aber auch einige Medikamente, darunter

zu einer Gewichtszunahme führen.

Bei einigen Frauen führt auch die Einnahme der Antibabypille zur Gewichtszunahme. Dies kann auch durch vermehrte Wassereinlagerungen im Gewebe bedingt sein.

Diagnose durch den Arzt

Um Erkrankungen auszuschließen, ist bei einer Gewichtszunahme die genaue Diagnose der jeweiligen Ursachen sinnvoll. Besonders wenn Sie ohne erkennbaren Grund sehr plötzlich und/oder sehr stark zunehmen, sollten Sie sich beim Hausarzt gründlich untersuchen lassen. Versuchen Sie bereits vor der Untersuchung abzuschätzen, wie viel Kilogramm Sie in welchem Zeitraum zugenommen haben. Im Anamnesegespräch erfragt der Arzt einige Details, zum Beispiel:

Bei einer Gewichtszunahme können zur Diagnose verschiedene Untersuchungen notwendig sein. Zunächst sollten Sie oder der Arzt Ihr aktuelles Körpergewicht mithilfe einer Waage ermitteln. Zudem kann der Arzt Ihren Taillenumfang messen und den sogenannten Body Mass Index (BMI) berechnen. Dieser Wert gibt an, ob Sie übergewichtig oder vielleicht sogar adipös (fettleibig) sind. Welcher BMI für Sie angemessen ist, richtet sich nach Ihrem Geschlecht, dem Alter und der Körpergröße.

Im Anschluss daran folgt eine gründliche körperliche Untersuchung, bei welcher der Arzt auch Puls und Blutdruck misst und gegebenenfalls ein EKG und eine Ultraschalluntersuchung durchführt. Auch schaut sich der Arzt Ihre Fußknöchel an, denn hier erkennt er rasch, ob sich Wasser im Gewebe (Ödeme) eingelagert hat, das zur Gewichtszunahme führt.

Eine Blutuntersuchung gibt weiteren Aufschluss über mögliche Ursachen der Gewichtszunahme. Für die Diagnose interessieren unter anderem die Blutfettwerte, die Schilddrüsenwerte, der Blutzuckerspiegel, Leber- und Nierenwerte sowie einige weitere Blutwerte. Besteht der Verdacht auf eine bestimmte Erkrankung als Ursache der Gewichtszunahme (z.B. Schilddrüsenunterfunktion, Hypophysentumor etc.), sind im Rahmen der Diagnose weitere Untersuchungen erforderlich.

Bei einer Gewichtszunahme, die durch ein verändertes Essverhalten bedingt ist, kann eine Ernährungsanalyse bei einem Experten (z.B. Ernährungswissenschaftler) sinnvoll sein.

Was hilft?

Unser Körpergewicht unterliegt ständigen Schwankungen – daher ist eine leichte Gewichtszunahme in der Regel nicht besorgniserregend. Wenn Sie aber dauerhaft und über mehrere Jahre mehr Kalorien zu sich nehmen, als Sie benötigen, wird Ihr Körper die überschüssige Energie in Form von Fett speichern.

Bei einer Adipositas ist es wichtig, dass Sie Ihre Ernährung, Ihr Bewegungs- und Ihr Essverhalten wieder normalisieren. Diese Maßnahmen senken auch das Risiko, an einem Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken – eine häufige Folgeerkrankung der Adipositas. Der behandelnde Arzt sowie weitere Therapeuten können Sie während der Umstellungsphase und darüber hinaus beraten und unterstützen. Ein Ernährungsberater kann Ihnen außerdem dabei helfen, Ihre Essgewohnheiten zu analysieren und gemeinsam mit Ihnen einen individuellen Ernährungsplan aufzustellen, mit dem Sie langfristig Ihr Körpergewicht reduzieren und halten können. Medikamente oder eine Operation sind bei Adipositas nur in besonderen Fällen ratsam.

Liegt der Gewichtszunahme eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) zugrunde, verordnet der Arzt eine Therapie mit Schilddrüsen-Tabletten. Diese enthalten das Hormon Thyroxin, das den Stoffwechsel beziehungsweise die "Energieverbrennung" anregt. Hat der Arzt einen Tumor diagnostiziert, zum Beispiel der Hirnanhangsdrüse (Hypophysentumor), ist in der Regel eine Operation notwendig.

Führen bei Ihnen Medikamente zu Gewichtszunahme, sollten Sie mit Ihrem Arzt über die weitere Therapie sprechen. Er kann entscheiden, ob Sie auf andere Präparate ausweichen können, die das Körpergewicht nicht oder weniger beeinflussen. Dies gilt besonders für Frauen, die mit der Antibabypille verhüten. Sprechen Sie in diesem Fall Ihren Frauenarzt auf die Gewichtszunahme an. Er kann Ihnen gegebenenfalls ein anderes Präparat verschreiben. Bitte setzen Sie keine Medikamente ohne ärztliche Zustimmung ab!