pH-Werte: Bedeutung für den Körper und Tabelle
Der pH-Wert spielt für den Körper eine wichtige Rolle. Je nachdem, um welche Körperflüssigkeit es sich handelt, ist der pH-Wert unterschiedlich hoch. Abweichungen können gesundheitliche Auswirkungen haben. Was ein zu hoher oder zu niedriger pH-Wert im Blut bedeutet und welche Symptome für Abweichungen sprechen, erfahren Sie hier.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum pH-Wert
Fällt der pH-Wert im Blut unter 7,36, ist er zu niedrig. Fachleute sprechen von einer Azidose.
Liegt der pH-Wert im Blut über 7,44, gilt er als zu niedrig. Medizinisch ist die Rede von einer Alkalose.
Die Messung des pH-Werts im Körper erfolgt entweder durch eine Blut- oder eine Urinuntersuchung.
Was ist der pH-Wert?
Der pH-Wert ist ein Maß dafür, wie sauer oder basisch eine Lösung ist. Er gibt an, wie viele Wasserstoffionen (H+) in ihr vorhanden sind. Es gilt: je niedriger der pH-Wert, desto saurer die Lösung. Im medizinischen Sinne geht es meist um den pH-Wert des Bluts, der bei gesunden Menschen etwa 7,4 beträgt.
Die wissenschaftliche Definition des pH-Werts lautet: Der pH-Wert ist der negative dekadische Logarithmus der Wasserstoffionenkonzentration, pH = -lg [H+]. Die Abkürzung "pH" leitet sich von potentia hydrogenii ab, was übersetzt so viel wie "Stärke des Wasserstoffs" bedeutet.
Der pH-Wert kann von 0 (äußerst sauer) bis 14 (sehr alkalisch/basisch) sein. Dabei gilt allgemein:
- pH-Wert < 7 = sauer
- pH-Wert = 7 = neutral (z. B. reines Wasser)
- pH-Wert > 7 = alkalisch (basisch)
Der pH-Wert spielt für unzählige, teils lebensnotwendige Stoffwechselprozesse im menschlichen Körper eine wichtige Rolle, zum Beispiel für:
- den Zuckerstoffwechsel (Glykolyse)
- die Muskeltätigkeit und die Erregungsausbreitung im Herzen
- den Gefäßwiderstand
- die Sauerstoffbindung des Blutes durch den roten Blutfarbstoff (Hämoglobin)
pH-Wert: Bestimmung mittels Blutgasanalyse
Der pH-Wert lässt sich (zusammen mit anderen Werten) mithilfe einer Blutgasanalyse (BGA) schnell und einfach bestimmen. Sie spielt auch in der Notfallmedizin eine Rolle, da der pH-Wert des Blutes ein wichtiger Hinweis auf bestimmte Krankheiten oder Störungen sein kann.
Bei einer Blutgasanalyse prüft die*der Ärztin*Arzt, ob der pH-Wert des Blutplasmas höher oder niedriger ist als bei gesunden Menschen:
- Als normal gilt ein pH-Bereich von 7,36 bis 7,44.
- Fällt der pH-Wert im Blut unter 7,36, liegt eine Azidose vor.
- Steigt der pH-Wert über 7,44, sprechen Fachleute von einer Alkalose.
pH-Wert: Säure-Basen-Haushalt
Unter dem Begriff Säure-Basen-Haushalt verstehen Fachleute ein Regelsystem des Körpers, das den pH-Wert im Blut stabil halten soll.
Der Körper nutzt dazu Puffersysteme. Insbesondere Eiweiße wie Hämoglobin oder Albumin können überschüssige Wasserstoffionen binden. Ist die Wasserstoffionenkonzentration im Blut oder Harn zu gering, geben sie diese hingegen ins Blut ab.
Um den pH-Wert im Blut im Gleichgewicht zu halten, sind vor allem Lunge, Nieren und Leber wichtig. Über die Lunge wird saures Kohlendioxid ausgeatmet. Die Nieren wiederum halten den Säure-Basen-Haushalt im Gleichgewicht, indem sie
die Base Hydrogenkarbonat (Bikarbonat, HCO-3) in den Harn abgeben, wenn etwa der pH-Wert im Blut zu hoch ist oder
Wasserstoffionen ausscheiden, wenn der pH-Wert im Blut zu niedrig ist (dann ist zu viel Säure im Körper vorhanden).
Bei einer Azidose ist der pH-Wert im Blut durch organische Ursachen zu niedrig – der Körper ist gewissermaßen übersäuert. Das kann etwa bei Stoffwechsel-, Lungen- oder Nierenerkrankungen der Fall sein.
pH-Wert: Störungen des Säure-Basen-Haushalts
Fachleute unterscheiden zwei verschiedene Arten von Störungen des pH-Werts, die
- respiratorischen und
- nicht-respiratorischen (metabolischen) Störungen.
Respiratorische Störungen
Bei einer respiratorischen Störung ändert sich der pH-Wert aufgrund eines Problems im Bereich der Lunge beziehungsweise der Atmung. In solchen Fällen versucht der Körper, den pH-Wert über die Nieren und die Leber wieder auszugleichen.
pH-Wert im Blut zu niedrig (Azidose)
Eine respiratorische Übersäuerung (Azidose) ist beispielsweise möglich bei:
- Verlegung der Atemwege oder einer Verhinderung des Gasaustauschs in der Lunge, z. B. bei einem Lungenödem (Wasser in der Lunge)
- Lungenentzündung (Pneumonie)
- Verlust von funktionstüchtigem Lungengewebe, etwa bei Tuberkulose
- unzureichendem Atemantrieb, beispielsweise bei einer Schlafmittelvergiftung
- Lähmung der Atemmuskulatur, z. B. bei Polio
- Fehlfunktion der Atemreflexe
Mitunter kann der Körper empfindlich auf eine Störung des Säure-Basen-Haushalts reagieren. Im Falle einer Azidose (pH-Wert < 7,36) sind unter anderem folgende Veränderungen und Beschwerden möglich:
- erhöhte Blutzuckerwerte (Hyperglykämie)
- zu hohe Konzentration von Kalium im Blut (Hyperkaliämie)
- Herzrhythmusstörungen
- Erweiterung der Gefäße
- Blutdruckabfall
- vertiefte Atmung (sog. Kussmaul-Atmung)
- erhöhter Gehirndruck
- Bewusstlosigkeit
pH-Wert im Blut zu hoch (Alkalose)
Wer hingegen zu schnell und zu tief atmet, zum Beispiel durch Stress oder Aufregung, scheidet zu viel Säure über die Lunge aus. Es kann zu einer respiratorischen Alkalose kommen, bei der sich der Blut-pH-Wert erhöht.
Mögliche Symptome einer Alkalose (pH-Wert > 7,44) sind zum Beispiel:
- niedriger Blutzuckerwert (Hypoglykämie)
- zu geringe Konzentration von Kalium im Blut (Hypokaliämie)
- Herzrhythmusstörungen
- Krämpfe
- flache Atmung
Stellen Ärzt*innen eine Alkalose oder Azidose fest, versuchen sie, den pH-Wert wieder in den richtigen Bereich zu bringen. Bei einer Hyperventilation helfen Fachleute Betroffenen, wieder zu einer normalen Atmung zu finden. Auch Medikamente, die gegen die Ursache der Störung wie eine Infektion wirken, können zum Einsatz kommen.
Nicht-respiratorische Störungen
Bei einer nicht-respiratorischen Störung liegt die Ursache nicht in der Lunge. Der Körper versucht über eine verstärkte oder verminderte Atmung, Säuren aus dem Kreislauf zu befördern oder entsprechend mehr Säuren zurückzuhalten.
Zu einer nicht-respiratorischen Übersäuerung kann es zum Beispiel kommen bei:
- Nierenschwäche oder Nierenversagen (wenn zu wenig Säure ausgeschieden wird)
- Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus (Säuren fallen im Stoffwechsel an)
- schwerer körperlicher Arbeit oder Sauerstoffmangel (es fällt vermehrt Milchsäure im Stoffwechsel an)
- langanhaltendem Durchfall (man scheidet zu viele Basen aus)
- manchen Vergiftungen
Bei heftigem Erbrechen hingegen steigt der pH-Wert (wird also basischer bzw. alkalischer), weil der Körper viel Magensäure verliert – es kann zu einer nicht-respiratorischen Alkalose kommen.
Übersäuerung durch Ernährung?
Umgangssprachlich ist häufig von einer Übersäuerung durch die Ernährung die Rede. Säuren häufen sich im Körper beispielsweise bei einer sehr fleischhaltigen Ernährung an, Basen werden vorwiegend durch pflanzliche Kost aufgenommen.
Für ansonsten gesunde Menschen ist es jedoch kaum möglich, den pH-Wert im Blut durch eine ungünstige Ernährung zu verschieben. Dank seiner Puffersysteme kann der Körper die Säuren und Basen, die er bei der Ernährung aufnimmt, entsprechend abfangen – und den pH-Wert dadurch konstant halten.
Aus diesem Grund sind Konzepte wie eine sogenannte Säure-Basen-Diät aus wissenschaftlicher Sicht weder nachvollziehbar noch sinnvoll.
Warum eine hohe Säurelast trotzdem ungünstig sein kann
Allerdings kann eine einseitige Ernährung, die zu einer hohen Säurelast beiträgt (z. B. durch einen hohen Fleischanteil), trotzdem ungünstig sein: Denn der pH-Wert des Blutes bleibt zwar unverändert, dennoch muss der Körper eine erhöhte Säurelast loswerden. Das geschieht in der Regel, indem die Nieren vermehrt Säuren über den Urin ausscheiden. Bei Betroffenen ist dieser messbar saurer.
Als Folge der Säure-Ausscheidung steigt der Wert des Stresshormons Cortisol. Erhöhte Cortisol-Werte können auf Dauer gesundheitliche Folgen wie erhöhten Blutdruck haben. Deshalb kann eine hohe Säurelast indirekt ungünstig für die Gesundheit sein.