Frau mit Augentropfen bei trockenen Augen
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Trockene Augen: Was hilft beim Sicca-Syndrom?

Von: Miriam Funk (Medizinredakteurin und Redaktionsleitung)
Letzte Aktualisierung: 07.03.2023

Trockene Augen und die damit verbundenen Augenreizungen können das Wohlbefinden stark beeinträchtigen. Wie die Augenbeschwerden beim Sicca-Syndrom ganz einfach gelindert werden können.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Zusammenfassung

  • Definition: Trockene Augen (auch Sicca-Syndrom oder Keratoconjunctivitis sicca) sind eine nicht-ansteckende Augenerkrankung, bei der Horn- und Bindehaut der Augen unzureichend mit Tränenflüssigkeit benetzt sind.
  • Symptome: Brennende, rote Augen, mitunter auch Fremdkörpergefühl im Auge.
  • Ursachen: Häufig sind äußere Ursachen wie Bildschirmarbeit, trockene Luft oder Klimaanlagen. Aber auch Erkrankungen wie Bindehautentzündung, Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen und Medikamente kommen als Auslöser infrage.
  • Wann zum Arzt? Beschwerden durch trockene Augen sollten immer augenärztlich abgeklärt werden, um notwendige Behandlungen einleiten zu können.
  • Therapie: Augentropfen, -salben, künstliche Tränenflüssigkeit, bei Entzündungen auch Kortison.
  • Sonstige Maßnahmen: Zugluft und Rauch meiden, für höhere Luftfeuchtigkeit sorgen, auch am PC regelmäßig blinzeln, ausreichend trinken.

Was hilft gegen trockene Augen?

Meistens reichen Tränenersatzmittel gegen trockene Augen – als Tropfen oder Gel verabreicht. Diese künstlichen Tränen enthalten Filmbildner, die verhindern, dass der Tränenfilm zu schnell aufreißt.

Mehrmals täglich in das trockene Auge gegeben, ersetzen die Mittel die fehlende Flüssigkeit im Auge und verbessern gleichzeitig die Benetzung der Hornhautoberfläche. Je nachdem, welche Tränenersatzmittel besser vertragen werden, können das zähflüssigere Augengel oder die dünnflüssigeren Tropfen gegen trockene Augen verwendet werden. Wichtig ist, dass das Präparat keine Konservierungsstoffe enthält. Denn diese können das Sicca-Syndrom verstärken oder Allergien hervorrufen.

Tipps bei trockenen Augen

Äußere Einflüsse, die trockene Augen fördern und so die Beschwerden verstärken können, sollten gemieden werden.

Allgemein wohltuend für trockene Augen sind:

  • ausreichend feuchte Raumluft und frische Luft: Regelmäßig lüften oder einen Luftbefeuchter einsetzen.
  • regelmäßige Pausen: Wer am Bildschirm arbeitet, sollte häufiger blinzeln und zwischendurch kleine Pausen einlegen.
  • Tabakrauch und direkte Luftströme meiden (z. B. Autogebläse, Zugluft und Klimaanlage)
  • Brille/Sonnenbrille zum Schutz der Augen vor Zugluft etc.
  • Kontaktlinsen nicht zu lange tragen
  • reizende Pflegeprodukte meiden, vor allem in Augennähe
  • Produkte ohne Konservierungsstoffe nutzen, wie beispielsweise Augentropfen, aber auch Reinigungsflüssigkeit für Kontaktlinsen
  • ausreichend trinken (idealerweise eineinhalb bis zwei Liter täglich)

Wenn andere Erkrankungen oder Medikamente die Ursache der trockenen Augen sind, werden von ärztlicher Seite die entsprechenden Therapien veranlasst. 

Ursachen für trockene Augen

Fachleute unterteilen trockene Augen nach ihrer Ursache in zwei Formen:

  • hypovolämische Form: Sie entsteht durch eine verminderte Produktion von Tränenflüssigkeit des Auges.
  • hyperevaporative Form: Ursache ist eine verstärkte Verdunstung des Tränenfilms infolge einer veränderten Zusammensetzung des Tränenfilms.

Beides kann die unterschiedlichsten Ursachen haben. Am häufigsten entstehen trockene Augen durch äußere Einflüsse. Typische Ursachen sind zum Beispiel:

  • lange Bildschirmarbeit (sog. Office Eye Syndrome)
  • stundenlanges Spielen am Computer (sog. Gamer Eye)
  • Luftzug von Klimaanlagen und Autogebläsen
  • trockene Heizungsluft
  • Tabakrauch
  • Umweltbelastung durch Ozon und Feinstaub
  • überlanges Tragen von Kontaktlinsen

Etwa jede*r zweite Kontaktlinsenträger*in entwickelt mit der Zeit ein Sicca-Syndrom. Vor allem weiche Kontaktlinsen erhöhen das Risiko für trockene Augen.

Darüber hinaus können trockene Augen biologische Ursachen haben:

  • Alter: Mit zunehmendem Alter nimmt die Tränenproduktion ab. Augentrockenheit ist daher bei älteren Menschen weiter verbreitet als bei jüngeren. Gut ein Drittel aller Betroffenen ist älter als 40 Jahre.
  • Hormone: Weibliche Geschlechtshormone erhöhen das Risiko für trockene Augen. Frauen entwickeln deshalb häufiger ein Sicca-Syndrom als Männer.

Entsprechend kann auch eine Hormontherapie (v. a. mit Östrogen) trockene Augen fördern. Daneben können viele weitere Medikamente zu einem Sicca-Syndrom führen – vor allem, wenn man sie über einen längeren Zeitraum einnimmt. Zum Beispiel:

Zudem können Bestrahlungen des Kopfes, Augenoperationen sowie örtlich am Auge angewendete Kortikoide (in Augentropfen oder -salben) trockene Augen verursachen.

Erkrankungen als Ursache für trockene Augen

Darüber hinaus kann ein Sicca-Syndrom im Rahmen verschiedener Störungen oder Erkrankungen auftreten, wie:

  • Sjögren-Syndrom (Autoimmunerkrankung, die mit dauerhaft entzündeten Tränen- und Speicheldrüsen einhergeht)
  • Funktionsstörung der Talgdrüsen am Lidrand (Meibom-Drüsen), wodurch die Drüsen zu viel oder zu wenig Talg absondern
  • Diabetes mellitus
  • Rosacea
  • Erkrankungen der Schilddrüse
  • rheumatische Erkrankungen
  • entzündliche Gefäßerkrankungen
  • Virusinfektionen
  • Vitamin-A-Mangel
  • Mangel an männlichen Hormonen (Androgenen)
  • Nervenschädigungen (z. B. bei Fazialisparese oder Trigeminusneuralgie)

Symptome bei trockenen Augen

Die für trockene Augen typischen Symptome sind:

Das Sicca-Syndrom ist mit einer gereizten und entzündeten Augenoberfläche verbunden. Entsprechend lösen trockene Augen oft weitere Symptome aus – wie:

  • müde Augen
  • verschwommenes Sehen
  • Juckreiz
  • erhöhte Lichtempfindlichkeit (Photophobie)
  • mit Sekret verklebte Augenlider (v. a. morgens nach dem Aufstehen)
  • Druckgefühl in den Augen
  • Augenschmerzen (v. a. durch Reize wie z.B. Luftzug, Tabakrauch usw.)
  • tränende Augen (durch die ständige Reizung tränen trockene Augen zeitweise schon bei geringfügigen Einflüssen, z. B. bei leichtem Wind)

Damit können trockene Augen das Wohlbefinden mitunter stark beeinträchtigen. Zudem kann ein ausgeprägtes Sicca-Syndrom verschiedene Probleme im Alltag bereiten:

  • erschwerte Bildschirmarbeit
  • Probleme beim Tragen von Kontaktlinsen
  • Kosmetika-Unverträglichkeit

Diagnose bei trockenen Augen

Trockene Augen sind meist schon an den typischen Beschwerden zu erkennen. Verschiedene Tests können die Diagnose bestätigen. Mit deren Hilfe beurteilt der*die Augenarzt*Augenärztin vor allem:

  • Tränenmenge
  • Zusammensetzung des Tränenfilms
  • Hornhautoberfläche
  • Lidstellung
  • Tränendrüsen

Bei einigen Tests reichen einfache Hilfsmittel, zum Beispiel die Spaltlampe: Mit ihr kann der*die Arzt*Ärztin das Auge bei einer bestimmten Beleuchtung vergrößert betrachten. Andere Untersuchungen sind aufwendiger und erfordern spezielle Laborvorrichtungen. Am häufigsten kommen beim Sicca-Syndrom folgende Tests zum Einsatz:

  • Beurteilung der Tränenfilm-Aufrisszeit: Dazu wird die Tränenflüssigkeit mit einem fluoreszierenden Farbstoff (Fluorescein) eingefärbt und mithilfe der Spaltlampe beurteilt, wie schnell der Tränenfilm auf der Augenoberfläche nach dem Öffnen des Auges aufreißt. Bei einem gesunden Auge dauert das mindestens zehn Sekunden, beim trockenen Auge weniger.
  • Schirmer-Test: Hierbei bekommt man einen kleinen Filterpapierstreifen ins Auge gelegt. Nach fünf Minuten kann der*die Augenarzt*Augenärztin ablesen, zu welchem Anteil der Streifen befeuchtet ist. So lässt sich messen, wie viel Tränenflüssigkeit das Auge absondert beziehungsweise lässt dies Rückschlüsse auf die Tränenproduktion zu.

Bedeutung der Tränenflüssigkeit

Für die Bildung und die Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit sind verschiedene Drüsen zuständig. Sie befinden sich unter dem Oberlid, in der Augenhöhle, an den Lidrändern sowie in der Hornhaut und Bindehaut des Auges. Der Lidschlag verteilt die Tränenflüssigkeit normalerweise gleichmäßig auf dem Auge, sodass sich ein lückenloser Tränenfilm bildet. Im Durchschnitt blinzelt ein Mensch 20 bis 30 Mal pro Minute.

Der Tränenfilm besteht aus einer fetthaltige Schicht (Lipidschicht), die von den Meibom- und Zeis-Drüsen des Auges gebildet wird. In der Mitte befindet sich eine wässrige Schicht, die von den Tränendrüsen gebildet wird. Innen liegt eine Schleimschicht (Muzinschicht), die von Horn- und Bindehaut abgesondert wird.

Der Tränenfilm hat verschiedene Funktionen:

  • Er hält die Augenoberfläche feucht,
  • erleichtert das Gleiten der Augenlider,
  • schützt das Auge vor Fremdkörpern,
  • schützt vor Augeninfektionen,
  • reinigt die Augenoberfläche und
  • versorgt die Hornhaut mit Nährstoffen.

Um beschwerdefrei sehen zu können, müssen die Augen ausreichend und gleichmäßig befeuchtet sein. Wenn die Bildung der Tränenflüssigkeit gestört ist oder der Tränenfilm schneller verdunstet, reißt der Tränenfilm auf. Die Folge ist eine gereizte Bindehaut. Dann entsteht das unangenehme Gefühl, das für trockene Augen typisch ist.

Trockene Augen: Verlauf

Wer trockene Augen ausreichend behandelt, kann mit einem guten Verlauf rechnen: Schwerwiegende Augenschäden sind dann nicht zu erwarten. Trotzdem können die mit der Augentrockenheit verbundenen Beschwerden sehr belastend sein und die Fähigkeit, bestimmte Tätigkeiten auszuüben, einschränken. Die Sehkraft ist jedoch in der Regel nicht gefährdet.

Komplikationen durch trockene Augen

Sind die Augen chronisch trocken, kann es unter Umständen zu Komplikationen kommen. So erhöhen dauerhaft trockene Augen zum Beispiel das Risiko für Augeninfektionen. In besonders ausgeprägten Fällen kann zudem die Hornhaut dauerhaft Schaden nehmen.