Grafische Darstellung einer Speiseröhrenentzündung bei einem Mann.
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Speiseröhrenentzündung: Symptome und Behandlung

Von: Claudia Dechamps (Medizinautorin und Redakteurin)
Letzte Aktualisierung: 26.07.2023

Speiseröhrenentzündungen nehmen zu. Ernährung, Lebensstil und Gewicht spielen eine wichtige Rolle zur Vermeidung der Krankheit. Welche Symptome typisch sind und welche Behandlung und Hausmittel helfen.

Zusammenfassung

  • Definition: Bei einer Speiseröhrenentzündung (Ösophagitis) ist die Schleimhaut der Speiseröhre entzündet.
  • Symptome: Die Speiseröhrenentzündung macht sich unter anderem durch Beschwerden oder Schmerzen beim Schlucken, Schmerzen im Brustraum und ein Kloßgefühl im Hals bemerkbar.
  • Ursachen: Eine Speiseröhrenentzündung wird in den meisten Fällen durch die Refluxkrankheit ausgelöst. An weiteren Ursachen kommen Schwangerschaft, Stress, Alkoholmissbrauch, Tablettenkonsum, Infektionen, Tumore oder Verschlucken von Gegenständen oder Substanzen infrage.
  • Diagnose: Das wichtigste Verfahren zur Diagnose der Speiseröhrenentzündung ist die Speiseröhrenspiegelung (Ösophagoskopie).
  • Behandlung: Bei der Therapie der Speiseröhrenentzündung werden die Symptome meist mit sogenannten Protonenpumpenhemmern oder -inhibitoren behandelt. Die Ursachen, die bei Ernährung und Lebensstil liegen, müssen jedoch auch angegangen werden.
  • Verlauf: Bei leichten Verläufen heilt die Speiseröhrenentzündung gut aus, bei schweren Verläufen kann sie eine chronische Entwicklung nehmen.

Was ist eine Speiseröhrenentzündung?

Bei einer Speiseröhrenentzündung (Ösophagitis) hat sich die Schleimhaut, welche die Speiseröhre von innen auskleidet, entzündet. Die Speiseröhre ist ein etwa 25 Zentimeter langer, elastischer Schlauch, der vom Rachen bis zum Magen geht und dazu dient, die zerkaute Nahrung zu transportieren. Die Speiseröhre (Ösophagus) besteht aus verschiedenen Gewebeschichten. Innen liegt eine empfindliche Schleimhaut, die mit den sogenannten Speiseröhrendrüsen (Glandulae oesophageae) ausgestattet ist. Sie produzieren den Ösophagusschleim, der den Nahrungsbrei durch die Speiseröhre gleiten lässt.

Zum Rachen und zum Magen hin wird die Speiseröhre von speziellen Muskeln, den Ösophagussphinktern, verschlossen. Sie öffnen sich reflexartig, um die Nahrung vom Rachen in die Speiseröhre und dann von dort in den Magen gelangen zu lassen. Wenn die Schließfähigkeit des unteren Ösophagussphinkters gestört ist, gelangen kleine Mengen von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre. Dieser Rückfluss der Magensäure wird medizinisch als gastroösophagealer Reflux bezeichnet. Die empfindliche Schleimhaut der Speiseröhre kann mit der Säure nicht umgehen, sie entzündet sich.

Symptome der Speiseröhrenentzündung

Einer Speiseröhrenentzündung geht in den meisten Fällen ein häufiger Reflux voraus. Das Aufsteigen der Magensäure in die Speiseröhre macht sich bemerkbar mit folgenden Anzeichen:

  • häufiges Räuspern
  • dauerhaftes Sodbrennen nach dem Essen
  • ständiges Aufstoßen
  • Brennen im inneren, oberen Brustraum
  • Brennen im Rachenraum

Wenn der Mageninhalt immer wieder auf die Schleimhaut der Speiseröhre trifft, entsteht eine Entzündung. Die typischen Symptome der Speiseröhrenentzündung sind:

Ursachen der Speiseröhrenentzündung

Reflux ist der häufigste Auslöser einer Speiseröhrenentzündung, die übrigens keine moderne Zivilisationskrankheit darstellt, denn schon in der Antike wurde das Krankheitsphänomen beschrieben. Schätzungsweise 15 bis 25 Prozent der Bevölkerung zeigen die Symptome einer Speiseröhrenentzündung, medizinisch wird die meist auslösende Erkrankung gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) genannt. Die Erkrankungszahlen steigen in den letzten Jahren und sind in Ländern mit hohem Lebensstandard höher als in ärmeren Ländern. Zwischen Speiseröhrenentzündung und dem psychischen Wohlbefinden gibt es ebenfalls Zusammenhänge, Stress und Ärger sind Trigger der Erkrankung.

Als bekannte Risikofaktoren der Refluxkrankheit gelten Übergewicht, Rauchen, genetische Veranlagung und Zwerchfellbrüche. GERD wirkt sich auf die Lebensqualität aus, die Betroffenen leiden, sind häufiger krank und müssen oft dauerhaft therapiert werden. 

Als weitere Ursachen für eine Speiseröhrenentzündung kommen infrage:

  • Schwangerschaft
  • Alkohol, häufiger Schmerzmittel- und Schlafmittelkonsum
  • (unsachgemäße) Medikamenteneinnahme
  • Pilzinfektionen (Soorösophagitis) oder Viren
  • Tumore im oberen Verdauungstrakt
  • eosinophile Ösophagitis (EoE) – chronische Form der Speiseröhrenentzündung
  • Verschlucken von Gegenständen oder Substanzen
  • Produktion von zu viel Magensäure
  • psychischer Druck, Ärger, Stress

Diagnose der Speiseröhrenentzündung

Wenn die typischen Symptome der Speiseröhrenentzündung wie Kloß im Hals, Sodbrennen, saures Aufstoßen, Schluckbeschwerden und/oder Brennen und Schmerzen im Oberbauch länger als zwei Wochen anhalten, sollten Betroffene ärztlichen Rat suchen. Bei der Behandlung geht es nicht nur darum, die Symptome der Speiseröhrenentzündung zu lindern, sondern auch ihre Ursache herauszufinden. Zur Diagnostik dient zunächst das ausführliche Anamnesegespräch, um Lebens- und Essgewohnheiten abzuklären. Bei der weiteren Diagnose helfen:

  • Ösophagoskopie (Speiseröhrenspiegelung) und/oder Gastroskopie (Magenspiegelung)
  • Ösophagusmanometrie
  • ph-Metrie

Bei der Speiseröhrenspiegelung werden mit einem speziellen Endoskop die Beschaffenheit der Speiseröhre und die Veränderungen der Schleimhaut untersucht. Die aufsteigende Magensäure verursacht auf Dauer kleine Verletzungen (Läsionen), die zu Entzündungen führen. Zusätzlich kann mit einer Magenspiegelung der Verschlussmuskel untersucht werden.

Bei der Ösophagusmanometrie oder Speiseröhrendruckmessung werden die Muskelbewegungen der Speiseröhre untersucht, um Ursachen für Schmerzen und Krämpfe festzustellen.

Die Ösophagus-pH-Metrie ist eine Messung des Säuregehaltes in der Speiseröhre. So lässt sich der Rückfluss von säurehaltigem Mageninhalt in die Speiseröhre erfassen. Den Patient*innen wird dazu eine dünne Sonde in die Speiseröhre gelegt, die 24 Stunden verbleibt. An der Spitze der Sonde befindet sich ein pH-Sensor, der laufend Messungen vornimmt. Ein kleines, tragbares Aufnahmegerät zeichnet die Informationen des Sensors auf. Die Patient*innen gehen wie gewohnt ihrem Alltag nach und notieren alles, was sie zu sich nehmen und welche Beschwerden auftauchen. Am Schluss werden die Daten ausgewertet.

Therapie der Speiseröhrenentzündung

Zur Therapie der Speiseröhrenentzündung gehören mehrere Themenkomplexe:

  • Lebensstil
  • Ernährung
  • Gewicht
  • Medikamente
  • operativer Eingriff

Lebensstil: In der Mehrzahl der Fälle wird die Speiseröhrenentzündung durch GERD, die Refluxkrankheit, ausgelöst. In diesen Fällen geht es zunächst einmal darum, den Lebensstil zu analysieren und schädigende Einflüsse zu verändern, dazu gehören:

  • Nikotin
  • Alkohol
  • Stress und Anspannung
  • zu wenig Schlaf
  • Fast Food und hastiges Essen

Ernährung: Mit den richtigen Lebensmitteln lassen sich viele „reizende“ Auslöser vermeiden. Mehrere kleine Mahlzeiten verringern den Druck auf den unteren Ösophagussphinkter. Bei einer Speiseröhrenentzündung verzichten sollten die Patient*innen auf Nahrungs- und Genussmittel wie:

  • stark zuckerhaltige Produkte wie Schokolade
  • säurehaltiges Obst
  • scharf gewürztes Essen
  • fettige oder stark angebratene Speisen
  • Kaffee
  • Getränke mit Kohlensäure, säurehaltige Obstsäfte

Sinnvoll ist es, ein Ernährungstagebuch zu führen, um festzustellen, was man bei einer Speiseröhrenentzündung essen kann und was nicht gut vertragen wird. Eine entspannte Atmosphäre beim Essen und keine Mahlzeiten am späten Abend helfen dem Magen ebenfalls. Nach dem Essen ist ein kleiner Verdauungsspaziergang besser geeignet als ein Nickerchen. Zum Schlafen kann es helfen, den Kopf etwas höher zu lagern, dann liegt die Speiseröhre höher als der Magen und der Mageninhalt kann nicht so leicht aufsteigen.

Gewicht: Die Gewichtskontrolle ist ebenfalls ein wichtiger Baustein bei der Behandlung der Speiseröhrenentzündung. Studien haben einen Zusammenhang zwischen Gewicht und Sodbrennen festgestellt. Übergewicht am Bauch drückt auf den Magen, sodass der Schließmuskel am Mageneingang nachgibt und sich öffnet.

Medikamente: Es gibt eine ganze Reihe von frei verkäuflichen Arzneimitteln, die bei Reflux eingesetzt werden können. Sie sind jedoch in der Dosierung geringer angesetzt als verschreibungspflichtige Medikamente. Im eigenen Interesse sollte man bei häufig wiederkehrenden Beschwerden oder Symptomen, die länger als zwei Wochen anhalten, eine Arztpraxis aufsuchen und sich untersuchen bzw. beraten lassen. Zu den Medikamenten, die frei verkäuflich zur Behandlung von Reflux eingesetzt werden, gehören:

Diese Produkte binden die Magensäure, hindern sie am Aufsteigen in die Speiseröhre oder beschleunigen die Entleerung des Magens. Sie sind recht niedrig dosiert, ihre Wirksamkeit ist wissenschaftlich nicht gut belegt.

Zu den rezeptpflichtigen Medikamenten gehören:

  • Protonenpumpenhemmer PPI (nur in geringer Dosierung frei verkäuflich)
  • H2-Rezeptorblocker (ebenfalls frei in geringer Dosierung)

Bei PPI (z. B. Pantoprazol, Omeprazol) handelt es sich um Wirkstoffe, welche die Produktion der Magensäure mithilfe eines speziellen Enzyms hemmen. PPI werden auch in der Langzeitbehandlung eingesetzt. Protonenpumpeninhibitoren gelten als die wirksamsten Mittel zur Behandlung von Reflux und Speiseröhrenentzündungen. Da ständig neue Studien zu diesen Wirkstoffen laufen, ergeben sich in der therapeutischen Praxis auch immer wieder neue Aspekte zur Dosierung und Verabreichung.

Die H2-Rezeptorblocker sind nicht ganz so wirksam, sie hemmen die Säureproduktion in den Magendrüsen. Auch diese Medikamente sind je nach Dosierung frei verkäuflich.

Operativer Eingriff: In seltenen Fällen, wenn Patient*innen eine langfristige Medikamenteneinnahme nicht vertragen und bereits einige Jahre an Reflux leiden, kann eine Antireflux-Operation angeraten sein. Bei diesem Eingriff (Fundoplicatio) wird der obere Teil des Magens hochgezogen und wie eine Manschette um die Speiseröhre gelegt. Auf diese Weise wird verhindert, dass Magensäure weiterhin in die Speiseröhre aufsteigt.

Eine weitere Indikation zur Operation kann die sogenannte Hiatushernie (Zwerchfellbruch) sein. Dabei rutschen Teile des Magens durch das Zwerchfell nach oben in den Brustraum. Das geht meist mit Reflux und Sodbrennen einher. Verursacht wird der Zwerchfellbruch etwa durch schwaches Bindegewebe, Übergewicht, chronischen Husten oder Schwangerschaft. Auch hier wird in den meisten Fällen eine Fundoplicatio gemacht. Die Operation wird heute minimalinvasiv durchgeführt.

Hausmittel bei Speiseröhrenentzündung

Der Heilungsprozess lässt sich mit einfachen Hausmitteln unterstützen. Kamillentee, Tee aus Kalmuswurzel oder Schafgarbe können lindernd wirken, warmes Wasser hilft, die Magensäure zu verdünnen. Heilerde zur inneren Anwendung kann dabei unterstützen, den Magensaft zu binden. Auch Haferflocken oder geriebener Apfel können eingesetzt werden. Allerdings sollte mit dem*der behandelnden Arzt*Ärztin abgeklärt werden, ob sich die Hausmittel mit der verschriebenen Medikation vertragen.

Was darf man bei einer Speiseröhrenentzündung essen?

Im akuten Krankheitsprozess werden mehrere kleine, möglichst fettarme Mahlzeiten am Tag empfohlen. Alkohol ist tabu, auch scharf gewürztes Essen sollte man vermeiden, ebenso wie besonders süße Speisen. Von Kaffee raten Fachleute ebenfalls ab.

Studien zur Speiseröhrenentzündung

Die Refluxkrankheit und die Speiseröhrenentzündung sind wegen der hohen Erkrankungszahlen und des oft chronischen Verlaufs sozialmedizinisch von großer Bedeutung, daher gibt es weltweit viele Studien dazu. Unter anderem sind folgende Faktoren belegt:

  • Gewichtsverlust spielt eine erhebliche Rolle bei der Symptomverbesserung
  • eine mindestens sechsstündige Linksseitenlage während der Nacht reduziert den Reflux
  • Atemtraining mit Bauchatmung lindert die Beschwerden
  • ein sofortiger Rauchstopp sorgt für Besserung

Zudem hat man einen wichtigen Zusammenhang zwischen der Psyche und einem erhöhten Risiko für eine Speiseröhrenentzündung festgestellt: Geringer Nachtschlaf macht die Ösophagusschleimhaut für Säure deutlich empfindlicher.

Verlauf und Prognose der Speiseröhrenentzündung

Damit die Läsionen in der Speiseröhre und die Entzündung abheilen können, werden anfangs die Medikamente hoch dosiert verabreicht. Im Laufe der Behandlung wird die Dosis reduziert. Bis zum Absetzen der Therapie können vier bis acht Wochen vergehen, wobei in einer Studie festgestellt wurde, dass die Rückfallquote niedriger lag, wenn acht Wochen lang therapiert wurde. Eine leichte Ösophagitis heilt gut ab und kehrt auch in der Regel nicht wieder, bei schweren Formen ist die Wiedererkrankungsrate höher.

Bei schweren und wiederkehrenden Verläufen kann es sein, dass eine symptomorientierte Akuttherapie nicht ausreicht und eine Dauertherapie notwendig wird. Bei vielen Betroffenen mit schwerer Speiseröhrenentzündung nimmt die Erkrankung einen chronischen Verlauf. Manchmal können die Symptome auch spontan verschwinden.

Bei einem kleinen Teil der von Reflux und Speiseröhrenentzündung Betroffenen kann eine Veränderung im unteren Schleimhautbereich der Speiseröhre entstehen. Durch die chronisch-entzündlichen Prozesse verwandeln sich die Epithelzellen der Schleimhaut, die Umwandlung wird Barrett-Ösophagus, Barrett- Metaplasie oder -Mukosa genannt. Das Barrett-Syndrom wird als Vorstufe zu Speiseröhrenkrebs gesehen, daher muss sein Verlauf regelmäßig kontrolliert werden.

Wie kann man einer Speiseröhrenentzündung vorbeugen?

Der Lebensstil spielt zur Vorbeugung eine wichtige Rolle. Eine ausgewogene Ernährung, Ruhe beim Essen, kleine Mahlzeiten, ausreichend Schlaf, regelmäßige Bewegung und wenig Alkohol helfen, Reflux und eine Speiseröhrenentzündung zu vermeiden.