Eingeschlafene Hände und Füße: Das steckt hinter dem Kribbeln
Eingeschlafene Gliedmaßen hat wohl jeder Mensch hin und wieder. Aber woher kommt das Kribbeln in den Händen und Füßen eigentlich? Und welche Erkrankungen kommen infrage, wenn Extremitäten immer wieder einschlafen und kribbeln?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Darum kommt es zu eingeschlafenen Händen und Füßen
Zu eingeschlafenen Händen oder Füßen kommt es, wenn Druck auf einen Nerv ausgeübt wird. Das kann zum Beispiel passieren, wenn man nachts auf dem Arm liegt oder tagsüber lange die Beine übereinander geschlagen hat. Der Nerv wird abgeklemmt und kann Reize nicht mehr richtig zum Gehirn weiterleiten. Gleichzeitig engt der Druck oft Blutgefäße ein und unterbricht die Blutzufuhr zu den Nervenzellen.
Hände und Füße kribbeln beim "Aufwachen"
Bewegt man sich oder ändert die Position, lässt der Druck auf Nervenzellen und Gefäße nach. Die Durchblutung findet wieder statt, die Nervenzellen senden und empfangen wieder Signale – Hände oder Füße "wachen auf". Die Nervenzellen brauchen jedoch ein paar Minuten, um sich von dem Informations- und Versorgungsengpass zu erholen, und feuern ihre Signale deshalb anfangs unkoordiniert ab. Dadurch kommt beim Gehirn zuerst eine Art Signalrauschen an, das dann als unangenehmes Kribbeln, Piksen oder Ameisenlaufen wahrgenommen wird. Fachleute sprechen von sogenannten Parästhesien.
Hände schlafen nachts ein: Was ist die Ursache?
Es kommt häufig vor, dass Menschen nachts oder morgens mit eingeschlafenen Händen aufwachen. Ein möglicher Grund ist die Schlafposition: Wer beispielsweise das abgeknickte Handgelenk unter dem Kopfkissen liegen hat, klemmt damit Nerven ein. Das Gehirn reagiert und veranlasst den Körper, aufzuwachen und die Schlafposition zu ändern. Möglicherweise ist dann schon die ganze Hand oder der ganze Arm taub und kaum noch zu spüren. Dann hilft es, Hand oder Arm auszuschütteln, zu massieren oder mit wiederholten Greifbewegungen Blut in die Gliedmaßen zu pumpen.
Wer häufig mit eingeschlafenen Händen aufwacht, sollte möglicherweise versuchen, die Schlafposition zu wechseln. Falls die Beschwerden anhalten, ist ärztlicher Rat sinnvoll. Denn hinter dem nächtlichen Kribbeln in Fingern und Händen könnte beispielsweise eine Nervenschädigung wie das Karpaltunnelsyndrom stecken.
Eingeschlafene Hände oder Füße: Wenn das Kribbeln immer wiederkehrt oder anhält
Kommt es immer wieder ohne erkennbaren Grund zu Kribbeln oder Piksen in Händen oder Füßen, sprechen Fachleute von chronischen Parästhesien. Diese können Symptom verschiedener gesundheitlicher Probleme sein, weshalb sie ärztlich untersucht werden sollten. Dazu zählen zum Beispiel:
Eingeklemmte Nerven: Sind Hände dauerhaft wie eingeschlafen, kann es sein, dass ein Nerv eingeklemmt oder abgedrückt ist. Das kann zum Beispiel der Fall sein beim Karpaltunnelsyndrom, einer schmerzhaften Quetschung des Karpaltunnels im Handgelenk, die sich anfangs oft durch nächtliches Kribbeln in den Fingern bemerkbar macht. Auch beim sogenannten Mausarm oder einem Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule kann es zu chronisch eingeschlafenen Händen kommen.
Polyneuropathie: Bei dieser Erkrankung kommt es ebenfalls zu Nervenschädigungen mit Empfindungsstörungen. Die Ursachen sind vielfältig, neben einem unzureichend behandelten Diabetes mellitus ist zum Beispiel Alkohol ein möglicher Auslöser.
Multiple Sklerose (MS): Missempfindungen wie bei eingeschlafenen Händen und Füßen gehören zu den frühen Symptomen der chronisch-entzündlichen Erkrankung des zentralen Nervensystems.
Raynaud-Syndrom: Bei dieser Durchblutungsstörung verfärben sich Finger oder Zehen weiß und kribbeln oder werden taub.
Migräne: Bei einer Migräne mit Aura kann es zu Beschwerden wie Kribbeln und Taubheitsgefühlen in den Händen kommen, ähnlich wie bei eingeschlafenen Händen.
Guillan-Barré-Syndrom: Bei dieser Autoimmunerkrankung entzünden sich Nervenzellen, was unter anderem zu Missempfindungen in den Gliedmaßen führt.
Krebs: Sowohl Tumoren selbst als auch die Krebstherapie können Nerven schädigen und zum Gefühl von eingeschlafenen Händen oder Füßen führen.
Nährstoffmangel: Fehlt es dem Körper an bestimmten Nährstoffen, kann es häufiger zu eingeschlafenen Händen und Füßen kommen. Vor allem ein Vitamin-B12-Mangel führt mitunter zu Missempfindungen.
Wann zum Arzt bei Kribbeln in Händen und Füßen?
Wenn Hände und Füße immer wieder einschlafen oder scheinbar dauerhaft eingeschlafen sind, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. Dies gilt besonders, wenn weitere Symptome hinzukommen, wie:
- Schmerzen
- anhaltende Taubheitsgefühle
- Lähmungen
- Sehstörungen
- Schwindel
- Übelkeit und Erbrechen