Eine Frau fasst sich an die schmerzende Wange.
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Speicheldrüsenentzündung (Sialadenitis)

Von: Astrid Clasen (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 19.01.2022

Wenn es zu Schmerzen und Schwellungen im Mund und Gesicht kommt, die sich beim Kauen verstärken, steckt vielleicht eine Speicheldrüsenentzündung (Sialadenitis) dahinter. Welche Ursachen kann das haben und was hilft dagegen?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Speicheldrüsenentzündung (Sialadenitis)

Eine Speicheldrüsenentzündung kann plötzlich und heftig (akut) auftreten oder lange und schleichend (chronisch) verlaufen. Grundsätzlich kann sie jede der vielen Speicheldrüsen des Menschen treffen. Meist entzündet sich jedoch eine der drei paarig vorhandenen großen Speicheldrüsen:

  • die Ohrspeicheldrüse vor dem Ohr,
  • die Unterkieferspeicheldrüse im Mundboden an der Innenseite des Unterkiefers oder
  • die Unterzungenspeicheldrüse unterhalb der Zunge.

Am häufigsten ist die Ohrspeicheldrüse entzündet. Das gilt typischerweise auch für die bekannteste Form der Speicheldrüsenentzündung: den Mumps, der überwiegend im Kindesalter auftritt.

Allgemein sind von einer Speicheldrüsenentzündung eher ältere oder sehr junge Leute betroffen.

Speicheldrüsenentzündung: Ursachen

Risikofaktoren

Typischerweise hat eine akute Speicheldrüsenentzündung andere Ursachen als eine chronische. Bestimmte Risikofaktoren können aber die Entstehung beider Formen begünstigen. Dazu gehören:

Akute Speicheldrüsenentzündung

Eine akute Speicheldrüsenentzündung entsteht typischerweise durch Viren oder Bakterien. Die Krankheitserreger verursachen meist eine Unterkiefer- oder Ohrspeicheldrüsen­entzündung.

Hinter einer akuten Speicheldrüsenentzündung bei Kindern stecken oft Mumps-Viren. Seltener lösen auch andere Viren eine akute Sialadenitis aus – wie etwa das Epstein-Barr-Virus, das Zytomegalie-Virus (CMV) oder das humane Herpesvirus vom Typ 6 (HHV-6).

Dass Bakterien eine akute Speicheldrüsenentzündung auslösen, passiert eher bei älteren Menschen. Bei den Erregern handelt es sich meist um Staphylokokken oder Streptokokken. Aber auch andere Bakterien können eine Entzündung der Speicheldrüsen verursachen. Dorthin gelangen sie entweder direkt über die Mundhöhle oder über die Blut- oder Lymphgefäße.

Chronische Speicheldrüsenentzündung

Eine chronische Speicheldrüsenentzündung entwickelt sich eher, wenn das Gewebe über längeren Zeitraum ständig gereizt ist. Dann haben auch Krankheitserreger ein leichtes Spiel.

Ein solcher Reizzustand herrscht etwa bei einer langwierigen akuten Speicheldrüsen­entzündung, die dann in die chronische Form übergehen kann. Auch wenn der Ausführungsgang der Speicheldrüsen verengt oder verstopft ist, sodass es zum Sekretstau kommt, kann das eine chronische Speicheldrüsenentzündung zur Folge haben. Mögliche Ursachen hierfür sind zum Beispiel:

Manchmal ist auch eine Autoimmunerkrankung verantwortlich für eine chronische Speicheldrüsenentzündung: zum Beispiel das Sjögren-Syndrom oder das Heerfordt-Syndrom. Dann ist die Speicheldrüse entzündet, weil das Immunsystem fälschlicherweise körpereigenes Gewebe angreift.

Womöglich ebenfalls durch autoimmune Prozesse bedingt ist der Küttner-Tumor: Das ist eine chronische Form der Speicheldrüsenentzündung, bei der das betroffene Gewebe krankhaft verhärtet. Der Küttner-Tumor gehört zur Gruppe der sogenannten IgG4-assoziierten Erkrankungen, bei deren Entstehung ein bestimmter Antikörper eine Rolle spielt: das Immunglobulin G 4 (IgG4).

Zudem kann eine Bestrahlung im Kopf-Hals-Bereich oder eine Radiojodtherapie (z. B. zur Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen wie Struma oder Schilddrüsenkrebs) eine chronische Speicheldrüsenentzündung verursachen: die radiogene Sialadenitis.

Speicheldrüsenentzündung: Symptome

Meist macht sich eine akute Speicheldrüsenentzündung plötzlich bemerkbar. Häufige Symptome sind

im Bereich der entzündeten Speicheldrüse. Typisch für die akute Speicheldrüsen­entzündung ist, dass die Symptome beim Essen zunehmen. Denn dann bildet sich mehr Speichel, der Druck auf das entzündete Gewebe ausübt

Zudem kann eine akute Speicheldrüsen­entzündung dazu führen, dass

  • die Haut im Gebiet der betroffenen Drüse gerötet ist und sich warm anfühlt,
  • sich Fieber entwickelt,
  • sich Eiter in den Mund entleert, was einen unangenehmen Geschmack verursacht,
  • (bei einer Ohrspeicheldrüsenentzündung) das Kauen wehtut, weil das Kiefergelenk und die Kaumuskulatur nah an der Ohrspeicheldrüse liegen, und
  • die Betroffenen ihren Mund kaum noch öffnen können.

Bei Mumps sind oft beide Ohrspeicheldrüsen entzündet. Insgesamt kommt es aber nur in etwa 20 Prozent der Fälle vor, dass eine akute Speicheldrüsenentzündung beidseitig auftritt. Meist bleiben die Symptome auf eine Seite begrenzt.

Bei einer chronischen Speicheldrüsenentzündung sind die Symptome eher weniger stark ausgeprägt als bei einer akuten Entzündung. Vor allem nach dem Essen kann es wiederholt zu schmerzhaften Schwellungen kommen. Manchmal ist aber auch nur die Haut über der entzündeten Speicheldrüse beim Essen empfindlicher als sonst.

Speicheldrüsenentzündung: Diagnose

Eine Speicheldrüsenentzündung lässt sich oft schon anhand der Symptome und einer Untersuchung der Mundhöhle diagnostizieren: Beim Abtasten zeigt sich, ob die Speicheldrüse empfindlich und geschwollen ist. Manchmal ist eine Rötung um die Austrittsstelle des Ausführungsgangs im Mund sichtbar.

Bei einer bakteriellen (nicht bei einer virusbedingten) Speicheldrüsenentzündung kann es passieren, dass beim Abtasten Eiter aus der Speicheldrüse austritt oder sich zumindest aus dem Ausführungsgang herausmassieren lässt.

Von diesem Eiter nimmt die Ärztin oder der Arzt einen Abstrich, um im Labor den Erreger der Speicheldrüsenentzündung bestimmen zu lassen. Zudem ist eine Blutuntersuchung sinnvoll: Sie kann zeigen, ob Entzündungswerte (wie die Blutsenkungsgeschwindigkeit oder der CRP-Wert) erhöht sind.

Um der Ursache der Speicheldrüsenentzündung auf den Grund zu gehen, können weitere Untersuchungen nötig sein:

Speicheldrüsenentzündung: Behandlung

Bei einer Speicheldrüsenentzündung zielt die Behandlung darauf ab, die Entzündung (und nach Möglichkeit auch deren Ursache) zu beseitigen und so die Funktion der Speicheldrüse vollständig wiederherzustellen. Liegt der Sialadenitis eine Erkrankung zugrunde, ist es wichtig, diese ebenfalls ausreichend zu behandeln.

Selbstmaßnahmen

Bei einer Speicheldrüsenentzündung können Sie selbst viel zur Behandlung beitragen. Zum Beispiel, indem Sie die Speichelbildung anregen. Dazu eignen sich sogenannte Speichellocker, wie:

  • zuckerfreie Kaugummis
  • saure Bonbons
  • saure Getränke (z. B. mit Zitrone)

Der vermehrte Speichelfluss reinigt die Speicheldrüse und kann, falls dort ein kleiner Speichelstein vorhanden ist, diesen möglicherweise sogar nach außen befördern. Daneben können Sie die Behandlung der Speicheldrüsenentzündung unterstützen, indem Sie

  • auf eine gute Mundhygiene achten,
  • genug trinken,
  • ihre Ernährung vorübergehend auf weiche Kost umstellen,
  • kühlende Umschläge gegen Schmerzen udn Schwellungen anwenden und
  • eventuell die entzündete Speicheldrüse massieren.

Medikamente

Um die Beschwerden der Speicheldrüsenentzündung zu lindern, können Sie Schmerzmittel mit entzündungshemmender Wirkung einnehmen: zum Beispiel Acetylsalicylsäure, Paracetamol oder Ibuprofen. Je nach Entzündungsursache kann Ihre Ärztin oder Ihr Arzt Ihnen weitere Medikamente verschreiben.

Gegen eine bakterielle Speicheldrüsenentzündung helfen Antibiotika. Die Dauer der Antibiotika-Behandlung beträgt meist zehn Tage. (Gegen Viren sind Antibiotika allerdings unwirksam. Darum werden bei einer virusbedingten Sialadenitis nur die Symptome bekämpft.)

Bei einer autoimmunbedingten Speicheldrüsenentzündung ist manchmal auch eine Behandlung mit Glukokortikoiden sinnvoll: Diese Medikamente wirken sehr gut bei allen sogenannten IgG4-assoziierten Erkrankungen, zu denen etwa der Küttner-Tumor zählt.

Ärztliche Eingriffe

In seltenen Fällen bildet sich bei einer eitrigen Speicheldrüsenentzündung ein Abszess. Zur Behandlung ist dann ein kleiner chirurgischer Eingriff ratsam: Dabei öffnet Ihre Ärztin oder Ihr Arzt den Abszess, damit der Eiter abfließen kann.

Wenn Sie eine chronische Speicheldrüsenentzündung haben, weil ein Speichelstein die Speicheldrüse verstopft, lassen Sie den Speichelstein am besten entfernen. Dazu kommen zum Beispiel folgende Methoden infrage.

  • Massage oder Gangschlitzung: Liegt der Speichelstein am Ausführungsgang, kann die Ärztin oder der Arzt ihn ausmassieren oder den Gang leicht einschlitzen und ihn dann entfernen.
  • Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie: Dabei zertrümmert man den Speichelstein mit Ultraschallwellen, die von außen auf den Hals gerichtet sind. Danach befördert der Speichel die kleinen Trümmerteilchen aus der Speicheldrüse heraus.
  • Sialendoskopie: Hierbei entfernt die Ärztin oder der Arzt den Speichelstein mit einem Endoskop. Das Verfahren eignet sich auch bei größeren oder mehreren Steinen.

Manchmal raten Ärztinnen und Ärzte dazu, die entzündete Speicheldrüse vollständig zu entfernen. Ein solcher chirurgischer Eingriff ist zum Beispiel nötig, wenn Sie häufig eine Speicheldrüsenentzündung haben oder wenn der Verdacht auf einen Tumor besteht.

Speicheldrüsenentzündung: Dauer & Verlauf

Bei angemessener Behandlung ist eine akute Speicheldrüsenentzündung meist nur von kurzer Dauer: Nach ein paar Tagen ist die Entzündung normalerweise vollständig ausgeheilt.

Wenn eine Speicheldrüse dauerhaft verengt oder verstopft ist, besteht jedoch das Risiko, dass die Speicheldrüsenentzündung immer wieder auftritt.

Ist es wegen einer Speicheldrüsenentzündung nötig, eine Speicheldrüse operativ zu entfernen, hat das keinen spürbaren Einfluss auf die Speichelproduktion: Die noch vorhandenen Speicheldrüsen bilden weiterhin die gleiche Gesamtmenge Speichel.

Komplikationen

Wenn eine Speicheldrüsenentzündung mit Komplikationen verbunden ist, liegt das meist an einer unzureichenden oder fehlenden Behandlung.

So kann sich bei einer akuten eitrigen Speicheldrüsenentzündung ein Abszess bilden. Bricht der Abszess auf und entleert sich (in den Mund, den Gehörgang oder durch das Halsgewebe nach außen), kann dadurch im Extremfall eine lebensbedrohliche Blutvergiftung (Sepsis) entstehen.

Zudem können sich im Verlauf einer Speicheldrüsenentzündung Fisteln bilden: Das sind röhrenförmige Kanäle, die die Speicheldrüse mit der Körperoberfläche verbinden. Manchmal lassen sich solche krankhaften Verbindungsgänge nur schwer behandeln.

Bei einer chronischen Speicheldrüsenentzündung kann das Drüsengewebe vernarben oder sich zurückbilden. Die betroffene Speicheldrüse bildet dann kaum noch Speichel und ist als derber Knoten tastbar.

Aber auch die Behandlung einer Speicheldrüsenentzündung kann zu Komplikationen führen. Denn bei einer Operation (v. a. an der Ohrspeicheldrüse) besteht grundsätzlich das Risiko, dass die Gesichtsnerven geschädigt werden und es dadurch zur Gesichtslähmung kommt.

Speicheldrüsenentzündung: Vorbeugen

Allgemein können Sie einer Speicheldrüsenentzündung bedingt vorbeugen, indem Sie

  • sich regelmäßig die Zähne putzen und
  • ausreichend trinken.

Auch durch eine vermehrte Speichelproduktion können Sie einer Speicheldrüsenentzündung vorbeugen: Der Speichelfluss reinigt die Speicheldrüsen und kann möglicherweise vorhandene kleine Speichelsteine aus den Drüsen hinausspülen. Um die Speichelproduktion anzuregen, können Sie beispielsweise zuckerfreien Kaugummi kauen, saure Bonbons lutschen oder saure Getränke zu sich nehmen.

Die häufigste akute Speicheldrüsenentzündung bei Kindern ist Mumps. Wirksamen Schutz vor dieser Erkrankung bietet eine zweimalige Impfung gegen den Erreger (MMR-Impfung).