Frau misst Puls mit Fitnesstracker
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Bradykardie: Wenn das Herz zu langsam schlägt

Von: Anna Besson (Medizinautorin und Biologin)
Letzte Aktualisierung: 27.06.2023

Bei der Bradykardie handelt es sich um eine Herzrhythmusstörung, bei der das Herz zu langsam schlägt. Dies liegt daran, dass der Schrittmacher im Herzen, der Sinusknoten, in seiner Funktion eingeschränkt ist. Welche Konsequenzen der langsame Herzschlag hat, lesen Sie hier.

Zusammenfassung

  • Definition: Als Bradykardie wird bei Erwachsenen eine Herzschlagfrequenz von unter 60 Schlägen pro Minute bezeichnet.
  • Symptome: Die Bradykardie ist nicht immer spürbar, häufige Symptome sind jedoch Schwindel, Kopfschmerzen, Leistungsabfall, Atemnot oder Übelkeit.
  • Ursachen: Eine Bradykardie kann durch Leistungssport hervorgerufen werden. Das Herz ist dann so muskulös, dass es den Körper mit weniger Schlägen effizient versorgen kann. Eine krankhafte Bradykardie hat ihre Ursache in einem nicht ausreichend aktiven Sinusknoten, dem Schrittmacher des Herzens. Dieser kann durch andere Grunderkrankungen geschwächt werden, zum Beispiel eine Schilddrüsenunterfunktion.
  • Diagnose: Das Langzeit-EKG gibt Aufschluss darüber, ob eine Bradykardie vorliegt und welche Ursache ihr zugrunde liegt.
  • Behandlung: Die Therapie der zugrundeliegenden Erkrankung steht im Vordergrund. Reicht dies nicht aus, stellen Herzmedikamente oder der Einsatz eines Herzschrittmachers weitere Behandlungsoptionen dar.
  • Verlauf: Die Bradykardie ist eine fortschreitende Erkrankung, die unbehandelt zu einer Herzschwäche und weiteren Schäden an den Organen führen kann.

Was ist eine Bradykardie?

Schlägt das Herz eines Erwachsenen weniger als 60 Mal die Minute, wird dies als Bradykardie bezeichnet. Dieser niedrige Puls kann krankhaftt, in individuellen Fällen aber auch normal sein. Das ist beispielsweise bei den Menschen der Fall, die Leistungssport treiben. Das Herz ist dann meist so groß und muskulös, dass im Ruhezustand weniger als 60 Schläge pro Minute nötig sind, um den Körper ausreichend mit sauerstoffreichem Blut zu versorgen.

Doch auch sonst kann die Herzfrequenz absinken, ohne dass dies einen Krankheitswert hat, denn auch die körperliche Belastung im Alltag beeinflusst den Puls. So kann er im Schlaf ebenfalls auf unter 60 Schläge sinken und trotzdem den Körper ausreichend mit Sauerstoff versorgen. Auch bei jungen und älteren Menschen sinkt der Ruhepuls oft so weit runter.

Bei diesen Formen der Bradykardie handelt es sich nicht um eine Herzerkrankung. Erst wenn das Herz seine Schlagfrequenz nicht an die körperliche Belastung anpasst und dadurch einschränkende Symptome auftreten, kann dies auf die Herzrhythmusstörung Bradykardie hindeuten. Das Gegenteil zur Bradykardie ist die Tachykardie, bei welcher der Herzschlag beschleunigt ist.

Welche Symptome treten bei einer Bradykardie auf?

Eine Bradykardie ist nicht immer spürbar. Schlägt das Herz krankhaft zu langsam, wird das Gehirn nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Bei einer Bradykardie zeigen sich dann unter anderem folgende Symptome:

  • Atemnot
  • Sauerstoffmangel (Hypoxie)
  • Schwindel
  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit
  • niedriger Blutdruck (Hypotonie)
  • Kreislaufkollaps (Ohnmacht, Synkope)
  • Müdigkeit
  • Leistungsabfall
  • Herzinsuffizienz

Wodurch wird eine Bradykardie verursacht?

Herzschläge entstehen durch elektrische Impulse, unter denen sich der Herzmuskel zusammenzieht und Blut in die Kammern pumpt. Den Takt für die elektrischen Impulse, die das Herz selbst erzeugt, gibt der Sinusknoten vor. Von diesem kleinen Bereich im rechten Vorhof breiten sich die Signale über die Vorhöfe bis hin zum Atrioventrikularknoten (AV-Knoten) aus. Dieser liegt in etwa der Mitte des Herzens, wo die Vorhöfe und Kammern aneinander angrenzen. Er leitet die Signale über das His-Bündel und die Purkinje-Fasern an die Muskelzellen in die Herzkammern weiter, die dann kontrahieren. Der AV-Knoten stellt mit diesen spezialisierten Muskelzellen die einzige elektrische Verbindung dar zwischen den Vorhöfen und den Kammern.

Es gibt verschiedene Formen bradykarder Herzrhythmusstörungen, deren Ursachen unterschiedlich sein können. Sendet der Sinusknoten zu wenige elektrische Signale, dann wird dies als Sinusbradykardie bezeichnet. Diese Form tritt bei leistungssportlich aktiven und auch generell bei Menschen im Schlaf auf und ist in diesen Fällen nicht behandlungsbedürftig. Allerdings können auch verschiedene Erkrankungen die Ursache sein für eine Sinusbradykardie, die dann behandlungsbedürftig wird:

Daneben sind auch Medikamente wie Betablocker oder Drogen wie Alkohol in der Lage, den Sinusknoten so zu beeinflussen, dass das Herz weniger häufig schlägt. Auch eine starke Unterkühlung (Hypothermie) oder ein Kaliummangel (Hypokaliämie) kann die Herzfrequenz herabsetzen.

Werden oder lassen sich die Ursachen einer krankhaften Sinusbradykardie nicht ausreichend behandeln, ist es möglich, dass der Sinusknoten als Taktgeber für den Herzschlag vollständig ausfällt. In einem solchen Fall übernimmt der AV-Knoten die Schrittmacheraufgabe, der jedoch eine Frequenz von nur etwa 40 bis 50 Schlägen pro Minute vorgibt. Bei diesem Sick-Sinus-Syndrom handelt es sich um einen Herzrhythmus, der deutlich langsamer ist als der normale Ruhepuls. Der Ersatzrhythmus wird medizinisch auch als AV-Rhythmus bezeichnet.

Ist die Erregungsleitung entlang der Purkinje-Fasern zu den Muskelzellen der Herzkammern, gestört, sind diese in der Lage, selbst elektrische Signale und damit einen Rhythmus zu erzeugen. Dieser ist jedoch mit etwa 20 bis 30 Schlägen pro Minute so langsam, dass der Körper nicht dauerhaft mit Sauerstoff versorgt werden kann.

Wie erfolgt die Diagnose bei Bradykardie?

Die Bradykardie lässt sich nur mittels eines Elektrokardiogramms (EKG) erfassen. Oft muss die betroffene Person dieses über 24 Stunden oder über einen längeren bestimmten Zeitraum tragen (Langzeit-EKG), um den gestörten Rhythmus aufzuzeichnen. Dies geschieht über Elektroden auf der Brust, welche die Herzströme erfassen und über die ableitenden Kabel an den tragbaren Schreiber übertragen. Die Aufzeichnungen lassen nicht nur einen Schluss darüber zu, ob eine Bradykardie vorliegt, sondern auch über die mögliche Ursache, zum Beispiel einen Herzinfarkt.

Wie sieht die Behandlung bei Bradykardie aus?

Die Behandlung der Bradykardie richtet sich zum einen nach ihrem Krankheitswert und zum anderen nach ihrer Ursache. So muss eine durch Leistungssport ausgelöste Bradykardie mit zu wenigen Herzschlägen bei Erwachsenen nicht medikamentös behandelt werden.

Liegt der Bradykardie eine Erkrankung zugrunde, lässt sie sich unter Umständen mit Medikamenten beheben, zum Beispiel im Falle einer Schilddrüsenunterfunktion durch die Einnahme von Hormonen. Daneben können Herzmedikamente wie Antiarrhythmika zum Einsatz kommen. Auch Herzschrittmacher stellen eine Behandlungsmöglichkeit dar. Dieser verhindert über elektrische Impulse, dass sich der Herzschlag gefährlich verlangsamt.

Wie verläuft eine Bradykardie?

Behandlungsbedürftig ist eine Bradykardie erst, wenn die Herzschläge deutlich unter 50 Schlägen pro Minute liegen oder Symptome auftreten. Bleibt eine Behandlung aus, kommt es im Verlauf zu einer Herzschwäche sowie Organschäden.