Frau mit Schilddrüsenunterfunktion fasst sich an die Schilddrüse.
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Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose): Anzeichen, Ursachen und Behandlung

Von: Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 05.08.2024

Bei einer Schilddrüsenunterfunktion bildet das Organ weniger Hormone, als der Körper benötigt. Die Unterfunktion kann sich durch unterschiedliche Beschwerden zeigen. Typisch sind beispielsweise eine Gewichtszunahme und Antriebslosigkeit. Welche Anzeichen sind noch möglich und welche Behandlung hilft?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Schilddrüsenunterfunktion

Bei einer Unterfunktion der Schilddrüse produziert das Organ zu wenige Hormone. Ein solcher Hormonmangel führt zu einem verlangsamten Stoffwechsel.

Eine Unterfunktion der Schilddrüse muss mit Medikamenten behandelt werden. Betroffene erhalten in der Regel Hormone in Form von Tabletten.

Fachleute verschreiben bei einer mangelnden Hormonproduktion der Schilddrüse in den meisten Fällen Tabletten mit dem Wirkstoff Levothyroxin (L-Thyroxin). Diese sollen den Hormonmangel ausgleichen.

Nein, eine Unterfunktion der Schilddrüse ist nicht heilbar. Die Beschwerden lassen sich jedoch durch eine konsequente Behandlung und regelmäßige Kontrollen in der Regel lindern.

Was ist eine Schilddrüsenunterfunktion?

Von einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) sprechen Fachleute, wenn die Schilddrüse (Thyreoidea) zu wenige Hormone produziert, die für den menschlichen Stoffwechsel essenziell sind. Fehlt es dem Körper an den Schilddrüsenhormonen Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3), kann das mit vielen Beschwerden wie Müdigkeit und Antriebslosigkeit einhergehen. Bei einer Überfunktion der Schilddrüse produziert das Organ hingegen zu viele Hormone, was den Stoffwechsel ankurbelt und etwa Herzrasen verursacht.

Eine Schilddrüsenunterfunktion entwickelt sich meist nach und nach, darum zeigen sich Symptome oft erst spät. Im Verlauf verstärken sich die Beschwerden in der Regel. Die Behandlung der Hypothyreose erfolgt grundsätzlich medikamentös, um den Hormonmangel auszugleichen.

Häufigkeit

Die Hypothyreose zählt zu den häufigsten hormonellen Erkrankungen. Etwa drei bis sieben Prozent der Erwachsenen sind von einer behandlungsbedürftigen Unterfunktion der Schilddrüse betroffen. Mit steigendem Alter nimmt die Häufigkeit zu. Frauen erkranken häufiger als Männer.

Von der seltenen angeborenen Schilddrüsenunterfunktion ist etwa eins von 3.500 Neugeborenen betroffen.

Schilddrüsenunterfunktion: Welche Symptome sind möglich?

Bei Erwachsenen entwickelt sich eine Hypothyreose meist schleichend. Anfangs haben Betroffene oft keine oder nur schwach ausgeprägte Beschwerden. Deutliche Symptome treten in der Regel erst bei einer stärkeren Unterfunktion auf und können individuell sein.

Es gibt jedoch einige für eine Schilddrüsenunterfunktion typische Beschwerden:

Bei rund der Hälfte der Patient*innen kommt es zu einer Struma, einer äußerlich sichtbar vergrößerten Schilddrüse.

Ein seltenes Symptom einer Schilddrüsenunterfunktion ist das Myxödem. Als Folge einer vermehrten Einlagerung bestimmter Substanzen (Eiweiß-Zucker-Säure-Verbindungen) in das Unterhautfettgewebe ist die Haut bei Menschen mit Hypothyreose häufig teigig aufgetrieben, besonders in der Region um die Augen und auf den Handrücken. 

Schilddrüsenunterfunktion: Symptome bei älteren Personen

Gerade bei älteren Menschen sind häufig nur ein Teil der möglichen Symptome vorhanden. Bei ihnen wird eine Unterfunktion der Schilddrüse daher leicht übersehen. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, ältere Personen auf eine Hypothyreose zu untersuchen, wenn ihr körperlicher und geistiger Zustand nicht ihrem Alter entspricht oder es zu Wesensveränderungen, Depressionen und Gedächtnisstörungen kommt.

Hypothyreose bei Kindern und Neugeborenen

Neugeborene mit Hypothyreose weisen nach der Geburt folgende Symptome auf:

  • Trinkschwäche
  • Verstopfung
  • Bewegungsarmut
  • längere Gelbfärbung der Haut (anhaltende Gelbsucht bei Neugeborenen, sog. Neugeborenenikterus)

Kinder, deren Schilddrüsenunterfunktion nicht behandelt wird, können folgende Symptome entwickeln:

  • Kleinwuchs mit gedrungenem Körperbau
  • gestörtes Sprachvermögen
  • verzögerte Pubertät
  • herabgesetzte Intelligenz
  • Schwerhörigkeit
  • Sprachstörung

Schilddrüsenunterfunktion: Ursachen und Risikofaktoren

Eine Schilddrüsenunterfunktion kann vielfältige Gründe haben. Fachleute unterscheiden je nach Ursache zwischen drei Formen.

Primäre Hypothyreose

Wenn ein Defekt der Schilddrüse zu einer Unterfunktion führt, handelt es sich um eine primäre Hypothyreose. Die Ursache liegt dann also im Organ selbst. Die primäre Unterfunktion zählt mit Abstand zu den häufigsten Formen.

Sie kann angeboren sein, zum Beispiel wenn die Schilddrüse komplett fehlt oder zu klein ist. Jedoch kann auch die Jodverwertung durch einen Genfehler gestört sein. Das heißt, dem Körper steht zwar genügend Jod zur Verfügung, er kann es jedoch nicht in die Schilddrüsenhormone einbauen.

Wesentlich häufiger wird die Schilddrüsenunterfunktion aber im Laufe des Lebens erworben. Die Ursache dafür ist meist ein Verlust oder eine Zerstörung von ursprünglich funktionsfähigem Schilddrüsengewebe, zum Beispiel nach:

Sekundäre Hypothyreose

Eine sekundäre Hypothyreose liegt vor, wenn es aufgrund von Störungen der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse), zum Beispiel durch Tumoren, zu einer Fehlversorgung der Schilddrüse mit dem Thyreoidea-stimulierenden-Hormon (TSH) kommt. Die Schilddrüse selbst ist dabei intakt. Diese Form ist sehr selten.

Tertiäre Hypothyreose

Bei der tertiären Hypothyreose liegt eine Störung des Hypothalamus vor, sodass nicht genügend Thyreotropin-Releasing-Hormone (TRH) produziert werden. Dadurch ist der Regelkreis zwischen Gehirn und Schilddrüse unterbrochen, weshalb das Organ nicht angeregt wird, Schilddrüsenhormone zu produzieren. Als Ursachen kommen

  • Anlagedefekte,
  • Tumoren oder
  • Entzündungen infrage.

Diese Form der Schilddrüsenunterfunktion kommt sehr selten vor.

Schilddrüsenunterfunktion: Behandlung mit Medikamenten

Zur Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion kommen Medikamente in Form von Tabletten zum Einsatz, welche die benötigten Schilddrüsenhormone beinhalten. Die jodhaltigen Schilddrüsenhormone T3 und T4 regen unter anderem den Zellstoffwechsel an und sind für ein normales Körperwachstum notwendig. Ein häufig verschriebener Wirkstoff ist Levothyroxin (L-Thyroxin).

Erwachsene mit einer ausgeprägten (manifesten) Hypothyreose müssen regelmäßig und dauerhaft Schilddrüsenhormone einnehmen, um eine ausreichende Konzentration zu erreichen. Die Behandlung mit Schilddrüsenhormonen beginnt gewöhnlich mit einer niedrigen Dosis, die dann langsam gesteigert wird. Der Hormonstatus sollte in regelmäßigen Abständen mithilfe einer Blutuntersuchung überprüft werden, um die Dosis gegebenenfalls anpassen zu können. Nebenwirkungen der Tabletten treten bei korrekter Dosierung in der Regel nicht auf.

Behandlung bei Neugeborenen

Besteht eine angeborene Schilddrüsenunterfunktion, müssen die fehlenden Hormone umgehend ersetzt werden, damit die Entwicklung des Gehirns und anderer Organe nicht beeinträchtigt wird. Dank des Neugeborenen-Screenings erkennen Ärzt*innen die angeborenen Formen in den ersten Tagen nach der Geburt, sodass die Behandlung umgehend beginnen kann. Die Hormone müssen ein Leben lang regelmäßig eingenommen werden.

Schilddrüsenunterfunktion: Tipps zur Ernährung

Menschen mit Hypothyreose müssen bei der Ernährung einige Punkte berücksichtigen. Besonders wichtig ist eine ausreichende Zufuhr von Jod über die Nahrung. Empfehlenswert sind vor allem Seefisch und jodiertes Speisesalz. Gleichermaßen spielt Selen eine entscheidende Rolle, das ebenso in Seefisch, aber auch in Paranüssen oder Hülsenfrüchten steckt.

Soja und Sojaprodukte können die Jodaufnahme im Körper dagegen hemmen und sollten nur in Maßen konsumiert werden. Weiterhin sollte auf eine zucker- und fettarme Ernährungsweise gebaut werden, um entzündliche Prozesse im Körper nicht zu fördern.

Wie wird eine Schilddrüsenunterfunktion diagnostiziert?

Um eine Unterfunktion der Schilddrüse zu diagnostizieren, stellen Ärzt*innen im Rahmen der Anamnese zunächst Fragen zu den genauen Beschwerden, Vorerkrankungen, Erkrankungen in der Familie und den genauen Essgewohnheiten. Dann wird die Halsregion rund um die Schilddrüse abgetastet, um bereits mögliche Vergrößerungen beurteilen zu können.

Besonders wichtig sind Bluttests der Schilddrüsenhormone (Schilddrüsenwerte). Darüber hinaus ist auch das von der Hirnanhangsdrüse produzierte TSH ein entscheidender Faktor. 

  • Ein normaler TSH-Wert schließt Störungen der Schilddrüse aus, ein erhöhter Wert bestätigt eine Hypothyreose.
  • Ein erniedrigter Wert des freien Thyroxins spricht für eine Schilddrüsenunterfunktion.

Da oft eine bestimmte Form der Schilddrüsenentzündung, die Hashimoto-Thyreoiditis, Ursache einer Unterfunktion der Schilddrüse ist, sollte eine Blutprobe auf das Vorhandensein spezieller Antikörper untersucht werden. Sie entstehen im Rahmen dieser Autoimmunerkrankung und werden als TPO-Antikörper und Thyreoglobulin-Antikörper bezeichnet. 

Die Schilddrüsenwerte geben außerdem einen Aufschluss darüber, welche Form der Unterfunktion vorliegt.

Weitere Untersuchungen bei Verdacht auf Hypothyreose

Unter Umständen veranlassen Ärzt*innen weitere Untersuchungen, wie zum Beispiel:

  • Ultraschall: Mithilfe einer Ultraschalluntersuchung (Sonographie) kann die Beschaffenheit der Schilddrüse überprüft und festgestellt werden, ob beispielsweise Knoten vorliegen.

  • Szintigraphie: Bei der Schilddrüsenszintigraphie wird Patient*innen ein schwach radioaktiver Stoff verabreicht, der sich im Organ ablegt. Durch ein spezielles Aufnahmegerät (Gamma-Kamera) können so Knoten und andere Auffälligkeiten sichtbar gemacht werden.

  • Gewebeprobe (Biopsie): Manchmal wird aus der Schilddrüse eine Gewebeprobe entnommen und in einem Labor untersucht, um Entzündungen und Tumoren auszuschließen.

Verlauf und Prognose bei Schilddrüsenunterfunktion

Bislang ist eine Schilddrüsenunterfunktion nicht heilbar. Rechtzeitig diagnostiziert und entsprechend behandelt, ist für gewöhnlich mit einem unkomplizierten Verlauf zu rechnen: Leistungsfähigkeit oder Lebensdauer sind nicht eingeschränkt. In der Regel ist hierzu jedoch eine lebenslange Behandlung notwendig. 

Komplikationen bei einer Unterfunktion der Schilddrüse

Eine unbehandelte Unterfunktion der Schilddrüse kann bei Erwachsenen selten zu Komplikationen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma führen. 

Eine ungenügend behandelte oder nicht erkannte Schilddrüsenunterfunktion kann in seltenen Fällen im Verlauf zum sogenannten Myxödemkoma führen, das etwa durch akute Stressfaktoren, wie eine Operation oder ein Infekt, ausgelöst wird. Anzeichen hierfür sind:  

  • Schwäche
  • Reglosigkeit
  • niedriger Blutdruck (Hypotonie)
  • sehr kühle Körpertemperatur
  • verlangsamte oder zu oberflächliche Atmung (Hypoventilation) 

In diesem Fall ist sofort intensivmedizinische Behandlung notwendig.

Wird eine Schilddrüsenunterfunktion bei Babys rechtzeitig mit Medikamenten behandelt, ist die Entwicklung des Säuglings nicht gefährdet. Unbehandelt kann sie jedoch zu Komplikationen führen. Betroffene zeigen sowohl physische als auch geistige Entwicklungsstörungen.

Lässt sich einer Schilddrüsenunterfunktion vorbeugen?

Es ist nicht möglich, einer Schilddrüsenunterfunktion vorzubeugen. Verursacht ein starker Jodmangel die Hypothyreose, können Betroffene durch die konsequente Verwendung jodierter Speisesalze die Jodversorgung verbessern. Es wird zudem empfohlen, zweimal wöchentlich Seefisch zu essen, da dieser viel Jod enthält. Um den täglichen Bedarf sicher zu decken, kann nach ärztlicher Rücksprache auch die Einnahme von Jodpräparaten sinnvoll sein. Aber Achtung: In Schwangerschaft und Stillzeit gelten andere Richtwerte für den Jodbedarf.