Prostataentzündung (Prostatitis): Symptome und Behandlung
Ständiger Harndrang und Schmerzen im Unterleib: Eine Prostataentzündung kann verschiedene Beschwerden hervorrufen und ist meist sehr schmerzhaft. Bei welchen Warnzeichen sollten Betroffene handeln und wie erfolgt die Behandlung?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Fragen und Antworten zur Prostataentzündung
Eine Prostataentzündung macht sich unter anderem durch Beschwerden wie ständiger Harndrang, Probleme beim Wasserlassen, Unterleibsschmerzen und ein allgemeines Krankheitsgefühl bemerkbar. Diese Symptome können auch bei einer chronischen Prostataentzündung auftreten, sind jedoch meist schwächer ausgeprägt.
Eine akute Prostataentzündung dauert mitunter nur wenige Tage, sofern sie entsprechend behandelt wird. Bei etwa 50 Prozent der Betroffenen entwickelt sich eine chronische Form, die länger als drei Monate anhält. In rund 30 Prozent der Fälle hält die Entzündung über ein Jahr lang an.
Eine bakterielle Prostataentzündung lässt sich in der Regel gut behandeln und ist demnach heilbar. Bei der abakteriellen Form ist die Ursache oftmals unbekannt, weshalb der Verlauf und die Dauer bis zur Heilung mitunter langwierig sind.
Was ist eine Prostataentzündung?
Bei einer Prostataentzündung, auch Prostatitis genannt, kommt es zu einer Entzündung der Vorsteherdrüse beim Mann (Prostata). Die Prostata ist eine etwa vier Zentimeter große Drüse, die unterhalb der Blase liegt und zu den inneren, männlichen Geschlechtsorganen zählt. Die Vorsteherdrüse bildet ein milchiges Sekret, das sich beim Samenerguss den Spermien beimischt. Dieses Sekret sorgt dafür, dass die Spermien beweglich sind, und unterstützt sie so auf ihrem Weg zur weiblichen Eizelle.
Liegt in der Prostata eine Entzündung vor, geht diese meist mit starken Schmerzen und vor allem Problemen beim Wasserlassen sowie ständigem Harndrang einher. Die Ursache ist oftmals eine bakterielle Infektion – doch nicht immer müssen Bakterien verantwortlich sein.
Prostatitis: Häufigkeit
Eine Prostataentzündung kommt relativ häufig vor: Etwa 15 Prozent der Männer leiden mindestens einmal in ihrem Leben darunter. Das Risiko, an einer Prostatitis zu erkranken, steigt ab dem 40. Lebensjahr deutlich an. Im Durchschnitt sind Betroffene zwischen 40 und 50 Jahre alt.
Prostatitis-Syndrom: Formen der Prostataentzündung
Eine Prostataentzündung lässt sich verschiedenen Formen zuordnen. Die Einteilung erfolgt in der Regel nach der des National Institute of Health (NIH) festgelegten Einstufung anhand der Symptome, Ursachen und Dauer der Erkrankung:
- akute bakterielle Prostataentzündung: Bakterien als Auslöser
- chronische bakterielle Prostatitis: hält länger als drei Monate an
- chronische abakterielle Prostataentzündung (chronisches Beckenschmerzsyndrom): ohne Bakterien, entzündliche und nicht-entzündliche Unterform
- asymptomatische Form: es kommt zu keinen Symptomen
Prostataentzündung: Welche Symptome sind möglich?
Je nachdem, welche Form der Prostatitis vorliegt, unterscheiden sich die Symptome.
Symptome bei akuter bakterieller Prostataentzündung
Die typischen Symptome einer akuten bakteriellen Prostataentzündung sind:
- häufiger Drang zum Wasserlassen
- Brennen beim Wasserlassen, meist mit geringer Urinmenge
- Blut im Urin oder Sperma
- Schmerzen in der Blasenregion und im Dammbereich
- Schmerzen beim Stuhlgang
- Leistenschmerzen
- Schmerzen vor und/oder beim Samenerguss
- Übelkeit und Erbrechen
- Fieber und Schüttelfrost
- allgemeines Krankheitsgefühl mit Erschöpfung und Müdigkeit
Chronische Prostatitis: Symptome
Eine chronische bakterielle Prostataentzündung äußert sich durch ähnliche Symptome wie die akute Form. In der Regel kommt es jedoch nicht zu Fieber und Schüttelfrost – auch die Intensität der Beschwerden ist grundsätzlich geringer. Typisch für die chronische Prostatitis ist zudem ein schubweiser Verlauf mit abklingenden und wieder aufflammenden Entzündungszeichen. Diese Schübe können sich über viele Monate erstrecken.
Ein weiteres charakteristisches Anzeichen für eine chronische Entzündung der Prostata sind Erektionsstörungen.
Beim chronischen Beckenschmerzsyndrom (Chronic Pelvic Pain Syndrom, CPPS), hinter dem keine Bakterien als Auslöser stecken, kommt es zu ähnlichen Symptomen wie bei einer chronischen bakteriellen Prostatitis
Sonderfall: Symptome bei asymptomatischer Prostataentzündung
In seltenen Fällen kann es vorkommen, dass im Ejakulat oder im Prostatasekret eine erhöhte Anzahl an weißen Blutkörperchen festgestellt wird, der betroffene Mann aber keinerlei Schmerzen oder andere Symptome einer Prostataentzündung spürt. Derartige Fälle werden als asymptomatische Prostataentzündung eingestuft und meist zufällig im Rahmen einer Krebsvorsorge oder einer Unfruchtbarkeits-Untersuchung festgestellt.
Prostataentzündung: Wie erfolgt die Behandlung?
Welche Behandlung gegen eine Prostataentzündung hilft, richtet sich nach der Ursache: Stecken Keime hinter der Entzündung, gestaltet sich die Therapie anders als bei der abakteriellen Form. Entzündungshemmende Mittel können jedoch in beiden Fällen verschrieben werden.
Behandlung der bakteriellen Prostataentzündung
Bei der bakteriellen Prostataentzündung lindert die Einnahme von Antibiotika die Beschwerden in der Regel schnell.
- Im Fall einer mild verlaufenden akuten Prostataentzündung verordnet die*der Ärztin*Arzt in der Regel Antibiotika aus der Gruppe der Fluorchinolone, die der Patient zehn Tage lang einnimmt.
- Ist die Entzündung sehr stark ausgeprägt, wird Betroffenen möglicherweise ein Breitband-Antibiotikum gespritzt.
- Handelt es sich um eine chronische Entzündung, nimmt der Patient normalerweise vier bis sechs Wochen lang Antibiotika ein.
Verbleibt aufgrund der Prostataentzündung dauerhaft Urin in der Harnblase, besteht das Risiko erneuter Infekte. In diesem Fall kann es unter Umständen notwendig sein, die Prostata teilweise oder vollständig operativ zu entfernen.
Abakterielle Prostataentzündung behandeln
Bei einer abakteriellen Prostataentzündung wird meist versucht, diese durch eine Kombination verschiedener Mittel in den Griff zu bekommen. Beispielsweise können Fachleute neben den entzündungshemmenden Medikamenten auch sogenannte Alpha-1-Rezeptorenblocker verschreiben. Diese entspannen die Muskulatur der Prostata und der Blase und können somit die Blasenentleerung erleichtern.
Je nachdem, welche Ursache hinter der Entzündung vermutet wird, können weitere Maßnahmen sinnvoll sein, wie:
Psychotherapie: Bei psychischen Probleme als mögliche Auslöser des chronischen Beckenschmerzsyndroms kann eine Psychotherapie hilfreich sein.
Physiotherapie: Vor allem gezielte Beckenbodenübungen können dazu beitragen, die Symptome zu lindern.
Sitzbäder: Warme Sitzbäder können einen entzündungshemmenden Effekt erzielen und die Muskulatur entspannen.
lokale Wärmetherapie: Eine verordnete Wärmetherapie kann ebenso die Symptome lindern.
Prostataentzündung: Welche Hausmittel und Tipps können helfen?
Begleitend zur medikamentösen Therapie können bei einer Prostataentzündung Hausmittel und einige Tipps unterstützend helfen, die Symptome zu lindern. Dazu zählen:
regelmäßig Toilette aufsuchen: Die Blase regelmäßig zu leeren ist essenziell, um mögliche Erreger nach außen zu spülen.
viel trinken: Bei einer Prostataentzündung ist es ratsam, auf eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr zu achten, um die Blase durchzuspülen. Vor allem Blasen- und Nierentee haben einen entzündungshemmenden Effekt und kann bei einer Prostatitis lindernd wirken.
Unterkühlung meiden: Nasse Kleidung schnellstmöglich zu wechseln und warme Unterwäsche zu tragen, beugt einer Unterkühlung vor, die eine Entzündung der Prostata fördern kann.
Wärme: Das Auflegen einer Wärmflasche oder eines warmen Körnerkissens auf die schmerzenden Bereiche kann sich wohltuend auswirken.
Entspannung: Gezielte Muskelentspannungsübungen und autogenes Training wirken sich bei einigen Betroffenen lindernd auf die Erkrankung aus.
Prostataentzündung: Welche Ursachen kommen infrage?
Hinter einer Prostataentzündung können unterschiedliche Ursachen stecken. Manchmal löst eine Infektion mit Bakterien eine Prostatitis aus – eine Entzündung der Vorsteherdrüse kann jedoch auch ohne Beteiligung von Bakterien entstehen.
Ursachen: Bakterielle Prostataentzündung
Bei etwa fünf bis zehn Prozent der betroffenen Männer mit akuter Prostatitis ist der Auslöser eine bakterielle Infektion. Meist stecken Darmbakterien wie Escherichia coli oder Enteroccocus faecalis dahinter. Gelangen diese durch die Penisöffnung in die Harnwege, rufen sie dort zunächst eine Harnröhren- oder Blasenentzündung hervor. Wandern die Erreger dann über die Harnröhre in die Prostata ein, kann sich die Entzündung auf die Prostata ausweiten.
Bei Männern, die im Krankenhaus an einer Prostataentzündung erkranken, sind häufig Bakterien der Art Pseudomonas aeruginosa der Auslöser. Diese können zum Beispiel über Blasenkatheter in die Harnwege der Betroffenen gelangen. Seltener entsteht eine bakterielle Prostataentzündung als Folge von Geschlechtskrankheiten. In diesem Fall handelt es sich bei den Erregern mehrheitlich um Chlamydien.
Hält eine akute, bakterielle Prostataentzündung länger als drei Monate an, ist sie in eine chronische Prostatitis übergegangen. Dabei lassen sich nach wie vor Bakterien nachweisen, die Symptome sind jedoch schwächer ausgeprägt als bei der akuten Form.
Risikofaktoren einer bakteriellen Prostataentzündung
Es gibt eine Reihe von Risikofaktoren, die eine Prostataentzündung begünstigen, wie beispielsweise:
- frühere Entzündung der Prostata
- wiederkehrende Harnwegsinfekte
- Katheter und Operationen im Urogenitalbereich
- Immunschwäche
- Diabetes mellitus, da der erhöhte Zuckeranteil im Urin Bakterien als Nährboden dient
- ungeschützter Analverkehr
Unter diesen und anderen Umständen kann es leicht passieren, dass Bakterien in die Harnwege gelangen und dort eine Entzündung auslösen. Geht diese auf die Prostata über, kann eine Prostataentzündung die Folge sein.
Was verursacht das chronische Beckenschmerzsyndrom?
Bei einer abakteriellen Prostataentzündung lassen sich keine Bakterien nachweisen. Es finden sich jedoch weiße Blutkörperchen in der Prostataflüssigkeit und im Sperma. Weiße Blutkörperchen sind Abwehrzellen, die darauf hindeuten, dass der Körper gegen eine Entzündung kämpft. Wie bei einer chronischen Prostatitis halten die Beschwerden des chronischen Beckenschmerzsyndroms mindestens drei Monate an.
Was diese Entzündung hervorruft, ist nicht vollständig geklärt und unter Fachleuten umstritten. Wahrscheinlich entsteht sie durch ein Zusammenspiel verschiedener Einflüsse.
Eine Rolle spielen könnten etwa folgende Faktoren:
- eine gestörte Immunantwort
- Störungen im zentralen Nervensystem, die sich auf die Nerven und Muskeln des Urogenitaltrakts auswirken und dazu führen, dass der Betroffene seine Blase nicht mehr wie gewohnt entleeren kann
- psychische Probleme wie Stress, Traumata, Ängste oder Depression
Eine weitere vermutete Ursache des chronischen Beckenschmerzsyndroms ist eine versteckte Infektion. Diese Annahme ist jedoch umstritten.
Wie lässt sich eine Prostataentzündung diagnostizieren?
Der erste Schritt im Rahmen der Diagnose einer Prostatitis stellt die ausführliche Befragung des Patienten dar (Anamnese). Bereits die beschriebenen Beschwerden können einen ersten Hinweis geben. Danach wird die Prostata untersucht und abgetastet, was als digital-rektale Untersuchung (DRU) bezeichnet wird. Fühlt sie sich warm und geschwollen an und verspürt der Patient beim Abtasten Schmerzen, spricht dies für eine akute bakterielle Entzündung.
Zur Absicherung der Diagnose werden zudem eine Urinuntersuchung und eine Blutuntersuchung veranlasst, um die Entzündungswerte zu kontrollieren. Möglicherweise wird auch eine Laborkontrolle des Ejakulats angeordnet sowie ein Ultraschall der Prostata durchgeführt. Diese Diagnosemaßnahmen sind vor allem zur Feststellung einer chronisch bakteriellen Prostataentzündung essenziell, da etwa zwischen zwei Entzündungsschüben keine Auffälligkeiten am Organ ertastbar sind.
Urinuntersuchung bei chronischer Prostatitis: 4-Gläser-Probe
Um eine chronische Prostatitis zu erkennen, reicht eine einzige Urinprobe nicht aus. Denn wenn der Urin weiße Blutkörperchen (Leukozyten) und Bakterien enthält, kann dies auch auf einen Harnwegsinfekt hindeuten. Deshalb ist die sogenannte 4-Gläser-Probe (auch Viergläserprobe) zur Diagnose wichtig:
- Anfangsurin: In ein erstes Gefäß lässt der Patient die ersten 10 Milliliter des Urins fließen.
- Mittelstrahlurin: In einem zweiten Gefäß fängt er den Urin des Mittelstrahls auf.
- Prostatasekret: Dann folgt eine ärztliche Massage der Prostata durch den Enddarm, bei der das Prostatasekret aufgefangen wird.
- Anfangsurin nach Prostatamassage: Nach der Prostatamassage uriniert der Patient erneut und sammelt dabei die ersten 10 Milliliter des Urinstrahls im vierten Gefäß.
Bei der Auswertung der 4-Gläser-Probe ist von Interesse, ob Erreger und Entzündungsparameter in der dritten und vierten Probe nachweisbar sind. Dies deutet dann auf eine Prostataentzündung hin.
Finden sich eine erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen, aber keine Bakterien in der Prostataflüssigkeit, im Urin und im Sperma, ist der Patient möglicherweise an einer abakteriellen Prostataentzündung erkrankt.
Prostataentzündung: Verlauf und Prognose
Die akute Prostataentzündung lässt sich meist gut behandeln. Wenn der Patient die verschriebenen Antibiotika wie verordnet einnimmt, gehen die Schmerzen und die weiteren Symptome normalerweise bereits innerhalb von etwa 36 Stunden zurück. Nach wenigen Tagen sollten die Beschwerden der Prostatitis deutlich nachgelassen haben.
Eine chronische Prostataentzündung dauert mehrere Monate und verläuft typischerweise in Schüben, zwischen denen der Patient kaum oder überhaupt keine Beschwerden verspürt. Die chronische Prostatitis ist in der Regel hartnäckiger als die akute: Häufig zeigt die Antibiotika-Therapie erst nach einigen Wochen Wirkung.
Mögliche Komplikationen einer Prostatitis
Eine akute Prostataentzündung kann bei unzureichender Behandlung einen Abszess der Prostata verursachen. Dabei kommt es durch die Entzündung zu einer Eiterabkapselung, die chirurgisch entfernt werden muss.
Möglich ist auch, dass sich die Entzündung auf umliegendes Gewebe und Organe ausbreitet und so etwa eine Hoden- und/oder Nebenhodenentzündung folgt. Zudem wird auch vermutet, dass die Prostatitis einen Risikofaktor für eine gutartige Prostatavergrößerung oder Prostatakrebs darstellt. Dieser Zusammenhang ist jedoch wissenschaftlich noch nicht belegt.
Lässt sich einer Prostataentzündung vorbeugen?
Die frühzeitige ärztliche Behandlung von Harnwegsinfekten kann einer Keimverschleppung zur Prostata und somit einer Entzündung vorbeugen. Auch durch die Verwendung von Kondomen lässt sich einer Prostataentzündung durch Erreger bestimmter Geschlechtskrankheiten vorbeugen.
Wer bereits an einer Prostataentzündung erkrankte, sollte erste Anzeichen ernst nehmen und ärztlichen Rat einholen. Möglicherweise tragen auch pflanzliche Mittel mit Kürbiskernen oder etwa Roggenpollenextrakt dazu bei, einer Prostatitis vorzubeugen. In der urologischen Praxis oder Apotheke können Männer dazu beraten werden.