Schienbeinkantensyndrom: Hilft tapen?
Beim Schienbeinkantensyndrom treten Schmerzen am Schienbein auf. Typischerweise zeigen sich die Beschwerden während und nach Belastung. Die Erkrankung tritt häufig bei Läufer*innen auf. Falsche Laufschuhe und Überlastung gehören zu den möglichen Ursachen. Welche Optionen zur Therapie gibt es?
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Schienbeinkantensyndrom
Beim Schienbeinkantensyndrom sind eine Trainingspause und Kühlen wichtig. Gegen akute Beschwerden helfen Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac.
Das Schienbeinkantensyndrom ist eine langwierige Erkrankung. Bis zur vollständigen Heilung kann ein Jahr vergehen.
Das Schienbeinkantensyndrom kann ohne geeignete Behandlung chronisch werden oder zu einer Stressfraktur des Knochens führen.
Schienbeinkantensyndrom: Was ist das?
Das Schienbeinkantensyndrom – auch Tibiakantensyndrom oder Shin Splints – ist ein Schmerzsyndrom, das das Schienbein betrifft. Die Beschwerden treten an der Schienbeinkante auf, an der Vorder- und Innenseite des Unterschenkels. Sie zeigen sich während und nach Belastung.
In der Medizin ist von einem Syndrom immer dann die Rede, wenn verschiedene Symptome gleichzeitig vorliegen und auf eine gemeinsame Ursache zurückzuführen sind. Meistens handelt es sich beim Tibiakantensyndrom um eine Reizung durch Überlastung bei Sportler*innen, insbesondere Läufer*innen. Die Erkrankung tritt in der Regel durch Fehl- oder Überbelastung auf.
Schienbeinkantensyndrom: Symptome der Erkrankung
Beim Schienbeinkantensyndrom leiden die Betroffenen unter Schmerzen an der Vorder- und Innenseite des Unterschenkels. Die Beschwerden treten in den zwei unteren Dritteln der Schienbeinkante auf.
Die Schmerzen im Bein zeigen sich während des Trainings sowie im Anschluss an die Belastung, klingen dann aber wieder ab. Je länger die Erkrankung besteht, desto geringere Reize können zu Symptomen führen. Im fortgeschrittenen Stadium ist gar keine Belastung mehr möglich.
Schienbeinkantensyndrom: Ursache oft Überlastung
Das Schienbeinkantensyndrom tritt häufig bei Sportler*innen auf. Etwa 16 von 100 Verletzungen bei Läufer*innen stehen in Zusammenhang mit Shin Splints. Oft steckt hinter dem Tibiakantensyndrom eine chronische Überlastung der Muskeln und Sehnen am Schienbein.
Früher gingen Fachleute von einer Knochenhautentzündung (Periostitis) als Ursache aus. Diese kann auch durch Überbelastung entstehen, löst jedoch stärkere Beschwerden aus, die sich auf einen konkreten entzündlichen Vorgang zurückführen lassen. Neuere Erkenntnisse deuten auf eine gestörte Reparationsfunktion des Schienbeinknochens durch Überlastung als Ursache hin. Bei Betroffenen zeigen sich eine geringere Mineralstoffdichte im Schienbein sowie minimale Verletzungen des Knochens.
Risikofaktoren für Shin Splints sind:
- Laufen auf hartem Untergrund
- bergauf/bergab Laufen
- Steigerung der Trainingsintensität um mehr als zehn Prozent wöchentlich
- keine ausreichenden Ruhepausen zwischen den einzelnen Einheiten
- Fehlstellung des Fußgewölbes, etwa ein Knickfuß
- Verspannungen der Muskeln in Wade und Fuß
- ungeeignete Laufschuhe
- Osteoporose
Schienbeinkantensyndrom: Behandlung meistens ohne OP
Zur Therapie des Schienbeinkantensyndroms ist eine Reduktion der Belastung notwendig. Betroffene sollten ihr Training daher zurückfahren oder vollständig pausieren. Eine weitere Möglichkeit ist, vorübergehend auf weniger strapaziöse Sportarten wie Schwimmen oder Radfahren auszuweichen. Nach Abklingen der Beschwerden ist vorsichtiges Aufbautraining nach ärztlicher Absprache möglich. Risikofaktoren wie falsches Schuhwerk, das Laufen auf hartem Untergrund sowie bergauf oder bergab sind zu meiden.
Schienbeinkantensyndrom tapen und selbst behandeln
Kühlung, etwa mit einem Kühlpack, ist ebenfalls wichtig. Zudem kann beim Schienbeinkantensyndrom Tapen Entlastung bringen. Dies sollte zunächst in der ärztlichen oder physiotherapeutischen Praxis geschehen. Nach entsprechender Anleitung können Betroffene das Tapen schließlich auch selbst durchführen.
Liegt den Beschwerden eine Fußfehlstellung zugrunde, sind orthopädische Einlagen notwendig. Gegen akute Beschwerden können Schmerzmittel zum Einsatz kommen, insbesondere die sogenannten nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) Ibuprofen und Diclofenac. Deren orale Einnahme über einen Zeitraum von einigen Tagen hinaus sollte nur nach ärztlicher Rücksprache erfolgen. Die Wirkstoffe können bei regelmäßiger Einnahme den Verdauungstrakt und das Herz-Kreislauf-System belasten. Alternativ können Betroffene Präparate zur lokalen Anwendung verwenden, also Gele, Salben oder Sprays.
Schienbeinkantensyndrom: Übungen für den Wadenmuskel
Beim Schienbeinkantensyndrom sind Dehnen und Kräftigung des Wadenmuskels empfehlenswert. Die Übungen sollten unter physiotherapeutischer Anleitung erlernt werden.
Um den Wadenmuskel zu dehnen, kann man sich mit dem Fußballen auf eine leichte Erhöhung stellen, etwa eine Treppenstufe, und die Ferse dann vorsichtig absenken. Dabei sollte ein leichter Zug zu spüren sein, aber kein Schmerz.
Auch eine Kräftigungsübung für die Wadenmuskulatur kann auf einer Treppenstufe stattfinden: die sogenannten Calf Raises. Die Ausgangsposition ist gleich, hier werden die Füße allerdings gestreckt und so die Fersen angehoben.
Wann ist eine Operation notwendig?
Eine Operation erfolgt beim Schienbeinkantensyndrom für gewöhnlich nicht. Führen die genannten Maßnahmen nach mindestens einem Jahr nicht zum gewünschten Erfolg und sind die Betroffenen durch die Symptome stark eingeschränkt, kann eine operative Spaltung der Muskelfaszie erfolgen. Der Eingriff reduziert den Druck im betroffenen Bereich.
Wie wird das Schienbeinkantensyndrom festgestellt?
Das Tibiakantensyndrom wird zumeist durch ein ärztliches Gespräch und eine körperliche Untersuchung diagnostiziert. Typisch für das Schienbeinkantensyndrom sind Triggerpunkte am Unterschenkel, die sehr druckschmerzempfindlich sind.
Zum Ausschluss anderer Ursachen für die Beschwerden, beispielsweise eine Stressfraktur, kann gegebenenfalls eine Röntgenaufnahme notwendig sein.
Schienbeinkantensyndrom: Dauer und Prognose
Beim Schienbeinkantensyndrom kann die Heilungsdauer neun bis zwölf Monate betragen, wenn Betroffene sich ausreichend schonen und beim Sport geeignetes Schuhwerk tragen. In den meisten Fällen ist eine Heilung ohne OP möglich. Selten kann es jedoch zu einer Chronifizierung oder Folgeschäden wie einer Stressfraktur des Knochens kommen.
Während die meisten Betroffenen nach spätestens einem Jahr wieder wie gewohnt Sport machen können, müssen andere die Belastung dauerhaft reduzieren oder auf eine weniger belastende Sportart ausweichen.
Lässt sich dem Schienbeinkantensyndrom vorbeugen?
Um dem Schienbeinkantensyndrom vorzubeugen, sind regelmäßige Ruhepausen zwischen den Trainingseinheiten wichtig. Auch gründliches Dehnen und Aufwärmen vor dem Sport sind von großer Bedeutung.
Wöchentlich sollte die Belastung um nicht mehr als zehn Prozent gesteigert werden. Das bedeutet zum Beispiel: Wer in einer Woche fünf Kilometer läuft, kann in der nächsten Woche fünfeinhalb laufen.
Das Laufen auf hartem Untergrund sowie bergauf oder bergab sollte vermieden werden. Laufschuhe mit einer guten Stoßdämpfung können der Erkrankung ebenfalls vorbeugen. Nach 500 Kilometern sollten sie durch neue ersetzt werden.
Wer unter einer Fußfehlstellung leidet, sollte diese – nicht nur beim Sport – durch orthopädische Schuheinlagen ausgleichen.