Man sieht einen pH-Wert-Teststreifen, eine Auswertungshilfe und einen Behälter mit Urinprobe.
© Getty Images

pH-Wert

Von: Onmeda-Redaktion, Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 15.09.2020

Der pH-Wert spielt für den Körper eine wichtige Rolle. Je nachdem, welche Funktionen Flüssigkeiten im Körper haben, kann dieser unterschiedlich hoch sein. Abweichungen können gesundheitliche Auswirkungen haben.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Was ist der pH-Wert?

Der pH-Wert ist ein Maß dafür, wie sauer oder basisch eine Lösung ist. Er gibt an, wie viele Wasserstoffionen (H+) in ihr vorhanden sind. Hierbei gilt: Je niedriger der pH-Wert, desto saurer die Lösung. Im medizinischen Sinne geht es oftmals um den pH-Wert des Blutes, der bei Gesunden etwa 7,4 beträgt.

Der pH-Wert kann von 0 (äußerst sauer) bis 14 (sehr alkalisch) reichen. Dabei gilt allgemein:

  • pH-Wert < 7 = sauer
  • pH-Wert = 7 = neutral (z. B. reines Wasser)
  • pH-Wert > 7 = alkalisch (basisch)

Der pH-Wert spielt für unzählige, teils lebensnotwendige Stoffwechselprozesse im menschlichen Körper eine wichtige Rolle, zum Beispiel für:

  • den Zuckerstoffwechsel (Glykolyse)
  • die Muskeltätigkeit und die Erregungsausbreitung im Herzen
  • den Gefäßwiderstand
  • die Sauerstoffbindung des Blutes durch den roten Blutfarbstoff (Hämoglobin)

Die wissenschaftliche Definition des pH-Werts lautet: Der pH-Wert ist der negative dekadische Logarithmus der Wasserstoffionenkonzentration, pH = -lg [H+]

Die Abkürzung "pH" leitet sich von potentia hydrogenii ab, was übersetzt so viel wie "Stärke des Wasserstoffs" bedeutet.

pH-Wert: Blutgasanalyse

Der pH-Wert lässt sich (zusammen mit anderen Werten) im klinischen Alltag mithilfe einer Blutgasanalyse (BGA) schnell und einfach bestimmen. Sie spielt auch in der Notfallmedizin eine Rolle, da der pH-Wert des Blutes ein wichtiger Hinweis auf bestimmte Krankheiten oder Störungen sein kann.

Bei einer Blutgasanalyse prüft der Arzt, ob der pH-Wert des Blutplasmas höher oder niedriger ist als bei gesunden Menschen:

  • Als normal gilt ein pH-Bereich von 7,36 bis 7,44.
  • Fällt der pH-Wert im Blut unter 7,36 liegt eine Azidose vor.
  • Steigt der pH-Wert über 7,44, sprechen Ärzte von einer Alkalose.

pH-Wert: Säure-Basen-Haushalt

Unter dem Begriff Säure-Basen-Haushalt versteht man ein Regelsystem des Körper, das den pH-Wert im Blut stabil halten soll.

Dazu nutzt der Körper Puffersysteme, etwa im Blut und im Harn. Hierbei handelt es sich vor allem um Eiweiße, die überschüssige Wasserstoffionen binden können oder – bei zu niedriger Konzentration – Wasserstoffionen ins Blut abgeben können. Zu diesen Eiweißen zählen beispielsweise Hämoglobin und Albumin.

Der Körper hält den pH-Wert des Blutes vor allem über die Lunge und die Nieren, aber auch mithilfe der Leber auf einem gleichmäßigen Niveau: Zum einen atmet er über die Lunge das saure Kohlendioxid ab, zum anderen tragen die Nieren zum Säure-Basen-Haushalt bei, indem sie

  • entweder Wasserstoffionen ausscheiden, wenn der Blut-pH-Wert zu niedrig ist (zu viel Säure im Körper vorhanden ist),
  • oder indem sie Hydrogenkarbonat (Bikarbonat, HCO3-), eine Base, in den Harn abgeben, wenn der Blut-pH-Wert zu weit nach oben abweicht.

Bei einer Azidose ist der Körper gewissermaßen übersäuert, zum Beispiel wenn der pH-Wert im Blut aufgrund organischer Ursachen sinkt – wie etwa bei Stoffwechselerkrankungen, Nierenerkrankungen oder Lungenerkrankungen.

Video: Übersäuern durch Ernährung – geht das wirklich?

Tabelle: pH-Werte verschiedener Körperflüssigkeiten und Organe (Beispiele)

Körperflüssigkeiten, Organenormaler pH-Bereich
Blut7,36–7,44
Urin4,5–7,9
(normalerweise leicht sauer, je nach Ernährung aber auch alkalisch)
Magen1–4
Galle6,5–8,2
Pankreassekret7,5–8,8
Stuhl7
Dünndarm> 8
Speichel5,5–7,8
Haut5,2–5,8, Mittelwert 5,5 ("Säureschutzmantel");
Ausnahmen sind z. B. Achseln (pH 7,1), Fußsohlen (pH 7,0) und der Hautbereich um den After herum (pH 6,5).
Schweiß4,5
(Infektionsschutz durch antibakterielle Wirkung)
Vagina (Scheide), in den unteren zwei Dritteln4–5
Gebärmutterhalssekret (Zervixschleim) bzw. oberes Scheidendrittel7–8,5
Scheidenausfluss bei geschlechtsreifen Frauen3,8–4,5
 
Scheidenausfluss vor der ersten Regelblutung (Menarche) und nach der letzten Regelblutung (Menopause)> 5
Fruchtwasser7-7,5
Sperma7,2–8
Körperzellen (Zellplasma)In Körperzellen finden sich normalerweise mehr Wasserstoffionen als im Blut – hier liegt der pH-Wert bei etwa 7,0–7,3.

pH-Wert: Störungen des Säure-Basen-Haushalts

Ärzte unterscheiden in puncto pH-Wert-Störungen sogenannte

  • respiratorische und
  • nicht-respiratorische (metabolische) Störungen.

Respiratorische Störungen

Bei einer respiratorischen Störung ändert sich der pH-Wert aufgrund eines Problems im Bereich der Lunge beziehungsweise der Atmung. In solchen Fällen versucht der Körper, den pH-Wert über die Nieren und die Leber wieder auszugleichen.

pH-Wert im Blut zu niedrig (Azidose)

Zu einer respiratorischen Übersäuerung (Azidose) kommt es zum Beispiel bei:

  • Verlegung der Atemwege oder einer Verhinderung des Gasaustauschs in der Lunge, z. B. bei einem Lungenödem ("Wasser in der Lunge")
  • Lungenentzündung (Pneumonie)
  • Verlust von funktionstüchtigem Lungengewebe (etwa bei Tuberkulose)
  • unzureichendem Atemantrieb (etwa bei einer Schlafmittelvergiftung)
  • Lähmung der Atemmuskulatur (z. B. bei Polio)
  • Fehlfunktion der Atemreflexe

Der Körper reagiert empfindlich auf eine Störung seines Säure-Basen-Haushaltes. Im Falle einer Azidose (pH-Wert < 7,36) kann es unter anderem zu folgenden Veränderungen und Beschwerden kommen:

pH-Wert im Blut zu hoch (Alkalose)

Wer hingegen zu schnell und zu tief atmet (übersteigerte Atmung bei Hyperventilation), zum Beispiel durch Stress oder Aufregung, scheidet zu viel Säure über die Lunge aus. Es kommt zu einer respiratorischen Alkalose, bei der sich der Blut-pH-Wert erhöht.

Mögliche Symptomeeiner Alkalose (pH-Wert > 7,44) sind zum Beispiel:

  • Die Blutzuckerwerte sind zu niedrig (Hypoglykämie).
  • Kalium strömt in die Zellen und führt dazu, dass die Konzentration im Blut sinkt (Hypokaliämie).
  • Herzrhythmusstörungen treten auf.
  • Es kann zu Krämpfen kommen.
  • Die Atmung ist möglicherweise vermindert und flach.

Stellen Ärzte eine Alkalose oder Azidose fest, versuchen sie, den pH-Wert wieder in den richtigen Bereich zu bringen. Hierzu eignen sich neben Sofortmaßnahmen unter anderem Medikamente, die gegen die Ursache der Störung wirken (etwa eine Infektion).

Nicht-respiratorische Störungen

Bei einer nicht-respiratorischen Störung liegt die Ursache nicht in der Lunge. Der Körper kann daher über eine verstärkte oder verminderte Atmung versuchen, Säuren aus dem Kreislauf zu entfernen oder entsprechend mehr Säuren zurückzuhalten.

Zu einer nicht-respiratorischen Übersäuerung kann es zum Beispiel kommen bei:

Bei heftigem Erbrechen hingegen steigt der pH-Wert (wird also basischer bzw. alkalischer), weil der Körper viel Magensäure verliert – es entwickelt sich eine nicht-respiratorische Alkalose.

Übersäuerung durch Ernährung

Umgangssprachlich ist häufig von einer Übersäuerung durch die Ernährung die Rede. Säuren häufen sich im Körper beispielsweise bei einer sehr fleischlastigen Kost an, Basen werden vorwiegend durch pflanzliche Kost aufgenommen.

Für ansonsten Gesunde ist es jedoch tatsächlich kaum möglich, den pH-Wert im Blut durch eine ungünstige Ernährung zu verschieben. Dank seiner Puffersysteme kann der Körper die Säuren und Basen, die er bei der Ernährung aufnimmt, entsprechend abfangen – und den pH-Wert dadurch konstant halten.

Aus diesem Grund sind Konzepte wie eine sogenannte Säure-Basen-Diät aus wissenschaftlicher Sicht weder nachvollziehbar noch sinnvoll.

Warum eine hohe Säurelast trotzdem ungünstig sein kann

Allerdings kann eine sehr einseitige Ernährung, die zu einer hohen Säurelast beiträgt (z. B. durch einen hohen Fleischanteil), trotzdem ungünstig sein: Denn der pH-Wert des Blutes bleibt zwar unverändert, dennoch muss der Körper eine erhöhte Säurelast loswerden.

Das geschieht in der Regel, indem die Nieren über den Urin vermehrt Säuren ausscheiden. Bei Betroffenen ist dieser messbar saurer.

Lesetipp:pH-Wert beim Urin

Als Folge dieser Säure-Ausscheidung steigt der Wert des Stresshormons Cortisol. Erhöhte Cortisol-Werte können auf Dauer  gesundheitliche Folgen haben, zum Beispiel erhöhten Blutdruck. Deshalb kann eine hohe Säurelast indirekt ungünstig für die Gesundheit sein.