Man sieht das Auge einer älteren Frau.
© Getty Images

Schlupflider (Blepharochalasis)

Von: Brit Weirich (Medizinautorin, M.A. Mehrsprachige Kommunikation)
Letzte Aktualisierung: 25.11.2021

Müde, gelangweilt oder sogar genervt: Mit derartigen Attributen sehen sich viele Menschen konfrontiert, die Schlupflider haben. Wird der Blick durch herabhängende Augenlider beeinträchtigt, kann das nicht nur das Sichtfeld einschränken, sondern auch einen psychischen Leidensdruck erzeugen. Nicht umsonst sagt man, die Augen seien der Spiegel der Seele. Lesen Sie, wie Schlupflider entstehen und mit welchen Maßnahmen sie sich kaschieren lassen.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Was sind Schlupflider?

Von Schlupflidern (Blepharochalasis) spricht man, wenn die oberen Augenlider schürzenartig herabhängen und dadurch eine ausgeprägte Deckfalte an der Oberlidhaut entsteht. Viele Betroffene stören sich vor allem am ästhetischen Aspekt. Denn Schlupflider können dafür sorgen, dass die Augen kleiner wirken. Dadurch sieht man schnell müde, gelangweilt oder genervt aus, obwohl man es gar nicht ist. Wenn Schlupflider besonders stark ausgeprägt sind, kann zudem das Sichtfeld und somit die Sehfähigkeit eingeschränkt sein, was im Alltag zur Belastung wird.

Wie entstehen Schlupflider?

Schlupflider können genetisch bedingt sein und somit auch bei jüngeren Menschen auftreten. In der Regel entstehen Schlupflider aber mit zunehmendem Alter.

Das hat verschiedene Gründe: Rund um die Augenpartie verläuft der sogenannte Augenringmuskel (Musculus orbicularis oculi). Dieser ist dafür verantwortlich, dass wir unsere Augenlider öffnen können. Für gewöhnlich trainieren wir diese Region nicht. Dadurch verkümmert die Muskulatur mit der Zeit und wird schwächer. Die Augenlider fächern sich auf, sodass sich dort Fettgewebe ansammeln kann. Dadurch entsteht die für Schlupflider typische Polsterung.

Im Alter funktioniert die Zellerneuerung der Haut zudem nicht mehr so schnell und das Unterhautfettgewebe wird dünner. Mit zunehmendem Alter lässt außerdem das Bindegewebe nach und die Haut ist weniger elastisch, da der Wassergehalt abnimmt. Dadurch sinkt sie ab, an den Lidern entstehen Falten – und damit auch die Schlupflider.

Lesetipp: Von Erdbeerkinn bis Truthahnhals

Daneben gibt es aber auch andere Faktoren, die eine schnelle Alterung der Haut und somit Schlupflider begünstigen können:

Schlupflider nach Botoxbehandlung

In seltenen Fällen können Schlupflider auch das ungewollte Resultat einer Schönheitsoperation sein, etwa nach einer unsachgemäß ausgeführten Botoxbehandlung im Stirnbereich. Dann sinkt die Augenbrauenpartie ab und der Bereich rund um die Oberlider schwillt an. Dieser Effekt verschwindet in der Regel aber nach drei bis sechs Monaten von selbst. So lange dauert es, bis sich das Botox (Botulinumtoxin) abgebaut hat.

Erkrankungen als Auslöser für Schlupflider

Schlupflider können auch durch Erkrankungen entstehen. Bei Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse etwa können die Antikörper, die sich gegen Schilddrüsenzellen richten, auch mit dem Gewebe der Augenhöhle reagieren. Dadurch kann es – neben anderen Beschwerden – zu Schwellungen im Augenbereich kommen.

da die Antikörper, die sich gegen Schilddrüsenzellen richten, auch mit dem Gewebe der Augenhöhle reagieren. Dadurch kann es – neben anderen Beschwerden – zu Schwellungen im Augenbereich kommen.

Schlupflider durch Gewichtszunahme

Wer an Gewicht zunimmt, lagert mehr Fettgewebe rund um das Auge ein. Dementsprechend kommt es dort zu einer vermehrten Wasserspeicherung, wodurch die Oberlider anschwellen können und Schlupflider begünstigt werden.

Schlupflider natürlich behandeln

Schlupflider lassen sich ohne operativen Eingriff nicht gänzlich beseitigen. Dennoch kann man versuchen, sie ein wenig abzumildern.

Gesunder Lebensstil

Ein gesunder Lebensstil kann dazu beitragen, Schlupflidern vorzubeugen oder diese abzuschwächen. Sorgen Sie für ausreichend Schlaf, trinken Sie genügend und verzichten Sie möglichst auf einen hohen Tabak- und Alkoholkonsum. Auch eine ausgewogene Ernährung kann sich positiv auf das Hautbild auswirken und der Faltenbildung entgegenwirken.

Lesetipp: Schöner essen – 4 Lebensmittel, die das Hautbild verschönern

Eyelid-Tapes

Sogenannte Eyelid-Tapes – auch als Wonderstripes bekannt – können Schlupflider zumindest vorübergehend kaschieren. Dabei handelt es sich um selbstklebende Silikontapes, die wie eine Art Ersatzhaut funktionieren, die mehr Stützkraft besitzen als die eigene Haut. Die Tapes werden in der Lidfalte positioniert, die für die Schlupflider sorgt. Dadurch wird das oberhalb des Bindegewebe liegende Lid stabilisiert.

Ein Nachteil von Eyelid-Tapes ist, dass sie keine anhaltende Wirkung haben, sondern die Schlupflider nur für den Zeitraum des Tragens kaschieren. Zudem kann jedes Tape nur einmal verwendet werden. Allerdings sind die Tapes recht kostengünstig: Eine Packung à 300 Stück bekommen Sie für rund fünf Euro im Drogeriemarkt.

Schlupflider wegschminken

Durch eine geschickte Technik lassen sich Schlupflider mit Schminke optisch gut kaschieren, sodass die Augen größer wirken. Im Internet findet man zahlreiche Tipps und Anleitungen. Wer sich unsicher ist, kann sich ein solches Make-Up auch von einer*einem fachkundigen Kosmetiker*in zeigen lassen.

Straffende Augencremes

Viele Kosmetikhersteller werben damit, dass ihre Cremes straffende und feuchtigkeitsspendende Inhaltsstoffe enthalten, die die Haut verjüngen. Ein beliebtes Mittel gegen Schlupflider ist beispielsweise Jasminsalbe.

Viele Produkte versprechen allerdings mehr als sie halten und sind zudem meist sehr teuer. Zwar können sie erfrischend und feuchtigkeitsspendend wirken und dadurch Schwellungen im Lidbereich abschwächen. Oftmals ist ein solcher Effekt aber nicht erwiesen. Teure Kosmetikprodukte eignen sich daher höchstens als vorbeugende oder ergänzende Maßnahme, sind aber nicht als effektives Mittel gegen Schlupflider zu betrachten.

Gesichtsmuskeltraining und Augengymnastik

Eine Maßnahme, um Schlupflider abzuschwächen, ist Gesichtsmuskeltraining, auch als Face Yoga bekannt. Viele Menschen wissen gar nicht, dass das Gesicht aus mehreren Dutzend Muskeln besteht. Falten – und somit auch Schlupflider – können dadurch entstehen, dass im Zuge des Alterungsprozesses in der Haut weniger Kollagen und Elastin gebildet werden.

Face Yoga kann diesen Verlust zwar nicht verhindern, dafür aber die Muskeln unter der Haut stärken. Auf diese Weise soll die Haut straff bleiben und Falten vorbeugen. Bislang ist die Studienlage zu Gesichtsmuskeltraining allerdings noch sehr dünn. Schaden kann Face Yoga trotzdem nicht, ganz im Gegenteil: Der Anti-Aging-Trend soll nämlich nicht nur für schöne Haut, sondern auch für Entspannung und Wohlbefinden sorgen.

Lesetipp: Face Yoga - wie effektiv ist der Anti-Aging-Trend?

Sanfte Massage und kühlende Kompressen

Ähnlich wie Face Yoga soll auch eine sanfte Massage rund um die Augenpartien gegen Schlupflider helfen. Durch den leichten Druck wird die Haut besser durchblutet und Schwellungen können – je nach Ausprägung – gemildert werden. Zudem kursiert der Tipp, die Augenlider mit Kompressen zu kühlen, insbesondere morgens nach dem Aufstehen, wenn die Augenpartie besonders geschwollen ist.

Inwieweit sich die Schlupflider mithilfe dieser nicht-operativen Maßnahmen vermindern lassen, kann individuell verschieden sein. Probieren Sie am besten einfach aus, was Ihren Augenlidern guttut.

Operation (Ästhetische Lidkorrektur)

Eine Operation (Oberlidstraffung) ist nur dann ratsam, wenn

  • Ihr Sichtfeld durch die Schlupflider so eingeschränkt ist, dass es zu Sehstörungen kommt
  • Sie durch die ästhetische Komponente einen großen psychischen Leidensdruck verspüren
  • die nicht-operativen Maßnahmen ausgeschöpft sind.

Auch, wenn die Oberlidstraffung (Blepharoplastik der Oberlider) grundsätzlich als eher unkomplizierter Eingriff gilt, kann es wie bei jeder Operation in seltenen Fällen zu Komplikationen kommen. Falls Sie sich für einen solchen Eingriff entscheiden, sollten Sie sich im Vorfeld also gut beraten lassen und die Operation von einer*einem qualifizierten Chirurg*in durchführen lassen.

Bei der Oberlidstraffung wird ein kleiner ellipsenförmiger Schnitt am Augenrand gesetzt. Dann wird ein Teil der Muskulatur und des Fettgewebes in feinen Streifen entfernt – also die für Schlupflider ursächlichen Komponenten.

Nach rund zehn Tagen können die Pflaster und Fäden entfernt werden. Das endgültige Ergebnis lässt aber etwas länger auf sich warten: Erst nach drei bis vier Wochen sind die Lider vollständig abgeschwollen. Trotz Operation kann es sein, dass sich die Schlupflider nach einigen Jahren erneut bilden. Dann kann allerdings noch einmal operiert werden.

Lesetipp: Krähenfüße mit Hausmitteln loswerden?

Zahlt die Krankenkasse?

Eine Oberlidstraffung kostet rund 1.200 bis 2.000 Euro. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten nur dann, wenn der Hautüberschuss so groß ist, dass das Sichtfeld beeinflusst ist. Um einen Antrag auf Kostenübernahme zu stellen, benötigen Sie ein ärztliches Gutachten.