Mann mit Rotatorenmanschettenruptur bei der Physiotherapie
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Rotatorenmanschetten­ruptur: Symptome, Prognose und Behandlung mit und ohne OP

Von: Julia Heidorn (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

Die Rotatorenmanschettenruptur ist ein Sehnenriss im Schultergelenk. Es können eine oder mehrere Sehnen betroffen sein, die teilweise oder vollständig reißen. Welche Symptome auftreten können, wie eine solche Ruptur behandelt wird und wie der Krankheitsverlauf aussieht.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Die häufigsten Fragen zur Rotatoremanschettenruptur

Eine Rotatorenmanschettenruptur kann Schmerzen auslösen, die vor allem beim Heben des Arms auftreten. Auch Schultersteife und Kraftverlust im Bereich von Schulter und Oberarm sind mögliche Symptome des Sehnenrisses.

Die Therapie einer Rotatorenmanschettenruptur verläuft in der Regel zunächst mit Schmerzmitteln und Physiotherapie. Tritt nach sechs Monaten keine ausreichende Besserung ein, kann eine Operation erfolgen. Bei jungen Menschen, die Sport treiben oder körperlich arbeiten, erfolgt mitunter schon früher eine operative Rekonstruktion.

 

Auch wenn der Rotatorenmanschettenriss behandelt wird, leiden Betroffene mitunter monatelang unter Schmerzen.

Was ist eine Rotatorenmanschettenruptur?

Als Rotatorenmanschette bezeichnet man die Muskeln und Sehnen, die das Schultergelenk umgeben und Bewegungen des Arms ermöglichen. Unter einer Ruptur versteht man den teilweisen oder vollständigen Riss einer oder mehrerer Sehnen.

Nicht immer verursacht eine Rotatorenmanschettenruptur Beschwerden. Sie kann sich jedoch in Form von Schmerzen, eingeschränkter Beweglichkeit der Schulter und Kraftverlust bemerkbar machen.

Besonders häufig reißt die Supraspinatussehne, die oberhalb des Schultergelenks verläuft. Aufgrund ihrer eingeengten Lage zwischen Oberarmkopf und Schulterdach wird sie schwächer durchblutet und somit schlechter mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt. Deshalb heilen Verletzungen in diesem Bereich nicht so schnell. Je mehr kleine Verletzungen sich in der Sehne bilden und je schlechter sie heilen, umso anfälliger wird die Sehne für größere Risse.

Häufigkeit einer Rotatorenmanschettenruptur

Anfällig sind vor allem ältere Menschen, die ihre Schultern über viele Jahre hinweg stark beansprucht haben. Bei einem Viertel der 50-Jährigen und der Hälfte der 70-Jährigen liegt eine Rotatorenmanschettenruptur vor. Sind jüngere Menschen betroffen, ist meist eine schwere Schulterverletzung die Ursache, etwa eine Verrenkung (Luxation).

Als Rotatorenmanschette bezeichnet man die Muskeln und Sehnen, die das Schultergelenk umgeben. Man braucht sie, um den Arm rotieren zu lassen. Die Sehnen der Rotatorenmanschette können reißen, wenn sie stark überdehnt werden – etwa bei einem Sturz auf den ausgestreckten Arm, oder wenn man versucht, etwas sehr Schweres aufzufangen.

Aufbau und Funktion der Rotatorenmanschette

Im Vergleich zu anderen Gelenken ist die Schulter besonderen Belastungen ausgesetzt. Das liegt zum einen an ihrem Aufbau: Die Gelenkpfanne ist verhältnismäßig klein und flach, sodass der Oberarmkopf nicht fest dort verankert ist. Außerdem hat die Schulter einen großen Bewegungsradius und muss so Belastungen aus unterschiedlichen Richtungen standhalten.

Die Rotatorenmanschette hält die Knochen an der richtigen Position. Sie stabilisiert die Schulter mit ihren Sehnen und den vier Muskeln, die den Oberarm mit dem Schulterblatt verbinden. Die Muskeln bewegen außerdem den Arm im Schultergelenk und schaffen somit auch die Voraussetzung für viele Tätigkeiten der Hand. Die genaue Funktion der Muskeln ist immer auch von der Position des Arms abhängig:

  • Obergrätenmuskel (Musculus supraspinatus): Außenrotation, Abspreizen des Arms
  • Untergrätenmuskel (Musculus infraspinatus): Außenrotation, Abspreizen und Anziehen des Arms
  • kleiner runder Armmuskel (Musculus teres minor): Außenrotation, Anziehen des Arms, Armbewegungen nach hinten
  • Unterschulterblattmuskel (Musculus subscapularis): Innenrotation des Arms

Symptome einer Rotatorenmanschettenruptur

Die wichtigsten Symptome der Rotatorenmanschettenruptur sind

  • Schulterschmerzen vor allem beim Heben des Arms
  • verminderte Beweglichkeit der Schulter
  • Kraftverlust der Schulter

Häufig ist die Supraspinatussehne betroffen, die oberhalb des Schultergelenks verläuft. In diesem Fall haben die Betroffenen Schwierigkeiten, den Arm seitlich anzuheben.

Hat ein akuter Unfall wie ein Sturz zur Verletzung geführt, treten die Symptome plötzlich auf. Gerade bei älteren Menschen können sich die Beschwerden aber auch mäßig schnell entwickeln. Das ist der Fall, wenn der Sehnenriss durch allmählichen Verschleiß entstanden ist. Dann ist meistens die Schulter des dominanten Arms betroffen, bei Rechtshänder*innen also die rechte. Die Ruptur kann aber auch asymptomatisch verlaufen, also ohne spürbare Beschwerden.

Wie kommt es zu einer Rotatorenmanschettenruptur?

Zum Rotatorenmanschettenriss kann es durch Unfälle sowie Verschleiß kommen. Sind die Sehnen intakt, bedarf es großer Krafteinwirkungen, damit es zu einem Sehnenriss kommt. Bei älteren Menschen sind die Sehnen jedoch zumeist vorgeschädigt. Hier können bereits Bagatellbewegungen ausreichen, um einen Sehnenriss auszulösen.

Auch Rauchen ist ein Risikofaktor für einen Sehnenriss.

Wie wird eine Rotatorenmanschettenruptur diagnostiziert?

In der orthopädischen Praxis erfolgen zunächst ein ärztliches Gespräch und eine körperliche Untersuchung.

Ein wichtiger Bestandteil der Diagnostik sind Funktionstest der einzelnen Muskeln, wie zum Beispiel der Drop-Arm-Test: Die*der Ärztin*Arzt hebt den Arm der betroffenen Person passiv seitlich auf Schulterhöhe. Dann muss die*der Patient*in den Arm aus eigener Kraft oben halten. Fällt er einfach herunter, spricht das für einen ausgeprägten Riss in der Supraspinatussehne.

Ergänzend können eine oder mehrere weitere Untersuchungsmethoden zum Einsatz kommen:

Was tun bei Rotatorenmanschettenruptur?

Die Therapie der Ruptur in der Rotatorenmanschette hängt von verschiedenen Faktoren ab. Alter, Anspruch und Art des Risses sind hier entscheidend. Bei älteren Patient*innen wird meistens erst einmal konservativ behandelt, also ohne Operation. Der Fokus der Therapie liegt dann auf der Schmerzlinderung.

Hierzu werden Medikamente eingesetzt, insbesondere die nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) Ibuprofen und Diclofenac. Eine dauerhafte Einnahme dieser Wirkstoffe kann jedoch das Herz-Kreislauf- und das Verdauungssystem belasten. Sie sollte daher nur nach ärztlicher Absprache erfolgen.

Physiotherapie zur Verbesserung der Beweglichkeit und zur Kräftigung ist ein weiterer wichtiger Therapiepfeiler.

Ergänzend dazu können Kortison-Injektionen zum Einsatz kommen. Mehr als vier Injektionen sollten allerdings nicht erfolgen. Falls doch noch eine Operation notwendig ist, wäre sonst die Prognose schlechter.

Muss eine Rotatorenmanschettenruptur operiert werden?

Bei jüngeren Patienten, bei denen ein Unfall zu einer plötzlichen Rotatorenmanschettenruptur geführt hat, kann eine operative Rekonstruktion notwendig sein. Da sich der Sehnenstumpf zurückzieht und der Muskel schrumpft, ist es in diesen Fällen wichtig, dass der Riss nach dem Unfall schnellstmöglich operiert wird. Je frischer die Verletzung in der Sehne, umso besser stehen die Chancen, dass diese nach der OP vollständig wieder heilt.

Da die Schulter ohne Operation nicht zwingend wieder voll funktionsfähig ist, entscheiden sich junge Sportler*innen und Menschen mit handwerklichen Berufen oft für einen operativen Eingriff.

Das Ergebnis ist abhängig von der gewählten Methode und eventuellen Vorschädigungen des Gelenks. Sechs bis neun von zehn Operationen führen zu einer deutlichen Besserung. Auch nach einer OP kann es Jahre später erneut zu Problemen mit der Rotatorenmanschette kommen.

Wenn eine konservative Therapie über sechs Monate hinweg nicht die gewünschte Besserung herbeigeführt hat, kann ebenfalls eine Operation erfolgen.

Um sich einen Zugang zur Sehne verschaffen, können Ärzt*innen zwischen drei verschiedenen Verfahren wählen:

  • Schlüssellochchirurgie (Gelenkspiegelung, Arthroskopie): Durch einen kleinen Hautschnitt werden eine Kamera (Endoskop) und die OP-Instrumente eingeführt.
  • offene Operation: Die Sehne wird durch einen größeren Hautschnitt offengelegt.
  • Mini-open-Operation: Kombination aus Schlüssellochchirurgie und offener OP.

Meist kommt die Schlüssellochtechnik zum Einsatz. Ihr Vorteil besteht darin, dass der kleine Hautschnitt deutlich schneller abheilt. Außerdem dient die Gelenkspiegelung zugleich der Diagnose und der Therapie: Wird ärztlich festgestellt, dass eine Operation nicht nötig ist, kann der Eingriff beendet werden. Erweist sich der Riss bei der Spiegelung hingegen als gut operierbar, werden die dazu nötigen Schritte direkt vorgenommen. Zur Auswahl stehen verschiedene Methoden:

  • subakromiale Dekompression: Die Verengung des Schultergelenks beim subakromialen Impingement wird verringert.
  • Verschluss der Rotatorenmanschette durch eine Naht

Physiotherapie ist nach einer OP wichtiger Bestandteil der Behandlung. Die Beweglichkeit und Kraft der Schulter lassen sich nur durch gezielte Übungen wiederherstellen.

Ist die Rotatorenmanschette stark geschädigt und nicht mehr zu reparieren, kann es zu einer Schulterarthrose kommen. Hier kann mitunter die Implantation einer Schulterprothese notwendig sein. Diese ist oftmals in der Lage, Schmerz und Funktion deutlich zu verbessern.

Rotatorenmanschettenruptur: Wie lange krank?

Der Krankheitsverlauf bei einem Sehnenriss in der Rotatorenmanschette ist langwierig. Auch wenn eine konservative Therapie erfolgt, leiden die Betroffenen meist monatelang unter Schmerzen.

Eine Operation wird meist ambulant oder im Rahmen eines kurzen Krankenhausaufenthalts durchgeführt. Ob und wie lange Betroffene im Krankenhaus bleiben müssen, hängt auch vom Verlauf der Operation und eventuellen Vorerkrankungen ab. Im Anschluss an die operative Rekonstruktion wird der Arm in der Regel zunächst ruhiggestellt.

Sowohl nach einer OP als auch nach einer medikamentösen Behandlung kann die Schulter dauerhaft versteifen (Frozen Shoulder). Zudem ist es möglich, dass die Schulterschmerzen trotz Therapie nicht vollständig abklingen.

Eine OP geht zudem immer mit Risiken wie Wundheilungsstörungen und Infektionen einher. Außerdem können bei dem Eingriff Nerven geschädigt und Gefäße verletzt werden. In jedem Fall entstehen bei einer OP bleibende Narben.

Rotatorenmanschettenruptur: Wie lange krankgeschrieben?

Wie lange Betroffene nach einem Rotatorenmanschettenriss arbeitsunfähig sind, richtet sich danach,

  • wie stark die Beschwerden sind,
  • welche Behandlung notwendig ist und
  • welchen Beruf die Person ausübt.

Wer im Job keiner körperlich anstrengenden Tätigkeit nachgehen und nicht Auto fahren muss, kann bereits nach einigen Wochen wieder arbeiten. Komplikationen und Folgeschäden können die Dauer der Arbeitsunfähigkeit verlängern. Auch auf Sport müssen Betroffene vorerst verzichten.

Folgeschäden bei Nichtbehandlung

Ein unbehandelter Riss der Rotatorenmanschette kann je nach Ausmaß der Verletzung zu Komplikationen führen, etwa zu einer Arthrose (Gelenkverschleiß) des Schultergelenks. Der Fachbegriff lautet Rotatoren-Defekt-Arthropathie (griechisch arthros = Gelenk, pathie = Krankheit).

Bei rechtzeitiger Behandlung ist die Gefahr bleibender Folgeschäden geringer.