Postnasal-Drip-Syndrom: Ursachen und Symptome
Das Postnasal-Drip-Syndrom führt typischerweise zu Beschwerden wie Schleim im Rachen, häufigem Räuspern und Reizhusten. Es gilt als eine der häufigsten Ursachen für chronischen Husten. Erfahren Sie mehr darüber, wie es zum Postnasal-Drip-Syndrom kommen kann und wie die Behandlung aussieht.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Symptome beim Postnasal-Drip-Syndrom
Das Postnasal-Drip-Syndrom (PNDS) wird auch als Hustensyndrom der oberen Atemwege (Upper Airway Cough Syndrome) bezeichnet. Die typischen Symptome sind:
- Gefühl von Schleim im Hals zwischen Nase und Rachen
- Gefühl, sich ständig räuspern zu müssen
- (chronischer) Husten/Reizhusten, der sich nachts beziehungsweise im Liegen oft verschlimmert
Möglicherweise fühlt sich der Hals auch kratzig oder sogar wund an. Auch kann ein Fremdkörper- oder Kloßgefühl im Hals auftreten.
Der abfließende Schleim kann beim Postnasal-Drip-Syndrom weitere Symptome hervorrufen:
- Heiserkeit
- verstopfte Nase, fühlt sich zugeschwollen an
- ab und zu laufende Nase, sodass man sich häufiger die Nase putzen muss
- Halsschmerzen
- Druck im Ohr
Blockiert der abfließende Schleim die Ohrtrompete und stört dadurch die Luftzufuhr vom Nasenrachen zum Mittelohr, kann es unter Umständen zu einer Mittelohrentzündung und dadurch zu Ohrenschmerzen kommen.
Ebenso kann sich eine Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) entwickeln, wenn der Schleim den Verbindungsgang von der Nase zu den Nasennebenhöhlen blockiert.
Ursachen für das Postnasal-Drip-Syndrom
Nase und Nebenhöhlen sind mit Schleimhäuten ausgekleidet. Dass dort Schleim produziert wird, ist normal. Dieser ist sehr wichtig, denn er hilft dabei, die Atemwege feucht zu halten. Im Schleim sammeln sich außerdem kleine Partikel oder Erreger wie Viren und Bakterien. Sie können mit dem Schleim über den Rachen in den säurehaltigen Magen oder auch durch Niesen oder Naseschnäutzen zum Teil wieder aus der Nase abtransportiert werden. Gelingt das rechtzeitig, können Infektionen sogar oft verhindert werden.
Solange sich die Schleimproduktion im normalen Rahmen bewegt, merken wir davon in der Regel kaum etwas. Der Schleim fließt von der hinteren Nase in den Rachen ab und wird einfach mitgeschluckt. Das kann sich jedoch schnell ändern, sobald die Nase mehr Schleim als gewöhnlich produziert oder dieser zäher als sonst ist. Der ständig nachtröpfelnde Schleim staut sich dann im Rachen und macht sich unangenehm bemerkbar. In diesem Fall spricht man von einem Postnasal-Drip-Syndrom, was übersetzt etwa "Träufeln der hinteren Nase" bedeutet.
Gelangt der abfließende Schleim auch in die unteren Atemwege (Bronchien) und ruft dort Beschwerden wie Husten oder gar eine akute Bronchitis hervor, bezeichnen Fachleute dies als sinubronchiales Syndrom. Das Postnasal-Drip-Syndrom zählt mit zu den häufigsten Ursachen für chronischen Husten und Schleim im Hals. Zum Teil werden die Begriffe sinubronchiales Syndrom und Postnasal-Drip-Syndrom gleichbedeutend verwendet.
Das Postnasal-Drip-Syndrom ist im Grunde jedoch keine eigenständige Erkrankung. Vielmehr ist es ein Symptomkomplex, der als Folge verschiedener anderer Erkrankungen entsteht, die mit einem übermäßigen Schleimfluss im Nasenrachenraum einhergehen können.
Mögliche Ursachen für solch eine übermäßige Schleimproduktion der Schleimhäute können zum Beispiel sein:
- Entzündungen durch Virusinfekte wie Schnupfen, Erkältung oder Grippe
- allergischer Schnupfen (z. B. Heuschnupfen)
- Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis)
- verkrümmte Nasenscheidewand
- verdickte Nasenmuscheln
- Nasenpolypen
- Nasentumoren
- sehr kalte oder sehr trockene Luft
- bestimmte Lebensmittel (z. B. scharfes Essen)
- Reizstoffe (wie Rauch, aber auch Dämpfe von Chemikalien, Reinigungsmitteln oder Parfüms)
- in der Nase steckende Objekte (bei Kindern eine häufige Ursache)
Weitere Ursachen durch andere Erkrankungen oder Bedingungen können sein:
Schwangerschaft: Ursache ist hier ein sogenannter Schwangerschaftsschnupfen (Schwangerschaftsrhinitis). Die hormonellen Veränderungen in der Schwangerschaft wirken sich auch auf die Nasenschleimhäute aus und führen dazu, dass sie stärker durchblutet und überempfindlich für Reize werden. Als Folge schwillt die Nase zu oder beginnt zu laufen. Läuft der Schleim dabei auch in den Rachen ab, kann es außerdem zu einem Postnasal-Drip-Syndrom kommen.
Schluckstörungen: Dadurch kann sich Schleim oder Speichel im Rachen ansammeln und sich ähnlich anfühlen wie beim Postnasal-Drip-Syndrom. Solche Schluckstörungen können sich unter anderem mit zunehmendem Alter entwickeln, aber auch, wenn Magensäure zurück in die Speiseröhre fließt (Reflux). Beim sogenannten stillen Reflux, wenn also der Säurerückfluss keine weiteren Beschwerden wie etwa Sodbrennen verursacht, wird der Zusammenhang zum Schleim im Rachen oft erst spät erkannt.
Außerdem können auch Autoimmunerkrankungen und verschiedene Medikamente ursächlich für ein PNDS verantwortlich sein.
Diagnose des Postnasal-Drip-Syndroms
Beim Postnasal-Drip-Syndrom geben in der Regel die typischen Symptome, wie das Gefühl von Schleim im Rachen, häufiges Räuspern oder Reizhusten sowie die Krankengeschichte erste Hinweise auf die Diagnose. Da das PNDS genau genommen keine eigenständige Erkrankung ist, sondern die Folge einer oder mehrerer anderer Erkrankungen, gilt es, möglichst die tatsächlichen Ursachen herauszufinden.
Nach dem Arztgespräch werden deshalb meist Nase und Rachen auf Krankheitsanzeichen hin untersucht. Von Interesse ist dabei unter anderem, ob
- es Anzeichen einer akuten oder chronischen Infektion der Nase oder der Nebenhöhlen gibt.
- es bekannte oder möglicherweise neu aufgetretene Allergien gibt.
- eine Schwangerschaft vorliegt.
- die Beschwerden sich bei kalter oder trockener Luft verstärken.
- es Anzeichen für Magenprobleme wie eine Refluxkrankheit oder stillen Reflux gibt.
- Medikamente eingenommen werden, die zu Beschwerden wie einem Reizhusten als Nebenwirkung beitragen könnten (z. B. ACE-Hemmer).
Um die Ursachen genau abzuklären, können verschiedene Untersuchungen notwendig sein. Infrage kommen zum Beispiel:
- Allergietests
- Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie, MRT) des Schädels
- Computertomographie des Schädels
- Nasenspiegelung
- Kehlkopfspiegelung
Therapie beim Postnasal-Drip-Syndrom
Beim Postnasal-Drip-Syndrom richtet sich die Behandlung vor allem nach den vermuteten Ursachen und erfordert oft die Zusammenarbeit von Ärzt*innen verschiedener Fachrichtungen (z. B. Gastroenterologie und Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde/HNO). Hauptziel ist es letztlich, die Belüftung der Nase beziehungsweise der Nasennebenhöhlen zu verbessern und möglicherweise aufgestaute Sekrete abfließen zu lassen. In vielen Fällen ist die Behandlung langwierig und kann einige Wochen bis Monate dauern.
Steht das Postnasal-Drip-Syndrom mit einer Allergie im Zusammenhang, können Antiallergika helfen. Infrage kommen zum Beispiel Antihistaminika oder Glukokortikoide, letztere meist in Form von Nasenspray. Diese Medikamente sollen dabei helfen, den allergischen und entzündlichen Prozessen entgegenzuwirken und die infolge der allergischen Reaktion überaktiven Nasenschleimhäute zu beruhigen und abschwellen zu lassen.
Weitere Behandlungen und Hausmittel, die je nach Ursache helfen, das PNDS loszuwerden:
- abschwellende Nasensprays (nicht länger als 10 Tage anwenden)
- schleimlösende Medikamente (sog. Sekretolytika)
- Antibiotika (bei Verdacht auf eine bakterielle Sinusitis)
- Nasenspülungen (sog. Nasendusche) mit einer isotonen Salzlösung oder der regelmäßige Gebrauch von salzhaltigem Nasenspray
- Inhalieren von Wasserdampf
- Hustenstiller (vorübergehend bei starkem Reizhusten)
- schlafen mit erhöhtem Oberkörper
- heiße Suppen oder Getränke
Führen eine verkrümmte Nasenscheidewand oder verdickte Nasenmuscheln immer wieder zu Problemen mit den Nebenhöhlen, können auch operative Eingriffe eine Option sein. In der Regel ist das jedoch nicht nötig.