Innovative Therapien für Vitiligo: Möglichkeiten der Behandlung
Vitiligo gilt als nicht heilbar. Inzwischen lässt sich das Hautbild mit den weißen Flecken aber durch verschiedene Behandlungsmethoden verbessern. Welche Therapien bei der Autoimmunerkrankung zum Einsatz kommen und was sie versprechen, erfahren Sie hier.
Was ist Vitiligo?
Vitiligo ist eine Erkrankung der Haut, die sehr wahrscheinlich autoimmun bedingt ist. Das bedeutet, dass das Immunsystem irrtümlich den eigenen Körper angreift. Bei Vitiligo werden die pigmentbildenden Zellen zerstört, weshalb es zu weißen, scharf begrenzten Hautflecken kommt. Vitiligo ist deshalb auch unter dem Namen Weißfleckenkrankheit bekannt.
Die Erkrankung ist weder ansteckend noch gefährlich – aber sie kann für manche Betroffene mit einem hohen Leidensdruck einhergehen.
Fachleute unterscheiden vor allem zwischen zwei Formen der Vitiligo:
- Bei der segmentalen Vitiligo treten die Flecken nur auf einer Körperseite und eher lokal auf.
- Bei der nicht-segmentalen Vitiligo sind beide Körperseiten betroffen und die Flecken breiten sich großflächig aus.
Die nicht-segmentale Vitiligo macht den Großteil der Erkrankungen aus.
Vitiligo: Behandlung der Weißfleckenkrankheit
Derzeit ist es nicht möglich, Vitiligo ursächlich zu heilen.
Ziel der Therapie ist es,
- das Fortschreiten der Krankheit zu verhindern,
- das Hautbild zu verbessern
- und das persönliche Wohlbefinden zu steigern.
Es stehen derzeit verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, die Kosten werden jedoch nicht für alle Therapieformen und nicht in jedem Fall von den Krankenkassen übernommen. Je früher die Behandlung begonnen wird, desto eher kann das Fortschreiten der Erkrankung verhindert werden.
Vitiligo-Behandlung mit Kortison
Sind nur wenige weiße Flecken vorhanden, kommt häufig eine kortisonhaltige Salbe zum Einsatz. Kortison gilt zwar als wirksam bei der Behandlung von Vitiligo, allerdings verdünnt sich dadurch die Haut an den behandelten Körperstellen. Besonders problematisch sind diese Nebenwirkungen im Gesichtsbereich, wo die Haut ohnehin zart ist. Für einen langfristigen Einsatz sind die Salben daher nicht geeignet.
Vitiligo-Behandlung mit Calcineurinhemmern
Vor allem für die Anwendung im Gesicht eignen sich Calcineurinhemmer, die die Immunreaktion unterbinden und den Entzündungsprozess hemmen sollen.
Vitiligo-Behandlung mit Phototherapie
Standard ist mittlerweile die Behandlung der Vitiligo mittels Phototherapie. Dabei wird die Haut mit UV-Licht verschiedener Wellenlängen bestrahlt, um die verbliebenen Pigmentzellen zu stimulieren, ein Fortschreiten der Hauterkrankung zu verhindern und im besten Fall eine gewisse Repigmentierung zu erreichen. Hat diese Behandlung Erfolg, können die depigmentierten Hautstellen wieder Hautpigmente bilden und Farbe annehmen. Allerdings wirkt die Therapie nicht bei jedem Menschen gleich gut.
Die Bestrahlung mit einem 308 Nanometer (nm) Excimer-Laser erlaubt im Gegensatz zur Ganzkörper-Phototherapie die selektive Behandlung betroffener Hautareale.
Die Lichttherapie hat jedoch mögliche Nebenwirkungen wie ein erhöhtes Hautkrebsrisiko und Rötung und Reizung der Haut.
Diese Behandlung kann mit Wirkstoffen kombiniert werden, die auf die Haut aufgetragen werden.
PUVA-Therapie bei Vitiligo
Bei der PUVA-Therapie wird die Phototherapie mit der lichtsensibilisierenden Substanz Psoralen kombiniert. Sie wird in der Regel als Creme auf die Haut aufgetragen und macht sie empfindlicher für die nachfolgende Lichtbehandlung. Während bei der herkömmlichen Phototherapie vor allem UV-B-Licht zum Einsatz kommt, ist es bei der PUVA-Therapie ausschließlich UV-A-Licht. Sie ist wirksamer als die reine Phototherapie, führt jedoch auch häufiger zu Nebenwirkungen.
Weitere Behandlungsmöglichkeiten
Folgende weiteren Therapiemöglichkeiten gibt es:
- Mithilfe von Kosmetika lassen sich die Hautveränderungen abdecken
- Die chirurgische Transplantation gesunder Haut – hierbei können jedoch Narben zurückbleiben
- Die Melanozyten-Stammzelltransplantation (Transplantation pigmentbildendener Hautzellen): Dafür werden Melanozyten entnommen, gezüchtet und in die betroffenen Bereiche verpflanzt, dieses Verfahren ist jedoch aufwendig und eher für kleine Bereiche geeignet
- Depigmentation der noch pigmentierten Haut, diese kann allerdings nicht rückgängig gemacht werden und sollte wohlüberlegt sein
Zudem ist ein Sonnenschutz mit hohem Lichtschutzfaktor unverzichtbar, um die durch Vitiligo sonnenempfindliche Haut vor Schäden zu schützen. Eine Psychotherapie kann sinnvoll sein, um der*dem Patient*in im Umgang mit der Erkrankung zu unterstützen.
Innovativer Therapie-Ansatz bei Vitiligo: Topischer JAK-Inhibitor
Ein vielversprechender neuer Ansatz in der Vitiligo-Therapie beruht auf der Hemmung der sogenannten Januskinasen. Diese Proteine senden Signale zur Bildung entzündungsfördernder Stoffe und sind an Autoimmunprozessen beteiligt.
Januskinasen-(JAK-)Inhibitoren sind Medikamente, die die Aktivität der Januskinasen hemmen. Sie kommen bei verschiedenen Autoimmunerkrankungen zum Einsatz.
Zu den JAK-Inhibitoren gehört auch eine Creme mit dem Wirkstoff Ruxolitinib, die seit Mai 2023 zur Behandlung von nicht-segmentaler Vitiligo auf dem Markt ist. Es ist das erste speziell für nicht-segmentale Vitiligo zugelassene Medikament. Im Unterschied zu den bisherigen Behandlungsoptionen wird nicht nur die Pigmentstörung behandelt. Der Wirkstoff greift das Problem an der Wurzel an, indem er die Fehlfunktion des Immunsystems unterdrückt. In Studien erwies sich die Creme als sehr wirksam und gut verträglich. Die Creme ist verschreibungspflichtig und für die langfristige Anwendung geeignet.
Wann kommt eine Therapie infrage?
Es ist nicht zwingend nötig, Vitiligo zu behandeln. Ob die Erkrankung therapiebedürftig ist, hängt davon ab,
- wie ausgeprägt sie ist und
- ob bzw. wie sehr die betroffene Person darunter leidet.
Es gibt Menschen, die sich mit der Erkrankung wohlfühlen und keine Therapie wünschen. Es ist jedoch wichtig, dass Ärzt*innen die Erkrankung nicht ausschließlich als kosmetisches Problem ansehen, sondern Patient*innen mit Leidensdruck ernst nehmen. Menschen mit Vitiligo sind häufig von Depressionen und Angstzuständen betroffen. Das macht die Weißfleckenkrankheit zu einer behandlungsbedürftigen Erkrankung.